Bewertung

Review: #5.04 Ganz oder gar nicht

Ich bin tatsächlich mit etwas Bauchgrummeln an die neuste "Seattle Firefighters"-Episode gegangen, denn die ersten drei Wochen war schon eher frustrierend. Jetzt macht die aktuelle Episode noch keine riesigen qualitativen Sprünge, aber es wurde zum einen deutlich, dass die Produktion doch noch weiß, was angeboten werden muss, um die Zuschauer*innen zu binden und zum anderen kann mit dem Wegfall von möglichen Altlasten vielleicht wirklich Neues angegangen werden, was uns diese Staffel dauerhaft begleiten könnte.

Dr. Diane Lewis ist zurück! Gastauftritte von Tracie Thoms stehen normalerweise für sehr emotionale Episoden, was diesmal nun nicht der Fall ist, aber dennoch ist ein Auftauchen von ihr immer ein Gewinn, denn irgendwo lässt sie ihre Wirkung immer entfalten. Gleichzeitig ist mit dem Training für Dean Millers Programm aber auch ein guter Rahmen für die gesamte Episode gegeben worden, der zudem auch wirklich sehr viele lustige Momente hervorgebracht hat. Bislang war ich in dieser Staffel von dem Bemühen um Humor eher genervt. Da brauche ich nur an Emmett Dixon in einem Hauch von Nichts vom Auftakt denken, aber hier haben die Sprüche und die übertrieben dargestellten Szenarien im Training wirklich gut für mich funktioniert. Das war Situationskomik vom Feinsten, was auch für ein gutes Drehbuch steht. Aber bleiben wir in diesem Rahmen gleich bei Dean, der sich in seinem Projekt mehr und mehr öffnet und statt eines Einzel- ein Gemeinschaftsprojekt entstehen lässt. Das ist für ihn dennoch eine gewisse Herausforderung, weswegen auch er von Diane unauffällig eine gewisse Führung bekommt. Denn ihm ist das Projekt wirklich wichtig, während es von anderen ins Lächerliche gezogen wird. Aber Dean wird von Diane beruhigt und je mehr er vorangeht, desto besser können ihm auch andere folgen. Deswegen war es auch ein starker Moment, als er Jack Gibson für einen Einsatz einteilt, bei dem es zu einem psychischen Notfall gekommen ist. Denn indem er die Kontrolle leicht abgibt, können andere an für sie neuen Aufgaben wachsen. Dean hat aber weiter mit seinen Gefühlen für Victoria "Vic" Hughes zu kämpfen, weswegen ich mal sehr gespannt bin, was Ben Warrens Rat am Ende bedeutet, dass er mal aus der Stadt kommen sollte. Ich finde den Gedanken zwar großartig, dass er sein Projekt erstmal in die USA hinausträgt, aber wo soll das in Zukunft hinführen?

Die letzte Staffel habe ich für mich in Bezug auf Jack damit abgeschlossen, dass seine Geschichte zu sehr auf seine Kleinfamilie beschränkt war, während er gerade beruflich kaum wachsen durfte. Dementsprechend fand ich diese Episode für ihn wirklich großartig. Er bekommt von Dean die Chance, gemeinsam mit Vic einen Einsatz von Krise-1 zu übernehmen und mit dem Autisten Myles, der wegen des Bruchs seiner Routinen partout nicht aus dem Bus aussteigen will, hatte er einen wirklich harten Fall zu knacken. Zwischendurch sah es wirklich nicht gut aus, weil Jack erstmal die persönlichen Grenzen von Myles herausarbeiten musste, aber letztlich hat er mit ihm doch einen Umgang gefunden, der sehr gut funktionierte. Es war wirklich eine der stärksten Episoden für Jack seit langem, weil auch keine persönliche Krise reinspielen musste, sondern weil er sich einfach auf seinen Job konzentriert hat und damit mal wieder bewiesen hat, warum er eigentlich Lieutenant ist. Deswegen hoffe ich, dass sich diese fünfte Staffel in Bezug auf Jack weiterhin so bemüht.

Bei Ben wiederum wird die Geschichte mit Ingrid Saunders fortgesetzt. In meiner letzten Review habe ich sie gar nicht erwähnt, weil mir der kurze Austausch zwischen ihnen noch zu unbedeutend erschien, aber Ingrid hat sich möglicherweise in ihren Retter verliebt. Nur wo soll das jetzt hinführen? Ich glaube wahrlich nicht, dass er auch Interesse an ihr entwickelt (ich erwähne nur Dr. Miranda Bailey, warum sollte er also???), also vielleicht eine Stalker-Geschichte? Aber es ist immerhin mal eine Geschichte für ihn. Bei Travis Montgomery bin ich dagegen schon wieder genervt, denn er bekommt das Thema, was ihn schon die gesamte vierte Staffel über begleitet hat: seinen Vater Paul, der sich nicht zu outen weiß. Ich hoffe wirklich, dass Nari bald mal reinen Wein eingeschenkt bekommt und dass das Thema dann in die Erde gestampft werden kann, denn ich sehe da überhaupt kein Potenzial.

