Review: #6.02 Hinter geschlossenen Türen
Wir befinden uns zwar erst bei Episode 2 der neuen sechsten Staffel von "Seattle Firefighters - Die jungen Helden", aber ich bin mir eigentlich jetzt schon sicher, dass wir so eine lange qualitative Durststrecke wie zu Beginn von Staffel 5 nicht zu befürchten haben. Zwar waren zum Auftakt ähnliche Probleme wegen eines unangemessenen Zeitsprungs zu beobachten, aber ein großer Vorteil ist ebenfalls schon zu beobachten. Die Handlung findet geballt auf Wache 19 statt und das hat man extrem in dieser Episode bemerkt, da es viele Gruppenszenen gab, die ein spezielles Gefühl erzeugen. Selbst wenn alle quer durcheinander quatschen und man gedanklich manchmal gar nicht so schnell hinterherkommt, so bringt das Laune, denn es fängt im Kern das ein, was die Serie ausmacht. Zwar sind immer noch gewisse Kritikpunkte zu erkennen, aber die DNA der Serie ist zu erkennen und das ist für mich schon positiv genug.
Zwar sind es insgesamt zwei Figuren, die aktuell auf anderen Pfaden wandeln, aber nur eine von beiden verkörpert gerade etwas, was wirklich überhaupt nicht zu ertragen ist und wo man gleichzeitig aber weiß, es ist gut, dass sie dorthin getrieben wird, denn sie muss offenbar in einer Extremform mit ihrer Vergangenheit und wie das ihr gegenwärtiges Handeln beeinflusst, konfrontiert werden. Die Rede ist natürlich von Maya Bishop. Dass sie einem trockenen Alkoholiker eine Flasche Hochprozentiges überreicht, das ist regelrecht widerwärtig. Es steht außer Frage, dass sie gerade durch Sean Beckett gemobbt wird und auch die Kommentare der Kollegen sind nicht unbedingt nett (aber die bekommt sie noch nicht einmal mit), aber gleichzeitig hat sie eine Ehefrau mit Carina DeLuca, die sich zwar emotional etwas entfernt hat, die sie aber niemals ganz alleine lassen würde und sie hat eine Andy Herrera, die sich eine gute Freundin sein zu wollen wirklich auf die Fahne geschrieben hat und danach handeln will. Sie ist also wahrlich nicht alleine auf der Welt und dennoch sieht sie nur sich selbst und reflektiert in keiner Weise, was sie für Fehler gemacht hat. Im Endeffekt zeigt sie immer nur auf andere, um sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen. Maya war noch nie mein Liebling, weil diese ehrgeizzerfressende Art nicht meins ist, aber dennoch haben die vergangenen fünf Staffeln immer gezeigt, dass in ihr auch ein ganz toller Mensch steckt, der durch gewisse Muster, die in der Kindheit und Jugend angelegt wurden, regelrecht mutiert. Von daher passt das alles zu ihr, auch wenn es eigentlich echt nur schwer zu ertragen ist. Ich hoffe, dass man es nicht zu weit mit dieser Maya-Version treibt, denn ich verstehe die Richtung, aber ewig kann man es nicht auf die Spitze treiben.
Der andere auf fernen Pfaden Wandelnde ist natürlich Jack Gibson, der sich immer noch im Selbstmitleid suhlt, aber im Gegensatz zu Maya dabei kein widerwärtiger Mensch wird. Ich hatte auch den Eindruck, dass es für ihn ein Stück vorwärts ging, denn seine gemeinsame Storyline mit Carina war perfekt gesetzt und hat ihm gezeigt, dass auch die Person, die er wohl am meisten enttäuscht hat in den letzten sechs Monaten, ihm Verständnis gegenüber zeigt. Die beiden haben in der vergangenen Staffel eine wirklich unerwartete Freundschaft geknüpft, die beiden gut stand, denn Carina wurde so abseits von Maya in die Serie integriert und er hat eine Frau an die Seite gestellt bekommen, bei der man nicht eine Sekunde befürchten muss, dass er mit ihr etwas haben könnte. Nachdem sie ihn dann auch noch als Samenspender auserkoren hatte und ihm damit ein riesiges Kompliment gemacht hat, ist er eben abgehauen und sie war ganz klar verletzt. Davon brodelt noch viel in ihr, aber gleichzeitig kann sie auch seinen Schmerz sehen und hört ihm zu. Es war interessant, dass Jack offenbar in der Zwischenzeit einen Pflegebruder aufgespürt hat, der ihn aber nicht mehr wiedererkannt hat. Das war nach den Enthüllungen rund um seine biologische Familie nachvollziehbar der nächste Tiefschlag, denn er verbindet mit der Zeit immer noch viel, während andere wegen anderer Lebensumstände offenbar einen Haken machen und nach vorne sehen konnten. Auch wenn Jack sich mal etwas von der Seele reden konnte, das Heilmittel ist es nicht, aber dennoch bin ich bei Jack insgesamt hoffnungsvoller. Das mit Carina war schon absolut gelungen, die beiden passen einfach zueinander und auch clever, Carina in ihrem normalen Umfeld agieren zu lassen. Schade, dass solche Ideen nicht schon möglich waren, als sie erstmals in den Hauptcast befördert wurde, aber dennoch wie ein Fremdkörper wirkte.
