Bewertung

Review: #4.07 Bewaffnet

Foto: Dylan O'Brien, Teen Wolf, Alpha Con 2014 - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Dylan O'Brien, Teen Wolf, Alpha Con 2014
© myFanbase/Nicole Oebel

"Teen Wolf" hat Bottle-Episoden richtig gut drauf! Ähnlich wie in #1.07 Night School und #3.06 Motel California spielte sich das Geschehen vornehmlich an einem Ort ab und während Dunkelheit beziehungsweise Substanzen die beiden erwähnten Episoden spannend machten, verfehlte der "Outbreak"-Charakter der aktuellen Episode auch nicht im Geringsten seine Wirkung. Leute in Schutzanzügen, Quarantäne-Zelte und Luftschläuche waren schon in "E.T." der Stoff, aus dem Alpträume gemacht sind! Das sonst so heimelige Set der Beacon Hills Highschool war im Handumdrehen unwahrscheinlich creepy!

"While we're trying not to die, we still need to live."

In dieser Staffel gelingt die Einbindung des Schulalltags ausgesprochen gut. Die Lacrosse-Spiele, Malias Überforderung im Unterricht, sowie Liams Rivalität mit seinen ehemaligen Mitschülern... Diesmal ist es ein Eignungstest fürs College, der in der normalen Welt für unzählige Schüler sicher mindestens genauso wichtig ist wie das Überleben für unsere Werwölfe. Deshalb gefiel es mir besonders gut, dass diese Klassenzimmer-Szenen mit einem nicht minder ohrenbetäubenden Song mit drängenden Rhythmen unterlegt waren wie die Lacrosse-Spiele. Zudem wird niemandem entgangen sein, dass Scott von seiner Zukunft am College gesprochen hat, während wohl 99% der Fangemeinde sich fragen, ob wir die Charaktere noch dorthin begleiten werden oder nicht.

Was die Serie mit der "Outbreak"-Thematik, ein Virus, der zur biologischen Waffe entwickelt wurde, neben kreativen Ideen zur Umgestaltung der vorhandenen Sets noch bewiesen hat, ist die Tatsache, dass man kein Problem damit hat, diesen ausnahmslos überaus ansehnlichen Cast in optisch widerliche Abgründe zu stürzen, um rüberzubringen, was man rüberbringen will. Nämlich, dass biologische Waffen eine wahrhaft grausame, beängstigende Erfindung sind. Hautausschlag, verschwitzte Gesichter, verklebte Haare, all das trägt zur Steigerung der emotionalen Einbeziehung des Zuschauers bei, und es ist dem jungen Cast hoch anzurechnen, wie uneitel sie sich solchen Szenen stellen.

Und Himmel, war das emotional! Obwohl man nach der herausragenden Staffel 3B sagen muss, dass Dylan O'Briens Schritt zurück ins Ensemble definitiv gelungen ist, so hat er doch hier wieder verschiedene unheimlich starke Momente, in denen er zeigen kann, was in ihm steckt. Es seien dabei vor allem die Momente genannt, als Stiles sich dafür bereit macht, für seine Freunde zu sterben, als der verrückte Chemiker ihm die Waffe an den Kopf hält, und sofort danach auch seine Reaktion auf den Schuss, der unmittelbar vor seinen Augen seinen Beinahe-Mörder getötet hat. Das war eine Stilinski-Panikattacke-deluxe komprimiert auf zehn Sekunden, die sich ihren Weg an die Oberfläche noch einmal so richtig bahnt, als Stiles mit der Nachricht vom Gegenmittel auf die Wand zum Hale-Gewölbe eindrischt. Wessen Herz zerbarst denn da nicht in alle Richtungen, als er erst verzweifelt zusammenbricht und dann kurz danach seinen besten Freund in mehr oder weniger geheilter Form wiedersehen darf! Und last but not least: So unschlagbar die Bromance zwischen Scott und Stiles in solchen Momenten auch ist, feuchte Augen waren jedoch bei Stiles' Abschied von Malia angesagt. Stiles ist so ungeheuer erwachsen geworden im Umgang mit Mädchen, dadurch dass seine Liebe zum ersten Male auf Gegenliebe stößt und sich echte Zweisamkeit entwickeln kann. Und die großartige Chemie zwischen Dylan O'Brien und Shelley Hennig kann einem glatt den Atem rauben angesichts der Tatsache, wie kurz die beiden eigentlich erst miteinander arbeiten.

Der für den weiteren Verlauf der Staffel wohl wichtigste Punkt in dieser Episode war die Behandlung des Themas Peter Hale. Ausgesprochen interessant sind dabei die unterschiedlichen Standpunkte von Scott, der sich gemäß seines gutherzigen Naturells eine Art "Love all, judge none"-Einstellung angeeignet zu haben scheint, und Stiles, der ihm genau dies vor Augen führt und kritisch hinterfragt. Peter freiwillig eine halbe Million Dollar in die Hand geben? Peter weiterhin als einen der Ihren akzeptieren? Malia in seine Arme führen? Stiles scheint wirklich der einzige zu sein, der im Hinblick auf Peter noch einen Funken Verstand hat. Ich zumindest gehöre zur Fraktion derer, die den Verstand hinsichtlich dieses mörderischen Mörders schon lange über Bord geworfen und riesige Angst um sein Wohlergehen haben! Verdrehte Welt! Malias Herausfinden am Ende der Episode verheißt nun natürlich so einiges, und es ist ein ganz seltsam zwiespältiges Gefühl, einerseits mit Stiles die Härte mitzuempfinden, für den der vorherige Abschied nun vorläufig ein endgültiger zu sein scheint, andererseits aber auch zu frohlocken, weil man Peters und Malias Interaktion kaum erwarten kann.

