Bewertung

Review: #6.03 In guten und in schlechten Tagen

Foto: Seattle Firefighters - Copyright: Disney+
Seattle Firefighters
© Disney+

Die Sorgenkinder der Staffel bleiben dieselben, doch diese Episode ist vor allem die der widerlichsten Figuren. Trotz insgesamt vieler negativer Energien hatte diese Episode dennoch auch viel Positives zu bieten, was mich weiter bestätigt, diese Staffel 6 ist erstmal auf Kurs.

Bereits als die Wiederkehr von Kelly Thiebaud als Eva Vasquez angekündigt worden ist, war meine Freude wahrlich nicht überschweifend. Bislang war sie in ihren beiden Auftritten dennoch eher belanglos, wenn man auch diese völlig ignorante Ich-Bezogenheit schon wieder latent bemerken konnte. Doch in dieser Episode hat sie mir ganz klar Zornesfalten auf die Stirn getrieben, denn wie sie mit Jack Gibson umgegangen ist, das war wirklich abscheulich. Zwar ist an anderer Stelle in dieser Episode von häuslichem Missbrauch die Rede gewesen, aber tatsächlich wäre dieser Begriff genau hier am besten aufgehoben gewesen. Man mag Eva ja noch zugestehen, dass ihren Mann Rigo Vasquez zu verlieren, sicherlich schlimm für sie gewesen ist, aber sie hat sich sofort danach als Sauberfrau inszeniert, dabei hat SIE ihrem Mann noch zu Lebzeiten Schmerz ohne Ende zugefügt, indem sie ständig Affären hatte. Vielleicht sind es Schuldgefühle, die unterbewusst in ihr toben, denen sie sich aber nicht stellen kann, aber so wie sie mit Jack umgegangen ist, war da immer der Unterton: Du bist alles schuld, aber ich bin dennoch so großzügig, dir ein Dach über dem Kopf zu gewähren und dich ranzulassen. Und was macht Jack? Er macht einfach mit, weil er sich lieber einredet, dass er das alles verdient hat, statt sich dem zu stellen, was er wirklich verdient hat. Die Szene im Baumarkt war ein guter Aufschub, denn durch den Notfall eines anderen Kunden sind seine Instinkte als Rettungssanitäter angesprungen, dennoch fühlte er sich eben auch hilflos, weil er sich gerade nicht 100% mit diesem Beruf identifizieren kann. Daher ein Hoch auf Andy Herrera, die weiterhin eine ganz tolle Energie in dieser Staffel hat und alle mitreißt. Auch wenn sie halb wahnsinnig wird, sich mit dem sturen Jack auseinanderzusetzen, sie gibt niemals auf. Deswegen war es am Ende einfach nur herrlich, als alle zusammen das Dach an Evas Haus reparierten. Ein so typischer Moment dieser Serie, der uns alle und – am wichtigsten – Jack nicht kalt gelassen hat.

Die anderen beiden widerlichen Figuren sind natürlich die Dixons. Als ich den Teaser für diese Folge das erste Mal sah, hätte ich im Lebtag nicht gedacht, dass es Michael und Kitty Dixon sein würden, bei denen für das Krisenprogramm ein Fall häuslicher Gewalt gemeldet würde. Aber es war ohne Frage clever, sowohl für die Dynamik generell der Dixons (immerhin ist Pat Healy nun offiziell Hauptdarsteller) als auch für Maya Bishops Geschichte. Aber bleiben wir erstmal bei den Dixons. Kitty war bislang noch eher unauffällig in der Handlung und fiel in #5.14 Allein im Dunklen als zwar sicherlich charmante Gastgeberin auf, die aber dennoch unpassende Bemerkungen gemacht und Travis Montgomery konsequent falsch benannt hat. Diesmal tauchen wir etwas tiefer bei ihr ein und ich war doch überrascht, dass ich fast an dem Punkt war zu sagen, da haben sich aber zwei gegenseitig verdient. Das kam für mich auch so unerwartet, weil Dixon nun schon seit Ewigkeiten unangefochten mein 'Hasscharakter' ist und ich deswegen immer dachte, dass alle mit ihm in Kontakt einem nur leid tun können. Wie eben sein Sohn Emmett Dixon. Aber wie aus Dixon und Kitty dieser doch sehr anständige Sohn herauskommen konnte? Unerklärlich eigentlich. Im Grunde kann man Emmett nachträglich nur nochmal loben, dass er wirklich so ein feiner Kerl geworden ist, dem man sein neues Glück mit Kunst und einem anderen Land nur von Herzen wünschen kann. Natürlich sind die Dixons durchaus auch mit einer sensiblen Perspektive zu beleuchten, denn es liegt definitiv Missbrauch vor, beidseitig und das kann nicht gut sein. So gesehen müssten sie sich also trennen, aber es ist eben auch nicht so, als wäre das so plump einseitig, wie man im Vorfeld gedacht hätte und das war durchaus interessant. Insgesamt könnte ich dennoch weiterhin gut darauf verzichten, sie auf meinem Bildschirm zu sehen.

