Bewertung

Review: #4.09 So Long, Marianne

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Nachdem nahezu alle Geschichten der letzten Woche auf ein gemeinsames Thanksgiving der erweiterten Pearson Familie hinausliefen, war es nun tatsächlich so weit. Das Aufeinandertreffen von Nick mit seiner ihm bis auf Kevin nach wie vor weitgehend unbekannten Familie, aber auch die Rückkehr von Shauna in das Leben von Déjà und ihrer neuen Familie rund um Randall und Beth versprachen Brisanz. Und natürlich war ich auch gespannt darauf, ob und wie sich Rebeccas Verhalten weiter verändern wird. Meine Erwartungshaltung an die Episode war aufgrund dieser Ausgangssituation sehr hoch und, um es gleich vorwegzunehmen, war ich trotz der ein oder anderen schönen Szene oder auch interessanten Information nach der Folge weitgehend ernüchtert.

Ich hatte insgeheim auf mehr Interaktion der Familie untereinander gehofft. In meinen Augen geschieht es einfach viel zu selten, dass alle Hauptcharaktere an einem Ort versammelt sind. Und so wurde es meines Erachtens auch verpasst, diese Dynamik im Rahmen eines gemeinsamen Dinners zu nutzen. Stattdessen gab es viele Einzelszenen, die aber letztendlich nur rund um das Essen stattfanden und wenig Interaktion der Familienmitglieder und Angehörigen untereinander brachte. So gab es beispielsweise nicht eine Szene von Rebecca und Nick, von deren erneutem Aufeinandertreffen ich mir mehr versprochen hatte. Auch Kate und Kevin hatten keinen gemeinsamen Moment, obwohl doch gerade deren enge Beziehung stets ein großes Thema der Serie war. Rebeccas Entwicklung wurde leider auch nicht in Verbindung mit der Familie weiter vorangetrieben, sondern wurde abseits des Familientrubels thematisiert. Das wurde zwar durch die Inszenierung mit dem Verwischen der unterschiedlichen Zeitebenen sehr gut und überraschend erzählt und noch dazu von Mandy Moore ganz hervorragend gespielt, dennoch wurde rückblickend gesehen, gerade auch bei dieser Geschichte zu viel Potential liegen gelassen, indem weiterhin nur Randall über ihren Gesundheitszustand im Bild ist.

Shaunas Besuch war überraschenderweise gar nicht in Bezug auf Déjà, sondern vielmehr durch Beth spannend. Es war interessant zu sehen, wie herzlich und offen Beth Shauna empfing. Dabei habe ich ihr das strahlende Lachen tatsächlich zunächst abgenommen und mich schon gewundert, wie entspannt sie mit der Situation umzugehen schien. Doch spätestens im Gespräch mit Kate (übrigens eine sehr seltene und in ihrer offenen Art des Umgangs auch überraschenden Konstellation) bröckelte die offenbar mühsam aufrechterhaltene Fassade. Natürlich ist Beths Reaktion unfair und gemein, anderseits habe ich auch großes Verständnis für sie. Zeigt sie damit doch auch, wie sehr ihr Déjà inzwischen als vollwertiges Familienmitglied am Herzen liegt und aufgrund von Shaunas nun stetigem Lebenswandel nun auch wieder die Angst in ihr wächst, Déjàs Nähe und Vertrauen womöglich wieder zu verlieren. Doch ihre Sorge ist unbegründet, denn auch wenn Déjà sich gut mit ihrer Mutter zu verstehen scheint, ist sie auch irritiert darüber, dass sie in deren Leben offenbar keine zu große Rolle mehr zu spielen scheint. Ich will Shauna dabei gar nicht unterstellen, dass dem wirklich so ist. Das eigene Kind zur Adoption freizugeben ist sicher nicht leicht und vielleicht hilft ihr gerade diese Distanz auch, damit zurechtzukommen. Während es also schön zu sehen war, dass Beth und Déjà sich nach wie vor gut verstehen, hatte ich aber auch das Gefühl, dass hier Potential verschenkt wurde. So wurden Malik und dessen Tochter mit keinem Wort thematisiert, wo doch genau diese Konstellation eine Steilvorlage für die Vergangenheit von Mutter und Tochter gebildet hätte. Sollte Shauna in den kommenden Folgen nun erstmal keine Rolle mehr spielen, hätte man sich das Wiedersehen somit auch sparen können.

