Bewertung

Review: #3.20 Tür zur Vergangenheit

Foto: Dylan O'Brien, Teen Wolf - Copyright: MTV
Dylan O'Brien, Teen Wolf
© MTV

Es führt kein Weg mehr dran vorbei: Diese Winterstaffel 3B ist ein solch phänomenales Showcase für Dylan O'Brien, dass man sich angesichts der Gefahr, in der sein Charakter Stiles steckt, nur fragen kann, wie um alles in der Welt es mit ihm in der nächsten Staffel weitergehen soll, denn in einer Serie mit einem so wunderbaren und beliebten Ensemble wird er wohl kaum in jeder Staffel so ins Zentrum gerückt werden können. Es scheint jedoch derzeit undenkbar, sowohl Darsteller als auch Charakter wieder auf dem Rücksitz Platz nehmen zu lassen. Ebenso scheint es unvorstellbar, wie die Serie ohne ihn auskommen könnte, er ist einfach zu gut! Bleibt Stiles also am Leben und Dylan O'Brien in der Serie – was anderes wage ich mir gar nicht auszumalen –, dann wird es in der nächsten Staffel ungeheuer interessant zu sehen, ob und wie er wieder einen Schritt zurück in die Reihe macht, während das Talent dieses phantastischen Jungschauspielers weiterhin in vollen Zügen zum Ausdruck gebracht wird. Ich vertraue da ganz auf Jeff Davis, der die Serie in ihren bisher gerade mal 44 Episoden auf wirklich brillante Weise wachsen und gedeihen lässt, so dass sie mittlerweile Dimensionen angenommen hat, die in Staffel 1 noch nicht ansatzweise zu erahnen waren.

"Due to the mature theme of this episode, viewers discretion is advised."

Die Episode einer Teenieserie mit einer Warnung zu beginnen, und das nach allem Horror und Psychothriller der bisherigen Wochen, ist ein schlauer Weg, das Herzklopfen beim Zuschauer von Anfang anzutreiben. Und das ganz zu Recht, denn "Teen Wolf" liefert hier mal wieder Horror vom Feinsten. Stiles lässt sich in Beacon Hills Antwort auf Briarcliff Manor, das Eichen House, einweisen und während "American Horror Story: Asylum" so überladen war wie eine Mary-Poppins-Tasche, aus der sogar Aliens herausgezogen wurden, man aber im Grunde mit keinem der Charaktere wirklich mitfühlen konnte, so meint man, den Horror beinahe am eigenen Leibe zu spüren, als Vater und Sohn Stilinski die Einweisungspapiere unterschreiben und Stiles' Vater stellvertretend für die Zuschauer eine Stilinski-Panikattacke bekommt. Die Anfangssequenz dieser Episode ist die einzige, in der Stiles mit den regulären Charakteren – seinem Vater und Scott – interagiert, und sie ist erneut ein Beispiel dafür, wie wichtig eine gelungene Ausarbeitung familiärer und freundschaftlicher Beziehungen in einer Serie sind, denn es bricht einem das Herz zu sehen, was es Sheriff Stilinski und Scott kostet, Stiles diesen Schritt gehen zu lassen in dem Wissen, dass er damit nur alle, die ihm am Herzen liegen, vor sich selbst bzw. dem Nogitsune beschützen will.

