Bewertung

Review: #3.01 Zwei Jahre

Erstmal vorweg: Der Sendeplatz ist echt ungünstig für die meisten "Alias - Die Agentin"-Fans und dazu noch Doppelfolgen. Da wäre mir eine Folge auf dem Sendeplatz lieber gewesen, schon allein wegen der Einschaltquoten.

Die erste Folge der dritten Staffel ist ein sehr gelungener Auftakt gewesen: voller Hass und Emotionen, vor allem aber Mistrauen, Angst und Wut, aber auch Liebe und Vertrauen zwischen zwei Personen, von denen man es gar nicht erwartet. Das macht diese Folge für mich einzigartig.

Angefangen beim Verhältnis zwischen Sydney und ihrem Vater Jack Bristow, das im Vergleich zu Staffel 1 und Staffel 2 sehr harmonisch ist, da hätte ich heulen können als eingefleischter "Alias"-Fan.

Für Sydney ist ja nur ein Tag vergangen und die anderen hielten sie für tot. Ihre Freunde und Kollegen haben ihr Leben weitergelebt, womit Sydney nicht klarkommt, was ja auch verständlich ist. Sie hat momentan nur Fragen. Sydneys Situation ist mehr als krass und ich weiß gar nicht, wie ich reagieren würde. Sie hat eine Narbe am Bauch und weiß nicht, woher diese stammt. Dann steht Dixon vor ihrem Krankenbett und sagt ihr, er sei jetzt CIA-Direktor; Vaughn ist verheiratet und ihr Vater, der als einziger ahnte, dass sie noch lebt, sitzt seit einem Jahr in Einzelhaft, weil er gemeinsam mit Irina Derevko Nachforschungen über Sydneys Tod machte.

Jennifer Garner spielt die verzweifelte Sydney Bristow sehr brillant und wie immer sehr überzeugend. Sydney misstraut allen und das zu Recht. Der einzige Mensch, dem sie vertraut, ist ihr Vater. Ich finde das Verhältnis zwischen Vater und Tochter in dieser Episode sehr ausgeprägt und super dargestellt von Garner und Garber. Die Vater-Tochter-Beziehung kommt einfach herzergreifend herüber. Beide lieben sich, egal was in der Vergangenheit war, das merkt man von Anfang an. Schon bei der ersten Szene zwischen Jack und Syd standen mir die Tränen in den Augen, als sich beide im Gefängnis nach zwei Jahren wieder sehen. Schaut doch einfach mal in die Gesichter dieser zwei Personen!

Dass Syd ihren Vater liebt, merkt man, weil sie alles dafür tut, ihren Vater aus dem Gefängnis zu holen und bei der CIA vorgibt, ihren Aufenthaltsort der letzten zwei Jahre zu kennen, was aber nicht stimmt, und dafür sogar Weiss, Dixon und den NSC Direktor Lindsey anlügt. Die Szene, in der sie dann anschließend Robert Lindsey erpresst, damit Jack endlich aus dem Gefängnis kommt, finde ich einfach klasse und man hat auch nicht den Eindruck, dass sie blufft. Die Szene, als sie in der einen Hand die Pläne der Drohne hält und in der anderen Hand einen Bunsenbrenner, dann das verzweifelte Gerede von Lindsey und das Grinsen von Dixon im Hintergrund - diese Szene war komisch, aber auch typisch "Alias": nämlich ernst, hasserfüllt und hinterhältig. Höhepunkt der Szene war, als Sydney Lindsey den Namen ihres Vaters buchstabieren will!

Als Jack dann in der CIA auftaucht und frei ist, hatte ich das Gefühl, dass Sydney befreiter wirkt, da sie nun endlich jemanden um sich hat, dem sie Glauben schenken kann kann. Ich war kurz davor, mit ihr zu heulen; jedenfalls war es eine echte Gänsehautszene.

Selbst als Jack Sydney ein Video zeigt, auf dem sie sieht, wie sie den Diplomaten Lazarey umbringt, steht Jack an ihrer Seite, um sie zu schützen und zu helfen, dass die CIA das nicht erfährt. Sydney wird jedoch immer verzweifelter. Sie tut mir in der ganzen Folge so leid und Jack bewundere ich für sein Engagement seiner Tochter gegenüber, denn das war nicht immer so, auch wenn er sich in der Vergangenheit große Mühe gab. Diese Folge ist eine der schönsten Folgen mit Syd und Jack.

Neben der dramatischen Thematik dieser Folge gab es aber auch lustige Szenen, die ich auch nicht missen möchte. "Alias" ohne Marshall wäre wirklich nicht "Alias"! Ich habe so gelacht, als Marshall sich Sydney erneut vorstellt und ihr anschließend ein selbst gedichtetes Gedicht vorträgt: "Ich hab meine Schlüssel verloren. Wo sind sie?" Selbst Carrie, die inzwischen schwanger ist, ist mit ihren ironischen Bemerkungen Marshall gegenüber echt goldig. Nicht zu vergessen, die Begegnung zwischen Weiss und Syd am Krankenbett. Das waren großartige Szenen:

Sydney: Hey du siehst toll aus, du hast abgenommen.

