Bewertung

Review: #1.03 Das Nest

Die dritte Folge handelt von einer Mordserie, die ein Freund von Scully aus der Akademie lösen will, um die Karriereleiter beim FBI hochklettern zu können. Doch Mulder findet eine Verbindung zu einer X-Akte, was nicht so gut ankommt.

"Wie kommen sie denn auf Außerirdische?"

Am Anfang war ich etwas enttäuscht, dass es in dieser Folge gar nicht darum geht, die Haupthandlung weiterzutreiben, doch dann habe ich festgestellt, dass diese Einzelfolge richtig viel Spaß macht und genauso wirkungsvoll ist wie andere Fälle. Es gibt eben auch andere Mysterien, die nichts mit Außerirdischen zu tun haben müssen. Mit dieser Folge wird also aufgezeigt, wie vielfältig die Möglichkeiten der Serie sind. Ob es nun ein menschliches Wesen ist, dass eine Leber zur Ernährung braucht, 30 Jahre Winterschlaf hält und die Fähigkeit besitzt, sich ins Unermessliche zu strecken, oder ob es einfach ganz andere Anormalitäten, seltsame Verbindungen oder was auch immer sind. Scullys Wille, die Wahrheit zu finden und Mulders Fähigkeit, weit über den Tellerrand hinaus zu schauen, werden sich all ihrer annehmen.

Bei diesem Fall war interessant, wie sich die Kompetenzen der beiden Agenten ergänzten. Mulder hatte gleich einen Verdacht, wie jemand zu den Tartorten gelangen konnte und um wen es sich schließlich handelt. Scullys Analyse hat aber gut ergeben, wo der Täter erneut zuschlagen wird. Dass Tooms schließlich freigelassen wurde, weil er offenbar sehr gut lügen kann, ist ein Verdienst der engstirnigen Hauptverantwortlichen dieses Falles. Die Verzerrung des Fingerabdrucks halte ich im übrigen für einen sehr beeindruckenden Beweis. Richtig spannend ist es dann in dieser Episode auch noch geworden, nachdem Tooms Scullys Kette geschnappt hat und somit klar war, dass ihre Leber die nächste sein soll. Man wusste zwar, dass eigentlich nichts passieren wird, aber mit Musik, Schnitttechnik und Rettung in letzter Sekunde haben es die Macher der Serie doch hinbekommen, dass mir der Atem stockte. Zumal diese gelben Augen auch sehr gruselig waren. Dass sie das Ende außerdem offen gelassen haben, gefällt mir eigentlich auch, obwohl das bedeuten würde, dass Tooms nochmal Jagd auf Scully macht, sobald er durch diesen Schlitz geflüchtet ist, oder aber er sucht sich dann einfach ein neues Opfer und hat dann 30 Jahre Ruhe. Im Prinzip kann einem Tooms auch leid tun. Für ihn scheint diese Leber Nahrung zu sein und er versucht eigentlich nur sein Überleben zu sichern und kann gar nicht anders.

Dieser pensionierte Agent, der schon vor 30 Jahren Tooms im Blick hatte und ihn zu fassen versuchte, aber es auch damals nicht beweisen konnte, war eigentlich ganz nett. Allerdings hat mir dieses aufgesetzte politische Gegenwartsgeschehen mit all ihren Grausamkeiten nicht so wirklich gefallen. Das gehörte einfach nicht in diese Episode. Der Bezug war etwas an den Haaren herbeigezogen und wirkte einfach etwas lächerlich. Trotzdem kann es mir gefallen, dass man Aktuelleres in solche Fälle integriert und auch ab und zu mal ein politisches Statement abgibt. Das muss dann aber ordentlich gemacht werden und nicht so eine winzige, eher unschlüssige Randnotiz sein.

Karriere

Ich konnte mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, dass in dieser Folge auch thematisiert wird, wie Mulder und Scully vom Rest des FBIs gesehen werden. Allein deshalb war es toll, diese Folge erneut gesehen zu haben. Dass man sich über Mulder lustig macht und ihn Spooky Mulder nennt, wurde schon angedeutet, dass dies aber so oberflächlich gemacht wird und man ihm nicht mal die Chance gibt, sich zu erklären oder versucht, seine Methoden nachzuvollziehen, ist schon sehr traurig. Wie im Kindergarten benehmen sich diese angeblichen Superagenten. Natürlich ist die Idee phantastisch, dass Tooms schon vor 90 Jahren gemordet haben soll, aber solange man selbst keine Erklärung hat, sollte man auch einer solchen Spur einfach mal nachgehen. Es könnte sich auch eine andere Verbindung dahinter befinden. Scully beispielsweise hat diese Seriösität. Sie zweifelt zwar an den Ideen von Mulder, versucht diese aber zu verwissenschaftlichen und tut sie nicht aus Prinzip als Schwachsinn ab.

Trotzdem steht sie in dieser Folge vor einer extrem wichtigen Entscheidung. Der Freund aus der Akademie will sie retten. Man spreche nun auch über sie, weil sie mit Mulder kleine grüne (richtig: graue) Männchen jagt. Dass auch sie seriöse Arbeit leisten, kommt ihnen nicht mal in den Sinn. Mulder hat sich längst entschieden, dass ihm die Karriere beim FBI nicht so wichtig ist, als dass er seine Überzeugungen aufgeben würde. Scully ist da zunächst verständlicherweise unsicher. Sie mag die Arbeit mit Mulder und hat ein Interesse am Lösen dieser Fälle, die genauso richtige Fälle sind, wie ein stinknormaler Mord. Trotzdem merkt sie, dass sie ihrer FBI-Karriere damit keinen Gefallen tut. Die Engstirnigkeit und Respektlosigkeit gegenüber Mulder der anderen Agenten haben ihr die Entscheidung dann aber leicht gemacht. So will sie auf keinen Fall werden. Man sollte sich selbst treu sein, statt sich für andere zu verbiegen. Und Opfer gibt es bei den X-Akten genauso. Ich bin sehr froh, dass Scully diese starke Persönlichkeit hat und eigentlich nur für einen Moment unsicher war. Mulder war sich dem sicher auch bewusst und weiß nun erst recht, dass Scully ihn zwar kontrolliert, sie aber in erster Linie mit ihm die Fälle lösen will.

Fazit

Eine spannende Folge, die das Potenzial der Serie neben der Haupthandlung offenbart und genau zeigt, wie Mulder und Scully im FBI behandelt und gesehen werden.

Emil Groth – myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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