Bewertung

Review: #7.17 Augenblicke

Foto: Gillian Anderson, Akte X - Copyright: 2015 Fox Broadcasting Co.; Frank Ockenfels/FOX
Gillian Anderson, Akte X
© 2015 Fox Broadcasting Co.; Frank Ockenfels/FOX

Die "Akte X"-Episode #7.17 Augenblicke ist eine Scully-zentrierte Folge, in der sie endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen kann und mit ihrem Lebensverlauf Frieden schließen darf. Darüber hinaus stellt die Folge philosophische Hintergründe zum Sinn des Lebens in den Vordergrund.

Der Sinn des Lebens und Lebensverläufe

Das Gefühlsleben der sonst so wissenschaftlichen und rationalen Scully wird in dieser Episode von "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ganz schön durcheinander gewirbelt. Sie erhält Kontakt zu Menschen, die ihren Sinn im Leben nach langem Hin und Her endlich gefunden haben oder eben noch ganz tief in der Sinnkrise stecken. Scully selbst steckt nämlich auch in einer Sinnkrise, in der sie sich die Frage stellt, ob ihre Entscheidungen in der Vergangenheit richtig waren und wo sie vielleicht gelandet wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Neben dem Sinn des Lebens stellt sich auch die Frage, ob wir deterministisch leben, also ob, egal wie wir uns entscheiden, es uns immer an einen bestimmten Punkt führt oder ob wir bei jeder neuen Entscheidung neue Realitäten schaffen, die unendlich viele Verläufe nehmen würden. Jeder Zuschauer darf sich an dieser philosophischen Diskussion verdingen und sich selbst einmal fragen, wie er dazu steht und welche Sinnhaftigkeit und welche Verläufe das eigene Leben so bereit halten. Als Stereotypen für solche Diskussionen stehen die Szenen zwischen Mulder und Scully zum Schluss und die Diskussionen zwischen Scully und ihrem ehemaligen Mentor Dr. Daniel Waterston im Krankenhaus.

Es ist immer wieder spannend, wie uns "Akte X" den Spiegel vorhält und uns einlädt, über uns selbst und unser eigenes Leben zu reflektieren. Denn den Weg von Scully gehen wir mehr oder weniger alle. Dass Scully auf ihrem Weg Hilfe erhält in Form eines Art Schutzengels und einige signifikante Unwägbarkeiten geschehen, wie die Verwechslung von Patientenunterlagen, geben der Folge eine spirituell-mystische Note. Ich denke nicht, dass Scully zu einer metaphysischen Colleen Azar werden wird, allerdings scheint mir der spirituelle Aspekt in Scullys Leben nun endlich integriert. Denn abgesehen vom katholischen Glauben hat Scully den Faktor X bis dato trotz sieben Jahren X-Akten zum Teil immer noch abgelehnt. Wir erleben während und nach dieser Episode also eine Scully, die das Spirituelle in sich integriert, ihren Sinn im Leben gefunden und ihren Lebenslauf akzeptiert hat. Man stelle sich nämlich mal vor eine Scully aus den ersten Staffeln hätte einen Chakrenheiler ins Krankenhaus bestellt, um jemanden zu heilen, für den es medizinisch keine Heilung mehr gibt. Das wäre bis dato undenkbar und wenn überhaupt Mulders Herangehensweise gewesen.

Scullys Vergangenheit

Um sich den Sinn des Lebens klarzumachen und seinen Lebensverlauf zu akzeptieren, muss man sich seinen inneren Dämonen und seiner Vergangenheit stellen. Genau dies tut auch Scully. Wir erfahren zum ersten Mal in dieser Ausführlichkeit, dass Scully in ihren medizinischen Mentor verliebt war und ihre Passion die Naturwissenschaften waren. Auf Grund der Tatsache, dass Scully und Dr. Daniel Waterston als Paar nicht funktionieren durften, verließ Scully endgültig die Medizin zu Gunsten des FBI, wodurch sie Mulder, dem neuen Mann und Mentor in ihrem Leben, begegnete. Neben dem roten Faden in der Männer- und Berufswahl von Scully wird vor allen Dingen deutlich, dass sie, um sich mit jeder Faser ihres Körpers Mulder und den X-Akten zu widmen, erst mal vollständig mit ihrer Vergangenheit abschließen muss um die Wunden, die aufgerissen wurden, zu heilen. Erst dann kann sie wieder voll durchstarten - aufgeräumt, ohne Gewissensbisse und mit neuer Motivation. Scully auf diesem Weg zu begleiten macht richtig Laune und die entscheidenden Momente werden super inszeniert. Wie auch schon Mulder in der Folge #7.11 Sternenlicht, so darf auch Scully endlich Frieden schließen mit sich sowie mit den vergangenen Umständen und von nun an 100% nach vorne blicken.

Scullys Zukunft heißt demnach X-Akten unter medizinischem Schwerpunkt sowie Mulder, was auch umgekehrt für Mulder so gilt. Jetzt wo beide mit sich und ihrer Vergangenheit im Reinen sind, ist Platz für Neues und vielleicht auch für eine gemeinsame Zukunft. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie sich die Dynamik der beiden perspektivisch entwickelt.

Insider & Hintergründe

  • Die Episode #7.17 ist die erste Regiearbeit von Gillian Anderson. Damit ist sie nach David Duchovny und William B. Davis die dritte Person, die innerhalb des "Akte X"-Cast ihr Regiedebüt gibt.
  • Während der ersten Szene mit Dr. Daniel Waterston im Krankenhaus kann man die Hand eines Crew-Mitglieds erkennen, die ein Gerät von dessen Bett wegzieht. Sicherlich einer der weniger schlimmen, sondern humorvollen Filmfehlern.
  • Der Dia-Projektor gilt fast schon als historisches Relikt, wenn man bedenkt, dass heutzutage selbst Power-Point-Präsentationen zum Auslaufmodell werden. Nostalgiker und Historiker werden von daher Mulders Faible für Dia-Shows lieben.
  • Der Song, der während der Episode immer wieder gespielt wird und die Slow-Motion-Sequenzen bereichert, ist "The Sky Is Broken" von Moby. Damit ist Moby schon zum zweiten Mal nach "My Weakness" in #7.11 Sternenlicht musikalischer Impulsgeber.

Fazit

Die "Akte X"-Episode #7.17 Augenblicke ist eine Scully-zentrierte Folge, in der sie endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen kann und mit ihrem Lebensverlauf Frieden schließen darf. Sowohl Scully als auch Mulder sind nun bereit für eine Zukunft mit geheilten Wunden aus der Vergangenheit. Insgesamt verdient diese Episode volle Punktzahl.

Alexander L. - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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