Bewertung

Review: #6.11 Bauchgefühl

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Seattle Firefighters
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Der aktuelle Lauf bei "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" belegt für mich eindeutig, dass die Serie genau dann zu punkten weiß, wenn sie weiß, was sie erzählen will. Wenn Humor und Dramatik sich in einer angenehmen Balance finden und wenn es um Zusammenhalt geht und nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht. Also ab in die detaillierte Analyse!

In einer insgesamt doch angespannteren Episode habe ich die (relative) Leichtigkeit, die bei dem Damenduo aus Victoria "Vic" Hughes und Dr. Diane Lewis (erweitertet stellenweise durch Carina DeLuca) vermittelt wurde, sehr genossen. Zwar hat sich Diane bislang noch nie gescheut, auch in ihren Therapiegesprächen immer etwas von sich selbst zu offenbaren, aber dennoch befindet sie sich in einer professionellen Rolle, weswegen ich ihr Argument gut nachvollziehen konnte, dass sie es beim Krisenprogramm als sehr angenehm empfindet, dass sie sich mit Vic und den anderen mehr auf Augenhöhe fühlen kann. Dementsprechend war das Geplauder auch echt unterhaltsam, weil es sofort freundschaftlich und auf einer Ebene war. Auch wenn der Unfall mit dem Reh in der Windschutzscheibe wahrlich nicht zum Lachen war, aber die ganze anschließende Umsetzung war es eben doch. Ernstes wurde immer wieder durch einen Comic Relief unterbrochen und deswegen hat es auch gepasst, dass Diane hinterher in diesen Jubeltanz ausbrach. Sie konnte ihren Job als Feuerwehrfrau aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben, aber nun gab es eine Notsituation und sie ist wie selbstverständlich in die professionelle Rolle gefallen und es hat ihr viel geschenkt. Das habe ich ihr auch sehr gegönnt, auch weil ich es genieße, wenn Nebenfiguren solche Tiefe bekommen dass man sie sich am liebsten immer auf dem Bildschirm wünschen würde. Für die gute Laune will ich aber auch nicht die Szene zwischen Vic und Andy Herrera vergessen. Die Enthüllung des Kusses war sehr genial gemacht.

Carina hat es für Diane aber auch etwas schwieriger gemacht, weil sie sich nicht an die Regel halten konnte, dass es eine Schweigepflicht gibt zwischen Arzt und Patientin, weil sie so unbedingt Infos zu Maya Bishop wollte. So richtig kann man ihr das nicht vorwerfen, denn sie spürt schon wieder überschäumende Liebe, die sie gleichzeitig aber auch ängstigt, weil sie eben nicht weiß, ob ihre Frau schon wirklich wieder bereit ist. Dementsprechend fand ich es von Diane gut gelöst, dass sie ihre Regeln der Verschwiegenheit so weit ausgedehnt hat, wie sie konnte und vor allem eben mit Carina geteilt hat, dass Maya ihre Therapie in der Hauptsache für sie beide als Paar macht. Zwar war die arme Fahranfängerin Monica (Hi, Emma Hunton aus "Good Trouble"!) wieder ein Rückschritt, weil ihre Beziehungssorgen und dass sie New York mehr als ihren Mann liebt, Carina sehr vertraut vorkamen, weil in der Metapher eben New York bei Maya ihr Job sein könnte. Ich hoffe wirklich sehr, dass es Diane und Vic mit vereinten Kräften geschafft haben, Carina ein gutes Gefühl zu geben, denn die beiden sind auf einem wirklich sehr guten Weg.

