Bewertung

Review: #4.04 Zaubersprüche

Alle Menschen da draußen, die glauben, ihre Verwandtschaft sei eine Katastrophe, haben offenbar noch nicht in die vierte Staffel von "True Blood" reingeschaut, denn hier erleben wir eine ganze Fülle an seltsamen und kaputten Familien, die dem Ausdruck "dysfunktional" eine neue Bedeutung verleihen. An oberster Stelle der Freak-Familien steht der Inzestclan aus Hotshot, dicht gefolgt von den heruntergekommenen Mickens. Dann haben wir da noch die Bellefleurs, die nach außen hin eine gutbürgerliche Südstaaten-Dynastie zu sein scheinen, aber so ihre Probleme und Konflikte haben und nun auch noch herausfinden, dass einer ihrer Urahnen als Vampir in ihrer Nachbarschaft wohnt. Sam stellt derweil fest, dass seine neue Freundin Luna eine Tochter und einen Werwolf als Ex-Mann hat, während Arlenes kleiner Sohn ihre größten Ängste zu bestätigen scheint.

Walking in the Sun

Eric bleibt ein absolutes Highlight dieser ersten Episoden der vierten Staffel. Durch Claudines Blut kann er nicht nur für eine Weile im Sonnenlicht herumlaufen, er ist auch noch richtig beschwipst. In diesem Zustand vergnügt er sich in einem See und flirtet mit Sookie. Es ist einfach herrlich, Eric so fröhlich und gelöst zu erleben. Gleichzeitig erkennt man seine Verletzlichkeit, als die Wirkung des Blutes nachlässt und er wieder zurück in die Dunkelheit muss. Er erinnert an ein Kind, das aus gesundheitlichen Gründen nicht mit den anderen Kindern spielen darf und im Haus bleiben muss, nur dass sich bei Eric die Enttäuschung natürlich auf sehr viel gefährlichere Weise entladen könnte.

Alcide hilft Sookie mit Eric. Dabei gestehen sich Alcide und Sookie gegenseitig, was für den Zuschauer schon in der vorherigen Episode offensichtlich war, nämlich, dass sie über die Lebenssituation des jeweils anderen besorgt sind. Alcide betrachtet Sookies Engagement für Eric als zu gefährlich und Sookie misstraut Debbie (Willkommen im Club!). Als sich Alcide und Sookie aber trotz ihres Streits liebevoll umarmen, kann man nicht anders, als zu lächeln. Die beiden sind sich in ihrer Bereitschaft, anderen zu helfen und dabei viel zu riskieren, schon sehr ähnlich.

Bill & die Bellefleurs

Bill findet heraus, dass die Bellefleurs seine Nachfahren sind, was auch den Bellefleurs selbst bislang nicht bewusst war. Ein Familientreffen der etwas anderen Art! Inzwischen weiß ich, dass diese verwandtschaftliche Beziehung auch in den Büchern erwähnt wird, aber für mich (und sicher viele andere Zuschauer) kommt diese Entwicklung aus heiterem Himmel. Andererseits habe ich mich schon seit Langem gefragt, warum die Möglichkeit, dass Bill noch Nachfahren in Bon Temps haben könnte, nie aufgegriffen wurde. Sein letzter Nachfahre mit dem Namen Compton ist verstorben, das wissen wir seit der ersten Staffel, aber er hätte doch zumindest ahnen können, dass er über seine Tochter noch weitere Nachfahren hat, die nicht Compton heißen. Wenn Bill sich mit diesem Thema etwas eher beschäftigt hätte, dann wäre ihm auch erspart geblieben, mit seiner eigenen Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin zu schlafen. Ich weiß zwar nicht, ob das genetisch noch unter Inzest fällt, aber für Bill fühlt es sich vermutlich so an. Wie wird sich Bills Beziehung zu den Bellefleurs nun entwickeln? Wie geht Andy mit der Erkenntnis um, oder wird er zunächst im Unwissen gelassen? Immerhin ist er nicht unbedingt die stabilste und toleranteste Persönlichkeit.

