Die enttäuschendsten Staffeln 2008/2009
Platz 4: Dollhouse

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Ist eine Serie mit ihren beiden Protagonisten jeweils in den Listen der enttäuschendsten Charaktere und der schlechtesten Storylines vertreten, dürfte es sicher keine Überraschung sein, dass sie zu den großen Flops der letzten Season gehört. Und so ist Joss Whedons neuestes Projekt "Dollhouse" auf Platz 4 unserer Liste gelandet. Besonders schwer wiegt hier das Problem der nicht erfüllten Erwartungen, die mit dem großen Namen des Serienschöpfers und dem im Vorfeld entstandenen Hype zusammenhängen. Denn auch wenn Whedons bisherige Serien nicht perfekt waren, so haben sie sich doch ihren großen Kultstatus zu Recht verdient. "Buffy – Im Bann der Dämonen" ist ein Meisterwerk, das sich hinter der Fassade einer Teenie-Horror-Serie verbirgt, es hat das Fernsehen nachhaltig geprägt und wird auch Jahre nach dem Ende der Serie noch abgöttisch von den Fans geliebt. Aber auch Whedons weitere Projekte, dass Buffy-Spin-Off "Angel – Jäger der Finsternis" und das leider viel zu kurze "Firefly – Aufbruch der Serenity" waren facettenreiche, hochamüsante Serien, denen es gelang, den Zuschauer sowohl königlich zu unterhalten, als auch interessante Charakterentwicklungen zu bieten. Und so waren die Erwatungen groß, als bekannt wurde, dass nach vier langen Jahren der Meister persönlich endlich wieder eine Serie entwickeln würde. Und das kongeniale Web-Musical "Dr. Horrible's Sing-Along Blog", das im Sommer 2008 entstand bewies, dass Joss Whedon nichts von seiner Genialität eingebüßt hatte.

"Did I Fall Asleep?"

Aber schon im Vorfeld gab es einige Probleme, die nichts Gutes erahnen ließen. Unter anderem überarbeitete Whedon auf eigene Initiative den ursprünglichen Piloten und drehte eine völlig neue Variante. Wahrscheinlich saß bei ihm die Erinnerung an die unrühmliche Behandlung des Senders Fox seines Herzensprojektes "Firefly" immer noch tief, und so versuchte Whedon besonders im ersten Teil von "Dollhouse" eine Art Kunstprojekt abzuliefern, von dem er wohl annahm, es würde den Erwartungen des Senders entsprechen. Dadurch passierte es, dass die eigentliche Idee hinter dem Ganzen immer wieder in ein Fall-der-Woche-Schema gepresst wurde, das leider alles andere als gelungen war. Wie ich schon bei den enttäuschendsten Charakteren über Echo ausführlich beschrieben habe, krankt es daran, dass sie als Figur leider völlig misslungen ist. Es macht einfach keinen Spaß, ihr bei den diversen Missionen zuzuschauen, bei denen man sich doch immer wieder nur fragt, was sie eigentlich von einer Prostituierten unterscheidet, besonders da man sie immer wieder in lächerliche Outfits packt. Wollte man so jemanden wie eine Sydney Bristow ("Alias – Die Agentin") schaffen, indem man zu jeder Mission eine passende Klischeeoptik gewählt hat? Auf mich wirkte es leider nur lächerlich und hat der Glaubwürdigkeit der Serie nur geschadet. Hinzu kommt, dass auch der deutlich bessere Teil der Staffel immer noch voll von Logiklöchern ist, dass man die Charaktere genau das machen lässt, was dem Drehbuch gerade Recht kommt, und nicht, was schlüssig für sie wäre. Und so ist leider keine der Figuren der Serie bisher wirklich greifbar. Außerdem verzichtet Whedon auf das, was er am besten kann, auf pointierte Selbstironie. Man nimmt sich im Dollhouse leider viel zu ernst. Einer Serie, die über sich selbst lachen kann, nimmt man als Zuschauer gewisse Freiheiten in der Logik einfach nicht so übel, wie denen, die auch noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Moralkeule schwingen. Es ist also bei "Dollhouse" eine irgendwie unrühmliche Mischung aus unausgegorenen Geschichten, einer nicht wirklich greifbaren Mythologie, Charakteren, die einen bisher emotional völlig kalt lassen und einem großen Defizit an Humor.

Es gibt sicherlich viel Potential, so war die Einführung des großartig vom Whedon-Alumni Alan Tudyk gespielten Alphas ein Highlight der ersten Staffel, das Appetit auf mehr gemacht hat, und auch bei der Mythologie der Serie liegt noch so viel im Dunkeln, dass man noch nicht wirklich abschätzen kann, wohin die sich entwickelt. Und wenn man im Hinterkopf behält, dass auch "Buffy" und "Angel" durchaus einige Zeit gebraucht haben, um zu ihrer vollen Stärke zu finden, kann aus "Dollhouse" noch eine tolle Serie werden. Viel Zeit darf man sich dafür aber nicht mehr lassen, denn sonst findet die dann leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Cindy Scholz - myFanbase

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