Bewertung

Review: #5.16 Die Fähigkeit zum Lügen

Foto: Dylan O'Brien, Teen Wolf - Copyright: MTV/Jaimie Trueblood
Dylan O'Brien, Teen Wolf
© MTV/Jaimie Trueblood

Ein untrüglicher Beweis für echte Leidenschaft? Gänsehaut auf der Kopfhaut. Beim "Teen Wolf"-Opening stellt sich mir nach 76 Episoden immer noch jedes Haar einzeln auf. Und wie "Teen Wolf" das macht? Mit Episoden wie dieser! Das war die spannendste, gruseligste, mitreißendste und tränenintensivste Episode seit langem mit vielen Antworten, zusammenlaufenden Fäden, Spitzen-Teamwork, coolsten CGI-Effekten und neuer Hoffnung. Der Weg zu dieser Episode war lang und steinig, aber Junge, wie sehr hat es sich gelohnt! Die Vorarbeit der sich stetig steigendern letzten Episoden, das Kräfteauftanken durch den ungeheuren Spaßfaktor der letzten Woche und das unablässige Aufeinanderzu der Freunde. Freunde auf Leben und Tod. Mit diesen Freunden durch die Hölle und zurück? Hell yeah!

"Shut up and let me save your life."

Großartig, wie in dieser Episode lose Fäden zusammengeflochten wurden! Sah es im Cliffhanger der letzten Woche noch so aus, als würde Badass-Alpha Scott mal alle sanften True-Alpha-Qualitäten über Bord werfen und jeden Wärter, der sich ihm in den Weg stellt, zu Brei brüllen, bewegte er sich diese Woche mit entschlossenen Schritten zurück auf seine Führungsposition. Lösungswege finden und die Mitspieler zur rechten Zeit an den rechten Ort bringen. Meredith und Parrish sind diejenigen, die ihm helfen können, Lydia zu retten, und er beharrt nicht auf seinen phantastischen Plan, sondern nimmt diese Hilfe in Anspruch. Als Merediths Hand Scotts festhält, schossen mir gleich zum ersten Mal in dieser Episode Tränen in die Augen. Und Scott ist nach seinem rücksichtslosen Egotrip bei Corey in 5A wieder bei Verstand und haut ihr nicht ohne ihr Einverständis seine Krallen in den Nacken. Er bringt Parrish zu Lydia und sieht, das hier die Zahnräder der Rudel-Teamarbeit ineinandergreifen, denn Stiles und Lydia kommen ihnen bereits entgegen, und er braucht nur Stiles aufzufangen, als der Höllenhund Lydias todbringenden Schrei im Keim erstickt. Scott stellt die Weichen und vertraut auf sein Rudel. Das sind echte Anführerqualitäten.

In der Hoffnung, dass Stiles sich selbst im Hinblick auf Donovan vergeben kann, sind wir indes einen gewaltigen Schritt vorangekommen, denn ihm ist genau das geglückt, was sein Vater ihm in dem wunderbaren Gespräch in #5.12 ans Herz gelegt hatte. Er hat ein Leben gerettet. Lydias Leben! Und wie viel Mut und Geschick er dabei bewiesen hat, lässt sich kaum in Worte fassen. Er sammelt Informationen, er stellt sich dem hirnverbrannten Dr. Valack in den Weg, er steht wieder auf, wenn ihm eine brennende Chimäre in die Arme fliegt, er drischt mit aller Macht auf Türen ein (wie damals vor dem Hale-Bunker), und er geht ein Bündnis mit dem Teufel alias Theo ein, aber diesmal eben nur noch genau so weit, wie er weiß, dass dieser ihm nützlich sein kann. Und er macht sich bemerkbar. Stiles' Stimme zu hören, gibt Lydia die Kraft, sich selbst zu helfen. Meredith hat versucht sie zu lehren, ihre Stimme als Kugel einzusetzen, und mit der Sicherheit, dass Stiles zu ihrer Rettung kommt, hat sie ihrer Stimme genau diese Macht verleihen können. Valack platzt das Gehirn und in der Tür platzt der Riegel. Und dann waren alle Schleusen geöffnet.

Die gesamte restliche Zeit dieser Episode sprachen Stiles' und Lydias Blicke Bände. Und es galt schließlich noch den unerträglich langen Moment der Leblosigkeit Lydias zu überstehen! Sorge, Panik, Hoffnung, Dankbarkeit, Liebe – all diese Nuancen stehen in Stiles' und Lydias Augen geschrieben. Dylan O'Brien und Holland Roden laufen miteinander zu Höchstformen auf! Und in dem Moment, als nicht nur der Bauch des Zuschauers sondern vielleicht auch Stiles' eigener Bauch vor lauter Schmetterlingen kurz davor ist zu platzen, löst er die Anspannung mit einem für ihn so typischen Spruch: "I'm not paying for the windows!" Zum Niederknutschen!

