Bewertung

Review: #3.05 Notruf

Foto: Danai Gurira, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Danai Gurira, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Nach einer solch emotionalen Episode wie in der vergangenen Woche, ist es klar, dass man einen gewissen Gang zurückschalten und das Tempo etwas herunterfahren muss. Aber nach dem Verlust von mindestens zwei Charakteren der ersten Stunde ist dies auch bitter nötig. Ich sage hier bewusst "von zwei Charakteren der ersten Stunde", da ich bislang noch nicht überzeugt bin, dass Carol wirklich tot ist. Natürlich ist es ein Indiz, dass Daryl am Ende der Episode an ein Grab geht, um dort eine Cherokee-Rose für Carol nieder zu legen, aber ich weigere mich, zu glaube, dass auch sie das Zeitliche gesegnet hat. Dies liegt vor allem daran, weil – falls sie wirklich tot sein sollte – die Autoren wirklich miese Arbeit geleistet haben. Immerhin haben wir nur gesehen, wie sie dank T-Dogs Opfer an einigen Beißern vorbei gerannt ist. Eine Todesszene gab es für sie nicht.

Es ist auch komisch, dass die anderen Charaktere bislang nicht nach ihr gesucht haben. Soll der gefundene Schal von ihr wirklich der einzige Beweis sein dass Carol tot ist, so finde ich das schon äußerst schwach. Allerdings frage ich mich auch, wohin Carol geflüchtet sein sollte. Wenn sie also wirklich noch am Leben ist, dann ist es doch ziemlich unwahrscheinlich, dass sie nicht zurück zur Gruppe geht. Ich gebe den Autoren noch ein oder zwei Episoden Zeit, um die Sache aufzuklären, denn eine läppische Szene am Grab ist mir zu wenig.

Rick nimmt der Tod von Lori wie erwarten schwer mit. Er fällt in ein tiefes Loch, das er zu füllen versucht, indem er möglichst viele Zombies zur Strecke zu bringen. Er kapselt sich von allen anderen ab und zieht fast selbst schon gefühllos und wie ein Zombie axtschwingend durch die langen, dunklen Gänge des Gefängnisses. Nicht einmal Glenn kann mehr zu ihm durchringen. Andrew Lincoln spielt hier phänomenal. Seine Szenen sind so intensiv, dass man mit ihm leidet und der Verlust greifbar wird. Und während seiner Szenen bedarf es keiner Worte, um zu verstehen, wie tief ihn der Tod von Lori getroffen hat.

Natürlich hat auch der Tod von T-Dog seine Spuren hinterlassen, doch als Glenn anfängt, auf ihn ein Loblied zu singen und ihn sogar als einer der besten Männer der Gruppe bezeichnet, da muss man sich schon fragen, ob die Autoren sich über die Zuschauer lustig machen. Immerhin war T-Dog aus der gesamten Gruppe die Person, die in den vergangen zwei Staffeln am wenigsten entwickelt wurde, am wenigsten in das Geschehen eingebunden wurde und am wenigsten dem Zuschauer ans Herz gewachsen ist. Ich denke mal, dass dieses "T-Dog war der Beste" von Glenn nur davon herrührt, dass er jeden einzelnen der Gruppe eben als Familienmitglied sieht und der Verlust daher so schwer wiegt. Mir fällt es jedenfalls schwer, über seinen Tod wirklich bestürzt zu sein, da T-Dog für mich so unglaublich uninteressant und eindimensional war, dass es mir nicht aufgefallen ist, dass er dieses Mal gefehlt hat.

Ganz anders Daryl, der einmal mehr zeigt, wie wichtig er für die Gruppe geworden ist. Sofort zieht er los, um mit Maggie gemeinsam Nahrung und eine Baby-Erstausstattung zusammen zu suchen. Und er hat keine Berührungsängste, was die Kleine betrifft, sondern nimmt das schreiende Bündel auf den Arm und füttert sie, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Daryl ist für die Gruppe ungeheuer wichtig, denn nach Ricks Zusammenbruch ist er derjenige, der die Führung übernehmen muss. Und das fängt eben mit der Versorgung der Kleinen an, die noch immer keinen Namen hat, weil niemand so recht weiß, wie sie sie nennen sollen.

Während im Gefängnis die Gruppe mit den Nachwehen von letzter Woche zu kämpfen hat, versucht Michonne aus Woodbury auszubrechen. Sie traut dem Governor nicht über den Weg und nachdem, was wir heute gesehen haben, tut sie gut daran. Andrea kann sie leider nicht überzeugen, dass hinter der heilen Welt von Woodbury mehr steckt, als es den Anschein hat und so ist Michonne gezwungen, alleine loszuziehen. Ich denke nicht, dass wir sie heute das letzte Mal gesehen haben, aber ich ärgere mich schon ein bisschen darüber, das ihr Charakter bislang so blass bleibt und sie nicht sonderlich viel Zeit hat, dem Zuschauer ans Herz zu wachsen.

Andrea hingegen glaubt, sie hätte endlich einen Platz gefunden, an dem sie zur Ruhe kommen könnte. Dabei ahnt sie nicht, das der Governor nicht der liebe, ausgeglichene Kerl ist, der er vorgibt zu sein. Neben den vielen Köpfen in den Aquarien, hält er in seiner Wohnung seine zombifizierte Tochter gefangen und behandelt sie, als leide sie nur an einer schweren, aber vorübergehenden Krankheit. Er kämmt ihr das Haar und versucht sie in seinen Armen zu wiegen, als sie ihn zu beißen versucht. Das ist schon ein klein wenig verquer, aber durchaus interessant.

Vor allem da sich gegen Ende der Episode zeigt, dass Woodbury keineswegs die heile Welt ist, die der Governor nach außen hin präsentiert. Hin und wieder lässt er eine Art Gladiatorenkampf ausrichten, bei dem Männer aus der Gemeinde gegeneinander antreten und in einem Ring aus angeketteten Zombies aufeinander einschlagen. Für ihn ist dies Abwechslung, Spaß und pures Entertainment. Für Andrea und auch die Zuschauer nur ein erstes Anzeichen, dass Michonne vielleicht Recht gehabt haben könnte. Es ist etwas faul in Woodbury und dies hier ist erst der Anfang. Oder was haben die Namen in dem kleinen schwarzen Buch des Governor und die vielen Striche auf den Seiten zu bedeuten?

Fazit

Trotz der eher spannungsarmen Handlung in dieser Episode gelingt es den Autoren abermals, den Zuschauer alleine durch die Kraft der Bilder an das heimische Sofa zu fesseln. Die Episode funktioniert auf so vielen Ebenen, dass es den ominösen Telefonanruf am Ende der Episode nicht gebraucht hätte, um meine Neugierde für die nächste Episode zu wecken. Doch jetzt will ich natürlich unbedingt wissen, wer am anderen Ende des Telefons ist und woher derjenige wusste, dass Rick sich genau in dem Raum aufgehalten hat...

Melanie Wolff - myFanbase

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