Bewertung

Review: #1.08 Im Steinkreis

Nachdem ich "Outlander" in der vorherigen Episode so hoch gelobt habe und mich vor allem über die Darstellung der Sexualität gefreut hatte, geht es nun gerade auf diesem Gebiet im Staffelhalbfinale in meinen Augen deutlich bergab. Und das ist schade, denn die Handlung und die Geschehnisse, die man hier präsentiert sind zum Teil wirklich gelungen, aber sie werden für mich vom dunklen Schatten der dauerpräsenten sexuellen Gewalt überschattet. Ich bin es einfach leid, Geschichten zu sehen in denen die Gefahr für Frauen durch sexuelle Übergriffe und die ständige Androhungen von Vergewaltigungen transportiert wird. Es ist billig, einfallslos und klischeehaft und leider trifft das hier auf beide Geschehnisse zu, in denen Claire mit sexueller Gewalt bedroht wird. Wäre dies in einer Folge nur einmal vorgekommen, wäre es mir sicher auch sauer aufgestoßen, aber es hätte nicht derart den Gesamteindruck der Episode nach unten gedrückt. Aber gerade die Entscheidung, den Cliffhanger für die lange Ausstrahlungspause auf einen Moment zu legen, in der die halbnackte, erniedrigte Claire kurz davor steht, gegen ihren Willen penetriert zu werden um dann doch noch von ihrem strahlenden Ritter gerettet zu werden, verzeiht mir, darauf kann ich nur mit profanen Flüchen und einem ordentlichen Augenverdreher reagieren.

Schade, denn bisher hat mir die Serie wirklich gefallen und gerade auch im Umgang mit diesem leidigen Thema hat sie sich eigentlich immer auf der richtigen Seite der Geschmacksgrenze befunden. Aber diese beiden puren Erniedrigungsszenen, zuerst beim wahllosen Überfall der britischen Desserteure, gegen den sich Claire wenigstens noch aus eigener Kraft wehren konnte, und dann noch die finale Konfrontation mit Black Jack, waren mir einfach zu viel und zu billig.

Überhaupt hat der Episode auch der wirkliche rote Handlungsfaden gefehlt. Zwar gab es gerade im vorderen Teil die starke Parallele zwischen Claires Geschichte im 18. Jahrhundert und Franks Schicksal in ihrer gemeinsamen Gegenwart, aber nachdem sie im Steinkreis "fast aufeinandertrafen", wie auch immer ich mir das logistisch über zwei Jahrhunderte verstreut vorzustellen habe, wurde dieser durchaus als Staffelende taugliche Moment von der daraufhin ausbrechenden Gewalt überschattet und verdrängt.

Aber lassen wir das Thema, was sicher auch nicht viel zum weiteren Handlungsverlauf beitragen wird, außer die Rivalität zwischen Claire und Jamie auf der einen, und Black Jack auf der anderen Seite noch einmal zu vertiefen. Bis dahin gab es durchaus auch einige Momente, die mir in dieser Episode wirklich gut gefallen haben. Besonders das Zusammentreffen mit Jamies altem Freund Hugh Munro war eine tolle Szene, die mir vor allem durch die mühelose Art und Weise, wie die beiden Freunde trotz Munros Sprachlosigkeit miteinander kommuniziert haben, gefallen hat.

Außerdem hat sich Claire hier wieder einmal die Frage gestellt, welche ihrer vielen Identitäten für sie nun die wahre darstellt, ist sie Claire Fraser, Claire Randall oder Claire Beauchamp. Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es sicher nicht und wie Claire sich diesbezüglich entscheiden wird, wird uns sicher noch eine Weile beschäftigen. Dabei bin ich auch sehr gespannt, ob sie Jamie irgendwann erzählen wird, woher sie wirklich kommt und wenn ja, wie er damit umgehen wird. Dazu kommt, dass wir durch die Legenden, die Mrs. Graham Frank hier erzählt, Stück für Stück mehr über die Zeitreisenden erfahren, zu denen wie wir es wissen, Claire ja gehört. Zwar habe ich noch keine Ahnung, welcher Natur dieses Phänomen wirklich angehört, da die Serie dies bewusst vage hält, aber ich bin immer gespannter, wie sich dies in den weiteren Verlauf der Geschichte einbinden wird.

Alles in allem war dies ein für mich sehr enttäuschendes Staffelhalbfinale, vor allem nachdem die vorherigen beiden Episoden so großartig waren. Es gab sicher einige gute Aspekte, über die Tatsache, dass man hier zum ersten Mal deutlich aus Claires-Ich-Perspektive losgelöst wurde, habe ich beispielsweise noch gar nicht gesprochen und auch nicht darüber, dass über die Kamerarbeit und die Farbkodierung der beiden verschiedenen Zeitebenen wieder einmal subtil ein Teil der Geschichte erzählt wurde. Was für mich aber bleiben wird, sind zwei brutale sexuelle Übergriffe, die alles andere überschatten. Hoffen wir, dass die zweite Staffelhälfte die Darstellung der Gewalt wieder etwas zurückfahren wird.

Cindy Scholz - myFanbase

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