Das aber ist noch lange nicht alles an jubelwürdiger Fadenverflechtung. Auch Liam ist seinem Ziel, sich selbst vergeben zu können, indem er Scotts Leben rettet, einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Denn das Eichen House verfügt nicht nur über skrupelloses, widerwärtiges und gehässiges Pflegepersonal, es beschäftigt auch Athleten aus der NBA. Wenn ich auch mit Dylan Sprayberrys schauspielerischer Leistung in dieser Staffel hadere, sein komödiantisches Talent kam im Zusammenhang mit diesem hünenhaften Wärter zum ersten Mal seit "I fell in a hole" wieder richtig zur Geltung. Und last but not least: Malia! Ihre Teambereitschaft hat sich nicht nur auf Rudelmitglieder ausgedehnt, sie weitet sie sogar auf hilfsbedürftige Chimären aus. Natürlich aber nicht ohne einen vernünftigen Deal ausgehandelt zu haben, denn auch wenn sie bereit ist zu helfen, muss sie demjenigen noch lange nicht vertrauen. Kira, Malia und Lydia durften in dieser und den vergangene Episoden jede auf ihre Weise zeigen, wie badass sie sind. Sie sind alle auf dem Wege, Allisons würdige Nachfolgerinnen zu werden!

"What question?" – "Who is the Beast?"

Eine Hülle und Fülle an Informationen und Informationsaustausch. Auch wenn einiges vielleicht nicht ganz neu klang, wurde vieles dennoch zum ersten Mal ausgesprochen. So zum Beispiel zeigt Stiles Theo endlich mal auf, dass er und somit Scotts Rudel seinen Bullshit durchschauen. Theo will die Banshee, um damit an den Höllenhund ranzukommen, um damit an das Biest ranzukommen, um damit an dessen Kräfte ranzukommen. Bedenkt man den Episodentitel, so macht es hier schwer den Eindruck, als nehme Theos "lie ability", seine Fähigkeit überzeugend zu lügen, deutlich ab. Soll Stiles ihm ernsthaft glauben, er wolle die Kräfte des Biests nur stehlen, um es unschädlich zu machen? Und - soll Stiles ihm wirklich abkaufen, dass er mit neun Jahren glaubte, seine Schwester wolle ihm ihr Herz mal eben so schenken? Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht... Und Theo hat ja weiß Gott nicht nur einmal gelogen.

Dennoch lag etwas in seiner trotzig defensiven Art, was mich zumindest gedanklich mal durchspielen lässt, unter welchen Umständen so etwas Hanebüchenes vielleicht zusammen passen könnte. Achtung: Spekulationen! Theo und seine Schwester wurden im Gegensatz zu den anderen Chimären als Kind schon aufgesucht. Theo ist der einzige der misslungenen Experimente, der am Leben gelassen wurde und mit den Dread Doctors zusammenarbeiten durfte. Sie wirkten nicht selten wie eine dysfunktionale Familie. Wo sind Theos richtige Eltern? Sind seine richtigen Eltern teil des Doktor-Trios? Ist es eine Lüge, dass Theos Schwester starb? Die Beziehung zwischen den Docs und dem Biest wirkt ja auch familiär. Ist Theos Schwester doch das Biest? Ist das Ganze ein Streit unter Geschwistern um Anerkennung bzw. die Gunst der Eltern? Oder war Theos Trauer am Bach vielleicht doch echt und sein großes und endgültiges Ziel ist es, seine Schwester vor dem Schicksal zu bewahren, das Valack beschreibt? Valack sagte, die Docs wollen, dass das Biest sich an den perfekten Killer, der es anno dazumal war, erinnert und sich dadurch wieder in diesen verwandelt. Damit würde nämlich die Teenager-Chimäre, die derzeit noch als menschliche Hülle für das Biest dient, aufhören zu existieren.

Schauen wir einmal in unser hauseigenes "Teen Wolf"-Bestiarium:

  • Staffel 1: Peter Hale, das Alphamonster

    Taten: seine Nichte ermordet, um Alpha zu werden; Rache an Kate Argent genommen

    Grund: Kate hatte durch Brandstiftung den Großteil seiner Familie ermordet und ihn für sechs Jahre ins Koma versetzt

  • Staffel 2: Jackson Whittemore, das Kanima

    Taten: Morde

    Grund: Matt Daehler und Gerard Argent übernahmen die Rolle des Meisters, welchen das Kanima braucht, und benutzten es für ihre persönlichen Rachefeldzüge.