Auch den Wahlkampf rund um das Bürgermeisteramt haben wir wieder drin, doch diesmal etwas runtergeschraubt, was mich etwas überrascht hat. Das Cryptomining, das hier besonders in verwahrlosten Wohngegenden betrieben wird, wäre doch ein idealer Ansatzpunkt gewesen, aber es ist auch okay, es jetzt nicht jedes Mal zu übertreiben, auch wenn es ironisch war, dass sich ausgerechnet Michael Dixon mehr oder weniger im Off das Thema gekrallt hat, obwohl gerade er und seine Politik genau so etwas fördern. Bei Travis Montgomery ging es mehr darum, dass man in einer Partnerschaft mehr die Wählerschaft überzeugt. Es würde mich nicht wundern, wenn da bald was kommt und bin auch schon gespannt, aber ich finde es auch gut, dass sich Travis da erstmal nicht unter Druck setzen lässt, denn sein Problem war eben oft die Angst vor dem Alleinsein und dass er dann aber nicht wirklich seinem Inneren gefolgt ist. Gleichzeitig wurde auch angesprochen, dass Travis durch die Presseberichte bei seiner Rettung Blut geleckt hat, aber ich stimme Ben Warren zu, wir müssen uns sicherlich keine Sorge machen, dass er zu einem zweiten Dixon wird. Travis mag gerne mal abheben, aber im Grunde erdet er sich immer wieder selbst.
Ein Hauptthema sind noch die Spekulationen rund um die Erpressung, denn Theo Ruiz hat Carina und Beckett teilweise wohl lauschen können und setzt so alles in Gang. Hiermit waren die ganzen Szenen verbunden, die ich im ersten Abschnitt meinte. Vieles davon war schon sehr absurd, aber man hat dahinter auch eine gewisse Gefahr erkannt, denn solche Gerüchte und Spekulationen verselbständigen sich gerne. Deswegen habe ich verstanden, warum Andy letztlich gelogen und eine neue Version der Ereignisse erzählt hat. Logisch war diese auf jeden Fall, zumal sie eben die beste Freundin von Maya ist und für Andy hätte sie sowas tatsächlich wohl gemacht. Dennoch ist es natürlich eine große Gefahr, denn eine Lüge türmt sich jetzt schon auf die andere. Dazu haben wir dann auch noch Andy, die Robert Sullivan konfrontiert, dass er eine Affäre mit Natasha Ross hat. Auch hier wird gelogen, also noch eine Lüge. Selbst wenn die Gründe hier nicht im Selbstschutz, sondern im Schutz von anderen liegen, so ist die mögliche Wirkung nicht zu unterschätzen. Endlich sind wieder alle zusammen, einzig mit Fremdkörper Beckett und einem (noch) fehlenden Jack und da können solche Lügen das Gefüge schnell durcheinanderbringen. Zumal bei Sullivan für mich auch nicht klar war, wie viel er wirklich gelogen hat. Die letzte Episode ließ eigentlich darauf deuten, dass zwischen ihm und Natasha definitiv nichts mehr ist, aber nun war er ganz eindeutig sehr amüsiert wegen einiger Nachrichten auf seinem Handy. Ist er wirklich bei einer Dating-App? Ich kann es eigentlich fast nicht glauben, aber können Sullivan und Natasha diesmal wirklich so gut etwas vormachen?
Mehr oder weniger aus dem Nichts kam dann noch der Moment zwischen Theo und Victoria "Vic" Hughes, denn er war innerhalb dieser Episode völlig ohne Kontext, weil die beiden eigentlich nur mit Spekulieren wegen Beckett und Maya beschäftigt waren. Wegen der Ehekrise zwischen Maya und Carina war es inhaltlich schon angeknüpft, aber dennoch isoliert. Insgesamt aber Zucker für die Seele und der Beweis dafür, warum sie aktuell mit weitem Abstand mein liebstes Paar sind. Aber gleichzeitig war es auch wie dunkle Wolken, die aufziehen. Denn ehrlich, wie unwahrscheinlich ist es, dass die beiden diese sechste Staffel ohne Krise überstehen?
Ein paar extra Sätze wollte ich mir dieses Mal auch für Boris Kodjoe aufsparen. Mit Sullivan ist er wahrlich nicht für den Humor in der Serie verantwortlich, weswegen ich seine Mimik und Gestik, als Bryan bei seinem Sturz vom Balkon genau mittig zwischen den Beinen auf dem Rand des Trucks aufschlug, sehr gefeiert habe. Ich habe ihn so noch nie gesehen und frage mich auch, ob das so überhaupt im Drehbuch stand oder eher spontan entstanden ist, aber egal, wie es zustande gekommen ist, genial!
Fazit
Die sechste Staffel hat sich besser als erwartet eingegroovt, denn die Schwächen des Zeitsprungs sind schon nicht mehr zu merken. Zudem wird augenscheinlich, wie viel besser die Serie ist, wenn alles zentriert abläuft. Es ist eine ganz andere Atmosphäre. Inhaltlich stach für mich nichts entscheidend heraus, aber es war eine gute Gesamtkomposition, die mich zufriedenstellend unterhalten hat.
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:
Vorherige Review: #6.01 Tornado | Alle Reviews | Nächste Review: #6.03 In guten und in schlechten Tagen |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier mit anderen Fans von "Seattle Firefighters" über die Folge #6.02 Hinter geschlossenen Türen diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Everybody's Got Something to Hide Except Me and My MonkeyErstausstrahlung (US): 13.10.2022
Erstausstrahlung (DE): 24.04.2023
Regie: Peter Paige
Drehbuch: Henry Robles
Links
Jetzt ansehen/bestellen
Episode jetzt bei Amazon.de
ansehen
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr