Bewertung

Review: #13.08 Quicksand

Manchmal ist es seltsam. "Chicago Med" hat eine Promo gezeigt, die spannend war und von der ich mir im Endergebnis wirklich einiges versprochen habe. "Chicago Fire" hat für mich eine nichtssagende Promo gemacht oder zumindest eine, bei der ich dachte: mhhh mal gucken, was kommt. Und dann liefern sie eine Episode ab, bei der keine gefährlichen Einsätze sind, sondern die sich mehr auf die Charakterarbeit und -entwicklung konzentriert, von der ich beeindruckt bin.

Fangen wir mal mit den Alt-Männer-Minzbonbons an. Aus dem Jahr 2018 würde ich wahrscheinlich keine mehr essen, auch wenn sie noch verschlossen waren. Mich hätte auch nicht gewundert, wenn Randall 'Mouch' McHolland vor der Prüfung noch heftige Magenprobleme bekommen hätte. Aber selbst wenn. Er gehört zur alten Generation (das ist nicht aufs Alter bezogen), die dann trotzdem durchgezogen hätte. Ich fand es aber auch interessant, wie man diesmal ein Spiegel hatte, der zeigt, was die junge Generation alles nicht mehr weiß und dass es doch irgendwie schade ist, wie es vielleicht doch langsam ausstirbt. Ich hätte ehrlich gesagt auch nicht vermutet, dass es Mouch und Christopher Herrmann bis zur Prüfung schaffen, weil vielleicht doch noch ein Einsatz oder Ähnliches dazwischen kommt. Ich bin mal gespannt, ob beide die Prüfung schaffen. Ich vermute nämlich fast, nur einer wird es schaffen. Abseits von der Prüfung war es aber mal wieder toll, einen Freundschaftsmoment zwischen den beiden zu erleben. Der letzte ist zwar noch nicht so lange her, aber ich finde, diesmal hat man nochmal deutlich gemerkt, wie intensiv, beständig und stark diese Freundschaft ist.

Die Freundschaften in der Serie sind ohnehin nicht zu unterschätzen. Sie beginnen fast unscheinbar, manchmal auch ein bisschen ruckhaft, aber sie sind immer stark. Hier wird Freundschaft extrem groß geschrieben und doppelt bis dreifach unterstrichen. Lizzie Novak kam mit Ende der letzten Staffel und man hat irgendwie immer ein Geheimnis daraus gemacht, warum sie nur als Springerin arbeiten wollte und warum sie bei manchen Einsätzen so hochemotional reagiert und bei den Einsätzen so mitleidet. In der letzten Zeit hat man das doch ein bisschen schleifen lassen und in der ein oder anderen Review habe ich auch geschrieben, dass man in diesem Punkt ruhig mal wieder ein bisschen mehr eintauchen darf und man hat mich erhört und endet an der spannendsten Stelle mit einem Cliffhanger! Aber das finde ich diesmal gar nicht so schlimm, vielleicht auch, weil man Lizzies Backstory tatsächlich sehr sachte aufgebaut hat und immer wieder mit kleinen Dingen angefüttert hat, die mit dieser Episode aber auch immer ein deutlicheres Bild ergeben. Eigentlich müsste ich mich bei Lizzie wirklich entschuldigen. Kürzlich habe ich gemeint, dass mich ihre Art ein bisschen nervt, weil sie es Darren Ritter irgendwie vermasselt hat, vor Dom Pascal zu glänzen. Ich habe ihr quasi auch vorgeworfen, Vaterprobleme zu haben. Damit lag ich wahrscheinlich nicht mal so falsch, allerdings habe ich es in dem Moment nicht so gemeint, wie ich es heute meine. Wie gesagt, hat Lizzie schon einige Male emotionaler reagiert, als es 'angebracht' wäre. Doch diesmal ist sie regelrecht ausgeflippt, als sie zu einem Einsatz gerufen werden und einen Mann vorfinden, der sich erhängt hat und der aber gerettet werden kann. Sie hat ihn regelrecht angebrüllt. Das anschließende Gespräch mit Pascal, der Besuch an ihrem alten Wohnhaus, die Tatsache, dass sie nicht nur mehrere Geschwister hat, sondern die Frau offenbar weiß, was damals passiert ist, lässt mich zu der Vermutung kommen, dass Lizzie einen Elternteil durch Selbstmord verloren hat und zwar ihren Vater. Das würde für mich auch erklären, warum sie immer was mit ihren Ausbildern oder Chefs angefangen hat. Ich schätze sogar, es war nie in sexueller Hinsicht, sondern in emotionaler Hinsicht und wenn man sich die Gesellschaft heutzutage so ansieht, dann wundert es mich eher weniger, dass Lizzie immer versetzt wurde und dann nur noch als Springerin arbeiten wollte, so konnte sie nicht so schnell eine emotionale Bindung zu dem Team aufbauen. Bei Wache 51 ist das nicht der Fall... die ist viel zu familiär, aber sie meinen es auch absolut ehrlich. Das hat nicht nur das kurze Gespräch zwischen Stella Kidd und Violet Mikami gezeigt, sondern auch, dass Violet ihr Date einfach hat sausen lassen. Das unterstreicht alles nochmal mehr und ist in meinen Augen heutzutage nur noch selten.