Von Vic und Theo Ruiz war ich in der vergangenen Staffel schwer begeistert und im Staffelauftakt waren sie zwar immer noch ein glückliches Paar, aber durch den Zeitsprung fühlte ich mich ein wenig um besondere Momente ihrer Beziehung betrogen. In dieser Episode gibt es aber ein wirklich tolles Gespräch zwischen ihnen, das genau die Chemie zwischen den beiden bestätigt hat, die ich mal wieder sehen wollte. Es war ein ehrliches Gespräch, bei dem beide über die Art ihrer vorherigen Beziehungen ausgepackt haben und dabei wurde deutlich, dass sie beide wirklich Neuland gewagt haben. Er hat immer leidenschaftliche Beziehungen mit viel Streit, sie hatte immer ernste Beziehungen, in denen nur wenig Platz für Spaß war und nun haben sie einander und lassen die Dinge unkompliziert laufen. Es wird sicherlich irgendwann das erste große Hindernis kommen, wobei sie das größte mit Travis und seinen Bedenken wohl schon längst überwunden haben, und dann wird die Frage sein, wie ernst es zwischen ihnen beiden wirklich ist und ob sie die Zukunft miteinander planen wollen. Aber für den Moment sind sie glücklich miteinander und das merkt man ihnen an.

Dann haben wir abschließend noch das leidigste Thema dieser bisherigen Staffel und das sind natürlich Andy Herrera und Robert Sullivan mit ihrer Scheidung. Aber es geht wie gesagt etwas aufwärts, weswegen es mich hier wirklich nicht so sehr genervt hat. Zumal beide auch mal andere Gesprächspartner an die Seite gestellt bekommen haben, was ihnen neue Perspektiven eröffnet hat, so dass auch Bewegung in die Sache kommt. Überraschend gut haben mir dabei Sullivan und Maya Bishop gefallen. Das Verhältnis der beiden als belastet zu beschreiben, wäre fast schon eine Untertreibung, weswegen Mayas Geste, ihn dem Trainingsszenario zu entziehen, wirklich eine große Geste war. Insgesamt haben die beiden sich aber auch wirklich zusammengerissen und ihren Einsatz professionell durchgezogen. Dass beide auf dem Rückweg dann auch noch einvernehmlich über Privates reden konnten, das hat davon gezeugt, dass zwischen ihnen das Tischtuch nicht endgültig zerschnitten ist und es war ein wirklich gutes Gespräch. Maya, die gerade erst die Baby-Thematik mit Carina DeLuca zu einem Zwischenziel gebracht hat, scheint davon wirklich beseelt zu sein, weil ihre Ratschläge an Sullivan von einer gewissen Reife zeugten. Denn man hat deutlich gemerkt, dass sie sich nicht wertend einmischen wollte, sondern dass sie einfach nur betont hat, dass sie ihre beste Freundin glücklich sehen will. Sie hat dafür aber keinen konkreten Plan vorgelegt, sondern es Sullivan überlassen herauszufinden, wie Glück in dieser verfahrenen Situation wohl aussehen kann.

Andy wiederum hat zunächst einen Gesprächspartner in Jack gefunden, dann in Diane. Mit ihm war es sicherlich konsequent, weil er sich vorher schon von der Art und Weise her, wie er von ihr abserviert wurde, mit Sullivan in ein Boot gesetzt hat. Und das sagt er ihr auch auf den Kopf zu. Es stimmt auch, Andy hat ein gewisses Muster, dennoch fand ich die Parallelen zwischen Pruitt Herrera und Sullivan und dann Andy und ihrer Mutter etwas übertrieben. Jack ist sicherlich einem Knackpunkt auf der Spur, aber wie Diane das Thema später angegangen ist, zeugt dann doch von der nötigen psychologischen Schulung. Besonders aussagekräftig war für mich auch, dass Andy von ganz vielen positiven Gefühlen für Sullivan auf ganz viele negative umgeschwenkt ist, aber es sind eben Gefühle, was definitiv etwas anderes aussagt als Gleichgültigkeit. Diane hat damit nicht gesagt, dass sie sich wieder versöhnen sollen, aber sie hat klargemacht, dass es noch viel zu klären gibt. Da ist die Endszene natürlich antiklimatisch, weil Sullivan plötzlich nicht mehr reden will, dafür aber die Scheidungspapiere unterschrieben hat. Nun haben die beiden mal eben die Rollen getauscht, sie will reden, während er innerlich abschließt. Das ist sicherlich eine sehr interessante Entwicklung, die aber perfekt auf die Szenen dieser Episode passt. Das Thema wird uns also weiter begleiten, aber wenigstens war es diesmal etwas anders verpackt.

Fazit

Ich habe definitiv in dieser Woche eine Verbesserung gesehen, weil gerade Jack sowie Vic und Theo sehr tolle Szenen hatten. Diesmal hat auch der Humor wieder wunderbar gepasst. Aber die alten Baustellen sind noch da, aber gerade die von Andy und Sullivan zeigt, dass Bewegung reingekommen ist, was bei Baustellen auf jeden Fall besser ist als Stillstand. Deswegen werde ich nun leicht vorsichtig optimistisch.

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:


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