Bewertung

Review: #7.01 Der Zorn Gottes

Foto: Misha Collins, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Misha Collins, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Vor über einem Jahr hat man noch gebangt, ob "Supernatural" überhaupt um eine weitere Staffel verlängert wird. Nach dem 5-Jahresplan von Eric Kripke haben viele schon mit dem Ende gerechnet. Doch es kam ganz anders. Sera Gamble nahm das Ruder in ihre Hand und steuerte die Serie durch ein weiteres Jahr, was rückblickend eher enttäuschend ausgegangen ist. Nun, mittlerweile bei der siebten Staffel angelangt, macht man mit dem Einstieg genau da weiter und befindet sich auf sehr wackeligen Beinen.

Wann ist es so schwer geworden, diese Serie zu beurteilen? Durch die sechste Staffel geriet mein Urteilsvermögen ins Wanken. Der Grund dafür liegt womöglich darin, dass man es einfach nicht gewohnt ist, mit der Serie unzufrieden zu sein. Über die ersten fünf Jahre hinweg gab es nur wenig zu meckern und man wurde auf stetig wachsemdem Niveau unterhalten. Nichtdestotrotz müssen auch verwöhnte Zuschauer irgendwann lernen, dass es nicht ewig so weiter gehen kann.

Castiels Entwicklung gehört zu den wenigen Dingen, die während der letzten Staffel glaubhaft vermittelt worden sind. Sein Bemühen darum, sowohl im Himmel als auch auf der Erde Ordnung zu schaffen, gipfelte mit dem Verlangen nach mehr Macht. Im Laufe der Zeit warf er allmählich seine Moral über Bord und auf dem Weg zur Besserung hat er alles verloren. Seine Haltung gegenüber Sam und Dean verdeutlicht das perfekt.

Zu Beginn dieser Folge sehen wir also Castiel, der als neuer Gott rechtschaffen sein möchte und nicht nur den Winchesters droht, sondern ebenso eine Vielzahl an Menschen hinrichtet, die seinen Namen missbraucht haben. Das ist eine radikale Wendung, die gut vorbereitet wurde, allerdings zu abprupt endet. Was ist denn da passiert? Anstatt, dass man diese neue Situation erstmal bestehen lässt, ist Castiel schon innerhalb einer Folge mit seiner neuen Kraft überfordert und letztlich vielleicht sogar tot. Das war dann doch zu viel Tempo, was vor allem wieder dazu geführt hat, dass die Brüder, ganz besonders Sam, in den Hintergrund rückten.

Nach wie vor, und ich betone das gerne nochmal, ist es wichtiger zu erfahren, was mit Sam los ist, nachdem man bisher seinen Aufenthalt in der Hölle eher spärlich behandelt hat. Die Auswirkungen des Zerfalls der Mauer in Sams Kopf, die ihn vor seinen Erinnerungen an die Hölle bewahrt hat, hätte stärker behandelt werden können. So kommt es dann auch, dass das Ende besonders enttäuschend ist. Wo war Sam, als das Tor zum Fegefeuer geöffnet wurde?

Die Halluzination von Luzifer, der Sam einreden möchte, dass er sich immer noch in der Hölle befindet, dürfte Sam völlig den Boden unter den Füßen wegerissen haben. Hier steckt viel Potenzial. Mark Pellegrinos Leistung als Luzifer war erneut tadelos. Über Julian Richings Rückkehr als Tod durfte man sich zwar auch freuen, aber die Möglichkeiten seiner Rolle wurden hier leider nicht ausgenutzt. Ein Kampf zwischem dem Tod und Gott wäre sicherlich interessant geworden, binnen weniger Minuten wurde diese Idee allerdings wieder verworfen.

Die Einführung der Leviathane erscheint relativ belanglos, hat man ständig den Ausgang der Storyline rund um Mutter im Kopf. Ein vermeintlicher Gegner taucht auf, der schnell wieder verschwindet beziehungsweise getötet wird und man sich letztlich fragt, welchen Zweck seine Einführung überhaupt hatte.Misha Collins schauspielerische Leistung beim Wechsel von Castiel zu dem Leviathan, der von seinem Körper Besitz ergriffen hat, war zwar beeindruckend, nicht jedoch die Idee an sich. Es fehlt einfach das große Ganze. Worauf läuft es diese Staffel hinaus? Die Antwort darauf hat man während der gesamten sechsten Staffel schmerzlich vermisst, wurden einem einfach neue Storylines entgegen geworfen, die teilweise völlig überflüssig waren. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Campbells.

Darüber hinaus fehlen mir Szenen von dem Wesentlichen in der Serie, nämlich von Dean und Sam. Die Szenen zwischen Dean und Bobby waren da schon intensiver. Das Verhältnis der Brüder war auch in dieser Folge angespannt, unterstützt durch Sams Lüge wegen der Halluzinationen. Natürlich ist Dean deswegen enttäuscht, aber Sam hat wirklich aus reiner Achtsamkeit gehandelt, weil er Dean nicht noch mehr Probleme aufhalsen wollte. Davon haben sie wahrlich genug. Es muss einfach wieder bergauf mit den beiden gehen. Wenn das erreicht wird, dann hat man schon die halbe Miete. Ob es dazu jedoch eine gelungene Rahmenhandlung gibt, steht vielleicht in den Drehbüchern der nächsten Folgen.

Fazit

Es bleibt nicht mehr viel zu sagen, als dass es die Serie einmal besser konnte. Diese Erkenntnis ist frustrierend und deswegen reicht es nicht mehr aus, allein diesem tollen Cast zuzuschauen.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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