Bewertung

Review: #3.02 Brodelndes Chaos

Foto: Tyler Hoechlin, Teen Wolf - Copyright: MTV/Bob Mahoney
Tyler Hoechlin, Teen Wolf
© MTV/Bob Mahoney

"Chaos Rising" ist eine Übergangsepisode. Lose Enden aus der zweiten Staffel werden aufgegriffen, neue Weichen werden gestellt. Bei "Teen Wolf" aber kann eine solche Episode dennoch unheimlich unterhaltsam sein, und das durch den wunderbar platzierten Humor, ein wenig herrliche Action und visuelle Leckerbissen.

"We don't like you. Now, shut up and help us."

Danke, Jeff Davis, für Peter Hale! In der ersten Staffel war diese Figur grundböse, in der zweiten wusste man nicht so richtig, wo die Serienmacher mit ihm hin wollten, in der dritten ist er zwar nach eigener Aussage noch nicht wieder voll bei Kräften, aber dafür hat er seinen Humor wiedergefunden. Sein Auftritt in Dereks Loft in dem Moment, als Derek und Isaac sich über ihre Zweifel hinsichtlich seiner Person unterhalten, ist einfach wunderbar. Ian Bohen sieht so cool aus wie nie zuvor und Peter Hales ironisch verschmitzter Kommentar, dass er die Lästereien gehört habe, lässt Derek und Isaac einen Moment wie ertappte Schulmädchen dastehen. Aber wirklich nur für einen Moment, denn Derek mit seiner neuen, schlagfertigen No-Nonsense-Art hat die perfekte Parade bereit.

Peter Hale wird nun also Teil des Teams Derek bzw. des Teams Beacon Hills Werwölfe, denn auch wenn er sich mehrfach ziert, Desinteresse vorgibt, sich an der großen Rettungsaktion nicht beteiligt und auch Derek selbige auszureden versucht, so ist er doch derjenige, der im letzten Moment den entscheidenden Hinweis gibt und so Scott und Derek warnt, dass sie es bei der Rettungsaktion mit zwei übermäßig starken und wilden Werwölfen zu tun bekommen werden. Sein Neffe und dessen Freunde sind ihm also nicht egal. Aber was genau wird seine Rolle sein? Was ist seine Motivation? Er hat vor nicht allzu langer Zeit selbst noch Beacon Hills unsicher gemacht und sogar aus dem Grab heraus Lydia terrorisiert. Er wird doch also nicht nur zurückgekehrt sein, um nun der Go-to-guy für unsere Protagonisten zu sein, sobald sie jemandem mit mehr Wissen und Erfahrung brauchen.

"I know what I'm risking. My life for theirs."

Derek hat von seiner überlegenen und entschlossenen Haltung nichts eingebüßt, und das obwohl "You know nothing, Derek Hale!" (geliehener Spruch aus "Game of Thrones", dort unzählige Male an Jon Snow gerichtet) immer noch Programm ist. Derek ist leider immer noch ein Alpha, der überhaupt keine Ahnung von irgendwas hat. In Staffel 2 wurde das der Figur zum Verhängnis und Derek büßte viel von seiner überirdisch coolen Wirkung ein, wenn er nie auch nur ansatzweise mehr wusste als die jungen Beta-Wölfe. Immerhin aber wird er nun gesprächiger, interagiert mehr mit allen Hauptfiguren der Serie und darf auch mal zeigen, wie sehr sein Rudel ihm am Herzen liegt, indem er hier unerschrocken der Möglichkeit entgegensieht, sein Leben für die Rettung seines Rudels zu geben. Die verschiedenen Facetten bringt Tyler Hoechlin gekonnt rüber. Allison gegenüber verhält Derek sich überaus kühl und ablehnend, Stiles gegenüber ist er auf herrlich witzige Art ganz der genervte große Bruder, während Isaac in Derek sogar auch mal den besorgten großen Bruder durchscheinen lässt. Im Hinblick auf Scott deutet sich bei Derek wiederum langsam ein Verhalten an wie das einem gleichberechtigten Partner gegenüber, wenn er dabei auch manchmal die Geduld verliert. Allerdings motiviert Derek Scott zur dringend nötige Aussprache mit Allison, indem er immer wieder darauf zu sprechen kommt, was Allisons Mutter Victoria mit Scott vorhatte, um Scott dazu zu bringen, Allison darüber endlich die Wahrheit zu sagen.

Mit der neuen Staffel hat Derek übrigens auch wieder die Behausung gewechselt. Nachdem er eine Staffel lang im halb abgebrannten Haus der Hales gewohnt hat und eine weitere Staffel in einem verlassenen U-Bahnwagon, so hat er sich jetzt in einem schicken Loft aus dunklem Holz eingenistet. Großartig dabei bleibt allerdings, dass Dereks Hang zur kargen Umgebung erhalten bleibt, denn das Loft beinhaltet auf den ersten Blick nichts anderes als einen Tisch, ein Sofa, ein paar Stühle, eine Lampe und drei alte Bücher. Und sonst nichts! Unwahrscheinlich cool sieht es aber aus und es lädt ein zu phantastischen Kameraeinstellungen wie jene, als Isaac vor der riesigen Fensterfront steht und von hinten in Sonnenlicht gebadet wird, oder jene als Stiles und Peter bei Mondlicht mitten im Raum einander schräg gegenüber stehend Scott die wichtigen Informationen per Handy übermitteln.

