Review: #2.08 Nebraska
Dass der Tod von Sophia weitreichende Konsequenzen haben würde, war in dem Moment klar, als die Kleine zombifiziert aus der Scheune stolperte. Nun versucht ein jeder, mit der Situation irgendwie umzugehen.
Zu Beginn der Episode kochen die Emotionen natürlich hoch. Es werden Vorwürfe gemacht und es wird wieder einmal viel geschrien. Natürlich kommt bald auch die Frage auf, wie viel Hershel eigentlich wusste. War ihm bewusst, dass Sophia in der Scheune war? Für Shane ist schnell klar, dass er davon gewusst haben muss und sie ihnen nichts erzählt haben, doch ich muss in diesem Moment sagen, dass ich es für ziemlich unwahrscheinlich halte, dass Hershel tatsächlich eine Ahnung davon gehabt hatte. Bereits in der Folge kam zur Sprache, dass Otis dafür zuständig war, die Walker einzusammeln und in die Scheune zu bringen. Nicht Hershel. Er hat sich nicht mit ihnen beschäftigt. Für mich ist das Thema hiermit auch abgehakt. Widmen wir uns also der Trauerarbeit der einzelnen Charaktere.
"But when Shane shot Lou in the chest and she just kept coming, that's when I knew what an ass I'd been, that Annette had been dead long ago and I was feeding a rotten corpse! That's when I knew there was no hope."
Für Hershel bricht verständlicherweise seine gesamte Welt zusammen. Er glaubte felsenfest daran, dass es für seine Frau und die anderen noch Hoffnung geben würde. Und dann führt Shane im schonungslos vor Augen, welch ein Idiot er in den vergangenen Wochen und Monaten gewesen ist, in denen er glaubte, man könne die "Krankheit" noch irgendwie behandeln.
Als er in seinem Schlafzimmer die Sachen von Anette wegräumt, wird auch für den Zuschauer klar, dass Hershel nicht mehr weiß, wie es nun weitergehen soll. Er flüchtet sich schließlich in den Alkohol und da er überhaupt nicht mehr weiß, wohin, geht er in das kleine Städtchen in der Nähe, in der er sich hemmungslos betrinkt. Als Rick und Glenn ihn finden, hat Hershel sich bereits aufgegeben.
Rick versucht ihn dazu zu bewegen, mit ihnen zurück zu kommen und erinnert ihn daran, dass Zuhause noch zwei Töchter auf ihn warten, die gerade jetzt in diese Stunde dringend ihren Vater brauchen, der ihnen dabei hilft, mit ihrer Trauer fertig zu werden. Doch dazu muss erst einmal Hershel mit sich selbst ins Reine kommen und das ist leichter gesagt als getan, denn Rick gegenüber gibt er zu, dass er sich selbst an der Situation einen großen Teil der Schuld gibt, weil er die Wahrheit all die Zeit verdrängt hat.
"She didn't cry herself to sleep. She didn't go hungry. She didn't try to find her way back. Sophia died a long time ago."
Carol zeigt zunächst kaum viel Trauer. Sie zieht sich in sich selbst zurück, vergießt jedoch keine einzige Träne für ihr totes Kind. Und als Lori sie schließlich zu der kleinen Trauerfeier abholen möchte, die sie anlässlich der Beerdigung für Sophia, Shawn und Anette abhalten möchten, weigert sie sich zunächst, daran teilzunehmen, da für sie ihre Tochter schon lange tot ist. Erst als sie später in einem Waldstück sitzt und eine der Cherokee-Rosen betrachtet, bricht ihre Trauer aus ihr heraus und sie fängt an, den Rosenbusch auseinander zu nehmen.
Daryl hingegen sucht zunächst den Kontakt zu Carol, versucht ihr beizustehen. Erst als er sieht und hört, dass Carol ihre Tochter schon längst aufgegeben hat, zieht auch er sich von der Gruppe zurück. Für Daryl ist Sophias Verlust noch einmal eine Stufe schlimmer als für alle anderen. Er hatte sein Herzblut in die Suche gelegt, war alleine losgezogen, fast gestorben dabei und hatte sogar Carol immer wieder überzeugen müssen, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben müssen. Es ist verständlich, dass er nun auf Abstand geht.
