Bewertung

Review: #3.16 Eine unbequeme Wahrheit

Foto: Rachel DiPillo & Oliver Platt, Chicago Med - Copyright: Elizabeth Sisson/NBC
Rachel DiPillo & Oliver Platt, Chicago Med
© Elizabeth Sisson/NBC

Nachdem "Chicago Med" in den vergangenen Wochen etwas schwächelte, kann man mit #3.16 Eine unbequeme Wahrheit einige Pluspunkte sammeln. Sehr interessant gestaltet sich der Patientenfall von Natalie Manning und Daniel Charles. Sarah Reese fühlt sich durch ihren Vater hin und hergerissen und auch Sharon Goodwin hat es nicht leicht, als ihr Patenkind ins Krankenhaus eingeliefert wird, während Noah Sexton eine Heldentat vollbringt.

Ich will mein Mädchen behalten

Der Fall von Natalie und Daniel wirkte zunächst eher ruhig. Ein neunjähriges Mädchen namens Emma wird aufgrund von Bauchschmerzen eingeliefert. Ich habe mir zunächst nichts dabei gedacht, höchstens, dass sie vielleicht frühreif ist. Doch hinter diesen Bauchschmerzen steckte sehr viel mehr. Im Bauchraum befanden sich Hoden, die sich verdreht haben.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich etwas schockiert war, weil ich nicht damit gerechnet habe. Emma leidet unter einem Gendefekt, der dazu führt, dass sie weder Gebärmutter noch Eierstöcke hat, stattdessen jedoch Hoden. Ich finde solche Fälle immer sehr interessant, weil sie nicht nur das Körperliche behandeln, sondern auch die Psyche. Doch anders wie bei den meisten, wird hier nicht die Psyche des Kindes thematisiert, sondern die der Mutter. Ich kann mir sehr gut vorstellen, was das für ein Schock für sie gewesen sein muss. Neun Jahre lang zieht man sein Kind als Mädchen auf und dann erfährt man, dass das geliebte Kind ein Junge ist.

Ich konnte anfangs vollkommen nachvollziehen, als sie sich so sehr dagegen sträubte, der Operation zuzustimmen, die die Hoden ihres Kindes rettet und stattdessen für eine Entfernung dieser war. Doch die Entscheidung der Mutter spielt in dem Fall nur eine Nebenrolle. In erster Linie ist Emmas Empfindung und Entscheidung wichtig, denn sie muss damit ein Leben lang leben. Deswegen fand ich es auch nicht gut, als die Mutter es nicht akzeptieren wollte und sogar versucht hat, ihr Kind zu bestechen, damit dieses die Entscheidung trifft, die für die Mutter annehmbar ist.

Natalie hat mir in dem Bezug sehr gut gefallen. Ich glaube, da sie selbst Mutter ist, konnte sie sich vielmehr in die Gefühlswelt von ihr einfinden und Recht hat sie ohnehin: Emma hat mittlerweile einen Charakter entwickelt, der sich nicht groß ändern wird. Es mag sein, dass sie jetzt einige Dinge anders sieht und wahrnimmt, aber ich denke nicht, dass sich dadurch das ganze Wesen ändert. Schön, dass ihre Mutter ihre Meinung nochmals überdacht hat, denn Emma wird immer ihr Kind bleiben. Mich hätte es sehr gefreut, wenn man noch ein bisschen mehr auf Emma und ihre Reaktionen eingegangen wäre.

Hin- und hergerissen

Seitdem Sarah weiß, dass ihr Vater ein Psychopath ist, steht sie ihm völlig anders gegenüber. Man spürt haargenau, wie hin- und hergerissen sie ist. Sehr deutlich ist das auch in dieser Episode zu bemerken, nachdem Robert mit einem Herzinfarkt eingeliefert wird.

Da Sarah seine Tochter ist, wird sie natürlich dazu gerufen. Doch sie fühlt sich absolut nicht in der Lage, sich dem Ganzen als Ärztin zu widmen und nimmt Abstand, was ich vollkommen verstehen kann. Denn man merkt ihr ihre Zerrissenheit absolut an. Auf der einen Seite weiß sie natürlich, dass Robert sie bräuchte. Aber auf der anderen Seite ist eben auch das Wissen, dass er dieses nicht wertschätzen kann und ihr nicht das geben kann, was ein Vater seiner Tochter geben sollte. Nachvollziehbar war dann auch für mich, dass sie die Hilfe von Noah ausgeschlagen hat, der sich als Gesprächspartner angeboten hat. Denn so wären all ihre Gefühle und Ängste hochgekommen und ich frage mich, ob sie dazu schon bereit gewesen wäre.