Denn wir erleben ja parallel auch Maya, der ich zu Beginn der Episode zunächst Unrecht getan habe. Schande über mich! Aber als sie so neugierig bei Ben Warren nachhorchte, ob Sean Beckett wieder trinkt, da dachte ich sofort, denkt sie jetzt wieder nur an ihren Job? Ich hatte aber völlig vergessen, dass sie ihm ja die Flasche Hochprozentiges auf den Schreibtisch gesetzt hatte, aber das war eben auch vor der langen Winterpause und in einer sehr nervigen Maya-Phase. Dementsprechend hat die Episode Maya auch in einem guten Licht gezeichnet, weil sie von schlechtem Gewissen überkommen worden ist. Das fand ich sehr nachvollziehbar, auch weil sie angesichts dieser Situation auch nochmal knallhart sich selbst am Tiefpunkt reflektieren musste. Letztlich war Maya sogar bereit, das Gespräch mit Natasha Ross zu suchen, was sie auf dem Karriereweg noch mehr ausbremsen könnte, das zeigt auch, dass sie einen großen Schritt gemacht hat. Sie hat in Ben aber auch den perfekten Partner gefunden, um sie in ihren Sorgen auszubremsen und er hat nur wahre Worte in meinen Augen gesprochen. Maya hatten ihren Anteil, ja. Aber sie kann nichts für Becketts Alkoholsucht und wenn sie es nicht gewesen wäre, dann wäre es etwas anderes gewesen.

Damit wären wir dann auch schon bei Beckett und dass diese Episode unter dem Eindruck steht, dass wegen der Trainingssimulation eine Untersuchung eingeleitet wurde. Wir sehen am Anfang einige Schnipsel davon. Auch wenn wir als Zuschauer*innen genauso wenig wie die anderen wissen, ob es wirklich einen klaren Schuldigen gibt, so stellen sich doch direkt die Nackenhaare auf, wenn man Beckett und Josh Mesnik miteinander lachen sieht. Auftritt Natasha. Nachdem sie nun eine Pause bei der Serie hatte, ist sie zurück und wie! Sie bekommt aktuell wirklich nur großartige Sachen geschrieben. Natasha sieht die Warnzeichen nämlich auch, zumal sie auch die Mechanismen kennt, wie es innerhalb von Behörden wie dem SFD läuft. Deswegen war es schauspielerisch (von Natasha gemeint, nicht von ihrer Darstellerin Merle Dandridge, wobei die natürlich auch immer!) schon großartig, wie sie gegenüber Mesnik vorgab, voll mit ihm auf einer Seite zu sein, um ihn dadurch vertrauensvoll auszuhorchen und sich bestätigt zu sehen, dass diese Ermittlung wegen Befangenheit vielleicht schon längst abgeschlossen ist. Also gibt sie ihr Bestes, um eine Lösung zu finden und setzt weitere Ermittler ein, um dann Mesnik im süßlichen Ton diese Maßnahme zu verkaufen, ohne dass er sich auf den Schlips getreten fühlen kann.

Parallel weiß Wache 19 natürlich nicht, was Natasha da so treibt, aber sie haben auch gesehen, dass Mesnik und Beckett sich kennen. Zudem sehen sie auf der Fahrt eine zitternde Hand bei ihrem Captain und kurzerhand schließen sie einen Pakt. Diese Episode knüpft nahtlos an dem an, was Eli Stern Andy beim letzten Mal ans Herz gelegt hat, dass sie mit Friedensbemühungen nicht mehr weiterkommt, sondern Partei ergreifen muss. Und das tut sie, und wie! Ich fand es aber auch toll, dass sie alle zusammengehalten haben, um Beckett zu überstimmen, damit er etwas verdattert und dann aufgebracht danebensteht, während Andy die Befehlsgewalt an sich reißt und Aufgaben verteilt. Ich fand es auch toll, dass sie ihren männlichen Kollegen immer wieder signalisierte, dass sie das alleine hinkriegt und das hat sie eben auch. Beckett hat gezetert und gedroht, aber am Ende hat er dann doch den Mund gehalten. Für Theo Ruiz war das Ganze natürlich noch mal doppelt aufrührend, weil es um den Barbershop von Tomás Silva geht und weil er mit einer aufgeregten Mrs. Ortega konfrontiert wird, die beim letzten Ausflug in die Nachbarschaft uns zumindest schon verbal vorgestellt wurde und die Theo offenbar sehr verehrt hat. Dementsprechend war es natürlich ein großer Schlag, was sie ihm alles vorgeworfen hat. Theo ist zwar ruhig geblieben, aber bei der Rückkehr auf die Wache hat man doch deutlich gemerkt, wie sehr er an allem zu knabbern hatte und deswegen auch Vic gegenüber sehr abgehackt war. Zuletzt wurde zwischen ihnen alles sehr erwachsen geregelt und darauf hoffe ich auch weiterhin, aber Theo muss gerade vieles auf einmal verarbeiten. Zudem belegt der Brand beim Barbershop auch, dass in der Nachbarschaft wirklich etwas abgeht und ich hoffe, dass das nicht unter den Tisch fällt und Theo sich weiter reinhängt.

