Bewertung

Review: #6.01 Tornado

Foto: Danielle Savre & Jaina Lee Ortiz, Seattle Firefighters - Copyright: 2022 ABC Signature. All rights reserved.
Danielle Savre & Jaina Lee Ortiz, Seattle Firefighters
© 2022 ABC Signature. All rights reserved.

Von Staffel 5 auf Staffel 6 hat wieder ein Zeitsprung stattgefunden; diesmal sechs Monate. Der Grund liegt darin, dass man mit der Mutterserie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" auf einer Zeitebene bleiben möchte, was ich rein logisch auch sofort unterstütze, aber die Handlungen haben es so gar nicht erfordert, so dass wir wie auch schon zu Beginn von Staffel 5 vor einem großen Rätsel stehen, weil erst nach und nach sich einige Puzzlestücke zusammenfügen. Aber leider eben auch nicht alles. Einiges bleibt unlogisch oder unbeantwortet stehen. Das verhindert wieder einen richtig guten Staffelauftakt, weswegen ich schon jetzt – vollkommen unsicher darüber, ob es für "Grey's Anatomy" und "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" nach dieser aktuellen Staffel überhaupt weitergeht – darum bitte, dass ein solch großer Zeitsprung demnächst besser ausbleibt.

Kommen wir aber zum eigentlichen Inhalt dieser Episode und den neuen Verhältnissen auf Wache 19. Aber was heißt eigentlich 'neu'? Eigentlich sind es noch die alten Verhältnisse, denn trotz der sechs Monate hat sich nicht das Geringste getan. Sean Beckett ist immer noch Captain, weil er offenbar keinen offiziellen, sondern einen selbstverantworteten Entzug macht. Robert Sullivan und Maya Bishop sind damit immer noch auf ihren alten Posten und neu und zurück ist eigentlich nur Andy Herrera, die sowieso in diesem Staffelauftakt als Hoffnungsleuchte heraussticht, weil man bei ihr bedingungslose Lust auf den Job feststellt, weil sie wieder dort ist, wo ihre Heimat ist und weil man ehrlich merkt, dass sie überall helfen will, ohne sich dabei in den Vordergrund zu stellen. Die neue Staffel für Andy geht also wirklich gut an und ich bin gespannt, was man mit ihr so vorhat. Aber die anderen drei versprühen ganz gewaltig miese Stimmung und was genau vorgefallen ist, bleibt im Dunkeln. Auf Mayas Erpressung ist ganz offensichtlich nicht eingegangen worden, aber Beckett weiß Bescheid. Woher? Bleibt ein Mysterium. Seine Laune ist auf jeden Fall unausstehlich, was mit dem Entzug sicherlich zu erklären ist, aber die guten Ansätze aus der zweiten Hälfte von Staffel 5 sind so gleich wieder torpediert. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass zwischen Beckett und Sullivan eine Art Einverständnis herrscht und vielleicht hat er deswegen dem Captain von Mayas Erpressung erzählt. Dennoch bleibt natürlich die Frage, warum es für Maya keine Konsequenzen gab, denn man hat ihr ihren Willen nicht verschafft, warum hat sie also schließlich nachgegeben? Konsequenzen gab es aber definitiv für Sullivan und Natasha Ross, die offenbar nahezu keinen Kontakt mehr haben. Hat Maya also hier einfach keine Handhabe mehr gehabt? Wie gesagt, es bleibt etwas vage.

Aber schon mit Ende Staffel 5 habe ich befürchtet, dass Mayas Erpressung eine Belastungsprobe für ihre Ehe mit Carina DeLuca sein könnte, was sich absolut bestätigt. Die Ärztin befindet sich seit einem halben Jahr in dem emotional schlauchenden Prozess, schwanger zu werden und ist ständig mit Hormonen vollgepumpt. Da muss sie dann genau erfahren, dass Maya ihr ein halbes Jahr nicht erzählt hat, was sie angestellt hat. Denn bei einem anderen Ausgang hätte Maya tatsächlich ohne Job dastehen können. Carina kennt ihre Frau schon ganz gut, denn sie betont noch einmal gegenüber Ben Warren, wie sehr Mayas Laune von ihrem Ehrgeiz und speziell ihrem beruflichen Erfolg abhängt. In dem Sinne hat sie hoch gepokert und gewaltig verloren und ja, es hätte schon längst der Todesstoß für ihre Ehe sein können. Auch wenn Carina jetzt klar in einer Ausnahmesituation ist, so hat sie aber zumindest intuitiv recht, denn Maya hat den Missbrauch durch ihren Vater nie richtig aufgearbeitet und in Staffel 5 ist es einfach ausgeklammert worden. Deswegen könnte das eine gute Richtung sein, Maya sich wirklich mit sich selbst auseinandersetzen zu lassen und hoffe einfach mal, dass die Ehe die Belastungsprobe dann auch überstehen wird.

