Bewertung

Review: #5.06 An jenem Tag

Obwohl #5.06 An jenem Tag viele emotionale Themen behandelt, gibt es einige Kritikpunkte, über die ich einfach nicht hinwegsehen kann. Allem voran betrifft das den Handlungsstrang rund um Gabriela Dawson, den ich zum Teil sogar zu schnell abgehandelt fand.

Gewollter Suizid

Beginnen wir doch gleich mal mit dem Handlungsstrang, der einen Großteil dieser Folge eingenommen hat: Gabbys Unfall mit einem älteren Mann, der wie aus dem Nichts auf der Straße auftaucht und vom Rettungswagen erfasst wird. Alleine schon die Tatsache, dass Gabby nicht ausweichen konnte, versetzte ihr einen nachvollziehbaren Schock, aber dass sie danach auch noch zum Alkoholtest musste, war ein weiterer. Natürlich kann man diese Handlungsweise verstehen, denn gerade bei einem Job, bei dem man Menschenleben retten muss, ist es einfach besser, auf der sicheren Seite zu sein. Denn man weiß nie, wer einem vielleicht einen Strich durch die Rechnung machen will und Gabby hatte in der Vergangenheit auch schon einige Auseinandersetzungen mit der Dienstaufsichtsbehörde. Das soll nicht heißen, dass ich sie in dieser Sache je für schuldig gehalten habe, denn ich habe leider die Befürchtung, dass Chief Hatcher sie auf dem Kieker hat, gerade weil beide erst kürzlich eine Auseinandersetzung hatten. Schließlich kam der Mann wirklich aus dem Nichts. In diesem Zusammenhang konnte ich auch ihren emotionalen Ausbruch verstehen, denn auch auf mich machte es den Anschein, als wolle man sie schuldig sprechen.

Die Schuldfrage selbst erschwerte sich dadurch noch, nachdem der Sohn des Opfers samt Anwalt auftauchte und nach Beweisen suchte. Auf mich hat der Anwalt einen sehr unsympathischen und arroganten wie schmierigen Eindruck gemacht. Nicht nur, dass er regelrecht angestachelt gewesen ist, unbedingt Beweise finden zu wollen, sondern er hat andere nicht mal zu Wort kommen lassen. Das hat ihn im ersten Moment zwar nicht sonderlich verdächtig gemacht, es zeigte aber auch, dass er keinerlei Widerspruch duldet und damit auch zu keinem Vergleich oder Ähnlichem bereit gewesen wäre. Wobei ich das aber sehr interessant gefunden hätte, denn für mich war die Sache doch zu schnell abgehandelt.

Natürlich bin ich froh, dass Gabby dank Antonio Dawsons Hilfe aus dem Schneider ist und wahrscheinlich keine Konsequenzen mehr zu erwarten hat. Allerdings hätte ich mir von Seiten des Sohnes deutlich mehr Interaktion gewünscht, nachdem er durch Gabby erfahren hat, dass sein Vater schon mehrmals einen Suizidversuch unternommen hat. Für mich hat der Sohn viel zu schnell nachgegeben, als Gabby auf ihn zukam. Ich hätte mir einfach gewünscht, man hätte bei ihm mehr Widerstand erkannt, schließlich arbeitete er mit seinem Anwalt die ganze Folge daraufhin, Gabby verklagen zu können und plötzlich zeigt er sich so nachsichtig? Es ging mir einfach ein bisschen zu schnell.

Beförderung – ja oder nein

Christopher Herrmanns beruflicher Stand bei der Feuerwehr scheint ein leidiges Thema zu sein. Wenn ich mich richtig erinnere, setzte er in der zweiten Staffel alles daran, Lieutenant zu werden, um einen besseren Stand auf der Wache zu haben. Damals konnte ich sein Vorhaben sehr viel besser nachvollziehen, denn durch Christopher hätte man noch immer einen Ersatz, sollte Matthew Casey mal länger ausfallen. Ich meine mich auch daran zu erinnern, dass er sein Können als Führungskraft auch schon mal unter Beweis stellen konnte und seine Sache wirklich gut gemacht hat.

