Bewertung

Review: #2.06 Am Abgrund

Foto: Alexander Koch, Under the Dome - Copyright: Brownie Harris/2013 CBS Broadcasting Inc. All Rights Reserved.
Alexander Koch, Under the Dome
© Brownie Harris/2013 CBS Broadcasting Inc. All Rights Reserved.

Bisher konnte ich mich mit den Entwicklungen der zweiten Staffel von "Under the Dome" nicht recht anfreunden. Doch obwohl man in dieser Episode schon die nächste Naturkatastrophe zur Hand hat, empfand ich #2.06 In the Dark als recht zufriedenstellend und weniger konfus.

"So who the hell went into the school basement and dug a tunnel? And why?"

Wie man nach dem Ende von #2.05 Reconciliation bereits erwarten konnte, ist ein großes Thema dieser Episode die Erkundung des geheimnisvollen Tunnels, der dem Spind entspringt. Natürlich konnte man hier nicht auf die gleiche Story wie in #1.03 Blutige Finger zurückgreifen und so endet die Erforschung des neuen Tunnels nicht damit, dass die Kuppel Barbie und Sam irgendwann den Weg abschneidet, sondern mit einem riesigen Abgrund. Die Frage, warum zum Teufel sich hinter einem Schulspind ein Tunnel in die Unterwelt befindet, lasse ich lieber außen vor und beschäftige mich damit, was man von dem entdeckten Abgrund wohl erwarten kann. Ich persönlich denke nicht, dass Sam nach seinem Sprung das zeitliche gesegnet hat, sondern, dass der Abgrund eher als eine Art Portal dient, wodurch es möglich wird, die Geschichte auszuweiten. Denn außer weiteren Naturkatastrophen und Rangeleien um die Vorherrschaft ist in Chester's Mill nicht sonderlich viel zu erwarten und auf diese Weise erschaffen die Autoren die Möglichkeit, die Handlung zu verlagern.

Dieser Teil der Episode hat mir recht gut gefallen, da er einen Weg aus dem immer gleichen Verlauf schafft. Auch der Exkurs von Sam und Barbie war recht nett, sobald die beiden die ewigen Streitereien hinter sich gelassen haben und ansatzweise die Karten auf den Tisch legten. Sams (vielleicht erlogene) Offenbarung über den Ablauf von Melanies Ableben und dass sich Barbie Sam gegenüber geöffnet hat und ihm beschrieb, was er für Julia empfindet, waren ein netter Ausgleich zu den sonst feindseligen Gesprächen. Besonders Barbies emotionale Seite fand ich ergreifend, auch wenn es mir immer wieder sauer aufstößt, dass er nach nur zwei Wochen unter der Kuppel so über Julia spricht, als wären sie bereits seit Jahren ein Paar und würden sich schon ewig inniglich lieben.

Das Gleiche gilt für Joe und Norrie. Die beiden Teenager scheinen auch bereits ein altes Ehepaar zu sein und lieben sich an ihrem zweiwöchigen Jubiläum bereits von Herzen. Hier sollten die Autoren meiner Meinung nach nicht so dick auftragen.

"Is there a brain under that hair?"

Was mich immer wieder stört, sind die Plagen, mit denen die Leute aus Chester's Mill zu kämpfen haben. Es ist äußerst einfallslos, immer wieder ein neues Unglück über die Stadt hereinbrechen zu lassen, das dann innerhalb von Sekunden gelöst werden kann. So fand ich es in #2.03 Force Majeure völlig an den Haaren herbeigezogen, wie Rebecca den blutigen Säureregen gestoppt hat und in dieser Episode ist es nicht weniger lächerlich, dass Big Jim die frischgebaute Windmühle benutzt, um den Sandsturm mit Wasser zu stoppen. Einzig gut an der Sache war, dass die Bevölkerung nun tatsächlich mal kurzzeitig die rosarote Brille von der Nase nimmt und Big Jims Vorgehen kritisch beurteilt. Hier stellt man sich zwar selbst ein Bein, da Big Jims Aufforderung, irgendetwas gegen den Sturm zu tun, eigentlich verständlich wirkt, aber die Bewohner der Stadt quasi ahnen müssten, dass die Naturkatastrophen immer nur von kurzer Dauer sind.

Ich frage mich immer noch, warum noch niemand die Leute unter der Kuppel darüber aufgeklärt hat, dass Big Jim u.a. Dodee ermordet hat und daher noch immer alle zu ihm aufsehen. Das mal außen vor gelassen, zeigt sich Big Jim in dieser Episode wieder einmal sehr charismatisch und schafft es trotz aller Zweifel, die Bewohner der Stadt dazu zu bringen, ihm bei seinem Plan zur Bekämpfung des Sandsturmes unter die Arme zu greifen. Damit zeichnet sich ab, dass Big Jim, der in der vorherigen Episode noch im Gefängnis saß, sich nun schnell wieder zum Anführer der Stadt aufschwingen wird. Es hat mir zuvor sehr gefallen, wie Rebecca sich auf Big Jims Verhalten ausgewirkt hat und man sehen konnte, dass doch sehr viel Menschlichkeit in ihm steckt. In dieser Episode war davon leider nicht sonderlich viel zu sehen, aber der neue Big Jim dieser Staffel ist für mich bisher die Figur mit der interessantesten charakterlichen Entwicklung.

"I'm a teacher in Chester's Mill. I'm not an engineer for Lockheed. I'm all too aware of my limits."

Ähnlich wie bei Big Jim versucht man nun auch Rebecca in ein anderes Licht zu tauchen. Zunächst hat man probiert, sie als den ultimativen Gegenspieler Julias darzustellen, doch nun setzt man darauf, auch ihre empfindsame Seite zu zeigen und klar zu machen, dass die ach so taffe Wissenschaftlerin eben doch nicht alles kann. Zwar trägt man wie bei den Lovestorys für meinen Geschmack auch hier ein bisschen zu dick auf, aber es ist ersichtlich, dass man uns neue Facetten zeigen will, was durchaus lobenswert ist. Um diese Veränderung noch ein wenig mehr zu unterstreichen, arbeiten Rebecca und Julia, die zuvor immer auf entgegengesetzten Seiten standen, nun auch zusammen, um den Tunnel wieder frei zu bekommen.

"Melanie is one of the original four hands. Maybe she still counts."

Das Rätselraten um die vier Hände und die Geheimnisse rund um die Kuppel geht weiter. Und auch wenn Melanie betont, dass niemand Angie ersetzen kann, ist dem Zuschauer bereits klar, dass genau das geschehen ist, weshalb Melanie nun seelenruhig ihren Platz einnimmt. Mir ist durch die Offenbarung von Sam, dass die Kuppel verschwindet, wenn die Hände tot sind, nicht ganz klar, was für einen Sinn die Hände denn dann überhaupt haben. Sie sollen (oder sollten zumindest in Staffel eins) zueinander finden und den Willen der Kuppel umsetzen. Wenn die Kuppel also niemanden mehr hat, der ihre Befehle ausführt, verschwindet sie? Gilt das nur für die vier Jugendlichen oder müssen Lyle und Pauline ebenfalls sterben, da die ehemaligen Hände ebenfalls tot sein müssen. Und selbst wenn Sam alle Hände getötet hätte, wo steht geschrieben, dass dann nicht wieder vier neue auftauchen oder jemand von den Toten zurückkehrt? Dieser Wirrwarr aus Fragen macht den Großteil dieser Mystery-Serie aus und im Bezug auf die Geheimnisse Runde um die Vergangenheit der Kuppel bin ich noch immer recht gespannt, was die Antworten sein werden. Doch das hin und her mit einer Plage nach der anderen und dass sich darüber scheinbar niemand Gedanken macht, hängt mir langsam zum Hals raus.

Viel besser fand ich wiederum den Bogen, den man nun zurück zur Versenkung des Eis gespannt hat. Endlich schließt sich der Kreis (halbwegs) und Julia erzählt Melanie, dass sie es war, sie das Ei ins Wasser hat sinken lassen und zwar an genau der gleichen Stelle, an der nur Minuten später Melanie aus dem See aufstiegt. Man erklärt uns zwar nicht, welchen Sinn diese Auferstehung hatte, doch ich finde es sehr gut, dass man die losen Enden nun endlich zusammenfügt. Etwas ernüchternd war wiederum der Moment, als die vier Hände das Ei berühren. Dass Gleiche zeigte man uns schon so oft in der letzten Staffel, nur dass es damals nicht das Ei sondern die Minikuppel war. Ähnlich wie bei den Naturkatastrophen scheinen die Autoren auch an dieser Stelle recht einfallslos zu sein.

Fazit

Auch wenn die Storyline recht wirr ist, hat man es in dieser Episode wenigstens geschafft, die Geschichten dynamisch zu erzählen und dafür gesorgt, dass sich im Tunnel und bei den vier Händen Spannung aufbaut. Ich hoffe sehr, dass man daran festhält und sich nicht darauf versteift, mit seltsamen Naturkatastrophen die Episoden zu füllen.

Marie Florschütz - myFanbase

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