Emmys 2011 - Beste Hauptdarsteller
Eine Mischung aus erwarteten Favoriten und ein paar Neulingen durchziehen die Nominierungen bei den männlichen Hauptrollen in diesem Jahr. Und dabei gab es noch so viele weitere Darsteller, die eine Nominierung verdient gehabt hätten. Wer zuletzt jubeln wird, bleibt dann auch eine der spannendsten Fragen des Abends.
Die Nominierten im Bereich Drama
Nachdem in den letzten drei Jahren vollkommen zu Recht Bryan Cranston diese Kategorie dominiert hat, haben nun auch einmal all die anderen Kandidaten eine realistische Chance auf einen Emmy-Gewinn, denn "Breaking Bad" lief nicht im betreffenden Zeitraum. Aber wie steht es wirklich um die Aussichten der anderen Nominierten, unter denen sich drei Herren befinden, die bereits seit Jahren fest gesetzt für eine Nominierung sind, aber alle drei noch nie gewinnen konnten? Aus meiner Sicht hat aber nur Jon Hamm eine reale Chance, beziehungsweise ist er derjenige dieser Troika, der seinen Leistungszenit noch nicht überschritten hat. Denn während sowohl Hugh Laurie als "Dr. House", als auch Michael C. Hall als "Dexter" starke Abnutzungserscheinungen mit den fortschreitenden Laufzeiten ihrer Shows zeigen, hat Jon Hamm unbestritten seine stärkste Season bei "Mad Men" hinter sich. Gegen Laurie und auch Hall spricht zudem noch, dass sie in diesem Jahr das Momentum der Zeit gegen sich haben. Beide galten im letzten Jahr als ganz heiße Anwärter, da sie sehr, sehr gute Episoden einreichen konnten, bei Michael C. Hall kam die Sympathie nach der überwundenen Krebserkrankung hinzu, aber beide konnten diesen Vorteil nicht nutzen und in diesem Jahr haben sie nicht annähernd gutes Material vorzuweisen.
So kommt die größte Konkurrenz für Hamm auch von Seiten Steve Buscemis, der mit "Boardwalk Empire" wenig überraschend direkt in den illustren Kreis der nominierten Herren vordringen konnte. Es ist diese Art von Rolle, gepaart mit einem in Jury-Kreisen angesehenen Kinoschauspieler, die man nie unterschätzen sollte, auch wenn er von der Leistung her eigentlich keine Chance gegen Jon Hamm haben dürfte. Aber man weiß ja nie, wie und warum sich die Juroren letztendlich für einen Schauspieler entscheiden.
Fakt ist aber, dass Hamm eine der beeindruckendsten Episoden zur Begutachtung vorlegen kann, rein von der dargebotenen Schauspielkunst sehe ich daher eigentlich nur Kyle Chandler in der Lage, ihm das Wasser zu reichen. Chandler hätte es ebenso verdient für seine grandiose Leistung in den letzten fünf Staffeln von "Friday Night Lights", und in der finalen Season im Besonderen, mit einem Emmy ausgezeichnet zu werden, aber so richtig daran glauben kann ich leider nicht. Sein Sieg wäre aber definitiv der einzige, für den ich den Verlust von Jon Hamm in diesem Jahr verschmerzen könnte.
Eine wirklich positive Überraschung, auf die man im Vorfeld eigentlich nur hoffen konnte, die man aber nie für möglich hielt, war die sechste Nominierung in diesem Feld, die an Timothy Olyphant für seinen Part des Raylan Givens in "Justified" ging. Ich sehe bei ihm zwar noch geringere Chancen auf einen Sieg als bei Kyle Chandler, aber vielleicht ändert sich dies in den nächsten Jahren zu seinen Gunsten.
Wie in jeder Kategorie gibt es auch hier wieder einige Darsteller, die übergangen wurden, auch wenn es innerhalb dieser dominanten Herrenriege auch in Zukunft schwer sein wird, einen Weg in den Kreis der Nominierten zu finden. Aber ich will überragende Leistungen der vergangenen Season wie die von Gabriel Byrne ("In Treatment"), Sean Bean ("Game of Thrones"), Ray Romano ("Men of a Certain Age"), Peter Krause ("Parenthood") und Donal Logue ("Terriers") trotzdem nicht unerwähnt lassen.