Weiss: Oh danke ja. Ich hab praktisch, alles was ich gerne esse, aufgegeben. Ich bin unglücklich, seh' aber gut aus.

Marshall: Sydney, ich bin Marshall Flinkman. Ich arbeite hier, technische Ausrüstung und Entwicklung. (Und das ganz langsam, als ob Syd schwer von Begriff ist.)

Marcus Dixon, der ja jetzt der CIA-Direktor ist, ist mir noch sehr fremd, obwohl ich ihn sehr mag. Er ist mir noch sehr gewöhnungsbedürftig in seiner neuen Rolle. Auf Missionen hat er mir persönlich besser gefallen, obwohl es jetzt dafür auch keinen Punktabzug gibt. Diese Änderung hat mir nur nicht so gut gefallen. Kendall (Terry O'Quinn) wäre mir als Direktor lieber gewesen, der kam mir authentischer und ernster herüber als jetzt Dixon in seiner Rolle. Außerdem kommt Dixon mir arroganter herüber, was er ja eigentlich nie war.

Die Situation zwischen Vaughn und Sydney ist nicht gerade beneidenswert, vor allem nicht für Sydney. In der Szene, als Michael sich nach Syd erkundigt und sie fragt, wie es ihr geht, da hätte ich ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt, hätte ich vor ihm gestanden. Eh, wie kann man nur? Für mich ist Vaughn der Verräter und Egoist der ersten Episode überhaupt. Jack hat wahrscheinlich Recht mit dem, was er zu Sydney im Gefängnis sagte: Sie verdient ihn nicht.

Zitat, als sich Vaughn nach ihr erkundigt:

Sydney: Willst du mich verarschen? Du wolltest nicht sehen, wie es mir geht, du wolltest sehen, wie es dir geht. Ob es dir, nachdem, was du getan hast, trotzdem noch gut geht. (Das sagt ja schon alles aus.)

Ich beneide Sydney für ihren Mut, als sie ihm die Meinung sagt. Das fand ich so was von anerkennenswert, ich hab den Hut vor ihr gezogen. Michael Vaughn kann sich doch nicht im Geringsten vorstellen, wie es ihr geht und tut noch so freundlich und heuchlerisch. Keiner kann sich vorstellen, wie es ihr geht. Wie es ist, zwei Jahre des Lebens verloren zu haben.

Der Neue in der dritten Staffel, NSC Direktor Lindsey, hat es mir überhaupt nicht angetan und für mich stand gleich fest: Wir werden keine Freunde! Lindsey ist mir von Anfang an unsympathisch, doch die Dialoge zwischen ihm, Sydney und den anderen CIA-Agenten gefallen mir und sorgen immer wieder für einen Lacher. Und der Humor sollte bei "Alias" nie zu kurz kommen, meiner Meinung nach.

Ja, zum Schluss zu Arvin Sloane, der durfte ja nicht fehlen. Aber ich sage nur eines: Arvin Sloane ist Arvin Sloane und das bleibt er auch, auch wenn es so scheint, er sei ein guter Mensch geworden und widme sich nun ganz und gar dem Guten. Ich trau ihm nicht, werde ich nie. Sydney muss ihn in dieser Folge leider Gottes in Zürich aufsuchen und auch noch um Hilfe bitten, doch sie traut ihm auch nicht, was ich nachvollziehen kann. Was wieder einmal merkwürdig war, woher wusste Sloane, dass Sydney auf dem Weg zu ihm ist? Aber als Sloane dann erwähnt, dass er Sydney liebt, was für ein brillanter Blick von Jennifer Garner in ihrer Rolle ihm gegenüber und wie sie ihm gleich darauf am Schlafittchen packt. Bei diesem Blick wäre ich zu Eis gefroren.

Sydney macht in dieser Folge sehr viel durch. Eigentlich weiß sie gar nicht, wer sie ist. Sie ist wütend und misstrauisch. Ihre Wut und ihr Misstrauen kann ich sehr gut nachvollziehen, vor allem die Wut Sloane und Vaughn gegenüber. Und auch wenn Weiss, Carrie, Marshall und Dixon ihr alles vertraute Menschen sind, bleibt doch das Misstrauen.

Fazit

Der Start der dritten Staffel war sehr stark und das mit allen Gemütsbewegungen, die ein Mensch nur haben kann. Die Folge enthielt zwar kaum Action, dafür aber reichlich an Spannung und Emotionen und der Humor blieb, trotz des angespannten Themas, auch nicht zu kurz. Die Darsteller, allen voran Jennifer Garner, Eric Weiss und Victor Garber waren einfach top! Von ihren Rollen her fand ich Sydney und Jack top; ich hoffe, es bleibt bei dieser tollen Beziehung.

Dana Greve - myFanbase

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