Aber zurück zum Einsatz, bei dem Beckett die Gespräche zwischen Mrs. Ortega und Theo verfolgt, um dann eine Entscheidung zu treffen, indem er einfach in das brennende Gebäude läuft, um ihren Mann zu retten. Ich musste bei der Aktion an #5.18 Am anderen Ende des Tunnels denken, wo ein Fahrer von Gefahrengut sich für die Kinder eines Schulbusses geopfert hat. Das hat Beckett damals bewogen, dass er sich das erste Mal Hilfe geholt hat. Natürlich wird aber auch der Verlust von Cooper eine Rolle gespielt haben, weil er vermutlich selbst nicht weiß, ob er das verantwortet hat, aber nach außen hin eben selbstsicher auftreten muss, weil er das so gelernt hat. Dementsprechend erschütternd fand ich später die Einschätzung von Robert Sullivan, der einen selbstmordgefährdeten Mann gesehen hat. Vermutlich war es eine Mischung daraus und aus einem Heldengedanken, um etwas wiedergutzumachen. Dementsprechend ist es sooo wichtig, dass er am Ende wieder an dem Punkt ist, sich Hilfe zu holen. Damit drängt sich natürlich auch der Gedanke auf, wie die Zukunft für ihn in der Serie aussieht. Da war ich mehrfach schon und doch kam Beckett immer zurück. Die letzten Wochen haben viel für ihn als Figur getan und das habe ich wohlwollend zur Kenntnis gekommen, aber dennoch empfinde ich Beckett nicht als jemanden, den man zwanghaft im Geschehen halten muss. Aber warten wir einfach ab, ich fand es jedenfalls wichtig und gut, dass er nun an sich arbeiten will. Immerhin hat er es zu der Erkenntnis selbst geschafft. Vorteil Beckett. Nachteil Maya.

Während Natasha also ihren Teil abgeliefert hat, hat es die Wache auch getan, doch gegensätzlicher hätte es nicht sein können. Natürlich ist jetzt alles hypothetisch, denn wir wissen eben nicht, was die Untersuchung ergeben wird und ob Natasha mit ihrem Eingreifen wirklich geholfen hat. Aber wir hatten eben eine Live-Situation, einen gefährlichen Einsatz, wo die Befürchtung auf dem Tisch lag, dass es unter Becketts Führung in einer Katastrophe enden könnte. Dementsprechend haben sie zusammen agiert. Natasha hat sich aber logischerweise auch veräppelt gefühlt, denn sie kann Wache 19 und ihre Millionen Gesetzesverstöße nicht einfach ignorieren und sie ist nun in einer wirklich üblen Position. Ich fand es aber toll, wie Andy auch hier nochmal die Verantwortung gesucht hat. Aber auch das Gespräch zwischen Natasha und Sullivan war wichtig. Es schwankte natürlich zwischen privatem und beruflichen Dasein und man hat Natasha angemerkt, wie schwer es ihr fiel, Ruhe zu bewahren. Gleichzeitig aber auch Respekt für Sullivan, der vorausahnen kann, wie kompliziert nun privat und beruflich wird und sich daher lieber direkt Hilfe beim AA-Meeting sucht, als darauf zu warten, dass es zu spät ist. Aber es ist auch traurig, dass sie nicht füreinander da sein können, wo nun so der Baum brennt. Es wird definitiv spannend für die kommende Woche.

Fazit

Wenn ich so viel zu verarbeiten habe, dann war es entweder nicht gut, oder eben sehr, sehr gut und ich bin froh, dass Letzteres zutrifft. "Seattle Firefighters" hat gerade einen sehr konsequenten Weg und dabei ist auch so wunderbar, dass es überall so nachvollziehbar gestaltet wird. Meine Gedanken arten dabei so aus, weil ich es toll erzählt finde und nicht alles kritisch hinterfragen muss. Weiter so!

Lena Donth – myFanbase

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