Genau deswegen konnte ich diesmal nicht nachvollziehen, warum Matt unbedingt wollte, dass Christopher eine Schicht übernehmen sollte. Sicherlich kann ich verstehen, dass er sicher sein wollte, dass sein Kollege seine Sache ebenso gut macht. Aber wurde er nicht schon von Chief Wallace Boden einmal darüber in Kenntnis gesetzt? Aber gut. Letztlich war ich mir ohnehin sicher, dass es zu keiner Beförderung von Christopher kommt, auch wenn ich die Begründung von Chief Walker nicht ganz nachvollziehen kann. Sicherlich ist mir klar, dass man auch bei Einsätzen die Vorschriften beachten muss und falls es nötig ist, auch die Konsequenzen tragen muss. Doch auf mich wirkte es so, als wollte Chief Walker Christopher mit Absicht unfähig hinstellen bzw. deutlich machen, dass er für den Posten nicht geeignet ist, weil er eben nicht die Konsequenzen tragen wollte, wobei Matt nie irgendwelche Probleme hatte, auch wenn er mal die Vorschriften missachtet hat. Ich glaube jedoch, dass Christopher zu sehr in den aktuellen Fall von Gabby involviert gewesen ist und deswegen etwas die Kontrolle verloren hat. Denn an sich hat er seinen Job sehr gut gemacht und bewiesen, dass er auch in schwierigen Situationen einen klaren Kopf behalten und gute Entscheidungen treffen kann.

Ich denke, Christopher hat dadurch seine eigene Entscheidung getroffen, die nun auch nicht mehr ins Schwanken kommt: Er ist mehr der praktische Typ und ist viel glücklicher, bei seinem alten Beruf zu bleiben und Cindy Herrmann ist meiner Meinung nach ohnehin stolz auf ihren Mann.

Er ist schuldig

In der letzten Folge wurde mit dem Fall rund um die Brandursache von Darins Wohnung und dem schrecklichen Tod seiner Frau ein Handlungsstrang begonnen, der mich befürchten ließ, dass die Freundschaft von Matt und Kelly Severide auf eine harte Probe gestellt wird. Während Matt sich sicher war, dass Darin Brandstiftung verübt und damit den Tod seiner Frau verschuldet hat, war Kelly von dessen Unschuld überzeugt und schon war ein Interessenkonflikt zwischen den beiden geschaffen.

Wie ich schon in meiner letzten Review schrieb, stehe ich auf der Seite von Matt. Den Hauptauslöser gab bei mir die Beerdigung. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht ganz sicher, ob man bei Darin tatsächlich ein Lächeln erkannt hat, doch nachdem der Fall nun geklärt ist, bin ich mir auch sicher, mich nicht getäuscht zu haben. Aber dazu komme ich gleich noch einmal genauer.

Während mir bei Gabbys Handlungsstrang die Auflösung viel zu schnell ging, bin ich eigentlich ganz froh, dass Kelly nach wie vor davon überzeugt ist, dass Darin unschuldig ist und auch Matt in seinem Verhalten klar macht, dass er nicht von seiner Ansicht abweicht. Das ist zwar für mich zeitweise anstrengend gewesen, gerade weil Kelly durch dieses Verhalten eher arrogant wirkt, aber es war wichtig für die Entwicklung der Story. Schön, dass man auch Boden in den Handlungsverlauf einbezogen hat, der beiden Männern klar gemacht hat, in dieser Sache zusammenarbeiten zu müssen. Durch Bodens Machtwort lieferten uns die Autoren wieder einmal einen wunderbaren Freundschaftsmoment zwischen den beiden Männern.

