Die besten Charaktere 2010/2011
Pete Campbell (Mad Men)
Die unbestrittene Tatsache, dass das preisgekrönte AMC-Werbedrama "Mad Men" auch im vierten Jahr der Ausstrahlung wieder großartige Leistungen in Sachen Charakterarbeit hervorgebracht hat, dürfte inzwischen wohl kaum jemanden mehr überraschen. Sehr wohl für Verwunderung mag im ersten Moment vielleicht aber die Behauptung sorgen, dass bei keinem anderen Protagonisten so meisterhafte Arbeit geleistet worden ist wie bei Pete Campbell. Ausgerechnet Pete! Erinnert man sich zurück an das hinterlistig-missgünstige Wiesel, als das uns der junge Kundenbetreuer zu Beginn der Serie präsentiert wurde, so kann man hier getrost von einer wahrlich enormen Charakterentwicklung sprechen.
"New family, new agency, has to be exciting. Heck, another Campbell, that's just what the world needs!"
In privater Hinsicht hatte sich Petes Wandel hin zum verantwortungsvollen Ehemann bereits in der vorherigen TV-Season abgezeichnet, wofür er zusammen mit seiner Vorzeigegattin Trudy von uns auch entsprechend gehuldigt wurde. In der aktuellen Staffel wurde dieser Kurs konsequent weiterverfolgt, sodass erneut jede einzelne ihrer gemeinsamen Szenen ein Vergnügen war. Besonders die Erfüllung des lang gehegten Kinderwunsches sorgte dabei für ein veritables Highlight, bei dem man als Zuschauer nicht umhin konnte, sich für und mit den beiden zu freuen. Nicht zuletzt dank seiner herrlichen Mimik konnte Pete hier am laufenden Band punkten, etwa als er auf Umwegen von Trudys unerwarteter Schwangerschaft erfuhr, seine Angebetete kurz darauf überglücklich in die Arme schloss oder letztlich voller Vorfreude auf die erste Begegnung mit dem kleinen Töchterchen Tammy ins Krankenhaus eilte.
Noch wesentlich imposanter als Petes private Entwicklung gestaltete sich allerdings sein beruflicher Werdegang in der neu gegründeten Werbeagentur. Mehre Male stellte der frisch gebackene Juniorpartner und Leiter der Kundenbetreuung eindrucksvoll unter Beweis, dass er seinen erfahrenen Kollegen in puncto Geschäftssinn mittlerweile sehr wohl das Wasser reichen kann. So verwandelte er beispielsweise gekonnt einen Interessenskonflikt zwischen zwei bestehenden Kunden in ein lukratives Neugeschäft, zog unentwegt Termine mit vielversprechenden Interessenten wie Honda an Land und half bei der erfolgreichen Umsetzung unkonventioneller PR-Maßnahmen. Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stand er loyal zu der strauchelnden Agentur und schlug sogar ein verlockendes Jobangebot von Erzrivale Ted Chaough aus. Dabei hätte man ihm gerade im zuletzt genannten Punkt eine gegenteilige Entscheidung keineswegs verübeln können, wenn man bedenkt, in welch missliche Lage ihn die Seniorpartner zwischenzeitlich gebracht hatten - sei es der japanophobe Honda-Verweigerer Roger Sterling oder der um das Auffliegen seiner falschen Identität bangende Don Draper. Dass Pete in den zahlreichen Konfliktsituationen trotz seines jüngeren Alters oftmals einen reiferen Eindruck als sein jeweiliges Gegenüber erweckte, ist als weiterer Beweis für seine zunehmende Charakterstärke zu werten. Dementsprechend bewegend war auch der kleine, ohne Worte auskommende Moment gegen Ende der Staffel, als Pete ausgerechnet von Seiten seines anfänglichen Feindbildes Don ein ganz besonderes Zeichen der Anerkennung zuteil wurde: Der Kreativdirektor streckte dem finanziell deutlich schlechter situierten Kundenbetreuer die beachtliche Geldsumme, die es zur Rettung der Agentur von allen Partnern zu entrichten galt, vor.
Abgerundet wurde die für Pete bislang stärkste Staffel durch eine Vielzahl an hochgradig amüsanten Szenen und Einzeilern, mit denen er selbst Sprücheklopfer Roger mitunter ernsthafte Konkurrenz machte. Wer erinnert sich nicht an sein spitzbübisches Verhalten bei der Geschenksübergabe an die Japaner, den legendären Abtransport der verstorbenen Ida Blankenship oder aber das herrlich verdutzte "When did we get a vending machine?" samt dazupassendem Gesichtsausdruck? Unvergleichlich! Vor diesem Hintergrund hat man abschließend gar keine andere Wahl, als ehrfürchtig den Hut vor Vincent Kartheisers darstellerischer Leistung zu ziehen und gespannt der Dinge zu harren, die Serienmacher Matthew Weiner in Bezug auf den unnachahmlichen Pete "Bitchface" Campbell noch in petto hat.
Willi S. - myFanbase
Vorheriger Charakter | Zur Hauptübersicht | Nächster Charakter
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr