Bewertung

Review: #2.08 Die Seiltänzerin

Eines ist klar: In dieser Episode ist einiges passiert. Im Fokus stehen Regina und ihre Alkoholsucht, sowie Daphne und ihre Entscheidung, sich für die Carlton Schule einzusetzen. Doch das ist noch längst nicht alles, denn es gibt mehrere Entwicklungen in dieser Folge, die interessant werden könnten, andere wiederum waren verschenkte Zeit.

"People always bring wine to dinner." - "A dinner with minors and recovering alcoholics?"

Der vielversprechendste Handlungsstrang ist mit Sicherheit Reginas Alkoholsucht. Hier kam es endlich zu einem Höhepunkt, denn Bay hinterfragt das Verhalten ihrer biologischen Mutter und das ist auch gut so. Lange wäre Regina damit auch nicht durchgekommen und Daphne hätte mit der Zeit auch mitbekommen, dass etwas nicht stimmt. Bay konnte in dieser Folge vollkommen überzeugen. Sie macht sich große Sorgen um Regina und das betrifft nicht nur ihre Alkoholsucht, sondern auch die möglichen Folgen. Was passiert, wenn Daphne davon erfährt? Was werden John und Kathryn machen? All das sind Fragen, die Bay nicht einfach übergeht, sondern sich damit beschäftigt. Sie handelt hier nicht impulsiv, sondern geht der Sache auf den Grund. Wenn man ihre Gedanken nicht kennt, so musste das Abendessen mit Zane wohl sehr seltsam gewirkt haben, doch Bay macht genau das Richtige. Sie hinterfragt, um die Wahrheit zu erfahren. Ihr Gespräch mit Zane kommt genau zum richtigen Zeitpunkt und wirkt überhaupt nicht deplatziert. Irgendwann musste das Geheimnis gelüftet werden und so konnte man an Bays Schock richtig teilhaben.

Schockiert war auch Zane, der davon überhaupt keine Ahnung hatte. Seine Reaktionen in dieser Folge waren alle passend und er konnte einige Sympathiepunkte sammeln, gerade bei dem bereits erwähnten Abendessen. Doch das Beste war definitiv sein Verhalten gegenüber Regina. Er redet nicht um den heißen Brei herum, sondern stellt sie sofort zur Rede. Das hat gezeigt, dass ihn die Sache sehr beschäftigt und vor allem auch, dass er sich die Schuld gibt. Er muss die Treffen durchgegangen sein und gemerkt haben, dass Regina zuerst den Alkohol abgelehnt hat, dann aber zugegriffen hat. Es stellt sich die Frage, ob damit das Thema Regina/Zane gegessen ist, oder ob er weiterhin eine Rolle in ihrem Leben spielen wird.

So wie es aussieht, wird Regina nun Schwierigkeiten haben, ihre Alkoholprobleme für sich zu behalten. Der einzige Ort, an den sie flüchten konnte, wurde ihr nun genommen. Entweder sie kämpft jetzt dafür, dass alles so wird wie früher, oder sie sucht sich einen neuen Ort, wohin sie flüchten kann. Ihr erstes Gespräch mit Bay war sehr emotional und auch erschreckend. Jeder Zuschauer musste hier wohl erstmal schlucken. Regina hat kein Blatt vor den Mund genommen und Bay angeschrien, ob wohl diese es nur gut gemeint hat. Hier ist Reginas Verhalten absolut nachvollziehbar und die Umsetzung ist den Autoren gut gelungen. Besonders ihre Schuldgefühle danach wurden großartig dargestellt und hier zeigt sich eine erneute Entwicklung, die Spannung verspricht. Bay will erstmal schweigen, glaubt aber an das Gute in Regina. Diese hat jedoch noch nicht den Mut, nein zum Alkohol zu sagen. Sie wird sich jedoch Bay gegenüber rechtfertigen müssen. Es bleibt zu hoffen, dass die Autoren dieses Thema weiterhin gut umsetzen, denn hier steckt sehr viel Potenzial und dies ist ein Handlungsstrang, der sich auf viele Charaktere auswirken kann. Bisher ist die Umsetzung geglückt, was vor allem Bays Leistung in dieser Folge zu verdanken ist.

In diesem Zusammenhang muss noch das kurze, aber intensive Gespräch zwischen Bay und Emmett erwähnt werden. Es ist schön, zu sehen, dass die beiden weiterhin miteinander kommunizieren. Obwohl Emmett ja an keiner Freundschaft interessiert war und immer noch zwischen ihnen steht, wie es weitergeht, bleibt Emmett doch der Mensch, zu dem Bay immer gehen kann und den Bay immer um Rat fragen kann. Es ist so, als ob Emmett der Einzige ist, der sie versteht und ihr alle Sorgen nehmen kann. Dies zeigt, dass die beiden zusammen gehören und es bleibt die Hoffnung, dass dies auch bald wieder geschehen wird.

"I think we're building something really great here. I don't know why you don't think hearing and deaf kids can't coexist."

Der zweite Charakter, der in dieser Folge im Vordergrund steht, ist Daphne. In ihrem Leben passiert derzeit auch unglaublich viel. Zunächst wird deutlich, dass sich zwischen ihr und Noah etwas anbahnt. Die beiden verstehen sich gut, haben eine tolle Chemie und es wurde deutlich hervorgehoben, dass Daphne mehr über ihn weiß, als Bay. Eigentlich wäre es schade, wenn ein Junge zwischen die zwei Mädchen kommt, doch andererseits zeigte die Emmett/Bay-Szene deutlich, wer hier zusammen gehört. Von dem her wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis Daphne und Noah zusammen kommen. Hier freuen sich wohl die Bay und Emmett-Shipper, doch im Hinterkopf entsteht schon der nächste Konflikt zwischen Daphne und Bay. Ob das sein muss, ist fraglich, doch die Macher werden hier schon den richtigen Weg gehen. Hoffentlich.