"I may have learned to control my anger, but I still know when to use it."

Dr. Deaton und Satomis Actionszene draußen im Regen und Satomis Matrix-Style-Kampf im Krankenhaus? Ganz ganz großes Kino und perfekte Momente, um die angestaute Anspannung sich entladen zu lassen! Ich muss zugeben, dass ich an Satomis Einführung in die Gegenwart gar nicht so große Erwartungen geknüpft habe, obwohl sie in Noshikos Rückblick fraglos ein herausragender Charakter war. Irritiert bin ich jedoch nun wirklich von der Frage des Alterungsprozesses bei Werwölfen. Satomi ist seit dem zweiten Weltkrieg anscheinend optisch nicht gealtert. Aber sie ist schweinecool geworden! Ein Charakter, der Verbindungen zur Vergangenheit der Hales hat, und "unserer Wolfspopulation" (Mama McCall ist einfach die Beste!) eine nützliche Hilfe sein könnte, bleibt hoffentlich etwas länger. Besonders wenn es dann noch mehr solcher Gespräche über Tee gibt! Also, das war doch wirklich unschlagbar! Betas sterben wie die Fliegen, alle unsere Helden schweben in akuter Lebensgefahr und Derek schwelgt in Kindheitserinnerungen, die etwas mit miefigem Tee zu tun haben. Ich konnte ja nicht mehr! Und das war auch noch des Rätsels Lösung in dieser dramatischen Episode! Oh "Teen Wolf", mit solchen Momenten stellst du einfach alles in den Schatten!

Randnotizen

  • Holland Roden meistert ihre Szenen allein mit dem Plattenspieler im White Room wirklich bemerkenswert. Ihre Mimik, ihre Augen, die einsame Träne, das Beißen auf die Lippen, die raue Stimme, all dies trifft mitten ins Herz. Holland Roden hat hier kein Gegenüber, mit dem zusammen sie diese Emotionalität, diese Verletzlichkeit aufbauen könnte, sie trägt die Szenen ganz allein und das mit echter Brillanz. Und nun bleibt uns nur das Rätsel: War Meredith Lydias Großmutter? Oder mit Sheriff Stilinskis Worten: "Have you been time-traveling?"
  • Worin genau besteht in dieser Staffel nochmal Agent McCalls Daseinsberechtigung? Als Unwissende, was unsere Wolfspopulation angeht, gibt es Coach und Mrs. Martin. Rafe McCall hat in Staffel 4 bisher auf der Couch geschlafen, vergeblich mit dem Abendessen auf seinen Sohn gewartet und dessen Lacrosse-Spiel verpasst. Stiles das Leben zu retten, ist da zumindest auf jeden Fall mal ein deutlicher Schritt voran.
  • Sehr, sehr schön war Natalie Martins Szene mit Coach, in der wir die Kleinigkeit erfuhren, dass er seit 15 Jahren trocken ist und sie das weiß. Wie gerne würde ich eine Episode sehen, in der die Erwachsenen von Beacon Hills eine Dinnerparty machen und alte Geschichten zum Besten geben, während die Kids mal in der zweiten Reihe Platz nehmen und höchstens peinlich berührt an der Tür lauschen, während sie eigentlich lieber gar nicht wissen wollen, was die Eltern dort für Jugendsünden auspacken.
  • Mr. Yukimuras Einsatz für die Kids war ebenso schön zu beobachten. Der einzige Lehrkörper, der in dieser Extremsituation unserer Wolfspopulation beisteht und aufmerksam ist, ihnen aber keine Vorschriften macht, sondern sie unterstützt.
  • Wie sehr ich die Tatsache liebe, dass in ein und derselben Episode ein Plattenspieler sowie ein Kassettenrekorder zum Einsatz kommen, kann ich gar nicht ausdrücken. Hand aufs Herz, Ihr Lieben, wer von euch hat wenigstens noch eines von diesen Nostalgiestücken in seinem Zimmer stehen?
  • Ich habe den Kellerwänden unserer Schule damals definitiv viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dahinter hätten sich Tresorräume und Gewölbe mit verstaubten 117 Millionen Dollar verstecken können! Diese Szene war einfach zu gut!
  • Schöner kleiner Moment, wie Scott das Mädchen in der Schule tröstete.
  • Die Geldsorgen bleiben weiterhin ein roter Faden in dieser Staffel. Ich bin sehr gespannt, welche Rolle die 500.000 Dollar unter Scotts Bett (in und unter dem Kira noch nie gelegen hat, nur obendrauf, bekleidet!) in dieser Hinsicht noch spielen werden!
  • Eine Episode ohne Liam? Ich habe ihn definitiv bereits vermisst! Hat er nicht gespürt, dass sein Alpha im Sterben lag? So ein paar besorgte blaue Engelsaugen vor der Schule wären in dieser spannenden Episode Balsam für die Seele gewesen!

Fazit

Die gesamte Handlung spielt sich an nur einem Tag ab und was den Plot angeht, kommen wir gar nicht mal ungeheuer viel weiter, aber dafür haben wir viel Zeit für tolle Charaktermomente, die die enorme Entwicklung unserer Hauptfiguren untermauern, und nachdem die vergangene Episode verschiedene interessante Pairings zeigte, arbeitet das Ensemble diesmal wieder wunderbar zusammen und es sind nunmehr die Erwachsenen, die unsere Helden in letzter Sekunde retten können.

Nicole Oebel - myFanbase

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