Bewertung

Review: #1.05 Tribut

Bei einer neuen Serie ist es doch eine große Erleichterung, wenn diese nach einem kurzen Ausrutscher nach unten, wie es die letzte Episode leider darstellte, sofort wieder zu hoher Qualität zurückfindet. Denn ein paar Probleme kann man gerne verzeihen, sollte sich eine vielversprechend angelaufene Serie aber zu bald in Richtungen entwickeln, mit denen man auf Dauer nichts anfangen kann, wäre dies doch sehr problematisch. Darüber muss ich mir bei "Outlander" wohl aber so schnell keine Gedanken machen, denn mit #1.05 Tribut hat mich die Serie sofort wieder gepackt. Die Episode glänzt durch einen großartigen inhaltlichen Aufbau, in dem Stufe für Stufe sowohl die Folge weiterentwickelt und zu einem logischen Kulminationspunkt geführt wird, aber auch die Gesamtserie auf mehreren Ebenen vorangetrieben wird.

Eins muss ich aber noch vor der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dieser Episode erwähnen: Ich hoffe der Tourismusverband von Schottland sponsort "Outlander" in irgendeiner Form, denn es ist atemberaubend, wie wunderschön die Landschaft im Allgemeinen, aber auch gerade in dieser Episode zur Geltung kommt. Nach einiger Zeit, die wir mehr oder weniger innerhalb der Mauern von Burg Leoch verbracht haben, sind wir hier nun wieder unterwegs in den Highlands und es ist einfach nur ein Augenschmaus, wie diese Landschaft hier dargestellt wird. Schon allein dafür würde sich "Outlander" lohnen, aber zum Glück sind wir nicht nur auf optische Schmankerl beschränkt.

Denn in dieser Episode werden einige wichtige Schritte vollzogen. Claire durchläuft eine enorme Entwicklung in ihrer Beziehung zu den Männern des MacKenzie-Clans, die sich über den Zeitraum dieser Folge erstrecken. Ist sie am Beginn noch voller Gedanken an ihre bevorstehende Flucht und hat demzufolge auch keinen Sinn dafür, sich auf die Feinheiten der Gepflogenheiten der Clan-Männer einzulassen, kommt sie diesen doch Schritt für Schritt immer näher, und mit ihr auch wir Zuschauer. Ich mag diese enge Verknüpfung der Zuschauerperspektive zur Wahrnehmung der Umgebung von Claire. Was sicher auch viel damit zu tun hat, dass die sehr gelungen umgesetzt ist. Wie wir hier Schritt für Schritt durch Claires Augen dieselben Handlungen der Männer immer wieder mit neuen Augen sehen, macht die Geschichte immer wieder spannend. Zumal man dabei ebenfalls die Entwicklung durchläuft, die einen immer besser an den Punkt bringt, dass man versteht, warum Claire vielleicht doch auch gerne in den Highlands und in der Vergangenheit bleiben mag.

Die Erkenntnis, dass Dougal und seine Männer eben doch keine Diebe sind, sondern Separatisten, die sich gegen die Engländer erheben wollen, ist dabei natürlich eine entscheidende. Dieses Motiv lässt sein komplettes Verhalten in dieser Episode, das Eintreiben der Gelder und das schamlose Ausnutzen von Jamies Verletzungen in einem komplett anderen Blickwinkel erscheinen. Dazu kommt Claires Wissen über die Ausweglosigkeit ihres Unterfangens, was sie ihr eigenes Verhalten noch mehr überdenken lässt, als es ihre schwierige Grundsituation als Zeitreisende eh schon tut. "Outlander" hat es so schon in wenigen Episoden geschafft eine unheimlich faszinierende Welt gespickt mit historischem Kontext und einer zusätzlichen Science Fiction Ebene dank der Zeitreisenproblematik zu erschaffen. Ich bin wirklich beeindruckt.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt hier ist der Umgang zwischen Claire und den anderen Männern des Clans. Zwischen ihnen liegen Jahrhunderte der zivilisatorischen Weiterentwicklung, plus einiges an Frauenemanzipation. Ein paar der Story-Elemente hier sind dabei sicher nicht neu, denn das die harten Männer Claire gegen die Außenseiter verteidigen oder das Claire durchaus in der Lage ist einen schmutzigen Witz zu reißen, sind sicher nicht die originellsten Einfälle, aber abgerundet durch Claires sensiblen Umgang mit Ned und die immer noch sehr komplizierte Beziehung zu Dougal wirkt die Gesamtheit dieser Storyelemente dennoch sehr überzeugend und unterhaltsam.

Ebenso überzeugend war auch Claires Kennenlernen der Sitten und Bräuche der Frauen in den Dörfern, welches eines der absoluten Highlights dieser Episode für mich darstellte. Besonders wichtig war dies für mich, weil die Episode dank der Tatsache, dass Claire eben mit einer Gruppe an Clan-Männern unterwegs ist, sonst zu arg testosteronlästig geworden wäre. So haben wir hier einen der ausführlichsten Blicke in die weibliche Welt der damaligen Zeit erhalten, die die Serie bisher zu bieten hatte.

Auch Claires Annäherung an Jamie wird hier um einiges fortgeführt. Weiterhin ist Jamie einer der wenigen Vertrauten die Claire hat, auch wenn der manche ihrer Handlungen mit Skepsis sieht. Aber es ist weiterhin offensichtlich, dass sich zwischen ihnen etwas anbahnt und die körperliche Anspannung und sexuelle Chemie zwischen ihnen reizt man doch ordentlich aus. In Szenen wie ihrem nächtlichen Tête-à-Tête an Claires Zimmertür möchte man als Zuschauer ja einfach nur dazwischenrufen, dass sie sich doch endlich küssen sollten. Aber das ist natürlich volle Absicht, ich bin aber mal gespannt, wie lange man das Unvermeidliche nun noch hinauszögern wird.

Fazit

Eine absolut überzeugende fünfte Episode liefert "Outlander" hier ab, voller wunderschöner Landschaftsaufnahmen, einem gelungenen inhaltlichen Aufbau, der auch die Gesamthandlung voranbringt und natürlich einem ganz fiesen Cliffhanger. Wer möchte nicht wissen, was Claire erwidert, nachdem sie und Dougal von den Rotjacken so in die Enge getrieben wurde?

Cindy Scholz - myFanbase

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