Bewertung

Review: #6.11 Lösung

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The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Nach der erfrischend unterhaltsamen Episode der letzten Woche schaltet "The Walking Dead" noch einen Gang zurück und beginnt mit der Aufbauarbeit eines neuen Handlungsbogens, der ganz klar im Staffelfinale in einem blutrünstigen Gemetzel enden wird, dem bin ich mir nach dieser Episode fast schon sicher. Der große Antagonist, der auf unsere Gruppe wartet, wird wohl Negan sein, der in dieser Episode etwas mehr Farbe bekommt, der gemeinsam mit seiner Gruppe, den Saviors, jedoch noch weiterhin im Verborgenen bleibt und als bloßer Schatten existiert.

"Your world’s about to get a whole lot bigger."

Jesus entpuppt sich als durchaus interessanter und umgänglicher Charakter, der es nicht darauf abgesehen hat, den Bewohnern der Siedlung irgendeinen Schaden zuzufügen. Vielmehr hat er in den Alexandrinern einen interessanten Handelspartner gesehen, denn Rick und seine Gruppe besitzen etwas wertvolle, was seiner Gruppe fehlt – Waffe, Munition und Kampferfahrung. Jesus ist eine Art Späher, der nach Vorräten sucht und Kontakt zu anderen Siedlungen aufnimmt, um Handel zu treiben. Er selbst gehört einer Kolonie an, die sich "Hilltop" nennt und sich eine funktionierende, wenn auch recht bescheidene Existenz aufgebaut hat.

Es ist Rick und seinen Leuten nicht zu verübeln, dass sie dem Neuankömmling erst einmal nicht über den Weg trauen, zu häufig sind sie bereits von Menschen enttäuscht worden, die sie in ihre Gruppe gelassen haben. Dass Jesus jedoch nicht im entferntesten im Sinn hat, ihnen Schaden zuzufügen, wird ihnen erst klar, als er als Vermittler in Hilltop auftritt und zwischen den beiden, zurecht skeptischen Parteien zu vermitteln versucht, so dass sie beide voneinander profitieren können.

Hilltop ist eine interessante Kolonie. Es wird nicht klar, aus wievielen Menschen sie besteht oder wie groß sie ist. Sie verfügen jedoch über eine funktionierende Selbstversorgung mit Lebensmitteln und haben sogar einen Arzt, der sich um das Wohl der Menschen dort kümmert. Was ihnen allerdings fehlt, ist „Kriegserfahrung“ und Munition, so dass sie eigentlich jedem hilflos ausgeliefert sind, der ihnen mit Waffengewalt droht. So geschehen anscheinend bei Negan und seinen Saviors, die, wie man im Laufe der Episode erfährt, die Siedlung im Griff hat und nur unter der Prämisse nicht angreift, wenn sie jeden Monat Schutzgeld in Form von Vorräten bezahlen.

Noch ist überhaupt nicht klar, wie groß und wie gefährlich die Saviors um Negan sind. Bislang durften wir nur einen kleinen Blick auf die Gruppe werfen und der war nicht sonderlich aufschlussreich. Alles was wir über sie wissen, ist dass sie motorisiert sind, über Waffen verfügen und durchaus selbstbewusst sind, wenn man sich mal an das Aufeinandertreffen mit Abraham, Daryl und Sasha erinnert. Dass Daryl sie mit seinem Raketenwerfer pulverisiert hat, dürfte Negan sicherlich ärgerlich gestimmt haben, so dass ich bezweifle, dass der Kampf gegen die Saviors ein einfacher werden wird. Dennoch ist sich Rick sicher, dass sie mit ihm und der Gruppe fertig werden können. Sein Selbstvertrauen grenzt hier in dieser Episode fast schon an Selbstüberschätzung und Arroganz. Wenn die Leute in Hilltop nicht mit den Saviors fertig werden, dann übernehmen sie eben ihren Kampf mit dieser ihnen gänzlich unbekannten Gruppe. Natürlich nur unter der Prämisse, dass quasi Alexandria an die Stelle der Saviors tritt und als Belohnung die Hälfte der Vorräte der Kolonie kassiert. Am Ende hat Gregory, der Leiter der Kolonie, keine andere Wahl als den von Maggie ausgebreiteten Deal anzunehmen, denn er ahnt, dass er sich in einer ausweglosen Situation befindet – auf der einen Seite die Saviors als Bedrohung, auf der anderen Seite hat Jesus eine Gruppe bis an die Zähne bewaffneter Neunlinge angeschleppt, die er zwar für mögliche Verbündete hält, die jedoch auch nicht vor Mord zurückschrecken, wie sie eindrucksvoll in einer kleinen Sequenz beweisen, in der ein paar Mitglieder von Hilltop von einem Treffen mit Negan zurückkommen und Gregory daraufhin erst einmal niederstechen, um eine Botschaft zu übermitteln.