Ein Fixpunkt dieses Auftakts ist ein Tornado. Normalerweise sind eigentlich "9-1-1 Notruf L.A." und "9-1-1: Lone Star" zu Staffelbeginn für Naturereignisse zuständig und ABC sollte das auch FOX überlassen, denn der Tornado war insgesamt doch eher ein laues Lüftchen, zumindest wurde in meinen Augen nicht viel draus gemacht. Siehe auch Carina und Ben, die auf der Wache zurückbleiben und sich wegen des Tornados über Umweltschutz unterhalten. Alles schön und gut, aber das war doch kein echter Diskurs, sondern nur Füllmaterial. Aber wie wenig der Tornado genutzt wurde, hat man auch an dem beim Unfall beteiligten Wes gesehen, der gegen einen Baum geschleudert dann schnell als hirntot abgeschlossen wird. Hier haben leider ein wenig die Emotionen gefehlt. Aber Hallie als Fixpunkt, die durch den Tornado zu Travis Montgomerys Wahlkampfveranstaltung getrieben wird, das war lustig einerseits und ein Wunder andererseits. Ich fand es auch nett, dass so alles in Familienhand war, denn Hallie-Darstellerin Shelby Rabara ist die Ehefrau von Harry Shum Jr., der bei "Grey's Anatomy" seinen ersten Auftritt als Assistenzarzt Daniel 'Blue' Kwan hatte. Hallie hat dann vor allem Travis' Handlung sehr interessant gemacht. Denn diese war zunächst sehr sorgenvoll, wie er als unabhängiger Kandidat, der vom Standpunkt her kein klares Lager beziehen kann, punkten kann. Und wie kann er punkten? Durch seine Art und seinen Job. Es war herrlich, wie hier seine und die Art von Michael Dixon gegeneinander ausgespielt wurden, denn während Travis intuitiv gehandelt hat und sich gar nicht speziell inszenieren musste, weil er nun einmal den Job eines Helden bekleidet, hat sich Dixon überall einzumischen versucht, um von der Medienwirksamkeit auch etwas abzugreifen. Dennoch fand ich den Vorwurf von Dixon, Travis habe alles inszeniert, als sich die Gelegenheit bot, vollkommen überzogen. Denn Hallie war nervlich ein Wrack und hat mehrfach gesagt, dass sie aus dem Auto raus will und auch wenn sie keine Halskrause anhatte, so ist Travis ein kalkuliertes Risiko eingegangen, aber vermutlich hat Dixon auch nur erfolgreich psychologische Kriegsführung bedienen wollen. Insgesamt aber Sieg für Travis.

Letztlich weist die Episoden auch noch eine große Überraschung auf. Wir haben Jack Gibson kurz zu Beginn der Episode erlebt, als er gegenüber Andy angibt, dass er in Kansas City ist, um seine Pflegeschwester aus der Kindheit zu besuchen. Fand ich auf Anhieb großartig. Nur, dass Jack eben weiterhin in Seattle ist und bei Eva Vasquez eingekehrt ist, wir erinnern uns, die Witwe von Rigo Vasquez. Bekanntlich war sie auf Jack auch nicht mehr gut zu reden, aber naja, dass diese Frau ein Fähnchen im Wind ist, das war immer abzusehen. Für Jack aber natürlich ein riesiger Rückschritt. Deswegen hatten die Konsequenzen für ihn nach dem Tornado, durch die er ausgerechnet von seinen Kollegen gerettet werden musste, etwas tragik-komisches an sich. Ich musste schon ein paar Mal grinsen, gerade auch wie die anderen reagierten und als das mit den Handschellen durchsickerte, denn das ist so ein typischer Humor für die Serie. Aber gleichzeitig hat man Jack schon auch als Häufchen Elend wahrgenommen, weswegen Victoria "Vic" Hughes' Worte es sehr gut getroffen haben, denn wenn er nicht bald auf die Bremse drückt, bringt er sich vielleicht noch unbedacht selbst um. Ich mache Jack keine Vorwürfe, dass er nach dem Schock mit seinen Eltern völlig den Halt verloren hat, aber die letzten Staffeln war er ohnehin schon zu sehr ein Schluck Wasser in der Kurve, weswegen ich nicht hoffe, dass diese Storyline ewig hinausgezögert wird. Wie Maya muss auch er sich den Wurzeln seines Seins stellen, um dann wieder Lust auf das Leben zu bekommen.

Ansonsten war die Episode bei einigen Charakteren noch sehr stiefmütterlich, auch das eine Beobachtung, die Staffel 5 zu Beginn zu einer echten Qual werden ließ. Bei Vic und Theo Ruiz erfahren wir nur, dass sie immer noch glücklich sind (yeah!), aber Neues wird für sie noch nicht angestoßen. Dazu haben wir Ben, der sich eigentlich nur an Carina abgearbeitet hat, aber mehr kam da auch nicht. Deswegen hoffe ich sehr, dass mit der nächsten Episode mehr klare Richtungen aufgezeigt werden, denn Travis alleine kann diese neue Staffel nicht tragen.

Fazit

Neue Staffel "Seattle Firefighters", alte Probleme. Denn wieder sorgt ein Zeitsprung, der durch die Mutterserie erzwungen ist, für inhaltliche Schwächen. Der Tornado als Setting wurde nur stiefmütterlich genutzt und viele Verhältnisse bleiben noch im Unklaren. Zudem war nur Travis' Handlung wirklich gut und auch atmosphärisch unterhaltsam. Bei Maya und Jack gab es zwar auch viel, aber hier ist die Stimmung trüb, weil beide Figuren an einem Tiefpunkt sind. Da kann sich die nächste Episode hoffentlich besser positionieren.

Lena Donth – myFanbase

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