Bewertung

Review: #5.08 Einhundert

Bekanntlich soll man Feste feiern, wie sie fallen. Genau dieses tut auch "Chicago Fire". Denn: Episode #5.08 Einhundert ist die 100. Episode der Serie. Durchaus ist das ein Grund zum Feiern. Das Problem dabei ist allerdings, dass es weder eine berauschende Feierlichkeit noch Episode gewesen ist.

Eine richtige Familie

Im Jahr 2012 fiel der Startschuss der Serie. Kaum zu glauben, dass das fast fünf Jahre her ist. Mindestens genauso lange werden uns Gabriela Dawson und Matthew Casey als Charaktere präsentiert, die eine On-Off-Beziehung führen. Gelegentlich wusste man nicht mal mehr, ob sie überhaupt zusammen sind oder eine Pause eingelegt haben. Auch mehr als einmal sah es auch danach aus, dass sie vor den Traualtar treten und ihrer Liebe die Krone aufsetzen, dann aber doch aus den unterschiedlichsten Gründen einen Rückzieher gemacht haben und ehrlich gesagt, habe ich persönlich gar nicht mehr mit einer Hochzeit gerechnet – bis zu dieser Episode.

Als Fan einer Serie erwartet man nicht nur beim Staffelfinale etwas Besonderes, sondern auch bei Jubiläumsepisoden und man sollte meinen, dass die 100. Episode eine besondere ist. Damit will ich nicht sagen, dass die Autoren sich nichts Besonderes ausgedacht haben, allerdings war die Umsetzung eher enttäuschend und leider geht es nach einem Happy End auch nicht ohne Drama.

Dabei begann das erste Drama bereits in der letzten Episode: Dort mussten Gabby und ihr Bruder Antonio Dawson erfahren, dass ihre Eltern sich nach 40 Ehejahren trennen. Ein wirklich harter Schlag für die beiden. In meiner dazu gehörigen Review hatte ich auch schon die Vermutung angestellt, dass Gabby Zweifel daran hat, dass auch ihre Beziehung zu Matt eher zum Scheitern verurteilt ist, hatte aber dennoch den Verdacht, dass es bald eine Hochzeit der beiden geben wird und siehe da: Mit beiden Dingen hatte ich recht und mit keiner der beiden Entwicklungen bin ich richtig zufrieden. Aber mal schön der Reihe nach.

Dass Gabby Zweifel hat, was ihre Beziehung zu Matt angeht, kann ich in sofern verstehen, weil sie wahrscheinlich ihre Eltern als Vorbild für eine stabile und dauerhafte Beziehung angesehen hat. Logisch, dass sie sich nicht mehr allzu sicher ist, wenn das Vorbild nach 40 Jahren plötzlich getrennte Wege gehen will. Wie gesagt, habe ich ihre Zweifel durchaus verstanden, allerdings nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Denn nachdem sie erkannt hat, was Matt für sie getan hat, damit sie den Hochzeitstag ihrer Eltern ohne irgendwelche Komplikationen überstehen kann, dachte ich eigentlich, sie hat auch erkannt, wie viel anders ihre Beziehung mit ihm ist und sie dadurch auch gar keine Vergleiche zu ihren Eltern ziehen kann.

Aus diesem Grund konnte ich auch absolut nicht nachvollziehen, warum sie noch immer so gegen eine Hochzeit mit Matt sperrt. Sicherlich kann es sein, dass auch ihre Ehe irgendwann scheitert, aber ich denke mal, die beiden haben schon so viel zusammen durch gemacht, dass Gabby erkennen müsste, wie stabil ihre Beziehung ist und gerade auch für die Adoption hätte ich eine schöne Hochzeit sehr begrüßt. Mir ist durchaus klar, dass es für ein Kind letztlich nur darauf ankommt, dass es geliebt wird und seine Eltern immer da sind. Das möchte ich Matt und Gabby auf keinen Fall ankreiden, denn seit der kleine Louie bei ihnen ist, finde ich, dass sich ihre Beziehung sehr stabilisiert hat.

Vielleicht finde ich es deshalb schade, dass die Hochzeit nur am Rande stattgefunden hat, obwohl die Storyline rund um die Adoption in dieser besonderen Episode den meisten Handlungsraum eingenommen hat und es somit eigentlich schon am Anfang klar war, dass die Episode mit einer Hochzeit enden wird. Denn obwohl ich mir sicher bin, dass die Beziehung der beiden stabil bleiben wird, bin ich mir fast sicher, dass es schon bald wieder einige Probleme geben wird und eines davon ist das Auftauchen von Louies Vater Andre Keyes. Wie ich schon sagte: Kein Happy End ohne Drama. Ehrlich gesagt finde ich dieses Auftauchen arg konstruiert. Nicht nur, dass es für neues Drama sorgt, sondern für mich wirft es auch eine neue Frage auf: Wo war der Vater all die Zeit? Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in der vierten Staffel nicht erwähnt bzw. gesagt wurde, dass es keinen Vater gibt. Zum anderen wirft das auch eine zweite Frage auf: Wie gut macht das Jugendamt letztlich seine Arbeit? Müssen sie zunächst nicht absolut sicher sein, dass es keine Verwandte gibt? Wie schlecht funktioniert denn bitte deren System, wenn der Vater den Wohnort der potenziellen Adoptiveltern ausfindig machen kann, letztlich aber die Mitarbeiter vom Jugendamt den Vater selber nicht. Ich bin froh, dass es sich bei dieser Episode nicht um das Staffelfinale handelt und wir bald Antworten bekommen.