Auf der anderen Seite gibt es die emotional weniger involvierten Mitglieder. Andrea ist die erste, die hilft, die Familienmitglieder zu begraben und danach die anderen Leichen zu beseitigen. Sie hält Shanes Tat für rechtmäßig und wird dabei in T-Dog unterstützt, der sich auch sofort hinter Shane stellt. Da nützen auch Dales Worte nicht, dass man die ganze Sache anders hätte angehen können – die drei haben die Scheune als Gefahr gesehen und Shane war der einzige, der den Mut hatte, sich darum zu kümmern.
"You had us out in those woods, looking for a little girl, that every single one of us knew was dead. That's what you did. Rick, you're just as delusional as that guy."
Der Tod von Sophia nimmt alle Mitglieder der Gruppe gleichermaßen mit. Doch in Rick sieht man etwas zerbrechen, als er die Kleine mit einem gezielten Kopfschuss töten muss. Er macht sich Vorwürfe – nicht nur, dass er sie nicht finden konnte, er stellt auch seine Fähigkeiten in Frage, dass er die Gruppe nicht beschützen konnte. Er konnte Sophia nicht vor dem Tod bewahren, obwohl er den Beißern hinterher rannte und diese tötete. Er konnte auch seinen Sohn nicht davor beschützen, angeschossen zu werden. Auch er macht sich schwere Vorwürfe, lässt sich diese jedoch nur im Gespräch mit Lori anmerken. Nach außen hin wirkt er weiter wie der große Rückhalt der Gruppe und macht sich schließlich mit Glenn auf die Suche nach Hershel.
Fast schon verzweifelt klammert sich Rick noch immer an die Hoffnung, dass es überhaupt noch Hoffnung für sie alle gibt. Er ist trotz der der Geschehnisse nicht bereit, aufzugeben. Doch dann tauchen die zwei Unbekannten auf, die Rick eine weitere Illusion nehmen. Die beiden Unbekannten teilen ihm mit, dass ihr eigentliches Ziel, Fort Benning, längst von den Beißern überrannt wurde und es auch von dort, wo sie herkommen, keine Hoffnung auf Rettung durch das Militär oder sonst jemanden gibt.
Als die beiden dann immer mehr darauf drängen, dass Rick, Hershal und Glenn sie und ihre Freunde mit zu der Farm nehmen, fürchtet Rick um die Sicherheit seiner Familie und schaltet die beiden Männer kaltblütig aus. Das kommt in diesem Moment so überrascht, dass ich gar nicht recht weiß, was ich davon halten soll. Genau wie Shane ein paar Episoden zuvor, schaltet Rick einfach einen Menschen aus, von dem er der Meinung ist, dass er ihm und der Sicherheit der anderen im Weg steht. Was das für Rick zu bedeuten hat, müssen wir abwarten.
Fazit
Es ist die schwere Episode geworden, die ich erwartet hatte. Die Trauer um Sophia hängt über der Episode wie ein bleierner Vorhang. In dem Moment, als die Scheune sich öffnete und Sophia herausstolperte, zerbrach in allen Charakteren der letzte Funken Hoffnung auf eine bessere Welt. Und dennoch sind sie alle noch da und müssen mit der Situation zurecht kommen. Fantastisches Drama. Einzig Loris dumme Aktion, Rick eigenmächtig hinterher zu fahren und dabei auch noch in einen Autounfall zu geraten, trübt die Freude an der Episode. Das hätte dann wirklich nicht sein müssen.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: NebraskaErstausstrahlung (US): 12.02.2012
Erstausstrahlung (DE): 04.11.2012
Regie: Clark Johnson
Drehbuch: Evan T. Reilly
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