Im Eichen House, von Stiles' neuem Zimmerkameraden Oliver liebevoll Echo House genannt, erwirken nun verschiedene Zutaten eine Gänsehaut nach der anderen. Schräge Kameraeinstellungen und fahles Licht verzerren einen geraden und klaren Blick auf die Dinge, so dass das Innere der Anstalt tatsächlich der normalen Welt entrückt wirkt. Dazu kommen ein paar Gurte zum Fixieren der Patienten, kahle Räume zum Reizentzug, kompromisslose und wohl sogar ein wenig sadistische Wärter, Gerüchte über grauenvolle Methoden wie Trepanation (Schädelöffnung, etwa um Dämonen entweichen zu lassen), die üblichen verstörten Insassen, die an jeder Ecke etwas Beunruhigendes treiben, ein Selbstmord im Treppenhaus zur Begrüßung und es wird im Handumdrehen klar, sich hier einliefern zu lassen, kann einfach keine gute Idee gewesen sein. Denn es gibt wohl nichts Schwierigeres, als irgendwem beweisen zu müssen, dass man richtig im Kopf ist. Stiles jedenfalls fällt vom einen Horror in den nächsten, der diesmal allerdings ein wenig dadurch abgemildert scheint, dass er immerhin zunächst jemanden an seiner Seite hat. Zuerst den hibbeligen Zimmerkameraden Oliver und dann – Überraschung – Malia Tate!

Mir gefällt es ausgesprochen gut, dass Malia sich nach acht Jahren des einsamen Kojotenlebens im Wald und der Auseinandersetzung mit ihrer damaligen Attacke auf ihre Familie alles andere als gut zuhause eingelebt zu haben scheint. Sie kommt mit ihrem Leben als Mensch überhaupt nicht klar, friert ohne ihren Kojotenpelz ständig und ist immerhin so neben der Spur, dass sie sich im Eichen House befindet. Dazu kommt, dass sie sich plötzlich in einem Teenagerkörper wiederfindet und mit dem hormonellen Sturm und Drang der Pubertät konfrontiert sieht, ohne darauf irgendwie vorbereitet zu sein. Stiles wärmt Malia die Hände, sie spürt dadurch, dass sie etwas will und nimmt es sich. Schließlich lernt man als Kojote keine vornehme Zurückhaltung! Und so funktionierte das Stelldichein zwischen Stiles und Malia im gruseligen Anstaltskeller für mich ebenso gut, wie es mich überrascht hat. Stiles haderte schon seit einer Weile mit seiner Jungfräulichkeit und nun muss er sich damit auseinandersetzen, dass er von einem bösen Geist besessen und nicht mehr lange er selbst oder überhaupt am Leben sein wird. Er befindet sich in einem Alptraum, mal im direkten, mal im übertragenen Sinne, und hier bietet sich ihm ein wunderbares Abenteuer, eine kleine Flucht aus der Realität, etwas Wärme und Romantik. Und so hat dieser für mich im Rahmen dieser schaurigen Episode völlig überraschende Moment perfekt die niedliche Stimmung mit einem Hauch von Neugier und Romantik mitreißend übertragen. Was da auch immer letztlich zwischen den beiden stattgefunden hat.

Was bleibt, sind viele Fragen! Ich sehe da noch keine große Liebe zwischen Stiles und Malia, nur weil Stiles Malia am Ende vor dem Nogitsune schützen wollte – das hätte er für so ziemlich jeden getan. Was aber hat VoidStiles mit Malia gemacht? Wir sehen sie an den Stuhl gefesselt, VoidStiles wirft ihr einen seiner süffisanten Blicke zu und als nächstes wird sie flux aus der Anstalt entlassen. Macht sich auf den Weg zu Scott, hat etwas Längliches in der Hand, ihre blauen Kojotenaugen blitzen und sie grinst verräterisch. Was geschah zwischen dem Moment im Keller und ihrer Entlassung? Und was ist jetzt ihr Ziel? Außerdem, wer war in der Kellerwand der Anstalt eingeschlossen und wen erkannte Stiles auf dem Foto?

"You have the eyes of an Alpha, but where's the strength?"