Die Nominierungen in der Übersicht:
- Jon Hamm ("Mad Men")
- Michael C. Hall ("Dexter")
- Hugh Laurie ("Dr. House")
- Kyle Chandler ("Friday Night Lights")
- Steve Buscemi ("Boardwalk Empire")
- Timothy Olyphant ("Justified")
Cindy Scholz - myFanbase
Die Nominierten im Bereich Comedy
Wenn es drei Schauspieler gab, auf die man vor der Nominierung sichere Wetten für das erneute Auftauchen in dieser Kategorie abgegeben hätte, dann sind das wohl genau die drei Personen gewesen, die es wie im vergangenen bereits auf die Liste schafften. Steve Carell und Alec Baldwin haben eh eine Art Dauerabonnement für Nominierungslisten und sind zurecht und wohl auch aus Gewohnheit wieder mit dabei. Außerdem ist der weiterhin mit Höchstleistungen agierende Titelverteidiger Jim Parsons mit von der Party. Die grandiose vierte Staffel von "The Big Bang Theory" hat nicht nur dafür gesorgt, dass er erneut ein heißer Favorit auf den Emmy ist, sie hat sogar dafür gesorgt, dass man dieses Jahr auch um Johnny Galecki keinen Bogen mehr machen konnte. Er steht zwar trotzdem weiterhin im Schatten von Parsons, doch seine konstant guten Leistungen rechtfertigen seine Nominierung durchaus. Für mehr sollte es aber eigentlich nicht reichen.
Das Feld komplettieren ein Stand-Up-Comedian und einer der bekanntesten Comedy-Stars der 90er Jahre. Louis C.K. ist mit seiner im Sommer laufenden Show "Louie" ebenso sofort erfolgreich gewesen, wie "Friends"-Star Matt LeBlanc, der sich selbst porträtiert und Kritiker und Fans mit "Episodes" überzeugte. Da haben andere Serien wieder das Nachsehen, die eigentlich auch durchaus mal auftauchen dürften. Dass um James Roday ("Psych") wieder ein großer Bogen gemacht wurde, finde ich genauso schade wie die Nichtberücksichtigung von Colin Ferguson ("Eureka - Die geheime Stadt"), der meiner Meinung nach Großartiges leistet. Von "Community" muss ich gar nicht erst anfangen. Irgendwie fände ich es dann doch besser, wenn man noch mehr Vielfalt anstrebt und längerfristige Leistungen auch mal mit einer Nominierung würdigt. Aber dass ich zu der Preisverleihung eine andere Grundeinstellung habe, sollte in der Kolumne schon deutlich geworden sein. Ich bin trotzdem gespannt, wer dieses Jahr gewinnen wird.
Die Nominierungen in der Übersicht
- Steve Carell ("Office, The")
- Alec Baldwin ("30 Rock")
- Jim Parsons ("The Big Bang Theory")
- Louis C.K. ("Louie")
- Matt LeBlanc ("Episodes")
- Johnny Galecki ("The Big Bang Theory")
Emil Groth - myFanbase
Die Nominierten im Bereich Miniserien und TV-Filme
Im Widerspruch zu dem, was ich noch vor ein paar Tagen zu den Nominierungen bei den Hauptdarstellerinnen der Miniserien und TV-Filme schrieb, gibt es in diesem Jahr bei den Männern keine dieser Performances, die sofort nach einem Emmy-Gewinn schreit. Es ist keines dieser reinen Star-Vehikel für die Männer am Start, wie es für Kate Winslet mit "Mildred Pierce" der Fall ist. Deshalb scheint das Rennen in diesem Felde auch wesentlich offener zu sein, als in den meisten der anderen Kategorien dieses Genres. Als Favoriten sehen einige Brancheninsider Édgar Ramírez, dessen Film "Carlos - Der Schakal" im Januar ganz überraschend bereits einen Golden Globe einheimsen konnte. Da aber "Carlos" bei den Emmys in der Hauptkategorie gar nicht erst nominiert ist, geht Ramírez hier fast allein ins Rennen, hat aber natürlich aufgrund seiner großartigen Leistung sehr gute Chancen auf den Gewinn. Er wäre damit der erste Emmy-Gewinner, der mit einem Beitrag in einer fremden Sprache gewinnt. Sein größter Konkurrent dürfte wohl der Engländer Idris Elba für die britische Serie "Luther" sein, denn auch der "The Wire"-Veteran liefert eine großartige Performance in einer ganz auf ihn zugeschnittenen Rolle ab.
Aber auch William Hurt als Finanzminister im TV-Film "Too Big too Fail" und Laurence Fishburn im HBO-Bioepic "Thurgood" können sich berechtigte Hoffnungen auf den Gewinn eines Emmys machen. Das Rennen ist offen wie selten zuvor, lediglich Greg Kinnear als John F. Kennedy und Barry Pepper in der von Kritikern geschassten Miniserie "The Kennedys" scheinen bereits abgeschlagen zu sein.
Die Nominierungen in der Übersicht:
- Greg Kinnear ("The Kennedys")
- Barry Pepper ("The Kennedys")
- Édgar Ramírez ("Carlos - Der Schakal")
- William Hurt ("Too Big To Fail")
- Idris Elba ("Luther")
- Laurence Fishburne ("Thurgood")
Cindy Scholz - myFanbase
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