Bewertung

Review: #3.07 Memory is Your Image of Perfection

Drama an allen Ecken und Enden bietet diese Episode von "Switched at Birth" den Zuschauern. Und wie man es mittlerweile von dieser Staffel (leider) schon gewohnt ist, gelingen dabei nicht alle Handlungsstränge. Auch hier stehen wirklich gelungene erzählte kleine Geschichten neben Melodramen, die direkt aus einer Vormittags-Seifenoper ausgebüchst zu sein scheinen. Das ist schade, denn damit wirft man auch einen Schatten auf die gelungenen Aspekte der Episode.

Aber widmen wir uns zunächst den Geschichten, die mich auch hier wieder überzeugen können. Ganz vorne dabei, ist wie bereits in der letzten Woche, der immer ernster werdende Streit zwischen Kathryn und John, deren Ehe immer mehr in die Krise gerät. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass man die Kennishs wirklich bis zu einer Scheidung bringen wird. Aber hier in dieser Episode steckt die Beziehung von John und Kathryn wirklich sehr tief in der Krise und es wird deutlich, dass sich beide einfach nicht mehr auf einer Kommunikationsebene befinden. Viel spielt dabei sicher auch der momentane Ärger eine Rolle, sowohl bei Kathryn als auch bei John. Wie irrational und egoistisch sie sich dabei verhalten, besonders in ihren verletzenden Worten, die sie dabei relativ frei von der Leber weg gegenüber ihren Kindern äußern, wird besonders deutlich durch eben den Blickwinkel von Bay und Toby. Aber so kindisch ich manche Bemerkungen der beiden auch finde, ich kann dieses Verhalten doch auch irgendwie nachvollziehen. Gerade nach so vielen Jahren, in denen man in einer Ehe immer Rücksicht auf andere nehmen muss, egal ob das der Partner oder eben auch die Kinder sind, ist es einfach sehr befreiend, sich mal wieder so richtig egoistisch und damit natürlich auch albern zu verhalten. Aus den einzelnen Perspektiven heraus kann ich dabei wirklich beide verstehen: Kathryn, die ihre Freiheit und Selbstständigkeit genießt und John, der nicht nachvollziehen kann, warum Kathryn wegen des Kuss' so ein Fass aufmacht. Aber als am Ende nicht nur der kleinliche Streit eskaliert, sondern immer klarer wird, dass John einfach keinen Draht zu den Problemen seiner Frau findet, wird deutlich, wie ernst die Lage ist. Natürlich ist es für ihn schwer, Kathryn zu verstehen, wenn er die Sache doch ganz anders sieht. Aber die Erkenntnis, dass eben genau das das Problem ist, ist sehr wichtig. Das Kathryn sich schon seit langem unverstanden und damit unheimlich einsam fühlt und sie eben nicht mehr länger gute Miene zum bösen Spiel machen kann, trifft John dann doch arg unvorbereitet. Und wenn er es nicht schafft, wieder mit der Entwicklung seiner Frau mitzuhalten, egal wohin diese sich bewegen mag, dann hat ihre Beziehung wohl leider keine Chance.

Neben dem Kern der Geschichte, wie sich Kathryn und John gerade fühlen, hat man dabei auch den Blickwinkel der Kinder gesehen, die natürlich verängstigt bei dem Gedanken sind, dass ihre Eltern sich vielleicht trennen könnten. Dabei gab es wieder einige schöne Geschwisterszenen zwischen Toby und Bay, nur leider frage ich mich, warum man Daphne dabei so außen vor gelassen hat. Und auch der Fortsetzung von Bays Drama um ihre Zeichenhand blicke ich eher mit gemischten Gefühlen entgegen. Diese Geschichte gehört für mich zu den Dramen nur um des Dramas willen, von denen momentan einfach zu viele die Serie bevölkern.

