Bewertung

Review: #5.17 Das Charity-Spiel

Foto: Ryan Kelley, WerewolfCon - Copyright: Nicole Oebel
Ryan Kelley, WerewolfCon
© Nicole Oebel

Coach is back! Und zunächst war das das Einzige, was mich an dieser Episode begeistert hat. Die Episode wirkte auf den ersten Blick wie ein riesiges Durcheinander mit ganz viel Action, ganz wenig Sinn und ganz schlechtem Timing. Erst bei näherer Betrachtung ergibt sich das Bild. Während bei Scott und seinem Rudel erneut ein wunderbarer Plan nach gewohnter Manier den Bach runter geht, werden in den verfeindeten Lagern die beiden Endgegner aufgestellt: der Höllenhund und das Biest. Wir befinden uns auf der Zielgeraden in Richtung Finale dieser langen fünften Staffel, und nachdem wir mit der Befreiung Lydias einen phantastischen ersten Höhepunkt dieser Halbstaffel hatten, werden nun die Figuren bewegt, um auf das Finale vorzubereiten. Ob es allerdings so schlau war, die vielen neuen Informationen herumzuschleudern wie einen Lacrosse-Ball? Ich fühlte mich jedenfalls nach der Episode erstmal so, wie der ausgeknockte Brett aussah.

"Cerberus, Garmr, Black Shuck"

Der Höllenhund spricht! Endlich, sprechen bringt Entwicklung – Entwicklung ist gut! Habe ich letzte Woche noch Zweifel darüber geäußert, wie interessant ein annähernd unbesiegbares, stummes Wesen mit starrem Blick auf Dauer sein kann, zaubern Wallace & Gromit alias Vater und Sohn Argent eine großartige Maschine aus dem Hut, die die Lösung bringt. Der Weg dahin war zunächst mal so herrlich, wie es nur bei "Teen Wolf" sein kann. Deputy Parrish lädt Chris Argent dazu ein, ihm beim shirtlosen Schlafen zuzusehen, und flüchtet sich anschließend nackt wohin, um auf Lydia zu warten? In die Schulbibliothek! Na klar! Die Serie ist einfach unschlagbar! Aber der Reihe nach: Parrish weiß nicht, was er als Höllenhund des Nachts treibt. Also setzt er Argent und Scott darauf an, herauszufinden, ob Unschuldige dabei zu Schaden kommen. Das entspricht voll und ganz Parrishs aufrechtem Deputy-Beschützerwesen. Und nach allem, was wir bisher wissen, gleichen sich er und der Höllenhund in diesem Punkt, denn auch der Höllenhund entscheidet sich (mit Batman-Stimme) zu sprechen, um Scott und die anderen vor der Falle des Biests (dem Schulbus mit den Leichen) zu warnen.

Im anschließenden Zweikampf mit dem Biest jedoch ist der Höllenhund unterlegen, weshalb die Argents ihn wie Shaun das Schaf in ihre Dampfmaschine stecken. Hier soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass Parrish seinen inneren Konflikt mit dem Höllenhund austrägt, um dann für den äußeren Konflikt mit dem Biest gewappnet zu sein. Die Dampfmaschine lässt seine Körpertemperatur so weit absinken, dass er Zugang zum übernatürlichen Teil seines Bewusstsein erhält, so ähnlich wie es bei Scott, Stiles und Allison bei ihrem Selbstopfer im Eisbad der Fall war. Und genau diesen heldenhaften Moment aus #3.11, der zu den Top 5 der Serie zählt, sehen wir in Flashbacks. Hier entstand also die Verbindung zwischen dem Höllenhund und Lydia. Der Höllenhund erklärt Lydia aus der Maschine heraus, er sei geboren worden, als Parrish starb. Und zwar als Parrish bei der Armee seine erste Bombe beim Entschärfen versehentlich detonierte. Dies geschah genau in dem Moment, als unsere drei Helden mit ihrem Opfer den Nemeton wiederbelebten. Lydia war zu diesem Zeitpunkt dabei, um Stiles ins Leben zurückzuziehen. Zog sie als Vorbote des Todes dabei auch den Höllenhund, ebenso ein Vorläufer des Todes, ins Leben?

