Pete vs. Don - Neid ist unversöhnlicher als Hass

Foto:

Rivalitäten am Arbeitsplatz sind keine Seltenheit, schon gar nicht in der Werbeindustrie, wo zwischen Kreativteam und Kundenbetreuern ein inhärentes Spannungsverhältnis herrscht. Obwohl beide Seiten im Grunde dasselbe Ziel, nämlich die Erfüllung der Kundenwünsche, verfolgen, herrscht im Erfolgsfall nicht selten Uneinigkeit darüber, wem die Lorbeeren dafür gebühren. Und läuft es einmal nicht nach Plan, so lässt die gegenseitige Schuldzuweisung zumeist nicht lange auf sich warten. Wenn dann auch noch zwei so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Don Draper und Pete Campbell einander gegenüberstehen, ist die ein oder andere Konfliktsituation gewissermaßen vorprogrammiert.

Even if you do get my job, you'll never run this place. You'll die in that corner office, a mid-level executive with a little bit of hair who women go home with out of pity.

Während der erfolgsverwöhnte und dementsprechend selbstsichere Kreativdirektor Don sich seine Position bei Sterling Cooper hart erarbeitet hat, verdankt der fast zehn Jahre jüngere Kundenbetreuer Pete seinen Job in erster Linie der Abstammung aus einer Familie mit gutem Namen.

Foto: Jon Hamm, Mad Men - Copyright: AMC
Jon Hamm, Mad Men
© AMC

Don ist dieser Umstand zwar durchaus ein Dorn im Auge, dennoch verschwendet er - abgesehen vom gelegentlichen verbalen Seitenhieb - keine Energie darauf, eine offene Auseinandersetzung mit Pete zu provozieren. Letzterer hat in dieser Hinsicht deutlich weniger Skrupel. Obwohl sie sich an völlig unterschiedlichen Stationen ihrer beruflichen Laufbahn befinden, kann Pete es nicht lassen, sich mit Don zu messen und sich lautstark über vermeintliche Ungerechtigkeiten zu beklagen. Dieser neurotische, von Eifersüchteleien geprägte Wesenszug ist es, der ihn in Dons Gunst weiter sinken lässt und seiner Karriere bei Sterling Cooper beinahe ein frühzeitiges Ende bereitet.

Wie tief die Missgunst in Petes Charakter verankert ist, zeigt sich in nahezu jedem seiner Gespräche mit Don. So reicht allein schon die Tatsache, dass der Kreativdirektor die junge Peggy Olson als neue Sekretärin zugewiesen bekommt, aus, um abfällige Kommentare seitens Pete auf den Plan zu rufen. Er bekomme immer die neuen Mädchen ab, merkt der vom Neid geplagte Kundenbetreuer an und macht sich im selben Atemzug über Peggys altmodischen Kleidungsstil lustig. Don entschuldigt sich bei seiner Sekretärin für Petes offenkundigen Mangel an Manieren, doch dieser scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein. Stattdessen scherzt er sogar noch darüber, wie leicht so manch weibliche Angestellte der Agentur doch ins Bett zu bekommen sei. Don fasst den Jungspund daraufhin zur Seite und macht ihm klar, dass er es mit einer solchen Einstellung Frauen gegenüber im Leben nicht sehr weit bringen werde. Pete zeigt sich davon weitgehend unbeeindruckt und beobachtet bei einem kurz darauf stattfindenden Geschäftstermin mit Genugtuung, wie selbst Don im Zusammenspiel mit einer anspruchsvollen Kundin, Rachel Menken, die zuvor gepredigte Selbstbeherrschung verliert. Die von Pete erhoffte Verbrüderung zieht dieser Zwischenfall jedoch nicht nach sich.

Foto: Vincent Kartheiser, Mad Men - Copyright: Carin Baer/AMC
Vincent Kartheiser, Mad Men
© Carin Baer/AMC

Erstmals ernsthaft zu eskalieren droht der unterschwellige Konflikt zwischen Pete und Don anlässlich einer Besprechung mit den Vertretern von Hauptkunde Lucky Strike. Trotz intensiver Bemühungen im Vorfeld ist es Don nicht gelungen, eine zündende Idee für eine neue Werbekampagne zu entwickeln, was ihn vor den Augen von Lee Garner Jr. und Sr. in eine äußerst unangenehme Lage bringt. Pete wittert seine Chance, Dons Versagen zu seinem Vorteil zu nutzen, und überrascht alle Anwesenden mit einer eigenen Idee. Wie sich jedoch herausstellt, handelt es sich dabei in Wahrheit um einen zuvor von Don verworfenen Vorschlag, den Pete heimlich aus dessen Mülleimer gefischt hat. Anstatt damit zu punkten, verärgert der in Sachen Kreativarbeit unerfahrene Kundenbetreuer die Vertreter von Lucky Strike allerdings nur noch mehr. Don gelingt es zwar, die angespannte Situation im letzten Moment dank eines rettenden Geistesblitzes zu entschärfen, dennoch stößt ihm das hinterhältige Verhalten seines jungen Kollegen sauer auf. Für den Versuch, ihn dermaßen schamlos zu unterminieren, schlägt er Petes Einladung zu dessen Junggesellenabschied aus. Pete, der insgeheim mehr als alles andere nach Dons Anerkennung und Respekt lechzt, trifft diese Geste deutlich härter als jegliche Form der Zurechtweisung.

You know what? I have good ideas. And then I come to this place, and you tell me that I'm good with people, which is strange, because I'd never heard that before.

Foto: Alison Brie & Vincent Kartheiser, Mad Men - Copyright: 2008 Carin Baer/AMC
Alison Brie & Vincent Kartheiser, Mad Men
© 2008 Carin Baer/AMC

Als Pete nach seiner Hochzeit mit Trudy aus den Flitterwochen zurückkehrt, scheint in ihm den Entschluss gereift zu sein, das Kriegsbeil zu begraben und sich mit Don auszusöhnen. Im Sinne der Annäherung regt er an, bei Gelegenheit die jeweiligen Gattinnen zu einem gemeinsamen Abendessen auszuführen und einander vorzustellen. Don verwehrt Pete diesen Wunsch nach außen hin zwar nicht, an seiner reservierten Reaktion lässt jedoch eindeutig ablesen, dass es vermutlich niemals zu einer solchen Verabredung kommen wird. Und tatsächlich bedarf es erst eines unangekündigten Besuchs Trudys im Büro, bis Pete seine Angetraute endlich mit Don bekannt machen kann. Ganz Gentleman, schwärmt Don der bis über beide Ohren verliebten Trudy vor, wie wichtig ihr Ehemann für Sterling Cooper doch sei. Diese ist in Anbetracht der überaus netten Worte ganz angetan von dem charmanten Kreativdirektor und lässt ihren verblüfften Gatten wissen, dass Don keineswegs dem Bild entspricht, das sie sich zuvor, basierend auf Petes Erzählungen, von dem gemacht hat.

Da er auch mit der freundlichen Masche nicht den gewünschten Erfolg zu erzielen scheint, geht Pete wenig später erneut auf Konfrontationskurs. Im Rahmen der Werbekampagne für Bethlehem Steel erreichen die Spannungen mit Don schließlich ihren bisherigen Höhepunkt. Als der Kunde sich nicht sofort mit dessen vorgeschlagener Idee zufrieden geben will, wendet sich Pete mitten unter der Präsentation gegen seinen Kollegen und meint, er solle sich bis zum nächsten Tag ein überzeugenderes Konzept einfallen lassen. Bis dahin werde er sich um den Kunden kümmern und ein nettes Abendprogramm als Entschädigung arrangieren. Unter vier Augen stellt Don Pete daraufhin zur Rede und weist ihn aufgebracht in die Schranken. Pete entgegnet, sehr wohl auch etwas vom Thema Werbetexte zu verstehen und gute Slogans von schlechten unterscheiden zu können, was Don jedoch nur ein müdes Lächeln kostet. Angespornt durch das fehlende Vertrauen in sein kreatives Talent, brütet Pete einen eigenen Werbespruch aus und unterbreitet ihn dem Kunden während des gemeinsamen Abstechers in das New Yorker Nachtleben. Dieser ist begeistert davon, glaubt allerdings zu Unrecht, dass die Idee ursprünglich von Don stammt, der wiederum von alledem nichts weiß.

Foto: Mad Men - Copyright: AMC
Mad Men
© AMC

Pete erwähnt Don gegenüber nichts von den Ereignissen des Vorabends und lässt ihn somit beim zweiten Präsentationstermin ins offene Messer laufen. Gerade als er sein überarbeitetes Werbekonzept vorstellen will, unterbricht der Kunde den Kreativdirektor und meint, schon längst von der neuen Idee überzeugt zu sein. Pete klärt den sichtlich verwirrten Don auf, besiegelt das Geschäft mit dem von ihm entwickelten Slogan und nimmt dafür später die Gratulationen seines missmutigen Kollegen entgegen. Als Pete es aber auch noch wagt, sich darüber auszulassen, dass der Kunde nun fälschlicherweise seine Idee für die von Don hält, platzt letzterem endgültig der Kragen. Erbost befiehlt er dem intriganten Kundenbetreuer, unverzüglich seine Sachen zu packen. Zutiefst schockiert und den Tränen nahe, zieht Pete sich in sein Büro zurück und weiß angesichts des vorzeitigen Endes seiner Tätigkeit bei Sterling Cooper nicht mehr weiter. Don informiert unterdessen Seniorpartner Roger Sterling von dem Vorfall und wird von ihm in seinem Beschluss, Pete mit sofortiger Wirkung zu entlassen, bestärkt. Gemeinsam statten sie Bert Cooper einen Besuch ab, um sich auch noch dessen Segen dafür einzuholen. Unerwartet macht dieser ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung: Seines guten Namens wegen könne man jemanden wie Pete Campbell, Nachkomme der einstmals einflussreichen New Yorker Familie Dyckman, nicht so einfach vor die Tür setzen. Ein solcher Schritt würde dem Ruf der Agentur im Kreise wichtiger Kunden nachhaltig schaden, klärt Cooper seine unwissenden Kollegen auf. Schweren Herzens nehmen Don und Roger dies zur Kenntnis und machen sich zusammen auf den Weg zu Pete. Roger täuscht dem völlig aufgelösten Kundenbetreuer vor, dass er seinen weiteren Verbleib in der Agentur einzig und allein der Fürsprache des großzügigen Don Draper zu verdanken hat. Aus diesem Grund solle er dem Kreativdirektor in Zukunft gefälligst mit mehr Respekt begegnen. Zutiefst dankbar für seine zweite Chance, verspricht Pete dies hoch und heilig.

I thought about you and what a deep lack of character you have. You've been given everything, you've never worked for anything in your life.

Für einige Zeit gelingt es Pete tatsächlich, sich mit seinen provokanten Aussagen in Richtung Don zurückzuhalten. Überwunden hat er seine Missgunst aber noch lange nicht, wie sich bei diversen Unterhaltungen mit seinen gleichaltrigen Kollegen deutlich zeigt: Während Paul, Ken und Harry immer wieder aufs Neue vom großen Talent des Kreativdirektors beeindruckt sind, kann Pete die permanente Lobhudelei nicht nachvollziehen.

Foto: Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Dementsprechend schadenfroh reagiert er, als die Agentur einen langjährigen Kunden, Dr. Scholl, an die Konkurrenz verliert, da dieser mit der Kreativarbeit nicht mehr zufrieden ist. Brühwarm reibt Pete Don die schlechten Neuigkeiten unter die Nase und kann sich dabei das Grinsen kaum verkneifen. Don bewahrt nach außen hin die Fassung, kocht jedoch innerlich vor Wut über das seiner Ansicht nach ungerechtfertigte Ende der Kundenbeziehung sowie das erneut inakzeptable Verhalten des aufsässigen Kundenbetreuers. Trost sucht und findet Don schließlich bei seinem engen Vertrauten Roger, der ihn zur Ablenkung auf eine kleine Privatfeier in seinem Büro einlädt. Unerwartet endet der Abend allerdings mit einem Herzinfarkt des Seniorpartners, was in weiterer Folge für zusätzliche Spannungen zwischen Don und Pete sorgt.

Da Roger nach besagtem Vorfall aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten muss, befördert Bert Cooper Kreativdirektor Don zum neuen Partner und beauftragt ihn damit, die frei gewordene Stelle des leitenden Kundenbetreuers neu zu besetzen. Pete heißt Dons beruflichen Aufstieg erwartungsgemäß nicht gut, macht sich aber gleichzeitig Hoffnung auf den offenen Posten und daher gute Miene zum bösen Spiel. Überschwänglich gratuliert er dem frisch gebackenen Seniorpartner, bringt auf gewohnt scheinheilige Weise seine Bewunderung für ihn zum Ausdruck und bietet sich ganz nebenbei selbst für Rogers früheren Verantwortungsbereich an. Don verschwendet jedoch keinen Gedanken daran, Pete ernsthaft für diese prestigeträchtige Rolle in Betracht zu ziehen, und leitet stattdessen unverzüglich Bewerbungsgespräche mit externen Kandidaten in die Wege. Es dauert nicht lange, bis in Duck Philips ein geeigneter Nachfolger Rogers gefunden scheint.

Foto: Robert Morse & John Slattery, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Robert Morse & John Slattery, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Bis zuletzt gibt Pete die Hoffnung nicht auf, dass Don es sich doch noch anders überlegt, und schreckt ihm gegenüber auch vor Drohungen nicht zurück. Je mehr er sich allerdings um den Posten bemüht, desto größer wird Dons Verachtung für ihn und seine Methoden. In einem letzten Akt der Verzweiflung versucht Pete sogar, mittels Erpressung an sein Ziel zu gelangen. Heimlich entwendet er ein Paket aus Dons Büro, das, wie sich bei näherer Inspektion zu Hause herausstellt, jede Menge alter Fotos und Erinnerungsstücke eines gewissen Adam Whitman enthält. Mit Unterstützung eines guten Bekannten, der für das amerikanische Verteidigungsministerium arbeitet, stellt Pete Nachforschungen über Dons Vergangenheit an und deckt schließlich dessen wahre Identität auf. Skrupellos konfrontiert er den Kreativdirektor daraufhin mit einem Ultimatum: Sollte er ihn nicht zum neuen Leiter der Kundenbetreuung ernennen, werde er Bert Cooper ohne Umschweife alles über den Deserteur Dick Whitman berichten. Don hält dies lediglich für einen Bluff und weist sämtliche Anschuldungen von sich, woraufhin Pete tatsächlich Ernst macht. Mit seinem entsetzten Rivalen im Schlepptau marschiert er in Coopers Büro und weiht den Seniorpartner in Dons dubiose Vergangenheit ein. Wider Erwarten interessiert sich dieser nicht im Geringsten für Petes Gerede und schickt den verdutzten Kundenbetreuer genervt weg. Dem sichtlich erleichterten Don stellt Cooper es nach diesem Zwischenfall frei, Pete endgültig vor die Tür zu setzen. Don will es dem jungen Unruhestifter allerdings auf andere Weise heimzahlen und bekommt auch schon bald Gelegenheit dazu.

I've brought in an account, Clearasil. It matters to me that you're impressed. Self-worth and status, you said it.

Foto: Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Unmittelbar nach der offenen Eskalation seines Konflikts mit Don muss Pete mit ansehen, wie Duck Philips die von ihm angestrebte Position zugewiesen bekommt. Anstatt sich weiterhin unnötig über diese Entscheidung zu ärgern, ist der Kundenbetreuer ganz erpicht darauf, einen möglichst guten ersten Eindruck bei seinem neuen Vorgesetzten zu hinterlassen und so im Idealfall einen neuen Verbündeten zu gewinnen. Zumindest ersteres bewerkstelligt er, indem er sich von seinem Schwiegervater, Tom Vogel, beruflich unter die Arme greifen lässt und in Form von Clearsil einen neuen Werbekunden an Land zieht. Nachdem er dafür von Duck eine Bonuszahlung kassiert hat, berichtet er sogleich Don von seinem Erfolg und erhofft sich auch seitens des Kreativdirektors ein Zeichen der Anerkennung. Dieser hat jedoch eine ganz besondere Überraschung für ihn in petto: Seiner Ansicht nach gebe es niemand Besseren für die Clearasil-Kreativarbeit als Peggy Olson. Pete protestiert vehement dagegen und besteht darauf, dass Don höchstpersönlich sich um den Auftrag seines Schwiegervaters kümmert, zumal Peggy seines Erachtens nichts weiter als eine einfache Sekretärin sei. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, bestellt Don Peggy daraufhin zu sich ins Büro, befördert sie vor Petes Augen zur Werbetexterin und überträgt ihr die Verantwortung für Clearasil. Während sich das ambitionierte Nachwuchstalent überglücklich dieser neuen Herausforderung stellt, stürmt Pete fassungslos und außer sich vor Zorn davon.

Zu den Ereignissen der 2. Staffel

Kommentare