Neben Lizzie haben wir auch einiges über Pascal erfahren. Wie clever, den beiden eine so emotionale Szene zu schreiben, die dafür sorgt, so vieles von beiden Figuren gleichzeitig zu enthüllen. Pascal wirkte seit Beginn dieser Staffel ziemlich mysteriös und man hat es auch gut gesponnen, muss ich sagen. Zwar weiß ich immer noch nicht genau, was in Miami passiert ist, aber das kann ich auch erst einmal getrost zur Seite schieben, denn das jetzt, das war viel spannender. Ich wüsste persönlich auch nicht, ob ich bei Wache 51 gleich alles preisgeben würde, vermutlich eher nicht. Dafür bin ich nicht der Typ. Aber dennoch ist es spannend, dass Chief Boden die Wache so familiär gemacht hat, dass sie auch ohne ihn so stark sind und dass man mit Lizzie und Pascal zwei hat, die sich erst langsam einfinden müssen. Ich denke, Pascal liebt seine Frau wirklich und ist besorgt um sie, gleichzeitig verbirgt er aber auch etwas vor ihr, was diesen 'Tanz' manchmal so anstrengend macht. Sie sind wie Feuer und Eis (nein, damit war nun nicht "Game of Thrones" gemeint) und zwar beide. Sie beide sind es, die zwar Kommunikation haben, aber den jeweils anderen nicht allzu tief blicken lassen. Es wirkt manchmal so, als würden sie nur zusammen wohnen, aber nicht zusammen leben. Mal sehen, ob Monica wirklich noch das Schießen lernt und wie sie sagt, sie sich dann gegenseitig schützen und beschützen können. Pascal scheint nämlich kein schlechter Kerl zu sein, nur sehr in sich gekehrt und ich hoffe mal, wir werden noch erfahren, warum.

Spannend dürfte es auch um Joe Cruz werden. Da musste ich doch ein bisschen in meinem Hirn kramen. Ich konnte mich in jedem Fall noch dran erinnern, dass er seinen Bruder aus der Gang befreit hat und dass er jemanden hat sterben lassen. Mit der Staffel war ich mir nicht sicher, obwohl es hätte eigentlich bei 'vor 12 Jahren' klingeln hätte müssen, dass damit die erste Staffel gemeint war. Cruz und die anderen haben in ihrem Beruf einen Eid geleistet, anderen zu helfen. Anderseits sind sie auch nur Menschen und möglicherweise wäre Leon ohne Cruz' damalige Tat nicht mehr da. Allerdings holt einen die Vergangenheit immer ein und vor allem eine, die man nicht so einfach damals verdaut hat und mit der Cruz lange zu kämpfen hatte. Die 'Warnungen' von Junior waren nicht ohne und das zeigt mir bzw. bedeutet für mich, dass er in Gefahr schwebt, denn gerade solche Mitglieder einer – wenn auch zerschlagenen – Gang, ruhen ja solange nicht, bis sie Rache genommen haben.

Randnotizen

  • Dass Kelly Severide nicht da war, hat mich nicht so gestört. Vor allem nicht, als ich den Grund erfahren haben. Zudem finde ich Stella viel besser, sie agiert anders als sonst und das macht sie mir dann wieder sympathischer.
  • Ritter will in seiner Beziehung den nächsten Schritt machen oder besser gesagt, er soll den nächsten Schritt machen und dass er sich davor scheut, kann ich verstehen. Vor allem wenn es dabei um den eigenen Freiraum geht. Zudem haben wir bisher noch nicht so viel Privates von ihm und Dwayne Morris gesehen.
  • War Fridge nicht niedlich? Mir wurde in jedem Fall wieder bewusst, wie sehr ein Hund auf der Wache fehlt und es würde auch Sam Carver gut tun. Ich bin mal gespannt, ob Violet mit dem Geständnis, dass Tori wieder in Texas ist, wird umgehen können. Ich mag sie und Flynn Calhoun nämlich echt gerne und will nicht, dass es zwischen den beiden aus ist.

Fazit

"Chicago Fire" kam diesmal ja aus einer ganz anderen Ecke gefeuert, die man nicht so oft in einem Herbstfinale erlebt, dafür war es aber unfassbar gut. Wenn man es richtig anstellt, dann wird die zweite Hälfte der Staffel unfassbar gut und ich hoffe wirklich darauf. So kann ich die durchwachsene zwölfte Staffel nämlich immer mehr vergessen.

Daniela S. - myFanbase

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