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Review: #2.11 Die Metamorphose

Foto: Dylan O'Brien & Tyler Posey, Teen Wolf - Copyright: MTV/Bob Mahoney
Dylan O'Brien & Tyler Posey, Teen Wolf
© MTV/Bob Mahoney

Nach der letzten Folge habe ich mich gefragt, was jetzt in den verbleibenden zwei Folgen noch erzählt werden soll: Es gab den genialen, emotionalen Showdown zwischen allen beteiligten Fronten in der Polizeistation, Melissa erfährt von Scotts Werwolf-Identität und schließlich bringt Gerard Argent Matt um und wird damit der Meister des Kanimas. Eigentlich die besten Zutaten für ein Staffelfinale, aber gerade der letzte Punkt bringt dann doch wieder den nötigen Inhalt für die letzten beiden Folgen. Denn Jackson ist noch immer das Kanima und diese Storyline soll anscheinend in dieser Staffel noch zu Ende gebracht werden. Bleibt allerdings die Frage: Schaffen es die Autoren, die Spannung für zwei Folgen nochmal auf Hochtouren zu bringen?

"I'm fine. Aside from the not sleeping, the jumpiness, the constant, overwhelming, crushing fear that something terrible is about to happen."

Das Gespräch zwischen Stiles und Ms. Morell am Anfang hatte dann tatsächlich eher den Anstrich eines Staffelauftakts – die Bewältigung der vergangenen Ereignisse, die Zusammenfassung der Informationsflut, die die letzte Folge mit sich brachte und auch der kurze Zeitsprung, der seit Matts Tod vergangen ist. Diese langsame Wiederaufnahme der Handlung fand ich allerdings keineswegs störend, sondern es gefällt mir extrem gut, dass nach der actionreichen, überwältigenden Episode der letzten Woche der Fokus wieder schön auf die Hauptfiguren gelenkt wird. Und endlich wird in einer solchen Teen-Mystery-Serie auch mal angesprochen, was für eine psychische Belastung dieser andauernde Kampf gegen übernatürlich Wesen oder Jäger darstellt! Folge für Folge werden diese Teenager mit verstümmelten Leichen oder der Bedrohung ihres eigenen Lebens konfrontiert, ganz zu schweigen von der Belastung, ständig die größten Geheimnisse vor den eigenen Eltern bewahren zu müssen. Die Auseinandersetzung mit Stiles' Gefühl der Ohnmacht war deshalb sehr gut gemacht, weil es der Serie – trotz der ganzen übernatürlichen Elemente – einen unglaublich authentischen Touch verleiht.

Besonders hervorzuheben ist dabei auch das Gespräch zwischen Scott und Stiles am Rand des Spielfelds. Mitten zwischen lakonisch-zynischen Sprüchen, der Bedrohung durch Gerard und der völligen Abgedrehtheit des Coachs kommt plötzlich dieser offene und ehrliche Moment, der die Freundschaft zwischen diesen beiden liebenswerten Charakteren so perfekt einfängt. Stiles gesteht Scott, wie sehr es ihn belastet, dass er auf der Polizeistation niemandem helfen konnte – und das nicht nur, weil er durch das Kanima-Gift gelähmt war, sondern weil er keine übernatürlichen Fähigkeiten hat. Und Scotts Antwort darauf ist so einfach wie befreiend: "It's ok." Er macht seinem besten Freund damit klar, dass niemand von ihm erwartet, dass er sich mit Werwölfen oder seltsamen Schlangenwesen anlegt. Und außerdem impliziert diese kurze Replik für mich zwei Zusätze: Einerseits kann dieses "It's ok" bedeuten, dass es Scott genauso geht und er mit der Situation überfordert ist, weil er nicht weiß, wie er gleichzeitig seine Mutter und seine Freunde beschützen soll. Andererseits macht Scott seinem besten Freund damit auch klar, dass dessen Ohnmacht in Ordnung ist, weil er zur Stelle ist, um ihm mit seinen Fähigkeiten zu helfen und dass sie gemeinsam alle Probleme meistern werden.