Unklar bleibt an dieser Stelle jedoch, was der Höllenhund damit meint, Parrish sei seit diesem Moment tot. Wir haben Parrishs menschliches Wesen kennengelernt, und selbst wenn es charakterliche Überschneidungen mit dem Höllenhund gibt, so unterscheiden sie sich doch wesentlich voneinander. Parrish ist ein Mensch mit Leib und Seele, der zwischenmenschliche Beziehungen aufbaut, während der Höllenhund schnurgerade seinen Auftrag ausführt, das Übernatürliche um jeden Preis zu schützen. Eine reine Hülle scheint Parrish nicht zu sein. Tagsüber führt Parrish ein eigenes Leben, und Lydia erklärt dem Höllenhund, er braucht Parrish, um das Biest besiegen zu können. Bei seinem Ausstieg aus der Dampfmaschine sieht Parrish seine Lösung jedoch darin zu verschwinden. Mir raucht der Kopf!

"The Man of Gévaudan"

Die Dread Doctors beschleunigen ihrerseits die Entwicklung ihres Experiments, um Parrish sozusagen im Wettlauf zu besiegen. Sie zwingen die Teenager-Chimäre jede Nacht dazu, sich in das Biest zu verwandeln, indem sie sie hohen Frequenzen aussetzen. Durch jede Verwandlung wird das Biest schlauer, stärker und schneller und kommt dadurch dem vollständigen Erfolg, sich an seine frühere, menschliche Identität als Mörder von Gevaudan zu erinnern, einen Schritt näher (so wie Peter Hale in Staffel 1 durch jede Verwandlung ins Alphamonster bei Vollmond seiner Heilung und vollständigen Wiederherstellung einen Schritt näher kam). Von Argent erfahren wir, dass sich das Biest eines Tages nicht mehr in die Teenager-Chimäre zurückverwandeln wird, sondern in den Mörder von Gevaudan. Und damit ist, wie Valack letzte Woche erklärte, der Teenager verloren.

Der Höllenhund tritt gegen das Biest an, da es gegen die übernatürlichen Regeln verstößt. Der Mörder von Gévaudan jedoch ist ein Mensch und dem Höllenhund vermutlich egal. Parrish und der Höllenhund sind dem Biest momentan mit ihrem inneren Konflikt unterlegen. Parrish muss sich also beeilen, wenn er das Biest noch aufhalten will. Verschwinden wird da nicht helfen!

Yearning for identity

Das Ziel der Doktoren ist gelüftet. Die Wandmalerei erklärt. Aber so sehr ich es auch schätze, dass wir in dieser langen Staffel so verzwickte Rätsel haben, dass die gesamte Episode gebraucht wurde, um auch nur einen Teil zu entschlüsseln, der nicht zuletzt auch wieder neue Fragen aufgeworfen hat – es ging in dieser Woche eindeutig zu stark auf Kosten der Charaktermomente. Unsere Wolfspopulation wurde einfach zum Nebenschauplatz degradiert. Und selbst wenn die Romantik in "Teen Wolf" seit dem Aus von Scott und Allison nicht mehr im Mittelpunkt steht und Freundschaft sowie Action und Abenteuer mehr und mehr ins Zentrum gerückt sind, so war der Sprung von den unbeschreiblich schönen Stydia-Momenten der letzten Woche zu der Handlung des Rudels diese Woche doch fraglos zu groß. Wie viel Zeit ist seit der Flucht aus dem Eichen House vergangen? Lydia sah aus, als käme sie frisch aus dem Urlaub. Wie hat sie ihre Erlebnisse verarbeitet? Hat sie mit Stiles in Ruhe darüber sprechen können, was sie als Banshee gelernt hat? Und so herrlich der stolze Ausdruck auf Scotts Gesicht auch war, als er seinem Rudel sagte, dass seine Wunde in dem Moment heilte, als sie alle wieder komplett waren, warum durften wir keine Szene dazu sehen?

