Bewertung

Review: #4.06 Blutsbande

Foto: Ajuawak Kapashesit & Oliver Finnegan, Outlander - Copyright: 2018, 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Ajuawak Kapashesit & Oliver Finnegan, Outlander
© 2018, 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

In dieser Episode stehen erneut alte Bekanntschaften im Mittelpunkt. Während es in der letzten Woche die pure Freude war, die Wiedervereinigung von Murtagh und den Frasers zu erleben, sieht es dieses Mal mit Lord John Grey und William jedoch etwas anders aus. Es liegt viel Spannung in der Luft und "Outlander" schafft es, diese in eine sehr wirkungsvolle Episode umzuwandeln.

Murtagh

Zuerst möchte ich mich mit Murtagh befassen, denn erst in den letzten Minuten von #4.05 Flüchtiges Glück erreichte er Fraser's Rigde und so hatten wir noch keine Gelegenheit, ihn dort im Zusammenspielt mit Jamie und Claire zu sehen. Es ist einer der beiden Punkte, die mir an dieser Folge negativ aufgefallen sind. So hätte ich erwartet, dass man uns ein wenig Zeit mit Murtagh und den Frasers gibt, bevor es zu einer weiteren großen Wiedervereinigung kommt. Schließlich war Murtagh in der Vergangenheit eine wichtige Stütze für die beiden und hat mit dem Steuerproblem auch eine eigene Storyline, doch sowohl die Freundschaft von Murtagh und Jamie als auch die von Murtagh und Claire wird in dieser Woche arg in den Hintergrund gerückt. Durchklingen darf nur das Thema Steuern und das auch nur, um der ohnehin schon angespannten Runde zum Essen bei den Frasers noch etwas mehr Würze zu verleihen. Murtagh, der eigentlich immer wie ein enger Vertrauter wirkte, erscheint in dieser Konstellation wie ein Außenseiter, denn er weiß wenig bis nichts über Jamies Vergangenheit mit Lord John und seine Figur wird bei dem gemeinsamen Gespräch auf seine politischen Ansichten beschränkt.

Die Handhabung von Murtagh sieht für mich ähnlich aus wie die der Indianer, was mich zum zweiten Kritikpunkt bringt. Ich hatte mich sehr auf das Miteinander zwischen den Indianer und den Frasers gefreut, doch die ersehnten Szenen sind bisher sehr spärlich gewesen, genau wie es in dieser Episode die Freundschaftsmomente mit Murtagh waren. Man hat ihn im Gegenteil sogar etwas im Regen stehen lassen und seine Reaktion auf Jamies Offenbarung, um wen es sich bei William handelt und wer seine Mutter ist, wirkten sogar wie Eifersucht von Murtaghs Seite aus. Das passt nicht recht ins Bild, schließlich haben sich Jamie und Murtagh sehr lange nicht gesehen und brauchen sicher eine Weile, um dem anderen zu erzählen, was sie erlebt haben. Hätten die Autoren sich dafür die Zeit genommen, wäre die Eifersuchtsszene nicht nötig gewesen.

Lord John Grey

Ich muss gestehen, dass ich in Staffel 3 kein Fan von Lord John war, zu sehr erinnerte er mich an Black Jack, der ebenfalls einen eigenartigen Narren an Jamie gefressen hatte. Dennoch war das Wiedersehen von Lord John, Jamie und William eine fesselnde Geschichte. Die Gefühle, die Lord John für Jamie hegt, werden einem schlagartig wieder bewusst und ich gratuliere den Schauspielern dazu, dass sie diesen blass gewordenen Eindruck so schnell wieder auffrischen konnte. Jeder Blick, den Lord John Jamie zuwarf, spiegelte in seinen Augen die Sehnsucht wieder, die er die letzten Jahre über empfunden hat und erschafft ein Beziehungsdreieck auf Fraser's Ridge, in dem Claire sich sehr unwohl fühlt. Zwischen ihr und Lord John herrscht vom ersten Moment an angespannte Zurückhaltung, die Caitriona Balfe meisterhaft zu vermitteln weiß. Kurze scharfe Blicke und ein angespanntes Lächeln von Claires Seite werden abgelöst von der unangenehmen Erkenntnis, dass es an ihr ist, sich um John zu kümmern und dafür zu sorgen, dass William nicht noch einen weiteren Elternteil verliert.

Man sitzt wie auf heißen Kohlen, als Claire Lord John pflegt und jener im Fieber ungeniert von seiner Zeit mit Jamie erzählt. Claires Nerven sind zum Zerreißen gespannt und es scheint so, als würde Lord John es genießen, sie so aufgewühlt zu sehen, während er selbst von Eifersucht getrieben wird. Die Nähe zwischen Jamie und Claire ist allgegenwärtig und etwas, was Lord John bisher nie erleben durfte, weshalb es so wirkt, als würde er den Schmerz darüber an Claire auslassen, indem er ihr seine gemeinsame Zeit mit Jamie unter die Nase reibt. Die Szenen mit den beiden stellen einen gekonnten Kontrast zu Jamies Ausflug mit William dar, denn während Jamie versucht, seinem Sohn nahe zu kommen, vergrößert sich die Kluft zwischen Lord John und Claire immer mehr. Dennoch bringt man das Gefühlschaos zwischen den beiden zu einem runden Ende und lässt sie freundschaftlich auseinander gehen. Dies bildet einen befriedigenden Abschluss des Buhlens der beiden.