Während Jesus ein wenig in die Rolle von Morgan schlüpft und zu vermitteln versucht, so wird man aus Gregory im Moment noch nicht ganz schlau. Er wirkt arrogant und selbstverliebt, behandelt Maggie beispielsweise nicht als möglichen, gleichwertigen Handelspartner, sondern lässt ein klein wenig Sexismus versprühen und macht ihr deutlich, dass er sich in einer erhabenen Position sieht. Das alles macht ihn nicht sonderlich sympathisch, so dass man sich fragt, ob die Alexandriner gut daran tun, sich mit Hilltop zu verbünden. Andererseits haben sie fast keine Chance, wenn sie Überleben wollen, denn ihre Vorräte gehen zur Neige und keiner von ihnen ist Landwirt oder Farmer, der irgendwie Ahnung davon hätte, wie man Getreide anbaut. Beide Gruppen könnten also tatsächlich voneinander profitieren, wobei da noch gewaltig an der Akzeptanz untereinander gearbeitet werden muss.

"Confrontation's never been something we've had trouble with."

Neben der durchaus interessanten Geschichte in Hilltop gibt es natürlich auch ein wenig Zeit, sich in der Ruhe vor dem Sturm, mit persönlichen Gefühlen zu beschäftigen. Maggie und Glenn freuen sich auf ihr Baby und haben das Glück, in Hilltop ausgerechnet an einen Gynäkologen zu geraten, der ihnen sogar ein Ultraschall anfertigen kann. Manchmal zieht man schon das große Los und es gibt Lichtblicke in Augenblicken, in denen man es nicht für möglich hält.

Das Glück der beiden Liebenden wirft seine Schatten auch auf Abraham, der sich offen fragt, wie man in einer Welt wie dieser überhaupt neues Leben bringen kann. Er selbst scheint seine destruktive Ader so langsam hinter sich zu lassen, was er vor allem Sasha verdanken dürfte. Die beiden haben so etwas wie eine Freundschaft aufgebaut, wobei man nicht genau sagen kann, ob von Abrahams Seite aus nicht mehr als nur freundschaftliche Gefühle im Spiel sind. Zwar landet er nach laaanger Zeit mal wieder mit Rosita im Bett, doch seine Gedanken kreisen immer wieder um Sasha. Selbst als er dabei ist, von einem der Hilltop-Leute gerade stranguliert zu werden, sind seine Gedanken nicht bei seiner Freundin, sondern bei Sasha. Ich bin gespannt, ob sich hier gar eine Dreiecksgeschichte entwickeln wird oder was die Autoren damit bezwecken, dieses Paar so häufig in den Fokus zu rücken in letzter Zeit. Vielleicht soll es uns Zuschauern aber auch nur zeigen, dass beide Charktere, also Abraham und Sasha, endlich ihre Selbstzerstörungstendenz abgelegt haben und bereit sind, ein neues Leben zu beginnen.

Sehr süß sind auch die kleinen Gesten zwischen Michonne und Rick. Letzterer muss notgedrungen Carl seine Nacht mit Michonne beichten, nachdem Jesus sie als seine Mutter bezeichnet hat und klar wurde, dass beide im gleichen Bett genächtigt haben. Carl freut sich jedoch für seinen Vater und wünscht ihm quasi alles Gute. Schön, dass hieraus kein Drama gemacht wird, denn Rick und Michonne gefallen mir im Moment sehr gut miteinander. Auf der Fahrt nach Hilltop sucht Rick immer wieder ihre Hand, während sie ihm ein zufriedenes Lächeln schenkt. Es wird schnell klar, dass die gemeinsame Nacht nicht nur ein Ausrutscher war, sondern es durchaus tiefere Gefühle zwischen den beiden gibt. Diese werden freilich mit Ricks Kampfansage an die Saviors auf eine harte Probe gestellt werden und es wird auch deutlich, dass Michonne nicht wohl dabei ist, mal wieder in den Krieg zu ziehen, doch sie beteuert, dass sie das schon schaffen werden. Bislang haben sie ja jeden Konflikt erfolgreich gemeistert – jedenfalls für die meisten von ihnen.

Fazit

Es fehlt etwas an Dramatik und Action, doch mit der Einführung von Hilltop und einer neuen Bedrohung am Horizont ist der Grundstein für ein spannendes letztes Staffeldrittel durchaus gelegt.

Melanie Wolff - myFanbase

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