Eine weitere Story, in der Daphne eine große Rolle spielt, ist die Situation an der Carlton Schule. Dieser Handlungsstrang ist zu weit hergeholt und passiert auch viel zu plötzlich. Es ist zwar bekannt, dass die gehörlosen Kids ihre Probleme mit dem Pilotprojekt haben, doch dass auf einmal auch Melody dagegen ist und die Schule sogar geschlossen werden soll, ist dann doch zuviel. Wieso sollte die Schulbehörde die Carlton Schule schließen und die Schüler an andere Schulen verteilen, wo sich doch so viele Schüler dafür einsetzen? Daphne hat ihren Standpunkt deutlich gemacht und auch gezeigt, wie viel diese Schule den gehörlosen Kids bedeutet. Es ist unverständlich, dass die Schulbehörde nach dieser Rede die Schule auf einmal komplett schließen möchte. Das macht irgendwie gar keinen Sinn. Ebenso wie Daphnes Kurzschlussreaktion. Auf einmal muss sie sich entscheiden und wählt die Schule, anstatt ihrer Mutter. Es wirkt so, als ob man diese Story mit Absicht so schnell zu einem Höhepunkt kommen lässt, damit Abstand zwischen Daphne und Kathryn geschaffen wird. Tatsache ist, dass in dieser Folge viel zu viel passiert ist und viel zu schnell gehandelt wurde.

Dadurch wirkt auch Melodys Verhalten leider sehr fehl am Platz, obwohl sie einen guten Standpunkt vertritt. Ihre Meinung ist nachvollziehbar und auch der Streit mit Kathryn hätte viel intensiver wirken können, wenn nicht alles auf einmal gekommen wäre. Hier hätten sich die Autoren mehr Zeit lassen sollen und diesen Handlungsstrang langsam aufbauen, denn schließlich bietet er viele Möglichkeiten. Eine Melody, die die gehörlosen Schüler vertritt, eine Kathryn, die die hörenden Kids vertritt und die Schüler, die dazwischen stehen. Hier hat man nur einen kleinen Teil davon gesehen, doch es wäre noch sehr viel mehr möglich gewesen. So wirkte alles zu vollgestopft und hatte nicht annähernd die Wirkung, die es haben sollte. So war es nur eine nervige Melody und eine überforderte Daphne.

"Parenting almost makes the campaign look easy, huh?"

A propos Melody. Diese hat in dieser Folge eine weitere Story, die uns Emmett ein wenig näher bringt. Dieser ist in letzter Zeit eindeutig viel zu sehr im Hintergrund verschwunden und so konnte man ihn ein bisschen mehr zu Gesicht bekommen. Leider ist die Story nicht wirklich durchdacht. Denn plötzlich soll Travis bei den Bledsoes wohnen? Das ergibt nicht wirklich Sinn. Wieso ist Travis auf einmal der Musterschüler und macht keine Probleme mehr? Er war doch schon immer Problemkind und das soll sich nun geändert haben? Es ist zwar nett, dass die Autoren ihn mit unterschiedlichen Storys in der Serie halten wollen, aber die Idee, ihn bei Emmett und Melody wohnen zu lassen, ergibt einfach keinen Sinn. Emmetts Vorschlag wirkt deshalb ganz und gar nicht ernst gemeint und wenn man den ersten Teil der Folge gesehen hat, dann weiß man, dass Emmett und Travis nicht gut funktionieren werden. Dass Emmett seine Meinung nach einem Gespräch mit Daphne nun komplett ändert, ist einfach nur seltsam. Mitleid kann er haben, aber dann gleich ein neues Mitglied im Haus? Vielleicht wird es einfach an der Zeit, dass Travis sich verabschiedet.

Dasselbe trifft wohl auf Elisa zu, die hier gezeigt hat, dass man sie gar nicht erst in die Serie einbauen hätte sollen. Ihre Konversationen mit Toby zeigen nur, wie sehr Elisa ihre Mutter hasst und ausnutzt und das bringt ihr keinesfalls Pluspunkte. Viel eher wünscht man sich, dass Toby erkennt, wer Elisa wirklich ist. Dies passiert am Ende auch, worüber man nur dankbar sein kann. Es stellt sich nur die Frage, weshalb man sie eingebaut hat, wo doch die Wiedervereinigung zwischen Toby und Nikki auch auf andere Weise hätte passieren können. Der gesamte Elisa-Handlungsstrang war überflüssig und unpassend. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies irgendwie auf Johns Wahlkampagne auswirkt, denn so könnte diese auch etwas spannender gestaltet werden können.

Fazit

Diese Folge hat es einem nicht leicht gemacht. Einerseits bietet sie mit Reginas Alkoholsucht einen Handlungsstrang, der sich auf viele Charaktere auswirken kann und bisher sehr gut umgesetzt wurde. Bay hat hier eine starke Leistung abgegeben. Bei Daphne hingegen kann man nicht wirklich sagen, was derzeit ihre Story ist. Ist es ihr Einsatz für die Schule, oder ihre Beziehung zu Noah? Hier herrscht noch viel Durcheinander und die angebliche Schließung der Carlton Schule ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Dazu zählen auch Elisas Auftauchen und Travis neue Wohnsituation. Es scheint, als hätten sich die Autoren mit dieser Folge verrannt.

Alex Olejnik - myFanbase

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