William

Jamie hat zwei Kinder, konnte jedoch keines von beiden aufwachsen sehen. Sowohl Brianna als auch William wurden von anderen Männern großgezogen und Jamie ergab sich wissentlich und bereitwillig in dieses Schicksal, um seinen beiden Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Es ist wirklich tragisch, dass ein so einfühlsamer Charakter wie Jamie nie die Freuden des Vaterseins erleben durfte.

Während des Ausfluges von Jamie und William spekulierte man die ganze Zeit, ob Jamie ihm sagen wird, dass er sein Vater ist. Einerseits finde ich es schön, dass Jamie sich bedeckt hielt, schließlich hat er die Entscheidung, William in andere Hände zu geben, aus einem guten Grund getroffen. Andererseits gönnt man es Jamie sehr, sich als Vater beweisen zu können. Wie er William bei der Jagd anwies und mit dem Jungen sein Wissen teilte, waren schöne Vater-Sohn-Momente.

Was auch sehr berühren konnte, war der Abschied von Jamie und William. Anders als bei ihrer ersten Trennung, bei der sich Jamie bewusst nicht zu William umdrehte, schenkt William Jamie nun Hoffnung und wirft ihm bei Davonreiten noch einmal ein Lächeln zu. Zwar weiß Willi nicht, dass Jamie sein Vater ist, dennoch konnte auch er die Verbundenheit zu ihm spüren und er wusste noch, wie schwer es ihn traf, als Jamie ihn ohne einen Blick zurück verließ. Ich bin gespannt, ob William jemals erfahren wird, wer Jamie wirklich ist, schön fände ich jedoch, wenn es eine Art unausgesprochenes Geheimnis bleibt.

Der Ring

Das intensive Wiedersehen mit Lord John und William hat einen bleibenden Eindruck bei Jamie und Claire hinterlassen. Dennoch nutzt man die letzten Minuten der Episode, um uns die beiden als Paar zu zeigen. Vertraute Berührungen und sanfte Blicke unterstreichen den innigen Moment, als Jamie Claire in der Badewanne liebkost. Der krönende Abschluss ist dann der Ehering, den Jamie durch Murtagh nun anfertigen ließ. Da ich gerade begonnen habe Feuer und Stein, das erste Buch von Diana Gabaldon, zu lesen, ist mir schnell aufgefallen, dass hier in Staffel 1 etwas abgeändert wurde und Claire in der Serie von Jamie nicht den Ring erhielt, den Buchsfans erwartet haben. Es ist eine nette Idee, dies nun nachzuholen, denn jetzt überreicht Jamie seiner Frau genau den Ring, der uns im Buch beschrieben wurde.

Kurze Eindrücke

  • Überraschend hat Jamie eines seiner Kinder nach Jahren der Trennung wiedergesehen und er rechnet ganz sicher nicht damit, dass Brianna ebenfalls auf dem Weg zu ihm ist. Da ich davon ausgehe, dass Brianna ihre Eltern bald treffen wird, freue ich mich schon jetzt auf ihre Begegnung mit Jamie.
  • Leider gab es dieses Mal keinen Einblick in Briannas Reise. Zuletzt haben mir diese Szene immer sehr gut gefallen, dennoch ist es mir nicht negativ aufgefallen, dass man die Geschichte diese Woche pausieren lässt.
  • Der Grund für Briannas Reise ist das Feuer, dass ihre Eltern töten wird. Ob es etwas mit den Indianern zu tun hat?
  • Was hatte es mit der Schlage nach dem Intro auf sich? Wurde die Szene später gestrichen?
  • Es ist lustig, wenn man gerade mit der Romanvorlage zur Serie beginnt und einem dann augenblicklich Kleinigkeiten aus dem Buch ins Auge springen. Neben dem Ring ruft man hier eine weitere Szene aus dem Buch ins Gedächtnis, als Jamie mit bloßer Hand den Fisch fängt.
  • Als sich John und Jamie die letzten Male (im Gefängnis, auf Helwater, auf Jamaika) trafen, war Jamie stets in der Position des Bittstellers. Nun sitzen sie sich endlich ebenbürtig gegenüber, was schön anzusehen war.
  • Erneut ist Ian mit den Indianern unterwegs und so enthält man uns wieder eine Geschichte vor, die ich nur zu gern gesehen hätte.

Fazit

Es gibt ein erneutes Wiedersehen, mit dem ich nicht gerechnet habe. Für Jamie ist es eine sehr bewegende Episode, die durchweg unterhalten konnte.

Marie Florschütz - myFanbase

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