  • Staffel 3A: Jennifer Blake, der Darach

    Taten: Menschenopfer

    Grund: Rache an Deucalion und seinem Alpharudel. Sie war als Druidin die Beraterin eines Rudels gewesen und aus Mitleid zwar nur grausam entstellt, beinahe aber getötet worden wie alle anderen Rudelmitglieder.

  • Staffel 3B: Stiles und der Nogitsune

    Taten: Nogitsune ergreift Besitz von Stiles, die Oni folgen VoidStiles und töten im Kampf Allison

    Grund: Noshiko Yukimura hatte den Nogitsune einst herauf beschworen, nachdem ihr Geliebter und sie schwerverletzt von Soldaten in einem Massengrab zum Sterben zurückgelassen wurden. Durch das Selbstopfer ermöglichte u.a. Stiles dem Nogitsune die Rückkehr.

  • Staffel 4: Meredith, der Benefactor

    Taten: Auftragsmorde an übernatürlichen Wesen

    Grund: hatte lange Zeit neben dem komatösen Peter Hale im Krankenhaus gelegen und den mörderischen Plan durch ihre Bansheefähigkeiten seinem fiebrigen Delirium entnommen.

Rache, Mord und Gräueltaten waren in "Teen Wolf" immer in höchstem Maße persönlich. So könnte ein groteskes Kontrukt wie das oben erwähnte rund um Theos Familie tatsächlich Sinn ergeben. Und sogar eine Art Lösung für Theo bedeuten, denn wenn er alles, was er tat, zur Rettung seiner Schwester getan haben sollte, wäre ich für den redemption arc wieder zu haben!

Randnotizen

  • Die Effekte auf Parrishs Haut sahen ungeheuer cool aus, den lüsternen Blick kann Theo in dem Fall niemand verdenken. Zu sehen, dass der Höllenhund durch eine Stange in die Brust aufgehalten werden kann, war eine gewissen Wohltat, denn wie er die Ebereschengrenze einfach wegbrennt und Lydias bombenartigen Schrei erstickt, lässt ihn glatt zu mächtig erscheinen, um zu überleben. Ein so übermächtiges Wesen, das im Actionmodus jedoch immer völlig starr erscheint, lässt einfach wenig Entwicklungsmöglichkeiten oder auch Handlungsraum für unsere anderen Helden.
  • Stiles blutet aus dem Ohr und Lydia hat eine Vorahnung von seinem Tod. Das wird und kann und darf nicht passieren! Wird das ein Wiedersehen mit VoidStiles bedeuten? Kann es ein Ausweg sein, ihn "void zu machen", damit er seine inneren Verletzungen irgendwie überwindet oder übersteht?
  • Kann man Liams und Haydens Liebesszene als etwas besonders Mutiges bezeichnen? Ich schaue zu wenig Serien mit Darstellern unter 18, um zu beurteilen, wie viele Liebesszenen es da gibt. Mir erschien die Darstellung jedenfalls ebenso liebe- wie respektvoll. Leider nur holt Victoria Moroles aus dem anschließenden intimen Gespräch kaum Emotionen heraus. Ich wünsche Liam nicht dasselbe Schicksal wie Scott, dass er seine erste große Liebe verliert. Aber ich wünsche Sprayberry eine andere Partnerin, mit der er mehr Chemie hat.
  • Endlich, endlich, endlich ist Mrs. Martin im Bilde! It's always better when they know! Wie sie Tracy lahmlegt und am Ende ihre Tochter im vollen Einsatz erlebt und anschließend nur in den Arm nimmt, war großartig. Ich hoffe so sehr auf eine Szene der Eltern, in der sie sich über alles Übernatürliche austauschen!
  • Wenn sie es wagen sollten, uns noch eine vierte Episode am Stück mit Deucalion am Boden sitzend zu präsentieren, geh ich da persönlich vorbei!
  • Masons Pep Talk mit sich selbst im Auto war absolut Spitze! Ebenso wie der Jeep als Fluchtwagen. Ebenso wie Russell Mulcahys Kamerafahrten durch die dunklen Flure und Tunnel. Die Szene in der Eichen House Jungsdusche hingegen war so creepy wie kaum etwas zuvor. Wird diese Folterkammer nun bitte für immer geschlossen?

Fazit

Die Flucht aus dem Eichen House umfasste zwei Episoden und als Doppelfolge war das "Teen Wolf" in Bestform. Zum ersten Mal seit Staffel 3B würde ich hier am liebsten 12 von 9 Punkten geben. Und das hat in nicht geringem Maße mit all den wunderbaren Stydia-Momenten zu tun. Das Gesamtpaket war einfach rund und gut!

Nicole Oebel - myFanbase

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