Bewertung

Review: #4.08 Kunst, wie Liebe ist Hingabe

Während der Fokus bei "Switched at Birth" in den letzten Wochen verständlicherweise auf Bay und ihre komplizierte Geschichte mit Tank lag, lockerte die Stimmung in dieser Woche ein wenig auf und mit Humor und neuen Handlungssträngen wurde wieder ein wenig Frische in die Serie gebracht.

"So I'm free? I'm like totally free? Can travel, I can go wherever I want?"

Endlich hat sie es geschafft! Mehr als verdient wurde Bay endlich aus ihrer gemeinnützigen Arbeit entlassen. Als sie ihren Aufseher rettete, hatte ich zunächst Sorge, ihr würde auf irgendeine Art und Weise die Schuld für seinen Anfall in die Schuhe geschoben, doch zum Glück geschah genau das Gegenteil und man entließ sie vorzeitig. Es war eine angenehme Abwechslung, dass Bay sich endlich wieder mit ihrer Kunst und damit, was sie daraus noch mache konnte, beschäftigen durfte. Und während man es zunächst schade fand, dass die Beauftragte des Kunstwettbewerbes ihr nichts anbieten konnte, führte diese Absage, bei der sie ihr ja gleichzeitig auch den Ratschlag gab, selbst Initiative zu ergreifen, zu etwas sehr Gutem: Zu Bays Projekt über die Helden des Tages.

Die Erste, die sie dafür porträtierte, war Tess, die dies nun wirklich mehr als verdient hatte. Ich war recht schnell ein Fan von Tess geworden und freute mich, dass sie in dieser Folge mal wieder mehr Raum bekam. Die Geschichte von ihrem kranken Sohn ließ sie dann noch einmal in einem ganz anderen Licht erstrahlen als bisher. Man kommt nicht umhin, große Bewunderung für sie zu empfinden und sie als starke und kämpferische Frau anzusehen.

Ab dem Zeitpunkt, an dem Bay mit ihrem unschlagbaren Gerechtigkeitssinn von Tess' Schicksal erfuhr, konnte man schon gespannt sein, was sie unternehmen würde, um Tess ein wenig zu unterstützen. Kathryns Ratschlag, sie möge ihr schlicht und einfach vermitteln, eine tolle Mutter zu sein, mag dann auf den ersten Blick etwas überraschend gekommen sein, doch wenn man darüber nachdenkt, ist er mehr als nachvollziehbar. Oftmals sind es doch die kleinen Gesten und vor allem die, die uns zeigen und anerkennen, was wir für tolle Arbeit leisten, die uns wirklich ein gutes Gefühl geben. Doch Bay wäre nicht Bay, wenn sie Tess mit einer simplen "best mom ever"-Grußkarte abspeisen würde und so entsteht ihr Projekt, bei dem sie die "Helden des Tages" auf Parkbänken darstellt und so nicht nur Tess auf rührende Art und Weise ihre Anerkennung zeigt, sondern auch die Stadt beeindruckt und sich die Erlaubnis verschafft, derartige Helden weiterhin zu porträtieren. Mich hat die Reaktion von Tess mindestens so sehr berührt wie Bays Aktion selbst und diese Schlussszene war ein toller Abschluss einer schönen Folge und eines großartigen Handlungsstranges, mit dem Tess hoffentlich noch lange nicht verabschiedet wurde.

"I want more than just that. I liked hanging out at the health center. You know... fooling around plus conversations outside the bedroom?" - "Yeah, I do know. That is called a relationship, which I was just in for three years. Which you know."

Auch Daphne lieferte in dieser Folge eine sehr überzeugende Performance und es gefiel mir sehr gut, wie sie mit Mingo und der kleinen Liaison umging. Schon seit dem Schlammcatchen war für den Zuschauer klar, dass Mingo, dessen Name wesentlich bescheuerter ist als er selbst, ein Auge auf Daphne geworfen hatte. Man mag kritisieren, dass die Annäherung der beiden dann sehr schnell vonstatten ging, doch wie Vimla es treffend formulierte: "Das hier ist das College". Deshalb war es mehr als realistisch, dass Mingo zunächst einmal nur Interesse daran hatte, mit Daphne zu schlafen. Die Handlung rund um das verschwundene Kondom war dann einfach nur herrlich und ich war hocherfreut, dass das prüde Amerika hier so einen Humor bewies. Und auch wenn es im Gegensatz zu seinem Wunsch, nur mit ihr zu schlafen, fast unrealistisch war, dass Mingo – so wie alle anderen Männer bei "Switched at Birth" bisher – anfing, Gefühle für Daphne zu entwickeln, störte ich mich nicht daran, da die beiden eine wirklich tolle Chemie miteinander hatten. Mit Mingos Geschichte über seine Exfreundin zeigte er dann außerdem, dass er durchaus zu Gefühlen fähig war und so war es dann ein wenig nachvollziehbarer, dass es ihm vor dem Hintergrund, dass er und Daphne sich so gut verstanden, schwer fiel, jeglichen Abstand zu wahren. Doch zum Glück endete die Folge nicht mit einem Mingo, der Daphne in die Arme fiel, sondern zeigte auf weitaus realistischere Art und Weise, dass er sich zunächst cool zeigt und bei seinem Vorsatz, sich nicht sofort wieder in eine Beziehung zu stürzen, blieb. Mir gefiel jedoch auch Daphnes Reaktion darauf und dass sie dazu stand, dass sie für One-Night-Stands eben nicht der Typ war, College hin oder her. Alles in allem wirklich eine runde Geschichte, bei der die Charaktere alle sehr authentisch wirkten. Es mag sowieso darauf hinauslaufen, dass Mingo bei Daphne schwach wird und sich auf eine Beziehung einlässt, doch da ich die beiden wirklich zusammen mochte, freue ich mich mehr darüber als dass es mich ärgert.

