Bewertung

Review: #1.19 Das vierte Quadrat

Nach der Erkenntnis aus der letzten Episode war bereits zu erwarten, dass Tess dieses Mal wieder im Mittelpunkt stehen wird. Doch viel interessanter als ihre Persönlichkeit an sich ist die Auswirkung auf die anderen Charaktere. Plötzlich sind es vier Aliens, die sich auf magische Weise zueinander hingezogen fühlen, anstatt sechs Freunde, die gemeinsam durch Dick und Dünn gehen, wie es in der letzten Folge noch der Fall war.

"Something weird like this had to happen sooner or later."

Erstmals rückt auch Isabel bei dieser Thematik in den Mittelpunkt. Bisher war sie immer diejenige, die sich von den Außerirdischen am menschlichsten benommen hat, vor allem auch durch die enge Beziehung, die sie zu ihren Eltern hat. Durch die Träume kann sie aber nicht leugnen, ebenfalls ein Teil des Mysteriums zu sein. Spannend ist natürlich, welche Auswirkungen dies nun auf die Beziehungen zu den Menschen haben wird. In #1.14 Blind Date haben Michael und Isabel bereits bewiesen, dass sie ein tolles Team sind, doch in einer Liebesbeziehung konnte ich sie mir bisher nicht vorstellen, vor allem doch auch, weil Michael mit Maria ein tolles Paar abgibt. Interessant ist in jedem Fall, dass Michael und Isabel zu Beginn versuchen zu leugnen, was in den Träumen zwischen ihnen passiert und sie sich stattdessen versuchen, Alex und Maria näherzukommen, die für sie eine Art Brücke zur Normalität darstellen. Wenn sie mit ihnen zusammen sind, sind sie keine Außerirdischen, sondern normale Schüler aus der High School.

Letztendlich ist der Grundgedanke, sich mit der Herkunft der Außerirdischen zu beschäftigen und damit auch der Frage, ob sie untereinander füreinander bestimmt sind, oder ob sie sich in das menschliche Leben einfügen können und somit auch die Möglichkeit besteht, Irdische als Partner zu haben, sehr interessant. Den Zweifel der Charaktere durch Visionen hervorzurufen, ist ebenfalls eine gute Idee, die sich bereits durch die ganze Staffel hindurchzieht. Weniger gelungen ist hingegen die Umsetzung in konkrete Szenen. Paradebeispiel ist hierfür die Szene zwischen Tess und Isabel in der Küche. Als Tess das Gespräch einleitet, befürchtet man als Zuschauer ja schon fast, dass sie gleich gesteht, lesbisch zu sein und sich in Isabel verliebt zu haben, so sehr hat man hier versucht, die besondere Beziehung zwischen den beiden darzustellen. Und es geht gerade so weiter: Die mysteriöse Anordnung der Zuckerwürfel und das Übergeben von Informationen an beschlagenen Scheiben, obwohl die Person, der man etwas mitteilen möchte, doch direkt hinter der Scheibe steht und einem direkt in die Augen schaut, ist schon etwas skurril. Den Höhepunkt des Bizarren ist jedoch erreicht, als Tess plötzlich einfach in Max' Bett liegt. Wie zur Hölle kommt sie denn dort unbemerkt hin und warum wirft Max sie nicht vor lauter Schreck von sich? All das verleiht der Episode leider einen negativen Beigeschmack.

Auch die Schlussszene kommt leider nicht ohne Kritik aus. Max' Erkenntnis, dass Tess eine von ihnen ist, ist zwar schlüssig dargestellt, doch dass die beiden mitten in der Nacht bei Dunkelheit losfahren und nach Max' Erinnerung an die Inkubationskapseln aber plötzlich die Sonne hoch am Himmel steht, ist dann doch etwas unrealistisch. Nicht, dass eine Mysteryserie an jeder Stelle realistisch sein muss, aber warum kann auf solche Kleinigkeiten nicht geachtet werden? Nichtsdestotrotz erfüllt die Einstellung zum Abschluss wohl ihren Zweck, denn es wird sehr deutlich, dass in der Konstellation der vier Außerirdischen kein Platz für Liz, Maria, Alex oder irgendeine andere irdische Person ist.

Trotz aller Kritik muss aber auch gesagt werden, dass in dieser Episode sehr viel Charakterarbeit geleistet wird, womöglich so viel wie in keiner Folge zuvor. Angefangen bei dem gegenseitigen Misstrauen von Max und Michael über Liz' hervorgerufenen Beschützerinstinkt gegenüber Kyle bis hin zu den Reaktionen von Isabel und Michael auf ihre Träume: In dieser Episode war viel los in dem Gefühlsleben der Charaktere und alles war nachvollziehbar dargestellt. Liz und Maria waren in dieser Episode eher im Hintergrund, doch sobald Isabel und Michael von ihren Träumen erzählen und Max gegenüber Liz gesteht, dass Tess doch nicht die Böse ist, wird es ordentlich kriseln. Auch in Angesicht dessen, dass es auf das Staffelfinale zugeht, ist denkbar, dass die Beziehung von einem der Paare in die Brüche geht.

Randnotizen

  • Liz' Verhalten ruft ein wenig Rätselraten hervor. Der Gedanke, dass hinter Tess ein eigentlich männlicher Formwandler steckt, scheint ihre Eifersucht aus der letzten Episode ins Nichts aufgelöst zu haben. Die Tatsache, dass Max und Tess sich geküsst haben, ist plötzlich also egal. Diese Entwicklung ist nicht ganz vollziehbar, doch in Anbetracht der Tatsache, dass noch genug Probleme auf die beiden zukommen werden, ist es wohl gut, dass die Autoren hieraus kein großes Drama gemacht haben.
  • Einen tollen Auftritt hatte in dieser Episode wieder einmal Jim Valenti, der nicht nur gegenüber Max, sondern gegenüber allen klarstellt, dass sie ihm vertrauen können und er auf ihrer Seite ist. Schade ist, dass diese Szene keinerlei Folge hat und die Jugendlichen sich nicht einmal Gedanken darüber machen, ob sie dem Sheriff mittlerweile vertrauen können. Meiner Ansicht nach hat er nun schon oft genug bewiesen, dass er ihnen nichts Böses anhaben will, auch wenn natürlich immer noch die große Frage besteht, ob er auch weiterhin so denkt, wenn er erst einmal die Gewissheit hat, dass es tatsächlich Außerirdische gibt und diese direkt vor seiner Nase aufgewachsen sind.
  • Nachdem nun klar ist, dass Tess zu Michael, Max und Isabel gehört, stellt sich umso mehr die Frage, wer Mr. Harding ist. In dieser Episode hatte er nur einen kurzen Auftritt, aber in einer der verbleibenden drei Folgen der Staffeln wird seine Identität hoffentlich noch ein Thema sein.

Fazit

In dieser Episode wird großartige Charakterarbeit geleistet, insbesondere bei den drei Außerirdischen. Leider gibt es jedoch Defizite in der Umsetzung, was die Freude an der Episode schwächt.

Laura Krebs – myFanbase

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