Sehr gut hat mir dabei gefallen, dass Noah Sarah letztlich eigentlich eher unbewusst geholfen hat. April Sexton behandelt den alten und todkranken Henry Lee, der seine Chemo abgebrochen hat und nur noch wegen der Medikamente ins Krankenhaus kommt und man feststellt, dass er bald sterben wird.

Zuvor erfahren Sarah und April, dass Henry einen Sohn namens Jackson hat, der ihm als Kind wie ein Schatten gefolgt ist, sie sich aber vor einigen Jahren zerstritten haben. Wenn Menschen im Sterben liegen, möchten sie mit ihren Mitmenschen ins Reine kommen, ganz ähnlich ergeht es auch Henry. April gibt ihm daraufhin das Versprechen, seinen Sohn zu finden und zu ihm zu bringen. Ein Versprechen, das wirklich berührt, bei dem ich allerdings von Anfang an Zweifel hatte. Und obwohl Jackson gefunden wurde, hatte er offenbar nicht das Bedürfnis, seinen Vater ein letztes Mal zu sehen. Ein herber Schlag für April, die es Henry versprochen hatte und sogar fest daran glaubte. Hier kommt Noah ins Spiel, der einfach umwerfend und mein Held dieser Episode gewesen ist: Er gibt sich als Henrys Sohn Jackson aus und sorgt dafür, dass Henry in Ruhe und Frieden sterben kann.

Indirekt hat er damit auch Sarah einen Weg gezeigt, ihrem Vater in sofern nahe zu kommen, ohne wirklich mit ihm in Kontakt treten zu müssen. Ich hoffe irgendwie dennoch, dass es demnächst nochmals zu einem Gespräch zwischen Vater und Tochter kommt, aber das werden wir noch abwarten müssen.

Randnotizen

  • Sehr emotional und menschlich fand ich auch Ava Bekker. Bei ihr hat man immer ein bisschen den Eindruck, dass sie keine Gefühle und Emotionen zeigen möchte, weil sie dadurch nicht als fähige Ärztin angesehen wird. Deshalb hat mir gut gefallen, dass man sie wirklich einmal sehr menschlich gesehen hat und nicht als jemanden, dem die Karriere wichtiger als alles andere ist. Ein wenig missfiel mir dann aber doch, dass Connor Rhodes sie dann vor Isidore Latham in Schutz nehmen wollte, da ich Ava trotz allem für eine starke Persönlichkeit halte.
  • Sharon tat mir in dieser Episode leid. Meiner Meinung nach hat sie vollkommen richtig gehalten, als sie Carter geraten hat, sich seiner Tat und der Polizei zu stellen, weil es ihn sonst sein ganzes Leben lang verfolgen würde. Schade, dass Sharon dadurch ihre Freundin verloren hat. Das wiederum zeigt aber leider auch, dass die Freundschaft auf der Seite der Freundin wohl niemals so echt gewesen sein konnte.
  • Nachdem Natalie und Will Halsteads eine Beziehungspause eingelegt haben, habe ich ehrlich gesagt darauf gewartet, wann es zum nächsten Streit kommt. Ich fand es gut von Will, dass er offen zu Natalie war und ihr den Kuss mit Maia Frisch gestanden hat. Auf der einen Seite hat er sicherlich nicht richtig gehandelt, auf der anderen Seite machte es auf mich aber nicht den Anschein, als habe Will aus voller Absicht gehandelt. So oder so ist es momentan eine schwierige Situation zwischen den beiden, bei der ich mir nicht sicher bin, wie man diese in nächster Zeit lösen will.

Fazit

"Chicago Med" hat sich wieder erholt und bügelt einige Fehler aus den vergangenen Episoden wieder aus. Wünschen würde ich mir, dass man Natalies und Daniels Fall noch weiterverfolgt und ich bin auf den weiteren Verlauf bezüglich Sarah und ihren Vater gespannt.

Daniela S. - myFanbase

Die Serie "Chicago Med" ansehen:


Vorherige Review:
#3.15 Überlebenswichtig
Alle ReviewsNächste Review:
#3.17 Das Elternproblem

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Chicago Med" über die Folge #3.16 Eine unbequeme Wahrheit diskutieren.