Bewertung

Review: #2.09 Das Familienporträt

Es hat sich bereits eine ganze Weile angedeutet, aber nun ist es für alle offensichtlich. Die Ehe von Tara und Max steckt in der Krise und Taras Krankheit ist dabei überraschenderweise nicht einmal der auslösende Faktor. Natürlich spielt diese im alltäglichen Eheleben der Gregson so eine große Rolle, dass sie immer ein Thema sein wird, aber das momentane Problem der Entfremdung zwischen den beiden Eheleuten ist definitiv ein anderes. Und wenn man sich den Kern der Sache anschaut, dann ist dies wohl eines, mit dem sich überraschenderweise viele Langzeitpaare identifizieren können, auch wenn man das in nicht gerade vielen Punkten dieser zentralen Beziehung der Gregsons behaupten kann. Aber es spricht für die Stärke der Serie und besonders dieser zweiten Staffel, dass man inmitten der besonderen Umstände rund um Tara einen Kern bewahrt hat, der dem Zuschauer die Identifikation mit dem Geschehen ermöglicht.

Max erkennt seine Frau nicht mehr wieder, er geht sogar so weit, ihr Verhalten der letzten Wochen ernsthaft als das Auftauchen eines neuen Alter Egos zu betrachten. Er ist enttäuscht und verletzt, dass weder er noch Taras Familie die Faktoren sind, die sie im Moment psychisch stabil halten, sondern eben die Kunst, die Freundschaft zu Lynda und ihre neugewonnene Selbständigkeit. Dass Max so verletzt auf diese neuen Umstände reagiert, zeigt wieder einmal, dass er zwar im Vergleich zu Tara sicher der normale Part in der Beziehung ist, aber sich definitiv darauf angewiesen fühlt, von Tara gebraucht zu werden. Und wenn er ob dieser Verletztheit sogar soweit geht, mit Pammy (!) zu schlafen, Tara bewusst hintergeht und auch noch mit der Frau, mit der Buck eine Affäre hatte, legt er doch selber ein Verhalten an den Tag, das nicht unbedingt als gesund bezeichnet werden kann.

Auf der anderen Seite kann ich ihn auch irgendwie verstehen, denn das Gefühl, dass der Mensch, den man über alles liebt, mit dem man eine Familie aufgebaut hat und den man darüber hinaus durch unzählige Tiefphasen hindurchmanövriert hat, nun endlich eine gewisse Stabilität findet, ausgerechnet so weit weg vom gemeinsamen Leben wie möglich, tut einfach weh. Und so sehr man sich selber sagen will, dass es nichts mit einem selber zu tun hat, man wird dieses Gefühl sicher nicht so einfach wieder los. Ich will damit zwar nicht rechtfertigen, was Max hier tut (das würde er wohl selber gar nicht tun), aber ich kann es doch bis zu einem gewissen Punkt auch verstehen. Und eines muss man ihm hoch anrechnen, beziehungsweise auch der Besonderheit der Beziehung zwischen ihm und Tara: Er ist ehrlich zu seiner Frau und gesteht seinen Fehltritt.

Bis es dazu kommt, vergehen aber erst einmal einige quälende Stunden des schlechten Gewissens, in denen Tara, die noch nichts weiß, aber doch etwas ahnt, mit einem Familienporträt den Ist-Zustand versucht einzufangen. Dass am Ende das Bild in idyllischer Pose nur ein Fragment ohne Gesichter bleibt, ist natürlich eine bildliche Metapher, die mir dabei schon fast zu deutlich ausmalt, was Sache ist. Dennoch bin ich wahnsinnig gespannt, wie die beiden nun mit der Krise umgehen werden. Schließlich wurde auch Tara durch Shoshana aufgerüttelt und ihr wurde bewusst, dass Max ihr zu entgleiten droht. Die Tatsache, dass sie zuerst das Problem mit Sex und dann auch noch mit Sex von Shoshana zu lösen versucht, finde ich dagegen sehr befremdlich. Ich weiß noch nicht so recht, was ich von dieser Idee und von Shoshanas Absichten im Allgemeinen halten soll. Dies ist aber ein Bereich, wo ich gar nicht wüsste, was ich da spekulieren soll, also lasse ich mich lieber vom weiteren Verlauf der Handlungen überraschen.