"So tell me Scott, who's going to die tonight?"

Und natürlich befinden sie sich bereits mitten im nächsten großen Problem, denn Gerard droht damit, Jackson ein Blutbad während des Lacrosse-Spiels anrichten zu lassen, wenn Scott ihm nicht Derek ausliefert. Der arme Scott wird damit mal wieder zwischen alle Fronten gestellt und soll sich zwischen Derek, der ihm kürzlich erst das Leben gerettet hat, und seiner Mutter, Stiles, dem Sheriff, Lydia und überhaupt allen Anwesenden beim Spiel entscheiden. Ganz zu schweigen von dem entscheidenden Anreiz, den Gerard in Form von Allison ins Spiel bringt. Scott scheint wieder einmal der Spielball in den Händen seiner Feinde zu sein, doch durch den Rückhalt von Stiles, Isaac und nicht zuletzt seiner Mutter entscheidet sich Scott vor allem für eines: sich nicht mehr erpressen zu lassen.

Obwohl er eigentlich keine Zeit hat, einen Plan gegen Gerard zu erstellen, nimmt er den Kampf auf und besonders die Zusammenarbeit mit Isaac hat mir dabei unglaublich gut gefallen! Die perfekte Ausgangslage dafür war natürlich der bonding moment in der Praxis von Dr. Deaton, als dieser Isaac zeigt, dass er seine Heilungskräfte bzw. insgesamt seine Werwolf-Fähigkeiten dafür einsetzen kann, anderen zu helfen. Sein Einsatz während des Spiels war dann zwar eher witzig als emotional, aber es war schön zu sehen, dass Scott nun noch einen loyalen Helfer auf seiner Seite hat.

Während die beiden Werwölfe im Lacrosse-Outfit also alles daran setzen, um Gerard außer Gefecht zu setzen, konzentriert sich das Spiel auf Stiles, der plötzlich (nachdem alle Star-Spieler auf die eine oder andere Weise das Spielfeld verlassen haben) zu Hochform aufläuft und ganz ohne Superkräfte das Spiel dreht. Ein schöner, wenn auch vermutlich nicht dauerhafter Abschluss seiner Rehabilitation in dieser Folge – und noch schöner ist es, wie begeistert Lydia ihm zujubelt! Ihr Charakter hat auch eine unglaubliche Wandlung durchgemacht, war es doch zu Beginn der zweiten Staffel noch völlig unvorstellbar, dass Lydia sich während eines Spiels zu den Eltern der beiden Nobodys Stiles und Scott setzt und dann nicht etwa mit Jackson, sondern mit Stiles mitfiebert.

Wie relevant sie im Gefüge der Serie zwischen der menschlichen und der übernatürlichen Welt ist, ist seit ihrer besonderen Verbindung mit Peter kein Geheimnis mehr, aber ihre Fähigkeiten, eine Person zu retten oder zurück zu holen, sollen sich nun auch noch auf eine weitere Figur ausdehnen: auf Jackson, der seine eigene Identität wiederfinden muss, um dem Fluch des Kanimas zu entkommen. Doch bevor sich Peters Vermutung, dass Jacksons Gefühle für Lydia der Schlüssel zu seiner Identität sind, bewahrheiten kann, fügt sich Jackson im Chaos nach dem Abpfiff des Spiels so schwere Wunden zu, dass er leblos auf dem Spielfeld liegt. Dabei stellt sich die Frage: War es Gerard, der dem Kanima befohlen hat, sich selbst zu verletzen? Oder hat Jackson sich selbst buchstäblich aus dem Spiel genommen, um sich ebenso wie Scott nicht länger von Gerard benutzen zu lassen?

"Quite a situation you got yourself into here, Derek. I mean, I'm out of commission for a few weeks and suddenly there's lizard people, geriatric psychopaths and you're cooking up werewolves out of every self-esteem deprived adolescent in town."

