Review: #1.06 Schatten

Mulder und Scully sind einem Poltergeist auf der Spur. Der Ermordete will sich nicht nur an seinem Partner rächen, sondern auch seine treue Sekretärin, die wie eine Tochter für ihn war, beschützen.

Tot aber aktiv

Kann Liebe so stark sein, dass sie den Tod in gewisser Weise überlebt? Wie ist das mit den sogenannten Schutzengeln, die einem das Leben retten? Lauren Kyte hat einen solchen Schutzengel, der aber auch noch andere Ziele verfolgt und nicht nur zum Schutze des Lebens da ist. Eigentlich will sie ihn auch gar nicht haben, ihr bleibt aber nichts anderes übrig, als ihn zu aktzeptieren. Graves wurde ermordet, obwohl man es wie einen Selbstmord aussehen ließ. Sein ehemaliger Partner Dorland wäre damit auch durchgekommen und hätte über seine unmenschlichen Geschäfte die Firma weiter voran gebracht, wenn da nicht der metaphysische Graves noch gewesen wäre. Dieser hat sich nur schwer unter Kontrolle. Er erschreckt seine Opfer nicht einfach nur und rettet Lauren so das Leben, er tötet sie direkt. Von innen zerquetscht er ihre Kehlen. Eigentlich ist es ziemlich leichtsinnig, diese für Menschen unlogische Variante des Tötens zu nutzen. Das ist nur auffällig, löst aber immerhin den Verdacht von Lauren, die dazu niemals in der Lage gewesen wäre. Warum er auch Scully und Mulder attackierte, kann ich nicht nachvollziehen. Sein Ziel ist es doch, Dorland auffliegen zu lassen. Da ist die Zusammenarbeit (wenn man das so nennen kann) mit dem FBI sicherlich nicht so schlecht. Am Ende stellt sich das auch heraus. Vielleicht war es auch nur Ausdruck der Wut und Enttäuschung, dass er die Räuber und Auftragsmörder rigoros tötete. Mit der Zeit bekommt er sich da besser unter Kontrolle, wie man in der letzten Sequenz sehen konnte.

Interessant wäre meiner Meinung nach auch noch eine richtige Nachricht von Graves gewesen. Er hätte doch auch mal was an die Wand schreiben können. Dann wäre das eigentliche Opfer dieser Episode für den Zuschauer realer gewesen und nicht nur ein Schattten geblieben. Durch seine Vorgehensweise fehlt einem doch die emotionale Bindung zu Graves, dabei ist er derjenige, der in seinem Leben moralisch richtig gehandelt hat und zu bemitleiden wäre. Diese Richtung wurde aber leider nicht eingeschlagen.

Vielleicht lebt er noch

Ein Schwerpunkt lag in dieser Folge auch wieder auf der Arbeit von Mulder und Scully. Mulder ist aber auch ein wirklicher Fuchs (im Englischen ist das sogar ein Wortspiel). Wie er die Fingerabdrücke auf seine Brille gebracht hat, um den Fall weiter bearbeiten zu können, war wirklich genial. Ebenso finde ich es unglaublich, dass er auf dem Überwachungsvideo erkennt, dass da noch im Hintergrund etwas ist. Da Mulder für solche Dinge absolut offen ist, sucht er auch an Stellen, an denen ein anderer gar nicht erst hingucken würde. Außerdem war es schön zu sehen, wie er diesmal Scully machen ließ und er ihr für ihre Theorie Mut zusprach. Ich glaube schon, dass er genau wusste, dass Scully so nur herausfinden würde, dass er recht haben muss. Eine wirklich intelligente Taktik. Scully war richtig überrascht, dass sie prüfen sollte, ob der Tote wirklich Graves ist. Als sie dann aber feststellen musste, dass ihre Vermutung nicht in Frage kommt, blieb nur noch Mulders Poltergeistidee übrig. Scully ließ das insgesamt aber unkommentiert. Dadurch, dass sie letztlich Dorland überführt hatten, war dieser Fall doch plastisch genug, um die übernatürlichen Phänomene nicht weiter zu betrachten, aber ich denke, Scully ist ein weiteres Mal klar geworden, dass sie ihren Horizont erweitern muss, wenn sie sich weiterhin mit den X-Akten beschäftigt.

Fazit

Der Inhalt dieses Falles gefiel mir aufgrund seiner Übernatürlichkeit doch gleich wieder viel besser. Trotzdem fehlte es der Folge aber an Tempo und so konnte sie nur durch Mulders intelligentes Vorgehen überzeugen.

Emil Groth – myFanbase

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