Nicks Rückkehr in den Familienkreis hatte ich mir auch anders vorgestellt. Kaum angekommen, war er auch schon mit Randall und Annie wieder weg und entging somit weiteren Interaktionen mit den Pearsons. Auch hier kann ich mich nur wiederholen, wurde großes Potential verschenkt. Ich will gar nicht abstreiten, dass mich die Szene im Auto, bei der sich Nick die Tränen nicht verkneifen konnte, sehr berührt hat. Dennoch hätte es doch sicher auch eine Möglichkeit gegeben, ihn in einer anderen Gegenwartssituation mit Jack und ihrer gemeinsamen Thanksgiving-Vergangenheit zu konfrontieren. Mir persönlich war es jedoch zu konstruiert, wie rund um Leonard Cohens "So long, Marianne" diese Geschichte aufgezogen wurde. Dennoch bot die Handlung noch einen schönen Familienmoment, in dem die Shrimps zu einer Thanksgiving Tradition im Hause Pearson wurden, wie sich auch im Flash Forward mit Jack junior zeigte. Nicks emotionale Worte an die Familie trugen zu diesem rührenden Moment entsprechend bei. Jetzt bin ich jedoch gespannt, welche Rolle Nick in Zukunft spielen wird, nachdem er Kevin nun aufgefordert hat, wieder nach Los Angeles zurückzukehren. Und leider gab es ja auch kaum weitere Anknüpfungspunkte der Familie mit Nick, so dass ich dessen künftige Rolle wirklich nur schwer einschätzen kann.

Kurz & knapp

  • Von der Handlung um Kate und Toby bin ich nur noch genervt. Ich verstehe Tobys Problem mit der Avocado-Sache um Baby Jack nicht. Und dass Kate über Tobys Fitnesswahn nicht besonders begeistert ist, war jetzt auch nicht die große neue Erkenntnis. Ich hoffe, dass sie sich bald wieder zusammenraufen und sich schnell eine neue Geschichte für sie finden wird.
  • Tess' Outing bei ihren Freunden hätte gerne mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Dafür freue ich mich darüber, dass es gerade Kevin sein durfte, dem sich Tess anvertraute und der ihr den Mut für diesen Schritt machte. Positiv ist auch, dass die Sache dann so unspektakulär und positiv ausging. Wenn das nur immer so selbstverständlich wäre.
  • Der Blick in die Zukunft am Ende der Folge wirft nun zwei Fragen auf: Wer ist Kevins Verlobte? Und warum liegen Kevin und Randall im Streit? Spannend ist dazu außerdem, dass diese Fragen bereits in den kommenden neun (Serien-)Monaten beantwortet werden. So kommen aufgrund der Kürze der Zeit eigentlich nur a) Cassidy und b) Randalls Schweigen um Rebeccas Gesundheitszustand für mich als Antworten infrage. Ob ich das gut finden soll, mag ich derzeit aber noch nicht beurteilen.

Fazit

Es kam anders als erwartet. Das Potential, die Handlungsfäden im Rahmen des Thanksgiving-Dinners kulminieren zu lassen, wurde durch viele Einzelszenen zunichte gemacht. Weder die Big Three noch Nick und Rebecca trafen in Schlüsselszenen aufeinander. Neugierig machte letztendlich aber der Blick in die nahe Zukunft. Zeit für ausgiebige Spekulationen bietet nun die Weihnachtspause.

Jan H. – myFanbase

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