Wiedersehen mit den Mickens

Nachdem Tommys Versuch, seinen Bruder Sam dazu zu überreden, Maxine Fortenberry übers Ohr zu hauen, gescheitert ist, nimmt er enttäuscht wieder Kontakt zu seiner Mutter Melinda auf. Ein fataler Fehler! Sie hat Tommys Vater Joe Lee nicht wie von ihr behauptet verlassen, sondern ihren eigenen Sohn in eine Falle gelockt, damit er wieder an Hundekämpfen teilnimmt und so seine Eltern ernährt. Joe Lee legt Tommy im wahrsten Sinne des Wortes an die Kette. Ich finde das Ehepaar Mickens so richtig schön verabscheuungswürdig. Joe Lee ist White Trash der übelsten Sorte, ein mieser Nichtsnutz, der ohne Skrupel seine Frau und seinen Sohn ausbeutet, sogar ihre Leben riskiert, um selbst nicht arbeiten zu müssen. Melinda ist einerseits ein Opfer, andererseits kann man ihre Liebe zu Joe Lee, ihre Bereitschaft, alles für ihn zu tun und ihn immer wieder zu verteidigen, nur noch erbärmlich finden. Sie ist schwach und hat sich aufgegeben, wofür ihr Sohn büßen muss.

Was Tommy betrifft, nun ja. Man hat schon Mitleid mit ihm, andererseits ist er nicht ganz unschuldig an seiner Lage. Er war ja dank Sam schon raus aus der Misere, konnte Melinda und Joe Lee hinter sich lassen, doch er hat Sams dargebotene Hand auch immer als erdrückend empfunden und gegen seinen Bruder rebelliert, was bekanntlich in eine gewalttätige Auseinandersetzung mündete. Anschließend hat Tommy Unterschlupf bei der scheinfrommen Maxine gefunden, was natürlich auch weit entfernt von einem idealen Zuhause war, dennoch würde es ihm jetzt besser gehen, wenn er nicht den Plan gefasst hätte, sie zu hintergehen.

Flucht aus Hotshot

Während Tommy in Gefangenschaft gerät, kann Jason seiner Hölle namens Hotshot vorerst entkommen und sogar Felton töten. Doch auch wenn Jason nun aus Hotshot raus ist, stellt sich die Frage, ob Hotshot auch aus Jason raus ist. Crystals überzeugter Meinung nach wird er sich verwandeln und dann zu ihr zurückkehren. Eine Horrorvorstellung, die aber durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Und dann ist da ja auch noch Jessica. Sie gibt dem halbtoten Jason ihr Blut, um ihn zu heilen, was bedeutet, dass die beiden nun verbunden sind. Wie wirkt sich das aus? Möglicherweise ist Jason nach allem, was er in Hotshot erlebt hat, besonders anfällig für die Gefühle, die Jessicas Blut in ihm weckt. So oder so, Jason und die Frauen wird wohl noch länger eines von "True Bloods" skurrilsten und trashigsten Themen bleiben.

Hexen hexen

Da sich die böse Elfenkönigin seit der Staffelpremiere noch nicht wieder hat blicken lassen und Marnie nun schon zwei Vampiren in den Allerwertesten getreten hat, gebührt dieser mit Fug und Recht der Titel "Big Bad". Wie wir jetzt wissen, steht sie seit Lafayettes Eintritt in den Zirkel in Verbindung mit einer Hexe, die 400 Jahre zuvor in Spanien auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde und offenbar ein echter Vampirschreck war. Nach Eric bekommt diesmal Pam die Macht zu spüren und wird im Gesicht entstellt. Marnie, bzw. die spanische Hexe, nimmt den Vampiren genau das wieder weg, was sie entgegen aller Naturgesetze besitzen – mehrere hundert Jahre an Wissen und Erinnerungen, lebendig und jung aussehende Körper ... damit trifft sie die Blutsauger auf besonders perfide Weise.

Kindergarten

Sams neue Flamme Luna hat also eine Tochter. Sam hätte das zwar gerne eher gewusst und nicht nur durch Zufall herausgefunden, kommt aber gut damit zurecht, da er Kinder mag. Wie er da so mit Luna und der kleinen Emma vor dem Fernseher sitzt, ist er dem Familienleben, das ihm weder seine Adoptiveltern noch seine leibliche Familie geben konnten, ganz nah. Doch wir dürfen dabei Emmas Vater, den Werwolf, nicht vergessen. Die Frage ist nur, wer vor wem gewarnt werden sollte, Sam vor dem Wolf oder der Wolf vor Sam. Wir wissen ja mittlerweile, dass mit Sam nicht zu spaßen ist, wenn man ihn richtig reizt.

Arlenes Ängste bezüglich ihres kleinen Sohnes Mikey scheinen sich nun doch zu bestätigen, allerdings habe ich eher die unheimliche Puppe in Verdacht.

Fazit

Nicht nur, dass die Eric-Show weitergeht, auch sonst passiert sehr viel, dass die Spannung und das Interesse hochhält.

Maret Hosemann - myFanbase

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