Es gab tatsächlich noch einen B-Plot in dieser Episode, der allerdings wirklich ein wenig wie ein Alibi wirkte, damit die anderen überhaupt noch etwas zu tun haben. Man kann durchaus kritisch die Frage stellen, wieso der zentrale Hauptcharakter Scott und sein offensichtlich gebremster Werdegang als True Alpha in dieser Staffel nicht ein wenig näher beleuchtet werden. Mich persönlich stört es jedoch nicht, dafür genieße ich es zu sehr, dass hier nicht auf Teufel komm raus der zentrale Hauptcharakter gepusht und dafür anderes Potenzial verschenkt wird. Zudem bin ich überzeugt, dass das Thema noch behandelt werden wird, fand es doch diesmal wieder Erwähnung durch Yakuza-Bodyguard Kincaid, gegen den Scott keinerlei Chance hatte, obwohl er ein Beta, wenn nicht sogar ein Omega sein müsste.

Aus dieser Storyline erfuhren wir vor allem eines, Dr. Deaton spricht nicht fließend Japanisch und deshalb kann seine Übersetzung aus der geborgenen Schriftrolle, die die Anleitung zur Austreibung des Nogitsune enthalten soll, durchaus fehlinterpretiert sein. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen Scott und er davon aus, dass Stiles' Körper verwandelt werden müsse, um den Nogitsune loszuwerden. Irgendwie aber hat es sich in meinem Kopf fest verankert, dass Stiles nicht in einen Werwolf verwandelt werden wird. Es wird sich zeigen!

Randnotizen

  • Aufgrund der vielen Fliegen, Fireflies und Glühwürmchen entging mit glatt die erste Renfield-Anspielung, als Oliver gleich zu Anfang von einem verschluckten Insekt faselt, später aber gefiel mir die Erklärung des Nogitsune, jeder Dracula brauche einen Renfield, nachdem er Oliver manipuliert hatte, umso besser. Nach der enttäuschenden neuen "Dracula"-Serie auf NBC bin ich definitiv für ein Gespann aus Dracula/VoidStiles und Renfield/Oliver in der nächsten Episode zu haben!
  • Chris Argent bekam im Gefängnis Besuch von der Südamerikanerin, die anfangs die Hales gefangen hielt und folterte. Hier gibt es also Unstimmigkeiten zwischen den Jägerfamilien bezüglich der veränderten Haltung zum Kodex, die die Argents eingenommen haben. Zugegeben, es freute mich, dass dieser Faden wieder aufgenommen wurde, da ich sicher war, dass dies noch innerhalb dieser Staffel geschehen würde, aber in Anbetracht des überwältigenden A-Plots und des immerhin actionreichen B-Plots verblassten die Szenen im Gefängnis, auch die zwischen Derek und Chris Argent, leider ein wenig.
  • Isaac und Peter Hale kamen nicht vor, und obwohl sie nicht wirklich fehlten, fehlten sie natürlich doch! Hut ab mal wieder vor Jeff Davis und seinen Figurenkonstellationen und seinem feinfühligen Know How beim Einsatz seines Ensembles. Wenn jemand in einer Episode nicht gebraucht wird, vermisst man ihn in der Regel gleich. Peters Vater-Geschichte könnte sich nun wirklich in die vierte Staffel verlagern, aber Isaac muss einfach bald aus dem Koma aufwachen!
  • Wie kann denn jemand in einem grauen Anstaltsschlafanzug so ungemein sexy aussehen wie Dylan O'Brien? Da blieb mir doch glatt die Luft weg!

Fazit

Was "Teen Wolf" hier Woche für Woche liefert, ist erstaunlich! Würde Dylan O'Brien bei einem anderen Kabelsender in einem Drama eine solche Leistung abliefern, würde es vermutlich Nominierungen regnen. Hier aber wird ihm die Möglichkeit geboten, von Comedy über Romantik über Drama bis hin zu Psychospielchen alles zu zeigen und so ein Showcase muss einem erstmal geboten werden. Und auch wenn die anderen Charaktere diesmal dadurch ein wenig in den Hintergrund geraten sind, so weiß man bei "Teen Wolf" einfach, es wird nur noch immer besser!

Nicole Oebel - myFanbase

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