"You could stay with me. Daphne is away at school and you two could stay in her room."

Uuuunnd...noch ein bisschen mehr Eric bitte! Diese Folge gefiel mir vermutlich auch deshalb so gut, weil nicht nur Tess, sondern auch andere interessante Charaktere dieser Staffel, wie eben Mingo und Eric, viel Screentime bekamen. Eric schaffte es auch in dieser Folge, wieder ein bisschen an Mysteriösität hinzuzugewinnen und die Storyline rund um seine verstorbene Frau wird immer interessanter. Es fing eigentlich recht fröhlich und locker an, als Regina doch ganz optimistisch und etwas blauäugig Eric und seinen Sohn einlud, ein paar Tage bei ihr unterzukommen. Es war natürlich klar, dass das zu irgendeiner Art von Konflikt führen würde, doch zunächst war es nett mit anzusehen, wie gut besonders Erics Sohn mit Regina auskam und wie wohl er sich fühlte. Dass Eric sich so sehr weigert, auch nur zwei Worte über seine Frau zu verlieren, würde ich in der echten Welt als Ausdruck seiner tiefen Trauer und möglicherweise als Verdrängung deuten, in der Serienwelt stinkt dies allerdings zum Himmel und man vermutet, dass da noch etwas anderes dahinter steckt. Immerhin schloss Eric am Ende der Folge nicht mehr aus, Regina irgendwann davon zu erzählen, was Regina, die mit ihrer Konfrontation und Moralpredigt über Geheimnisse und Lügen vollkommen Recht hatte, zunächst beruhigte. Man darf jedenfalls gespannt sein, was hier noch ans Licht kommen wird.

"ALS is – hands down – one of the coolest languages in the whole world. But you still have to learn how to read and write English fluently."

Abgesehen von den anderen durchweg interessanten Handlungssträngen bekamen wir in dieser Folge außerdem eine sehr interessante Kombination zu sehen, auf die man wohl von selbst kaum gekommen wäre: Travis und Kathryn. Es war eine wirklich nette Idee, Kathryn Travis bei einem Aufsatz zu unterstützen und was mit einer harmlosen kleinen Nachhilfestunde begann, wandelte sich schnell in einen für den Zuschauer unglaublich interessanten weiteren Einblick in die Gehörlosenwelt und ein sehr nachvollziehbares Problem. Ich persönlich hatte die Gebärdensprache von Anfang an sehr interessant gefunden und mich häufiger gefragt, wie wohl das mit den Verbkonjugationen und Substantivdeklinationen gelöst wurde. Doch bisher hatte man sich mit der Problematik von Gehörlosen, die mit der Gebärdensprache aufgewachsen waren und nun ihre Probleme mit dem Englischen hatten, bei SAB nicht auseinander gesetzt, was das Ganze umso interessanter machte. Travis’ Frage, was das ganze Deklinieren und Konjugieren überhaupt sollte, hatte sich bestimmt schon so mancher gefragt, der eine neue Sprache lernen musste und daran verzweifelte. Doch Kathryn lag mit ihrer Ansicht, Travis müsse es trotzdem hinkriegen und vor allem hinkriegen wollen, auch vollkommen richtig. Travis' Geschichte ist ebenfalls eine, die einen immer wieder rührt, da man so häufig mitbekommt, wie sehr er an sich zweifelt. Umso schöner war es zu sehen, dass er in John und Kathryn wirkliche Vertraute gefunden hat, die sich für ihn einsetzen, ihm gut zureden und nur das Beste für seine Zukunft im Sinne haben. Ganz am Rande führte diese Geschichte auch noch dazu, dass John aufgrund des mehr als zweifelhaften Verhaltens des alten Baseball-Coaches zum neuen Coach der Mannschaft gekürt wird, was ihn sichtlich freut.

Fazit

So wirklich kann ich gar nicht erklären, wieso, doch diese Folge hat mich von allen "Switched at Birth"-Folgen der letzten Wochen am besten unterhalten. Ob es Daphnes Umgang mit Mingo war oder alle Interaktionen zwischen Bay und Tess – hier wurden Spannung und Humor gut kombiniert und es machte großen Spaß, dranzubleiben.

Klara G. - myFanbase

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