Abseits des Kampfes um Leben und Tod auf dem Lacrosse-Feld gibt es auch noch einen weiteren, nur bedingt physischen Kampf. Nach seiner Auferstehung kommt es endlich zum Aufeinandertreffen zwischen Peter und Derek und Peters Psychospielchen scheinen weitaus wirkungsvoller und schmerzhafter zu sein als Dereks Fäuste. Peter macht seinem Neffen in aller Konsequenz klar, was für ein Versager er als Alpha ist – und dabei schafft er es gleichzeitig, Derek davon zu überzeugen, dass sie zusammenarbeiten müssen, um Gerard das Handwerk zu legen und Jackson zu retten.

Es ist nach den Ereignissen in der ersten Staffel eigentlich unvorstellbar, dass Derek seinem Onkel überhaupt wieder vertraut, vor allem nachdem dieser ihn mal eben als Energiereserve missbraucht hat, um wieder von den Toten aufzuerstehen. Aber ganz ehrlich: Wie genial ist denn dieses Kammerspiel gemacht, in dem Peter seine ganze Schlitzohrigkeit, sein Charisma und seine Überzeugungskunst ausspielt? Er ist eindeutig der Überlegene der beiden und gibt sich dennoch so unterwürfig und kooperationsbereit, wie es ein Wolf aus dem Rudel gegenüber einem Alpha zu machen hat, um diesen von der eigenen Stärke zu überzeugen. Peter baut Derek in dessen Funktion als Alpha wieder auf, weil er ihn erstens als starken Partner braucht und weil er ihn zweitens mit dieser Alpha-Energie in der Hand haben will. Ich bin gespannt, wie sich diese Zusammenarbeit gestalten wird, ob Derek sein Misstrauen überwinden kann, welche Hintergedanken Peter noch hat und vor allem, wie sich diese Konstellation im Finale schlagen wird.

"I caught them." – "Caught came very close to kill. That's not the way we do this."

Was mich in dieser Folge wirklich wahnsinnig genervt hat, war die Storyline rund um Allison und ihre Jagd auf Boyd und Erica. Allisons Hörigkeit gegenüber ihrem Großvater ist einfach nur ermüdend, weil sie wie am Ende der ersten Staffel genau das macht, wozu ihre psychopatischen Verwandten sie manipulieren. Oberflächlich scheint sie die toughe Jägerin zu sein, doch diese angebliche Kaltblütigkeit ist die pure Unsicherheit eines Mädchens, das überhaupt nicht mehr selbstbestimmt handelt. Deshalb bleibt nur zu hoffen, dass Chris Argent seine Tochter langsam wieder in den Griff bekommt, denn im Gegensatz zu seinem Vater scheint er nach wie vor die moralischen Werte der Argents in Ehren zu halten.

Dass Boyd und Erica sich einem neuen Rudel anschließen wollen und dabei in eine Falle der Argents geraten, hat mich ehrlich gesagt überhaupt nicht weiter tangiert. Während Isaac sich zu einer tollen Erweiterung der detailliert gezeichneten, überzeugenden Charaktere in "Teen Wolf" mausert, blieben diese beiden für mich im Lauf der Staffel durchgehend blass. Die Tatsache, dass mir ihr Schicksal wirklich völlig egal ist, hat nur noch mehr dazu beigetragen, dass diese Storyline die Qualität der ansonsten gut gemachten Folge wirklich geschmälert hat.

Fazit

Diese Folge hängt zwischen der starken letzten Episode und dem bevorstehenden Finale ein bisschen in der Luft. Trotzdem schaffen es die Autoren mit der Konzentration auf die Zweierbeziehungen von Stiles und Scott, Scott und Isaac sowie Derek und Peter eine tolle innere Dynamik in die Folge zu bringen. Gemeinsam mit der ständigen Bedrohung durch Gerard wird dadurch die Spannung gehalten und das Staffelfinale gut vorbereitet.

Lena Stadelmann - myFanbase

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