Bewertung

Review: #1.06 Black Jack

Episode #1.06 Black Jack ist eine großartige Achterbahnfahrt der Emotionen. Die zwischenmenschliche Spannung ist vom ersten Moment der Folge an präsent und löst sich am Ende in einem wunderbar leichten Augenblick auf, der nach dieser so herausfordernden Episode wie eine pure Erlösung wirkt. Dabei ist die Anspannung hier auf Dialogebene immer spürbar, diese Anspannung bringt aber auch die Handlung um Riesenschritte voran. Nicht nur haben wir als Zuschauer einen ersten direkten Einblick in die mysteriöse Figur des Black Jack erhalten, am Ende der Episode erfahren wir gleich noch, dass Claire und Jamie heiraten müssen, um dem langen Schatten eben dieses Mannes zu entkommen.

Und dass es absolut elementar für Claire ist, sich nicht dem Ebenbild ihres geliebten, aber verlorenen Mannes auszuliefern wird im Laufe der Folge glasklar. Der gefühlt eine halbe Ewigkeit andauernde Dialog zwischen Claire und Jonathan Randall bildet unzweifelhaft das Kernstück dieser Episode und sowohl Tobias Menzies, als auch Caitriona Balfe zeigen dabei außergewöhnliche Schauspielleistungen. Dabei hatte Randall mich ebenso wie Claire im Laufe seiner Rekonstruktion der Ereignisse rund um Jamies brutale Bestrafung fast getäuscht. Er hat mich mit seinen Worten voll in seinen Bann gezogen, was gar nicht so einfach war, da ich die Flashback-Bilder der Auspeitschung nur durch meine Hände vor Augen verfolgen konnte, so brutal schmerzhaft wurden diese auch für den Zuschauer dargestellt. Aber Randalls Worte und Tobias Menzies Charisma haben eine hypnotische Wirkung ausgestrahlt, zumal man dank Claires Worten in Bezug auf das Trauma des Krieges durchaus bereit für Mitleid auch für den Täter des brutalen Aktes hatte. Aber am Ende zeigte Randall seines wahres Gesicht und seine Schlussfolgerung aus dieser Erfahrung, dass die Gewalt eigentlich ein Kunstwerk darstellt, ist einfach nur sadistisch. Und um alle Zweifel bei uns und die letzten Erinnerungen Claires an ihren geliebten Ehemann zu vertreiben, schlägt er Claire brutal zusammen und fordert sogar seinen Untergebenen auf, seinem Beispiel zu folgen.

Bevor es zu dieser Erkenntnis kam, vollführte Claire im Lager der Briten einen wahren Drahtseilakt, wobei gerade die Diplomatie trotz ihrer Intelligenz nicht gerade ihre Stärke bleibt. Ihr kurz sehr präsentes Gefühl der Heimatverbundenheit bei den Engländern weicht schnell ihrem Gerechtigkeitssinn gegen die Überheblichkeit der englischen Besatzer gegenüber den Schotten. Daraufhin wird auch hier, wie wir es bereits von den MacKenzies kennen ihre Loyalität in Frage gestellt. So ist jeder Moment der Leichtigkeit immer von einer gewissen Anspannung überlagert, vor allem am Beginn der Episode im Rahmen des Dinners von Claire mit den Engländern. Diese Spannung wird erweitert um ihre eigene Biographie, beziehungsweise das, was sie als solche ausgibt. Besonders amüsant an Claires Coverstory für Randall finde ich die Tatsache, dass sie dazu Handlungselemente aus Jane Austens "Stolz und Vorurteil" nutzt (dem geneigten Leser dürfte diese jedenfalls sehr an die Lydia-Wickham-Handlung erinnern), um eine glaubhafte Geschichte aus dem Stehgreif parat zu haben.

Dougals Rolle in dieser Episode ist dabei eher der eines passiven Begleiters, er hat im englischen Camp keinerlei Macht oder auch nur Befugnisse, im Gegenteil, er stellt für Claire durchaus eine Bedrohung dar, denn viele interpretieren ihren zivilisierten Umgang mit ihm als Verrat an der englischen Krone. Aber Dougal ist Claires Rettung vor der Rache Black Jacks und es ist Dougal, der den Plan ins Spiel bringt, sie solle Jamie heiraten. Denn als Frau eines schottischen Mannes habe Black Jack keinen Anspruch mehr auf sie. Und nach einer derart düsteren Episode endet diese dann doch noch mit zehn hochunterhaltsamen Minuten. Ich hab mich köstlich amüsiert über Dougals Glauben an das magische Wasser, das als Wahrheitsserum fungiert. Dazu kam die wunderbar charmante Szene zwischen Claire und Jamie über ihre gemeinsamen Ehepläne, das so vollkommen frei von Romantik, aber nichtsdestotrotz voller Chemie zwischen ihnen war. Zumal man mit dem lapidaren Geständnis von Jamie, dass er es ist der als Jungfrau in diese Ehe geht, ganz nebenbei die Klischees von historischen Liebesromanen und Geschichten über die reine, junge Maid, die sich von einem erfahrenen Mann verführen und in die Kunst der Liebe einführen lässt, auf den Kopf stellt. Das war ein wirklich gelungener Abschluss dieser Episode, der die Zuschauer trotz der brutalen Ereignisse in deren Mittelteil nun mit einem Lächeln auf dem Gesicht zurücklässt.

Cindy Scholz - myFanbase

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