Scotts Rudel durfte also erneut dabei zusehen, wie ihr Plan rund um das Biest den Bach runterging, und die verschiedenen Meilensteine des Scheiterns waren unterschiedlich unterhaltsam. Als erstes machte ihnen Coach einen Strich durch die Rechnung – und diese gesamte Geschichte war fraglos ein Highlight. Scott und Stiles holen Coach Finstock nach sieben Monaten aus der Entzugsklinik und er kommt einzig und allein deshalb mit, um das Spiel nicht abzublasen. Mord und Todschlag ist kein Grund für seine Mannschaft aufzugeben, nicht solange er Coach ist! Welcome back, Orny Adams, du hast uns gefehlt! Als nächstes geht Kiras Fuchs mit ihr durch. Und so stringent es auch ist, dass ihre Probleme nicht magisch verschwinden, ihr Kampf mit Bretts Schwester hat mich schlichtweg gelangweilt. Und dann lässt Malia sich ausgerechnet von ihrer Mutter von ihrer Aufgabe abhalten? Der Wüstenwolf wollte Malia natürlich auf ihre Schwachstellen prüfen und hat erkannt, dass Stiles eine solche Schwachstelle ist, aber dass Malia sich in dem Moment überhaupt auf diesen Plausch einlässt, war mehr als fragwürdig.

Es bleibt das Rätsel um die Identität des Biestes. Mason ist als Kandidat nun nach vorne geschnellt, da Corey beim Kuss plötzlich etwas zu bemerken schien. Vielleicht eine der erwähnten Frequenzen? Zudem sprang das Biest kurz darauf hinter den Schulbussen hervor, in denen sich Mason aufhielt. Für mich wurde das Täuschungsmanöver hier zu offensichtlich gelegt. Zudem fehlt mir die Verbindung zwischen den Dread Doctors, Theo und Mason, die die ganze Geschichte so persönlich machen würde wie man es bei "Teen Wolf" gewohnt ist. Außerdem würde Mason doch wissen, wenn er eine genetische Chimäre wäre. Und er würde seine Schuhsohlen nach Blutspuren checken, wenn er die besagte Größe 10 trägt. Sydney hingegen knockt Stiles in einer herrlich witzigen Szene glatt aus, als er ihre Schuhsohle untersuchen will. Sie war im Zusammenhang mit den Chimären wegen Haarausfall aufgefallen, es schien sich dabei jedoch nur um Schulstress gehandelt zu haben. Könnte Sydney, die uns bislang eher als Dummerle bekannt ist, das Biest sein? Könnte sie Theos Schwester sein? Warum erkennt er sie dann nicht?

Randnotizen

  • Ein Schulbus voller Leichen ist in Beacon Hills schon kein Grund mehr, ein Sportereignis abzusagen? Scott und Kira treffen sich noch in derselben Nacht, wie es scheint, zum Kuscheln? Fehlten da drei bis sieben Szenen dazwischen?
  • Corey will die Stadt verlassen und Mason versucht, ihn aufzuhalten. Ich bin nicht sicher, ob Mason von den beiden wirklich der Schlaue ist! Coreys Brandnarben waren übrigens toll gemacht. Es tat schon weh, genauer hinzuschauen.
  • Drei Fernsehübertragungswagen fürs Charity-Game, mehrere 10.000 Dollar Einnahmen? Beacon Hills muss DIE Landeshauptstadt für Highschool-Lacrosse sein! Und das bei der Geldnot, die in der vergangenen Staffel noch herrschte.
  • Die erste Folge ohne Theo seit der Einführung des Charakters. Gefehlt hat er mir nicht. Wissen was er tut, möchte ich dennoch. Er ist jetzt im Besitz einer Maske. Und irgendwie komme ich dabei darauf zurück, dass im Vorspann zu Jeff Davis' Namen ein Doktor auf dem Seziertisch liegt. Etwas, das wir in der Serie so noch nicht gesehen haben.
  • Im Flashback gab es einen klaren Blick auf Allisons Gesicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass es seit Crystal Reeds Ausstieg überhaupt Flashback-Material von ihr gegeben hat. Und die nächste Folge heißt "The Maid of Gévaudan"!

Fazit

Die Episode gewinnt fraglos dadurch, sie ein zweites Mal anzuschauen, nachdem man sich ausgiebig Gedanken über die Geschehnisse gemacht hat. Die Frage ist nur, wie viele Zuschauer die Geduld dazu haben. Die Charaktermomente fehlen ja trotzdem. Beim ersten Anschauen hätte die Episode fünf Punkte bekommen, nach dem zweiten Anschauen bin ich jedoch bereit sechs Punkte springen zu lassen, da sich der Sinn doch noch gezeigt hat. Und weil Orny Adams zurück ist!

Nicole Oebel - myFanbase

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