Review: #6.11 Lassie - Total verhext
"Shining" gehört für mich seit Jahren zu den besten Werken von Stephen King. Und auch die Verfilmung von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1980, mit einem genialen Jack Nicholson in der Hauptrolle des allmählich den Verstand verlierenden Hausmeisters Jack Torrance, wartet mit schleichender Spannung und jeder Menge Grusel auf. Wenn die Crew von "Psych" also beschließt, sich dieses Phänomens anzunehmen, kann das eigentlich nur genial werden. Und das ist es dann auch wirklich geworden.
"Hey, Spencer! What's the appliance situation like in the kitchen?"
Was zunächst wie ein stinknormaler Fall beginnt, nimmt bald schon eine interessante Wendung. Denn nicht die Leiche, die zu Beginn der Episode in der schönen Altbauwohnung von der Decke baumelt, ist das Zentrum der Geschichte, sondern ein glänzend aufgelegter Carlton Lassiter und dessen langsames Abdriften von der Paranoia in die Mordlust. Lassiter ist von der Wohnung des Toten so begeistert, dass er bereits bei der Tatortsichtung quasi Maß nimmt und seine Einrichtung plant. Vielleicht ein wenig pietätlos, wenn man bedenkt, dass im Wohnzimmer sich eben ein Mann das Leben genommen hat, aber es ist auf eine gewisse Weise typisch für Lassiter.
Richtig gut gefällt mir die Kontinuität, die die Autoren in dieser Staffel an den Tag legen. Es gibt Anspielungen auf die "Hangover"-Episode und man hat noch nicht vergessen, dass sich Lassiter dieser Staffel unsterblich verliebt hat und auf die baldige Rückkehr seiner momentan noch im Gefängnis einsitzenden Freundin wartet. Solches Augenmerk auf Kleinigkeiten tun der Serie mittlerweile ganz gut, denn die einzelnen Fälle nutzen sich allmählich ab und auch Shawns mediale Aussetzer werden zunehmend unwitziger.
Lassiter zieht also gegen Mitte der Episode in seine neue Bleibe und trifft gleich nach seinem Einzug auf den ein oder anderen eigenartigen Mitbewohner im Haus. Und diese Charakter sind auch in dieser Episode wieder mit prominenten Darstellern besetzt. Louis Gosset Jr. mimt den gruseligen Hausmeister, der schnell in Verdacht gerät, etwas zu verheimlichen, während Sara Rue die durchgeknallte Nachbarin spielt, die ihre Nase in sämtliche Angelegenheiten steckt, selbst wenn sie sie nichts angehen.
"I also, um, saw some things." "What kind of things?" "Just general spooky-type things, things that are hard to explain, like, um... people that are there when they shouldn't be and should be when they aren't."
Die Parallelen zu "Shining" sind gekonnt in Szene gesetzt. Als Lassiter in seinem Bett liegt und durch ein Geräusch im Hausflur geweckt wird und diesem sofort auf den Grund gehen will, steht er plötzlich zwei gruseligen Zwillingen gegenüber. Anders als beim Kinohit sind die Beiden jedoch keine süßen Mädchen, sondern wirklich auf den ersten Blick Angsteinflößende, gruselige Alte, die auch beim zweiten Blick einem einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Als dann auch noch Lassiters Stühle sich auf mysteröse und beeindruckende Weise anscheinend selbst auf dem Esstisch neu arrangiert haben, zweifelt selbst der rationale Detective an seinem Verstand und sucht Hilfe bei Shawn und Gus. Auch wenn Lassiter und die beiden Hobbydetektive immer wieder aneinander geraten, so ist es doch schön zu sehen, dass sie doch einen gewissen Respekt voreinander haben. Lassiter vertraut Shawn und Gus, ihm zu beweisen, dass es in seinem neuen Haus nicht spukt und er sich die ganzen Dinge vom Vorabend nur eingebildet hat. Shawn und Gus nehmen Lassiter natürlich gehörig auf die Schippe, freuen sich wie kleine Kinder, dass es in Lassiters Wohnung spukt und verkleiden sich schließlich sogar als Geisterjäger, um den Dingen auf den Grund zu gehen.