Zum Thema "Visuelle Leckerbissen" sei hier noch Isaacs Eisbad in Dr. Deatons Tierklinik genannt. Um einen Werwolf zu hypnotisieren, muss man ihn in "Teen Wolf" in eine Eiswanne legen, wobei seine Verwandlung zur Hälfte ausgelöst und sein Herzschlag so weit verlangsamt wird, dass er kurz vor dem Tode steht. Dieser Behandlung wird Isaac von Dr. Deaton unterzogen. Dafür muss er natürlich sein Shirt ausziehen, bevor er von Derek und Scott mit vereinten Kräften unter Wasser gedrückt wird. Beim Kampf gegen das Ertrinken und Isaacs anschließender Angst vor dem, was er in seiner Hypnose erneut durchlebt, gibt Daniel Sharman wirklich alles, und als schließlich Ruhe in ihm einkehrt, entfaltet die Bildkomposition ihre gesamte Wirkung: Isaac als schneeweiße, (alp-)traumschöne Wasserleiche, die sogar Laura Palmer Konkurrenz macht. Aber zum Glück ist Isaac natürlich nicht wirklich tot!

"Don't kid yourself, Marin. It's not the first time you've gotten your hands dirty."

Die neuen Alpha-Wölfe zeichnen sich weiterhin vor allem dadurch aus, dass sie keinen Text haben. Die Zwillinge haben tatsächlich noch nicht ein Wort gesagt, dafür aber haben sie insofern ein wenig Profil bekommen, als dass einer von ihnen mit Jacksons ex-bestem Kumpel Danny Mahealani und der andere mit Lydia flirten durfte. Die Werwölfin war derweil in Isaacs Hypnose als diejenige zu sehen, die ihn ertappte, als er Boyd und Erica im Tresorraum der ehemaligen Bank entdeckte. Was genau daraufhin mit Isaac geschah, wissen wir aber noch immer nicht. Dafür wissen wir jetzt, dass der Alpha-Anführer Deucalion Boyd in einem Raum gefangen hielt, dessen Mauern mit Mondstein versetzt sind, so dass der Werwolf sich zum Vollmond nicht verwandeln konnte und wahnsinnige Aggressionen anstaute. Deucalion plante, dass Derek und Scott bei ihrer Rettungsaktion in die Falle gehen und von Boyd zerfetzt werden würden. Allerdings nicht nur von Boyd – denn Dereks totgeglaubte Schwester Cora befand sich mit in dem Verließ.

Was es mit Coras Auftauchen auf sich hat, wird man hoffentlich bald erfahren. Für den Moment aber war für mich Ms. (Marin?) Morrells Handeln interessanter. Bekanntlich arbeitet sie mit Dr. Deaton zusammen und wusste so mit Sicherheit von der Rettungsaktion der Kids. Sie verbannte also Allison in die Kammer und trug ihr auf, erst heraus zu kommen, wenn sie Kampfgeräusche hört. Vor den Augen von Derek und Scott verschloss sie den Tresorraum mit Eberesche, so dass sie sich dem Kampf mit Boyd und Cora stellen mussten, und ging mit Deucalion gemeinsam weg, als habe sie seinen Auftrag widerwillig erledigt. Sie wusste aber, dass Allison hinzukommen würde, also ist zu vermuten, dass sie Deucalion wegleitete, damit er das weitere Geschehen nicht mehr mitbekommt, nämlich dass Allison die Spur aus Eberesche beseitigen würde.

"Tonight, no Lydia, no Allison. Tonight, we're moving on!"

Allison und Lydia sind für mich in dieser Episode ein wenig zu Störfaktoren geworden. Allisons Verachtung gegenüber Derek ist bei ihrem Wissenstand nachvollziehbar, für den Zuschauer aber, der sich seit knapp einem Jahr wünscht, dass Scott und Allison sich endlich darüber aussprechen, wie der Tod von Allisons Mutter zustande kam und was er auslöste, schwer mit anzuschauen. Lydia hingegen braucht einen neuen Anker in der Serie, nachdem Jackson nicht mehr da ist. Ich hoffe, es wartet nicht bereits das nächste Fiasko auf sie, was der Cliffhanger allerdings vermuten lässt.

Stiles und Scott hingegen gefallen mir derzeit sehr gut. Stiles hat wie immer die besten Sprüche ("Can someone kill him again, please?") und herrliche Comic-Relief-Szenen wie die rund um die XXL-Kondome, die ja leider in dieser Episode noch nicht zum Einsatz kamen. Die Wirkung des zum Anbeißen aussehenden, knapp 22-jährigen Dylan O'Brien, der hier in der Anfangssequenz den unberührten 16-Jährigen mimen soll, wird wohl auch niemals aufhören, herrlich skurril zu sein. Scott hingegen bemüht sich nicht nur in der Schule, sondern versucht auch sonst, die Dinge mehr zu hinterfragen. "Risk & Reward" heißt seine neue Devise, die er aus dem sehr gut inszenierten Unterricht von Coach Bobby Finstock mitgenommen hat. Bislang war Derek eher derjenige, der die Dinge hinterfragt hat, während Scott sich Hals über Kopf in alles hineingestürzt hat. Nun aber haben wir einen Isaac, der in einem Moment der Angst während der Hypnose nach Scotts Handgelenk greift, obwohl Dereks in gleicher Reichweite ist.

Fazit

Eine Episode, die mit Humor, tollen Kameraeinstellungen und Action punktet und in Cora Hale mit einer neuen, mysteriösen Figur aufwartet, während alte Fäden weitergesponnen und neue aufgenommen werden. Die Alphas rund um Deucalion brauchen aber in jedem Fall bald mehr Profil, sonst entwickelt sich ihre Sprachlosigkeit zum Running Gag.

Nicole Oebel - myFanbase

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