Mir hat es sehr gut gefallen, wie sachlich die beiden gewesen sind, um ein mögliches Indiz für Darins Schuld zu finden. Dass es ausgerechnet Kelly ist, der das Beweisstück findet, war zwar schon vorauszusehen, aber seine Beharrlichkeit und Genauigkeit bei der Suche zeigte auch, dass ihm auch Zweifel an der Unschuld gekommen sind. Mittlerweile kann ich mir auch denken, warum er den Brand gelegt hat. Anders als Darin es schildert, war es kein Versehen, dass sich seine Frau noch in der Wohnung befand, sondern volle Absicht. Gut, vielleicht wollte er nicht, dass sie bei dem Brand umkommt, aber er wollte verhindern, dass sie ihn verlässt und ihn vielmehr als Helden ansieht, hätte er sie aus den Flammen gerettet. Dass er für seine Tat ins Gefängnis kommt und selbst Kelly ihm keinen Glauben mehr schenkt, ist nur gerecht.

Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Wenn man an Chief Boden denkt, denkt man an einen starken Mann, der seine Wache sehr gut leitet und kann sich kaum vorstellen, dass er eine verletzliche Seite hat. Doch genau diese kommt in dieser Folge zum Tragen und das zu einem Thema, das auch nach all den Jahren noch immer aktuell und schockierend ist: Der 11. September 2001. Ich finde es eigentlich ganz gut, dass es bei bei "Chicago Fire" thematisiert wird. Auch wenn es natürlich noch immer ein brisantes Thema ist, doch die Autoren haben meiner Meinung nach gute Arbeit geleistet.

Dass Chief Boden schon einige schlimme Dinge erlebt hat, durften wir bereits in der Vergangenheit erfahren. Doch noch niemals hat man es erlebt, dass er sich seiner Verantwortung entziehen wollte und das Thema lieber völlig tot schweigen würde. Das zeigt, wie schwer diese Zeit für ihn gewesen ist und er es am liebsten vergessen würde. Gerade bei solchen Dingen macht weglaufen oder ignorieren alles nur noch schlimmer und das musste auch Chief Boden erkennen.

Wobei ich sagen muss, dass Connie und das zugeschickte Foto sicherlich den ausschlaggebenden Grund gegeben haben. Ich glaube, dadurch hat er zum einen erkannt, dass er sich seiner Vergangenheit stellen muss und zum anderen es am besten ist, wenn man mit den Personen spricht, den man am meisten Vertrauen entgegen bringt. Ich bin mir außerdem sehr sicher, dass Kelly und Matt ihren Chief davon überzeugt haben, mit ihm gemeinsam den Weg nach New York anzutreten. Denn genau dort hat Boden das gefunden, was er vor Jahren dort verloren hat: Hoffnung! Vielleicht entscheidet sich James doch noch dafür, ebenfalls Feuerwehrmann zu werden, auch wenn ich noch immer glaube, hinter seinem Auftauchen steckt noch etwas anderes.

Randnotizen

  • So richtig weiß ich noch immer nicht, was ich von der Affäre zwischen Antonio und Sylvie Brett halten soll, denn in meinen Augen entwickelt sich da nichts. Aber vielleicht kommt das noch, schließlich sind wir noch am Anfang der Staffel. Noch bin ich kein Fan der beiden und weiß auch nicht, in welche Richtung es gehen wird.
  • Auch wenn die Handlung rund um Christopher eher unspektakulär war, so sorgte er doch für den ein oder anderen amüsanten Moment. Er ist einfach ein Typ Mann, der keine halben Sachen macht. Wahrscheinlich fand ich es deswegen so lustig, als er sein 'Büro' mit seinen Unterlagen und Fotos eingerichtet hat.

Fazit

Diesmal kochte "Chicago Fire" eher auf Sparflamme und sorgte auch mit der ein oder anderen Handlung für einen Fülleffekt, was recht schade ist. Gerade der Handlungsstrang um Chief Boden konnte einiges wieder wett machen. Hoffen wir einfach, dass es in der nächsten Folge in gewohnter Stärke weitergeht.

Daniela S. - myFanbase

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