Der Hauptverursacher meines Unbehagens in dieser Beziehung ist aber die Kulmination der Handlung rund um Sharees psychisch kranker Mutter in dieser Episode. Eigentlich gehört es zu den absoluten Stärken von "Switched at Birth", sich den ganz speziellen Themen mit viel Sensibilität zu widmen. Das gelingt der Serie meist dadurch, dass man einen Blickwinkel findet, der sich in die Mitte des Problems wendet und so immer Empathie auslöst. Hier bleibt das Spezialthema psychische Erkrankung aber immer nur ein Störfaktor, der das Leben von Daphne, Sharee und Dr. Jackson beeinträchtigt. Man kratzt noch nicht einmal wirklich an der Oberfläche der Problematik, man nimmt einfach eine als verrückt abgestempelte Figur, die man gerade einmal in der Serie gesehen hat und lässt diese hier einfach durchdrehen. Damit untermauert man lediglich altbackene Klischees und das ist "Switched at Birth" einfach nicht würdig. Ein derart ernstes Thema lediglich als Katalysator für Daphnes heroischem Moment der Rettung zu nutzen ist leider ein Manöver, was ich bei weniger sensiblen Serien vermutet hätte, hier aber nicht. Vielleicht werde ich eines besseren belehrt und man widmet sich in den nächsten Folgen wirklich intensiv den Nachwirkungen dieser Episode für Sharee, aber da habe ich ehrlich gesagt meine Zweifel.

Das ganze Gegenteil dieser misslungenen Storyline ist dafür aber Travis' Angst vor Veränderungen, die hier mit zahlreichen wunderbaren Szenen der neu formierten Familieneinheit von Melody, Emmett und Travis gezeigt werden. Es sind diese spezifischen Augenblicke, wenn Melody ihren Sohn auffordert, ordentlich zu gebärden, oder Mary Beths Versuche, mit den drei "Muttersprachlern" der Gebärdensprache mithalten zu können, die der Sache ihre Besonderheit verleihen. Genau diese Liebe zum Detail schätze ich an "Switched at Birth" und wenn man dabei noch eine so nachvollziehbare, aber eben doch eher im Kleinen gehalten Geschichte über Travis Sorgen erzählt, spielt man die ganze Stärke der Serie aus.

Ein gemischtes Ergebnis lieferte dagegen Reginas Handlungsstrang in dieser Woche ab. Einerseits ist der Aspekt der Gentrifizierung von East Riverside ein sehr spannender und die Einbeziehung von Adrianna als so eine Art Gegenspielerin von Wes war wirklich gelungen. Aber andererseits hat sich Regina hier in meinen Augen viel zu naiv verhalten. Das sie die Probleme bei diesem Projekt so gar nicht ohne Hinweise von außen wahrnehmen will ist für mich einfach nicht nachvollziehbar. Gerade wenn man aus einem Viertel wie East Riverside stammt wie sie und ihre Familie sollte man doch für solche Themen doch sensibilisiert sein, es ist doch nicht das erste Mal, dass reiche Investoren eine Wohngegend nach ihren Vorstellungen und gegen den Willen der Bevölkerung umgestalten. Dazu muss man doch kein Experte sein, um da einmal genauer nachzufragen. Mal ganz abgesehen davon, dass Wes für mich einfach ein arroganter, schmieriger Charakter bleibt, dem ich einfach nicht über den Weg traue. Hoffen wir, dass Regina ihm nun nicht mehr so blauäugig begegnet wie bisher.

Im Gesamtfazit schafft es #3.07 Memory Is Your Image of Perfection leider nicht über das Mittelmaß hinaus. Zwar konnten mich die Ehekrise von John und Kathryn, sowie Travis' Sorgen um die Zukunft voll und ganz überzeugen, aber Daphnes Abenteuer der Woche in Sachen durchgedrehter Geisteskranker hinterlassen einen zu bitteren Beigeschmack, um diese nicht als Negativfaktor in die Bewertung einzubeziehen.

Cindy Scholz - myFanbase

Die Serie "Switched at Birth" ansehen:


Vorherige Review:
#3.06 Der Schrei
Alle ReviewsNächste Review:
#3.08 Dance Me to the End of Love

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Switched at Birth" über die Folge #3.07 Memory is Your Image of Perfection diskutieren.