Review: #2.07 Besuch vom Jugendamt
Wir nehmen das Geschehen in dieser Episode fast unmittelbar dort wieder auf, wo wir es verlassen haben. Es sind lediglich ein paar Stunden vergangen und die unmittelbaren Auswirkungen des Tornados bestimmen das Geschehen. Tara ist, nachdem sie ihre Familie zurückgelassen hat, davon gewandert und ohne Erinnerung an die letzten Stunden vor dem Grab des ehemaligen Nachbarn aufgewacht, dessen Haus so eine starke Wirkung auf sie ausübt. Aber dies soll nicht der letzte Hinweis in dieser Folge bleiben, den wir erhalten, dass Tara offensichtlich eine starke Verbindung zu Mr. Hubbard hat.
Max hat unterdessen ganz andere Probleme. Das Jugendamt hat sich angekündigt, um zu überprüfen, ob er denn wirklich ein guter Einfluss für seine Kinder sei, nachdem er zuletzt wegen tätlicher Gewalt festgenommen wurde. Natürlich ist nun seine eigentlich größte Sorge, dass Tara beziehungsweise eine ihrer Persönlichkeiten für Unruhe sorgen, und so versteift er sich geradezu darauf, das Haus direkt nach den Verwüstungen des Tornados wieder auf Vordermann zu bringen. Als ob eine aufgeräumte Stube über die wahren Probleme der Familie hinwegtäuschen könnte. Und er ist mit diesem Vorhaben ziemlich allein gelassen, denn Tara verbringt plötzlich ihre Zeit mit Lynda, zu der sie sich als kreative Seele verbunden fühlt. Das stößt nicht nur Max bitter auf, der völlig zu Recht sauer auf seine Frau ist, da sie den Ernst der Lage offensichtlich nicht wahrnehmen möchte und ihn wieder einmal mit der Bewältigung der Probleme allein lässt. Auch Kate ist sichtlich genervt davon, dass nun Tara plötzlich einen Draht zu "ihrem" Vorbild Lynda hat.
Unter all dem Chaos, welches im Schatten des Tornados zu Tage tritt, gerät Taras Situation wieder einmal völlig aus dem Ruder. Sie hat nicht nur wieder einmal einige Stunden ihres Gedächtnisses verloren und hat keine Ahnung, warum sich ein Porträt des toten Nachbarns unter ihren Werken befindet, sie transformiert auch ziemlich unkontrolliert zwischen ihren Spaltpersönlichkeiten hin und her. Nach dem Auftauchen des Gemäldes von Mr. Hubbard taucht kurz Alice an die Oberfläche und später, als Max seinen Frust an Tara herauslässt, übernimmt diese vollständig das Ruder. Bei der Gelegenheit erfahren wir auch, dass wir so schnell nicht mehr mit dem Aufleben von T rechnen brauchen, da diese offensichtlich jetzt "in Seattle lebt". Und als dann dank Courtneys Auftauchen kurz vor dem des Sozialarbeiters vom Jugendamt und Marshalls Gefühlsausbruch auch noch Gimme erscheint, ist das Chaos perfekt. Dafür, dass der Handlungsstrang der etwas anderen Familie, die plötzlich Besuch von einem Sozialarbeiter bekommt, wobei natürlich alles mögliche kurz vorher schief geht und man dann irgendeine Form der Scharade aufzieht, um das wahre Bild zu vertuschen, so alt wie die TV-Serien selbst ist, war er hier doch äußerst gelungen. Als Max Gimme in die Speisekammer sperrt und gemeinsam mit Marshall, Kate und Charmaine als Tara-Ersatz die heile Welt vorspielt, ist dies zur gleichen Zeit unheimlich witzig und doch tieftraurig, in erster Linie aber ganz tolle Unterhaltung.
Wieder einmal wurde im Zuge dessen bewiesen, dass es die richtige Entscheidung war, für Taras Alter Egos auf die übertriebene Kostümierung zu verzichten, denn wie schon spätestens in #2.06 Geschlossene Gesellschaft eindrucksvoll demonstriert wurde, benötigt Toni Collette diese Gimmicks nicht, um die Transformationen zwischen den Persönlichkeiten klar und deutlich zu machen. Der Zuschauer kennt mittlerweile ihre Körpersprache und Ausdrucksweise in den verschiedenen Rollen und weiß diese zu deuten.
Außerdem bin ich sehr beeindruckt, wie man immer wieder durch kleine Hinweise die Spannung über die Geheimnisse, die Tara umgeben, aufrechterhält. Ob das Hubbard-Haus nun direkt mit Taras Kindheitstrauma zusammenhängt oder sie nur an früher erinnert, und ob Mr. Hubbard wohl ein bisher undefiniertes Verhältnis zu einer ihrer Persönlichkeiten hatte und wie man nun dessen Selbstmord in diesem Lichte werten muss, sind die großen Fragen der Staffel. Und ich bin gespannt, ob und wie sich diese auflösen. Ebenso, wie es mit der Ehe der Gregsons weitergeht, denn die scheint im Moment am seidenen Faden zu hängen.
Aber nicht nur die Gregsons haben Beziehungsprobleme, auch Charmaine und Marshall befinden sich in turbulenten Zeiten. Erstere versucht der leidigen Wahrheit aus dem Weg zu gehen, aber Max lässt dies nicht zu. Die Szene zwischen Neil und Charmaine, nachdem der von seiner Vaterschaft erfährt, ist eine der besten Charmaine-Momente der Serie, wobei diese absolut davon lebt, wie treffend Neils Reaktionen auf deren Verhalten ist. Es ist schon eine beachtliche Leistung, wie Patton Oswalt Neils Aussage, Charmaine solle eine Abtreibung vornehmen lassen, so herüberbringt, dass man mehr Mitleid mit ihm als mit ihr hat. Und es ist ein weiterer Moment der Episode, in der die Balance zwischen Tragik und Komik perfekt ausgeglichen ist.
Das I-Tüpfelchen bieten dann noch Marshalls verzweifelte Versuche, Courtney loszuwerden, ohne ihr allzu sehr wehzutun. Und bei Courtneys immer durchgeknallterem Verhalten, fragt man sich dann als Zuschauer schon fast, ob die Gregson-Kinder für immer dazu verdammt sind, von verrückten Love-Interests umgeben zu sein. Dass durch das beharrliche Nachfragen seiner Ex-Freundin dabei Marshalls wahre Gefühle und Ansichten über alle Familienmitglieder ans Tageslicht kommen, wobei Tara nicht einmal selber zu denen gehört, über die er viel zu sagen hat (sie ist lediglich der Auslöser für all das Chaos), ist der Kulminationspunkt der Episode. Und damit hat "Taras Welten" wieder einmal eine mehr als gelungene Episode abgeliefert, die in allen Belangen wunderbar unterhalten hat.
Cindy Scholz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Dept. of Fucked Up Family ServicesErstausstrahlung (US): 03.05.2010
Erstausstrahlung (DE): 06.05.2011
Regie: Tricia Brock
Drehbuch: Dave Finkel & Brett Baer
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