Review: #7.12 Die Zeit heilt keine Wunden
Dean Winchester gefangen in den 1940er Jahren, einen schweren Herrenmantel und einen Fedora tragend, Seite an Seite mit Eliot Ness. Da kann eigentlich nichts mehr schief gehen, oder? Von wegen…
Chronos
Den Gott der Zeit für eine Folge auf den Plan zu rufen, war im Grunde ein guter Schachzug. Götter haben bei "Supernatural" meist das gewisse Etwas, sie sind herrschsüchtig und kaltblütig, aber meistens ist ihre Einstellung durchaus nachvollziehbar. Das war auch dieses Mal wieder der Fall. Chronos tötet Menschen, ja, aber nur, weil er als Gott der Zeit ständig zu Zeitsprüngen gezwungen wird und eigentlich nur zurück zu seiner großen Liebe möchte. Herzzerreißend? Möchte man meinen.
Die Serienmacher hatten mit Jason Dohring einen mehr als fähigen Gastdarsteller bei der Hand. Warum man das nicht genutzt hat, um dem übernatürlichen Wesen mehr Profil zu geben, ist mir schleierhaft. Die Geschichte um Chronos und seine Geliebte war zwar ohnehin irgendwie eine magere Kopie von Audrey Niffeneggers "Die Frau des Zeitreisenden", aber trotzdem wäre es – gerade bei dem Setting der Folge – nett gewesen, ein bisschen näher auf die Geschichte einzugehen.
Wettschulden
Stattdessen hat man sich lieber ausgerechnet jetzt dazu entschlossen, irgendwie das Thema Bobby endlich aus einer etwas emotionaleren Sicht zu beleuchten. Vielleicht liegt es daran, dass ich mittlerweile mehr als nur leicht genervt von der Storyline bin, dass ich mir bei jeder Szene in der Gegenwart die Vergangenheit herbeigesehnt habe – und das im doppelten Sinn. Nach wie vor habe ich das Gefühl, als Fan mit einem verzweifelten Versuch, frischen Wind in die Dramaturgie der Serie zu bringen, überrannt wurde. In den vergangenen Episoden war Bobbys Tod – nicht das Sterben, sondern seine wirkliche Abwesenheit – so marginal Thema der Folgen, dass man sich immer wieder dabei ertappt hat, die Aufrichtigkeit hinter der Storyline zu hinterfragen. Immerhin hat man sogar Nebencharaktere wie Rufus auf eine würdigere Art und Weise verabschiedet als diese tragende Rolle im Leben der Winchesters.
Das scheint man nur krampfhaft nachholen zu wollen. Und zwar mit ein paar verzweifelten Blicken Sams, einer Hand voll Erinnerungen, die einem nicht wirklich ans Herz gehen und Jody Mills, die zwar ihr Bestes gibt, aber durch die schwache Storyline der Gegenwart nicht so wirklich zu überzeugen weiß.
The Chicago Way
Man muss allerdings fair bleiben und sagen, dass zumindest die andere Hälfte der Folge überzeugt hat, wenn sie auch leider zu kurz gekommen ist. Dean Winchester ist grandios und gegenüber Eliot Ness genauso enthusiastisch wie seinerzeit gegenüber Samuel Colt. Es war ein nettes Detail am Rande, dass man ausgerechnet den berühmten Widersacher Al Capones zum Jäger gemacht hat und ihn genauso klischeebeladen gezeigt hat, wie man ihn gerne haben möchte. Die Zeit, die Dean in der Vergangenheit verbringt, ist etwas fürs Auge. Die Verhörszene im Gefängnis, der Kuss der Schneiderin, die Autos, die Kleidung, der geschniegelte Seitenscheitel… man sieht schlichtweg gerne hin.
SAM
Einer der Höhepunkte war vermutlich die Szene, die den Zeitsprung kurzfristig überbrückt. Dean, wie er in das Haus eines alten Mannes stürmt und dort erst einmal anfangt, das Bett zu verschieben, ist genauso herrlich wie ein noch immer betrunkener Sam, der sich freut, als er den Brief seines Bruders findet. Nach all den Turbulenzen der siebten Staffel ist es nach wie vor gut zu wissen, dass die Winchesters einander offenbar immer noch gut genug kennen, um zu wissen, was der jeweils andere vorhat, auch wenn Raum – oder in diesem Fall Zeit – sie trennen. Dass Dean genau durch diesen Faktor gerettet werden kann, obwohl er beinahe beiläufig wieder einmal gestorben ist, ist Balsam für die Seele.
Zukunftsaussichten
Der kryptische Nachsatz, den Chronos sterbend herauspresst, verweist natürlich darauf, dass wir in naher Zukunft vermutlich keine unbeschwerten Episoden zu sehen bekommen werden. Leviathan steht schon wieder oder noch immer oder immer mal wieder in den Startlöchern. Leider, möchte man fast sagen, denn bislang muss man klar sagen, dass die Folgen ohne die großen Widersacher bei weitem stärker waren, als jene, die sich dem roten Faden der Staffel unterordnen.
Fazit
Die Folge wäre vermutlich nicht allzu gut weggekommen, wenn die Staffel nicht so unglaublich enttäuschend wäre. So muss man sagen, dass es endlich einmal wieder ein Schritt in die richtige Richtung war. Was die Serie am Leben erhält, das sind nach wie vor die beiden Brüder und die dürfen sich hier von der Seite zeigen, die wir mögen. Dean weiß endlich wieder mit Wortwitz und Charme zu überzeugen und Sam möchte man beinahe dafür umarmen, dass er auf die Spielchen seines Bruders einsteigt. "Dick" ist das Stichwort der Folge und damit muss man im Moment schon überaus zufrieden sein. Unterm Strich also eine Folge, die in mehr als einer Hinsicht an vergangene Zeiten erinnert und das auf solidem Niveau.
Eva Kügerl – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Time After TimeErstausstrahlung (US): 13.01.2012
Erstausstrahlung (DE): 20.09.2013
Regie: Phil Sgriccia
Drehbuch: Robbie Thompson
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