Charmaine, Nick und Neil versuchen in der Zwischenzeit, mit den Bedingungen für den weiteren Verlauf der Zukunft umzugehen, denn schließlich werden nach jetzigem Stand der Dinge Nick und Charmaine Neils Baby aufziehen. Nick besteht nun also darauf, dass Neil seine Ansprüche verbindlich aufgibt. Interessant ist dabei, wie Charmaine weiterhin durch die kleinen Lügen, die sie so perfektioniert hat, ihre Beziehung zu Neil und dessen Absichten in einem falschen Licht dastehen lässt. Und besonders passend dazu ist, dass sie Taras Haus, gebaut aus der "Liar"-Box, behalten hat. Das ist nicht nur ein feiner, subtiler Seitenhieb auf Charmaines Eigenschaft als Lügnerin, sondern hält dieses Haus, was bereits in der letzten Folge seine tiefere Bedeutung angedeutet hat, weiterhin in unserem Bewusstsein. Am Ende konfrontiert Charmaine im gleichen Gespräch Neil damit, dass sie ein Mädchen erwarten und bittet ihn um seine Verzichtserklärung. Das ist wieder einmal typisch Charmaine, und Neils Reaktionen darauf untermalen dies nur noch. Ob er seine Rechte wirklich abgetreten hat, erfahren wir (noch) nicht, denn Charmaines Worten mag ich keinen Glauben schenken.

Kate beginnt unterdessen, ihre Prinzessin Valhalla-Identität abzulegen. Inspiriert von einem jungen Mann, den sie zwar auch online in ihrer vollen Montur kennen lernt, der aber mehr an ihrem wahren Ich als an dem Kunstbild er Prinzessin interessiert ist, gibt sie ihre momentane Verdienstquelle der besonderen Art auf. Sie schließt mit Lynda ab, wobei ich den Streit der beiden Ladys dabei nicht so wirklich verstehe. Klar, es ist sicher frustrierend für Lynda, sowohl von Tara als auch von Kate irgendwie nur als Übergangsfreundin benutzt wurden zu sein, aber ich hatte eben auch in keinem der beiden Fälle das Gefühl, sie stände ihnen besonders nahe. Unterm Strich war ihr Part in der Serie (von dem ich ausgehe, dass er hiermit beendet ist) nicht der beste Aspekt, aber auch kein Totalausfall.

Ob Kate in Zach, dem redlichen jungen Mann, nun das Gelbe vom Ei findet, wage ich im Moment noch zu bezweifeln. Erstens traue ich ihm aus diversen Gründen noch nicht über den Weg, schon allein deshalb, weil die Gregsons einen Hang haben, die crazy Stalker anzuziehen. Aber auch, weil er mir bisher einfach zu gut, um wahr zu sein, erscheint. Und zweitens traue ich auch Kates Motiven noch nicht so recht, ich habe da doch die Befürchtung, die Dollarzeichen in ihren Augen auffunkeln gesehen zu haben, als Zach von seinem Geschäft erzählt hat.

Bei Marshall ist unterdessen in dieser Episode nicht viel passiert. Aus unerfindlichen Gründen macht Ted ihn dafür verantwortlich, dass Hany nun wieder auf die Drogenspur abgerutscht ist und ihre Beziehung deshalb den Bach runtergeht. In der Schule findet er sich unterdessen gemeinsam mit Lionel immer besser in der Ecke des typischen Schwulen zurecht und sie verteilen nun im Auftrag der Rektorin Kondome in der Schule. Dieser Aspekt der Folge war definitiv nur Füllmaterial, die Bezeichnung Geschichte würde ich ihr jedenfalls nicht verleihen.

Unterm Strich ist #2.09 Das Familienporträt die Episode, die voll und ganz die Ehekrise der Gregsons auf den Tisch bringt. Nun steht die Aufarbeitung des Ganzens bevor und ich bin mehr als gespannt, wie es beim nächsten Mal damit weitergeht.

Cindy Scholz - myFanbase

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