Bei Maya wiederum ist es so, dass dieser Fall automatisch etwas in ihr anrührt. Sie hat natürlich auch ein generelles Problem mit Dixon und hat daher auch automatisch Kitty in die Opferrolle gepackt, aber so wirklich war sie davon auch nie abzubringen, auch wenn sich die Beweise für dagegen häuften. In dieser Episode hat sie mir schon eher wieder leid getan, denn entgegen Ben Warrens Einschätzung denke ich schon, dass sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart mit Carina DeLuca das Problem waren, die mit gleich doppeltem Einfluss ihren Blick verschleiert haben. Aber es kam zu keiner Katastrophe, immerhin. Dennoch hat sie von Ben nachher etwas gesagt bekommen, was sie sicherlich noch sehr ärgern wird. Denn er hat ihr eben vorgehalten mit ihren Verdrängungstaktiken sich genau wie Dixon selbst zu verhalten und das wird ihr nicht schmecken. Doch das sind alles keine Punkte, die Maya aufwecken. Im Gegenteil, sie zieht sich nur noch weiter in sich selbst zurück und ihre exzessiven Trainings, die bald schon an Selbstverletzung grenzen, sind wirklich erschreckend.

Dennoch verstehe ich auch Carina, die gedanklich voll und ganz bei Maya ist, aber auch auf ihre persönlichen Grenzen achten muss. Durch ihre Familiengeschichte kennt sie sich gut mit mentaler Gesundheit aus. Es ist im Grunde ihr lebenslanger Begleiter und das macht sie zurecht vorsichtig. Zumal sie eben recht hat, dass Maya gerade in keinem Zustand ist, wo sie die Ehefrau sein kann, die Carina gerade für die Erfüllung ihrer eigenen Wünsche braucht. Sie hat in dieser Episode insgesamt die schönste Storyline bekommen, denn sie mit Victoria "Vic" Hughes zusammenzustecken, die damit genau umgekehrt wie in Staffel 5 füreinander da sind, war eine ganz tolle Idee. Die beiden haben auch eine tolle Dynamik, denn Vic hat mit ihrer Entscheidung zu ihrer Schwangerschaft keine Verurteilung von Carina erfahren und gibt ihr das genauso zurück. So hat sie auch eine Art, wie sie Carina genau an den Punkt getrieben bekommt, dass sie sich inmitten all ihrer Sorgen genau auf das besinnt, was sie wirklich will. Sie liebt Maya über alles, sie will ein Kind mit ihr und sie will sie an ihrer Seite haben, wenn sie es gemeinsam erfahren. Ich hoffe sehr, dass wir genau diesen Moment in dieser Staffel noch geboten bekommen, denn das bedeutet, dass Maya die Kurve bekommen hat und es bedeutet, dass Carina wirklich das bekommt, was sie auch verdient hat.

Abschließend können noch ein paar kleine Punkte angesprochen werden. Robert Sullivan ist also definitiv auf der Dating-App unterwegs, mal sehen, was dabei herauskommt. Travis hat mit Dixons 'Geheimnis' nun eine tickende Zeitbombe für den Wahlkampf in der Hand. Da er die Info eigentlich nicht nutzen darf, hoffe ich, dass er es auch nicht tut, aber vermutlich tendenziell wird er es machen, denn die Verzweiflung war diesmal deutlich zu spüren. Der Einsatz wiederum war völlig nebensächlich, hat aber auch Andy on Fire gezeigt. Im Grunde ist sie längst inoffizieller Captain und bei ihr scheint Sean Beckett das auch mitzumachen, denn man kann sagen über ihn, was man will, Andy respektiert er.

Fazit

Im Fokus stehen diesmal wieder die Sorgenkinder und die Widerlinge der Serie und dennoch strahlen die Herzensmomente diesmal besonders hell. Zwar mag sich inhaltlich immer noch nichts groß Entscheidendes getan haben, aber die dargebotenen Momente kamen da an, wo es zählte.

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:


Vorherige Review:
#6.02 Hinter geschlossenen Türen
Alle ReviewsNächste Review:
#6.04 Dämonen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Seattle Firefighters" über die Folge #6.03 In guten und in schlechten Tagen diskutieren.