Review: #10.07 Die Verzögerungstaktik

Auch in der "The Big Bang Theory"-Episode #10.07 The Veracity Elasticity steht das Zusammenwohnen von Amy und Sheldon im Zentrum. Dabei kommt heraus, dass die Zeit des Experimentierens eigentlich schon vorbei ist.

"I'm very good at complaining. If it were an Olympic sport, I'd complain about what a stupid sport it is and then I'd take home the gold."

Der zeitliche Verlauf bei "The Big Bang Theory" ist nicht immer ganz stringent. Zwischen zwei Episoden liegt selten genau eine Woche. Wirklich möglich ist das in der Regel auch bei keiner Serie. Trotzdem hat man manchmal so ein Grundgefühl für den Verlauf. Bei "The Big Bang Theory" fehlt dieses Gefühl, weil man sich da offenbar immer alles offen halten will. Insofern war ich nicht überrascht, dass die fünf Wochen Wohnexperiment eigentlich bereits abgelaufen sind. Aus Amys Sicht ist es nachvollziehbar, dass sie eine Verlängerung erwünscht und Sheldon dafür sogar anlügt. Zunächst war ich allerdings traurig, dass man zahlreiche Alltagssituationen der beiden nicht gesehen hat und auf dieser Grundlage für den Zuschauer eigentlich kaum ersichtlich ist, ob ein Zusammenleben nun Zukunft haben kann oder nicht. Der Zahnbürstenhalterkompromiss und die kleine Feier sind für mich jetzt nicht hinreichend viele Faktoren, um das Experiment als gelungen zu bezeichnen. Auf der anderen Seite kann man aber auch sagen, dass es offenbar über fünf Wochen weitgehend reibungsfrei funktioniert hat, das gemeinsame Wohnen also eine echte Option ist. Umso mehr habe ich mich dann gefreut, dass sich die Autoren entschieden haben, diesen Weg auch weiter voran zu gehen und aus dem Experiment (zumindest vorerst) eine feste Größe zu machen. Das wäre dann doch ein enormer Schritt für Sheldon und Amy und auch für die Serie. In gewisser Hinsicht hat sich hier vielleicht sogar schon angedeutet, was ein mögliches Ende der Serie zu bieten hätte, wenn Sheldon sogar darüber nachdenkt, mit Amy in eine andere Wohnung zu ziehen, vielleicht sogar in einer anderen Stadt. "Friends" endete schließlich auch damit, dass der Flur und die beiden Wohnungen als ständiges Setting zurückgelassen wurden. Es wäre definitiv ein sehr schönes Ende. Bis dahin haben wir aber noch Zeit. Ich kann mir gut vorstellen, dass Amy und Sheldon noch auf ein paar Alltagsprobleme stoßen werden. Und auch für Leonard und Penny wird es ein neuer Impuls sein, wirklich eine eigene Wohnung zu haben.

"So you believe your friend, your friend's wife and your eyes over me? Wow."

Penny hat schon heimlich, still und leise angefangen, das Schlafzimmer von Leonard zu verändern, in erster Linie durch das Entfernen von Figuren und sonstigem Kram. Der Umstand, dass es Leonard gar nicht aufgefallen ist, zeigt eigentlich schon, dass es ihm auch gar nicht mehr so wichtig sein kann. Trotzdem ist das natürlich eine Frage der Absprache und der Mitbestimmung und Leonard möchte bei aller Liebe natürlich auch noch was zu sagen haben. Wirklich mitreißend war die Story nicht, aber sie hatte ihre Lacher ("Wo ist Waldo?") und war damit ein netter Nebenschauplatz zur eigentlichen Verheimlichung um Amys Wohnung. Allerdings hat man am Ende leider viel zu dick aufgetragen, als Penny freie Hand hatte und alles in rot und rosa eingerichtet hat. Das ist so ein billiges Klischee, was auf die Penny aus Staffel 10 überhaupt nicht mehr passt. Ihre Wohnung selbst ist schließlich auch in erster Linie wohnlich eingerichtet und alles andere als ein Ausschnitt eines Barbie-Katalogs. Da war sie am Ende wieder, diese billige Effekthascherei, um Lacher zu kreieren, die nicht wirklich lustig sind.

"Why are you speaking Klingon?" - "Why are you speaking English?"

Viel witziger waren da doch diejenigen Gags, die aus echter Situationskomik oder aus Leichtigkeit heraus entstehen. Da waren Raj und Howard als Begleitband für "Fun with Flags" herrlich, sei es durch die musikalische Umsetzung oder auch die leichte Enttäuschung am Ende, für ihre Kunst nicht belohnt zu werden. Absolutes Highlight waren natürlich die Geheimsprachen, die Jungs auf klingonisch, die Mädchen in ihrer Kunstsprache. Das war sowohl für die Situationen als auch phonetisch natürlich köstlich. Solche Albernheiten passen für mich eigentlich immer in die Serie, vor allem, wenn man da keine ganze Storyline drumherum baut, sondern solche Ideen einfach in Vorhandenes impliziert. Das hat dieses Mal also wunderbar funktioniert.

"Just out of curiosity, what registers as odd to you?"

Howard, Bernadette und Raj haben dieses Mal auch eine gute Figur machen können, was leider im Prinzip daran lag, dass sie selbst keine echte Storyline hatten, sondern nur Teil der anderen Geschichten waren und als Lügenratgeber herhalten durften. Hier kommt der Typus immer gut zur Geltung und es ist für mich auch ein Zeichen, dass ich die Charaktere nicht missen möchte, weil sie einfach gut dazu passen. Nur wäre es eben mal wieder schön, wenn sie eine eigene, gute Storyline bekämen.

Fazit

Auch #10.07 ist eine gelungene Episode, die wie eigentlich immer durchgängig witzig war (mit kleinen Ausnahmen) und vielleicht sogar bei Sheldon und Amy eine sehr wichtige Weiche für die Zukunft gestellt hat. Das bisherige Niveau gilt es die gesamte Staffel über zu halten, dann kann es richtig toll werden, wenn man Howard, Bernadette und Raj auch noch besser schreibt. Und Potenzial ist durch das kommende Baby dafür vorhanden.

Emil Groth - myFanbase

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