Die enttäuschendsten Staffeln 2008/2009
Platz 8: Dr. House
Die fünfte Staffel von "Dr. House" kann man qualitativ insgesamt wohl auf einem Niveau zusammen mit der vierten ansiedeln. Nun war allerdings auch schon die Vorgängerstaffel alles andere als gut und bestach vor allem durch uninteressante Charaktere, eine Unmenge an langweiligen Fällen und sowohl vorhersehbaren als auch entwicklungsarmen zwischenmenschlichen Beziehungen. Damals wurde durch das Staffelfinale (#4.16 Im Kopf von House/#4.17 Im Herzen von Wilson) eine enttäuschende Staffel annähernd befriedigend beendet. Doch die fünfte Staffel hat gezeigt, dass die Macher der Serie aus den Fehlern nicht gelernt haben, und so findet man sich schnell im selben Trott wieder.
"Do you think I'm boring?" - "Yes."
Wie bereits in den Staffeln zuvor hat man sich damit begnügt, eine Handvoll gute Episoden im Sendeplan zu haben und den Rest mit einfach nur belanglosen Folgen zu füllen. Auch dieses Mal war das Staffelfinale (#5.22 Both Sides Now) eines der Highlights. Dazu gesellen sich vor allem noch #5.09 Ultima Ratio mit Zeljko Ivanek und #5.17 The Social Contract mit Jay Karnes. Diese beiden Episoden hatten eines miteinander gemein: Sie waren die wohl einzigen Episoden der Staffel, bei denen der jeweilige Fall der Woche tatsächlich interessant war. Unter Umständen könnte man unter die guten Episoden auch #5.19 Locked In verbuchen, allerdings wurde man beim Sehen immer wieder daran erinnert, dass die innovative Erzählperspektive nahezu 1:1 aus dem französischen Film "Schmetterling und Taucherglocke" übernommen wurde, wodurch der Reiz schnell verloren ging.
Ganz allgemein wurde man den Eindruck nicht los, als wären den Machern von "Dr. House" seit mindestens zwei Staffeln die Ideen ausgegangen. Zugegeben, der Clou, das gesamte Team um House am Ende der dritten Staffel zu zerschlagen, war wirklich einfallsreich und teilweise aufgrund der bisherigen festgefahrenen intercharakterlichen Verbindungen auch bitter nötig. Bereits damals hatte man es versäumt, den neuen Charakteren genug Facetten zu geben, um sie interessanter oder zumindest ähnlich interessant zu gestalten wie diejenigen Figuren, die ersetzt wurden. Wer nun aber gedacht hat, dass in der fünften Staffel die Charakterzeichnung vorne angestellt würde, war schnell enttäuscht. Viel zu wenig wurden interessante Geschichten mit ihnen und um sie herum gesponnen, viel zu sehr hat man sich auf oberflächlichste Darstellungen von Liebesbeziehungen und des Privatlebens konzentriert.
Die unsägliche Beziehung des immerwährend langweiligen Foreman zu der penetrant oft präsenten und nicht gerade bei wenigen Gelegenheiten einfach nur nervigen Dreizehn war dabei nur die Spitze des Eisberges. Insbesondere die entweder vollkommen gehetzte oder unnötig in die Länge gestreckte und allzu oft kindisch anmutende Thematisierung der Beziehung zwischen House und Cuddy hat den Geduldsfaden des Zuschauers immer wieder stark belastet.
Dazu kam, dass der große Pluspunkt der Serie, die Männerfreundschaft von House und Wilson, trotz Ambers Tod und damit einer willkommen Chance, die festgefahrenen Verhältnisse zu lösen, einmal wieder nur sehr kurz anders gezeigt wurde, als man es in den letzten Jahren immer wieder gesehen hat. Kurz danach war praktisch alles wieder das Gleiche, und man kommt nicht umhin, so manchen früher als so spritzig anmutenden Dialog der beiden mittlerweile praktisch Wort für Wort bereits beim ersten Mal mitsprechen zu können.
Die Gelegenheit, die Figur des Privatdetektivs Lucas Douglas zu etablieren und damit sowohl einen interessanten Mitstreiter um die Gunst von Houses Freundschaft als auch einen vielversprechenden Seriencharakter für zukünftige Entwicklungen zu schaffen, wurde mit beängstigender Geschwindigkeit zunichte gemacht. Ebenso hat der Selbstmord von Kutner den einzigen halbwegs glücklichen Mitarbeiter in Houses Team weggerafft, sodass man später nur noch mit einer Vielzahl von grimmigen und sarkastischen Figuren gequält wurde.
"Nur keine altbekannten Strukturen aufbrechen" scheint die Devise von Shore und Co. zu sein – ein Todesurteil für Procedurals. Wenn schon nicht aus kommerzieller Sicht ("Dr. House" ist eine der meistgesehenen TV-Serien der Gegenwart), dann zumindest aus qualitativer. Man kann nur hoffen, dass man nicht denselben Fehler macht und Entwicklungen aus den wenigen wirklich guten Episoden, in dem Fall House und seine durch die Vicodinsucht ausgelöste Halluzinationen, im Keim erstickt, sodass man zukünftig nicht mehr das Gefühl hat, eine Serie zu verfolgen, der seit einiger Zeit jegliche Ideen fehlen. Wenn sich für die folgende Staffel nichts ändern sollte, ist Platz 8 bei den schlechtesten Staffeln der abgelaufenen Season als Kompliment anzusehen.
Andreas K. - myFanbase
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