Wieder fühlen, dass man lebt

Kelly Severide hatte schon mehrere Phasen, in denen er sich nicht sicher gewesen ist, jemals wieder zur Wache 51 zurückzukehren. Meistens ging dies einem Schicksalsschlag voraus und vielleicht ist bei jedem dieser Schicksalsschläge bei ihm innerlich etwas gestorben, was nun dafür sorgt, dass er keinen Schmerz oder Ähnliches bei Einsätzen fühlt.

Zunächst fand ich es etwas komisch, dass Kelly sich fragt, was er eigentlich tut. Sicherlich rettet er Leben und man kann sicherlich nicht abstreiten, dass er sein Leben in vollen Zügen genießt. Allerdings finde ich, dass man gerade bei Kelly merkt, wie immer mehr die Routine bei ihm einkehrt. Eine Routine, die er unbedingt durchbrechen will. Mir gefällt es dabei sehr gut, dass man dafür auch Jeff Clarkes neueste Position als Medizinstudent nutzt. Ich habe Jeff immer unglaublich gern im Geschehen von Wache 51 gesehen und finde es schön, dass er zumindest wieder einen kleinen Anteil daran hat.

Dass Kelly ein großes Herz hat und immer hilfsbereit ist, bewies er das letzte Mal in der vierten Staffel deutlich, als er sich um den kleinen JJ gekümmert hat, nachdem seine Mutter mit einem besonderen Fall beschäftigt war und dann sogar ums Leben kam. Manchmal braucht Kelly einfach nur einen Schubs in die richtige Richtung. Genau das hat Jeff getan, nachdem er neben der Knochenmarkspende auch noch erwähnt hat, woher die Frau kam, die eine solche Spende dringend benötigt. Dennoch denke ich, dass das Ausschlaggebende war, dass Kelly über längere Zeit einen starken Schmerz spüren wird, genau das, was ihm ja in der letzten Zeit abhanden gekommen ist. Und er tut etwas Gutes und wird dadurch sicher wieder erkennen, dass er mit seinem Beruf etwas Gutes tut.

Ich bin schon sehr gespannt auf den Handlungsverlauf, da ich mir auch vorstellen kann, dass es trotz allem zu der einen oder anderen Komplikation kommen wird und vielleicht wird Jeff so etwas wie Kellys Vertrauter in dieser Sache. Warten wir einfach mal ab.

Das verfluchte Molly's?

Manchmal kann einem Christopher Herrmann wirklich leid tun. Irgendwie scheint er mit seinen Geschäftsideen nur Pech zu haben. Schon in der ersten Staffel führte seine Getränkeidee eher in eine Sackgasse, dann klappte es mit der Idee von Jessica 'Chili' Chilton auch nicht richtig und nun schreibt das Molly's schon wieder rote Zahlen? Man kann schon davon ausgehen, dass es verflucht ist und dass Christopher dadurch schlechte Laune bekommt. Dabei dachte ich, nachdem Travis Brenner in der Bar aufgeschlagen ist, hat sich da etwas Positives verändert.

Aber wir haben mit Brian 'Otis' Zvonocek jemanden, der immer eine passende Idee hat und was spricht für eine Party zum 100. Jahrestages? So gesehen eigentlich nichts, wenn da nicht die Presse wäre, die manchmal unnötig alles ausschlachtet. Teilweise konnte ich da Christophers Vorbehalte durchaus verstehen, denn solch schlechte Presse schadet dem Molly's nur noch mehr. Allerdings muss man auch bedenken, dass es sich um eine angekündigte Party gehandelt hat, bei der die Leute bereits im Vorfeld schon an nichts anderes denken. Daher hätte ich mir gewünscht, dass Christopher etwas mehr Vertrauen in seine Partner gesetzt hätte, denn wie man sah, behielten sie diesmal recht. Ich würde mir wünschen, dass es von nun an mal durchweg positiv für die Bar läuft.

Randnotizen

  • Vielleicht kann ich mich doch in nächster Zeit mit Antonio und Sylvie Brett als Paar abfinden. Zumindest hat es mir sehr gut gefallen, wie beiden diesmal zusammen agiert haben und es so eine Hochzeit im engsten Familien- und Freundeskreis geworden ist.
  • Etwas schade fand ich es, dass Gabbys und Antonios Eltern bei der Hochzeit nicht dabei waren. Selbst wenn die beiden von nun an getrennte Wege gehen, hätten sie doch bestimmt Anteil am schönsten Tag des Lebens ihrer Tochter haben wollen.
  • Ich fand es so niedlich, als der kleine Louie Matt 'Daddy' genannt hat. Das hat für mich nochmals unterstrichen, dass die drei eine richtige kleine Familie geworden sind.
  • Ich kann Sylvies Phobie vor Clowns durchaus verstehen. Er sah tatsächlich aus wie der Joker aus den "Batman"-Filmen und ehrlich gesagt, hatte ich vor dem auch immer Angst.

Fazit

Ich muss gestehen, dass es bei "Chicago Fire" schon weitaus bessere Episoden gegeben hat, die kein Jubiläum darstellten. Daher wirkt #5.08 Einhundert an einigen Stellen zu konstruiert und zu sehr gewollt, was leider einen leicht bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Spannungen werden aber auf jeden Fall das Auftauchen von Louies Vater bringen.

Daniela S. - myFanbase

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