Dann beginnt plötzlich die Lampe zu bluten, Lassiter sitzt im nächsten Moment apathisch grinsend vor dem Fernseher und greift bald schon zum Samuraischwert, um Gus zu töten. Und während Lassiter immer mehr zu Jack Nicholson wird, mutiert Gus im Laufe der Episode zu Shelly Duvall und glänzt in einer genialen Einstellung mit einer tollen Persiflage der Axt-Szene in "Shining". Eins muss den Serienmachern wirklich lassen - sie haben ein Händchen dafür, die persiflierten Filme so in Szene zu setzen, dass sie sich über das Original lustig machen, ohne sie jedoch ins Lächerliche hinabzuziehen.
Und sie beweisen eine gehörige Portion Selbstironie, wenn es um so manche unrealistisch daherkommende Szene geht. So schlägt Lassiter beispielsweise wie Jack Nicholson wieder und wieder gegen die Holztür ein, kommt jedoch nicht durch und bittet Gus daraufhin, doch bitte die Tür aufzumachen, damit die Aktion nicht die ganze Nacht dauert. Herrlich absurd.
Einen Ast kann man sich auch dann ablachen, als man den Hausmeister tot im weltgrößten Trockner wiederfindet und Shawn sich darüber wenige Minuten genauso wundert, wie der Zuschauer zuvor es wahrscheinlich auch getan hat. Die Autoren wissen also sehr wohl, dass manche Einstellungen nicht nur herrlich praktisch sind, sondern schlichtweg unglaubwürdig, aber eben für die Geschichte in gewisser Weise notwendig. Und dafür kann man den Autoren nach solch einem solchen Eingeständnis eigentlich nicht mehr böse sein.
"Hello, Rose Marie. [...] I see you're still with child."
Nicht nur "Shining" wird dieses Mal gehörig durch den Kakao gezogen, auch die angesprochenen Verneigung vor den Ghostbustern ist ein schöner Coup, der noch lustiger gewesen wäre, hätte man tatsächlich Dan Aykroyd für einen Gastauftritt gewinnen können. Der hat jedoch nach anfänglicher Begeisterung für die Idee hinter der Episode leider aus Zeitgründen die Rolle absagen müssen. Wäre sicherlich genial geworden.
Genauso toll sind die Anspielungen auf den Film "Rosemary's Baby". Zwar spielt dieser nur eine sehr untergeordnete Rolle in der Episode, es bringt den Zuschauer jedoch schon zum Schmunzeln als Lassiter seine neue Nachbarin begrüßt, die selbst optisch ihrem Pendant bis aufs Haar gleicht.
Zwar keine Anspielung auf einen Film, aber es ist schön, dass Gerichtsmediziner Woody wieder zurück ist und dem Team mit mehr oder minder wertvollem Rat zur Seite steht. Ich hoffe, wir sehen Kurt Fuller noch das ein oder andere Mal in dieser Staffel wieder, denn seine Auftritte sind herrlich skurril.
Fazit
Auch wenn der Fall am Ende eine unspektakuläre Auflösung findet und so rein gar nichts mit "Shining" zu tun hat, was schon ein klitzekleinwenig enttäuschend ist, so kann die Episode auf weite Strecken absolut überzeugen. Dies liegt einmal mehr an einem grandios aufgelegten Timothy Omundson, der in dieser Episode seinem ansonsten dominierenden Kollegen James Roday das ein oder andere Mal glatt die Show gestohlen hat.
Melanie Wolff - myFanbase
Die Serie "Psych" ansehen:
Vorherige Review: #6.10 Indiana Shawn und der Tempel des rostigen Dolches | Alle Reviews | Nächste Review: #6.12 Eine Frau zuviel im Spiel |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier mit anderen Fans von "Psych" über die Folge #6.11 Lassie - Total verhext diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Heeeeere's Lassie!Erstausstrahlung (US): 07.03.2012
Erstausstrahlung (DE): 15.09.2014
Regie: James Roday
Drehbuch: Todd Harthan & Tim Meltreger
Links
Jetzt ansehen/bestellen
Episode jetzt bei Apple TV+
ansehen
Episode jetzt bei Amazon.de
ansehen
DVD jetzt bei Amazon.de
bestellen
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr