Die besten Staffeln 2009/2010
Platz 4: Modern Family

Im Gegensatz zum Drama-Genre, wo man Qualität in der Regel an Kriterien wie ausgefeilten Dialogen, spannenden Storylines und mehrdimensionalen Charakteren festzumachen pflegt, lässt sich die Güte einer Sitcom meist ganz einfach daran messen, wie oft sie einen lauthals zum Lachen bringt. Sicherlich ist das immer eine höchst subjektive Bewertung, da Humor ja grundsätzlich Geschmacksache ist. Doch wenn eine Comedy derart konsistent und konsensfähig lachtränenauslösend wirkt wie das von Kritikern wie Zuschauern heißgeliebte "Modern Family" in seiner ersten Staffel, muss schon etwas ganz Besonderes dahinterstecken.
"LOL – laugh out loud."
Das Erste, was einem an der neuen ABC-Erfolgsserie von Christopher Lloyd und Steven Levitan positiv auffällt, ist die erfrischende Art und Weise wie sie gedreht wird und somit aus der Masse an oft recht uninspiriert geratenen Comedys heraussticht. Denn im Gegensatz zum Großteil aller traditionellen Sitcoms verzichten die Macher von "Modern Family" auf Gelächter aus der Dose, um das Publikum künstlich zum Lachen zu bringen, und setzen stattdessen vielmehr auf das schier unermessliche komödiantische Potential eines Mockumentary-Stils wie er kaum effizienter eingesetzt werden könnte.
Paar- und Einzelinterviews der Charaktere bilden nämlich den inhaltlichen Rahmen einer jeden Episode und geben auch immer ein bestimmtes Thema vor, was dafür sorgt, dass jede Folge wunderbar abgerundet wird. Darüber hinaus dienen diese Interviews vornehmlich dazu, dem Zuschauer die einzelnen Familienmitglieder vorzustellen und näherzubringen, entwickeln sich mit der Zeit jedoch auch für die Charaktere selbst zu einem ganz wunderbaren Mittel, um nicht zu sagen Ventil, ihrem Ärger oder auch ihrer Freude Luft zu machen, insgeheim über ihren Partner oder ihre Familie abzulästern, also ihre wahren Gefühle loszuwerden, bestimmte Ereignisse und Verhaltensweisen (meist mit einer ordentlichen Prise Sarkasmus) zu kommentieren oder auch über das Elternsein und/oder Familienleben an sich zu sinnieren.
Noch dazu bieten die Gespräche mit der Kamera natürlich auch eine großartige Bühne zur Selbstdarstellung, was insbesondere Phil Dunphy, einer unserer besten TV-Charaktere der vergangenen Season, immer wieder aufs Beste zu nutzen weiß. So wirft er selbst außerhalb der Interviews immer wieder einen vielsagenden Blick in die Kamera, sei es nun auf der Suche nach Aufmerksamkeit oder Bestätigung, und erntet damit jedes Mal aufs Neue Lacher. Durch dieses regelmäßige Durchbrechen der vierten Wand, wird der Zuschauer stets in die Handlung mit einbezogen und fühlt sich zum Teil sogar als eine Art Psychotherapeut, dessen Patienten jedoch eine so unsagbar geniale Mimik und derart herrliche Sprüche drauf haben, dass er meist selbst (sich vor Lachen kringelnd) auf dem Sofa liegt und dementsprechend zu keiner anderen Diagnose fähig ist als der, dass sie zwar allesamt ein wenig verrückt, aber dennoch unwahrscheinlich liebenswert und authentisch sind.
Während die Hauptfiguren in so manch anderen Sitcoms oft derart überzogen gezeichnet sind, dass sie mit der Zeit zu unlustigen Karikaturen verkommen, und nicht minder abwegige Storylines dafür sorgen, dass man angesichts der Realitätsferne wesentlich öfter mit den Augen rollen muss anstatt zu lachen, liegt eine der ganz großen Stärken von "Modern Family" in der Tatsache, dass sowohl die Charaktere als auch die erzählten Geschichten allesamt aus dem Leben gegriffen sind und somit unheimlich viel Identifikationspotential bieten. Insbesondere in Cam und Mitchells (sowie Phils) Streben danach, gute Eltern zu sein, sowie in Jays Hadern mit der Homosexualität seines Sohnes und seinem Buhlen um Mannys Anerkennung als Stiefvater, aber auch in Claires Kampf mit der Technik und ihrem Hang zu übertriebenem Perfektionismus, erkennt man sich selbst oder eigene Familienmitglieder stets wieder – was einem letztlich nur noch mehr Tränen in die Augen treibt.
Mit wunderbarem Erzählstil, Charakteren, die man einfach lieben muss, einer One-liner-Dichte, die in der heutigen Comedywelt Ihresgleichen sucht, durch die Bank außergewöhnlich talentierten Kinderschauspielern, famosen Gastauftritten von Größen wie Edward Norton, einer ungemein großartigen Chemie unter allen Darstellern, die es erlaubt, den Cast immer wieder durcheinander zu würfeln und somit durch neue Paarungen, die wiederum wunderbar miteinander harmonieren, Frische in die Storylines zu bringen, sowie mit ganz viel Herz, Charme und Natürlichkeit wird "Modern Family" völlig zu Recht als DER neue Stern am Comedy-Himmel gefeiert. Und zwar auch von uns: Platz 4 für den wohl raffiniertesten Angriff auf unsere Lachmuskeln seit "Arrested Development".
Paulina Banaszek - myFanbase
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