Bewertung

Review: #8.18 Zeichen des Unheils

Viele Menschen feiern sich, wenn sie recht haben. Ich gehöre nicht dazu, was daran liegt, dass es zu oft negativ ist. Leider trifft das auch bei "Chicago Med" zu, wobei das den roten Faden straff hält und für spannende Unterhaltung sorgen wird. Ich persönlich frage mich aber, ob mir der Ausgang gefallen wird, was nach den neuesten Ereignissen eher für Nein stehen dürfte.

Ich hatte vor einiger Zeit geschrieben, dass ich befürchte, das Krankenhaus würde sich in den Händen von Jack Dayton ändern. Anfangs hat man das nicht deutlich gemerkt, aber die letzte und diese Episode zeigen ganz deutlich, dass sich das Machtgleichgewicht ändern wird und dass das nur noch schlimmer wird, dazu muss man echt kein Hellseher sein. Nach dem Sehen dieser Episode bin ich mir auch sicher, dass Jack schon konkrete Pläne im Kopf oder auch vor Augen hatte, wie er das Med verbessern kann, als er Anteile gekauft hat. Verbesserungen sind eigentlich was Gutes, wenn man sie denn richtig und gekonnt sowie sinnvoll umsetzt und das sehe ich hier nicht. Es ist zwar löblich, dass der Lärmpegel im Krankenhaus vermindert werden soll, aber die angewendete Methode von Jack und Grace Song war echt daneben. Mich würde es als Patientin wahnsinnig machen, wenn laufend was Rotes aufleuchten würde. Besonders leid tat mir hier Bailyn. Es ist schon schlimm, dass er Schizophrenie hat UND auch noch PTBS, wobei ich fast glaube, dass beides Hand in Hand geht, aber dann auch noch das rote Leuchten? Er tat mir wirklich sehr leid, dass er dem ausgesetzt war und sich nur noch schlechter gefühlt hat. Bei diesem Szenario hat sich auch mal wieder gezeigt, warum Maggie Lockwood die Stationsschwester ist: sie kann sich einfach absolut toll behaupten und mit gewählten und ausdrucksstarken Worten, die aber nicht verletzten, bei ihrem Gegenüber durchsetzen. Ihr Gegenüber ist in dem Fall Grace. Diese finde ich nach wie vor sympathisch und passend für Will Halstead, zu dem ich aber gleich noch komme. Ich hatte aber jetzt tatsächlich erstmals das Gefühl, dass sie eine Art Marionette ist, die zwar versteht, dass die Lärmpegel wieder wegmüssen, aber man hat auch deutlich bemerkt, dass sie noch immer nach einem Kompromiss gesucht hat. Wäre es um etwas anderes gegangen, wäre ich sehr dafür gewesen, dass nach einem Kompromiss gesucht wird, aber in diesem Fall war das mehr als kontra-produktiv und das hat Maggie klar gemacht. Ich glaube zwar, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, aber mit Daniel Charles und Sharon Goodwin hat sie ja auch zwei Führsprecher*innen. Wie gesagt wird es noch ziemlich heiß her gehen, was Jacks Planungen angeht und es ist eigentlich traurig, wenn man sich überlegt, dass es dadurch nur um den Profit geht und das wird das Med absolut verändern. Ich frage mich, ob das Staffelfinale auch als Serienfinale fungieren könnte, da NBC noch immer keine Verlängerung ausgesprochen hat, ich jedoch nicht von einer Absetzung ausgehe.

Ich fürchte zwar keine Absetzung der Serie, jedoch einen Ausstieg von Steven Weber, was ich unglaublich bedauern würde. Dean Archer ist mit Sicherheit niemand, den man auf den ersten Blick sympathisch findet, aber ich denke, man muss ihn einfach besser kennenlernen. Schon seit längerem wissen wir, dass es nicht allzu gut um seine Nieren steht und er sogar zur Dialyse muss. Das ist schon schlimm genug, aber besser macht es die Geschehnisse in dieser Episode auch nicht. Archer wird demnächst für die Transplantationsliste evaluiert, was ja bedeutet, dass man nicht mehr von einer Verbesserung ausgeht, sondern eher vom Gegenteil. Bereits in der letzten Episode konnte man ja miterleben, dass Archer sein Gesundheitszustand nicht kalt lässt. Er lässt zwar öfters mal den harten Kerl raushängen, was ihn zeitweise bei vielen auch extrem unsympathisch macht, aber man merkt eben auch immer wieder, dass er ein weiches Herz hat. Sein jetziger Patientenfall führt ihn an seine emotionalen Grenzen, was ich absolut nachvollziehen kann. Es gibt ja den Spruch: Du sollst dankbar sein, wenn du am Morgen aufwachst und gesund bist. Auch so ziemlich jeder Patient wünscht sich, wenn er in dem Fall ins Med geht, hofft, dass ihm bzw. ihr geholfen wird, gesund zu werden. Bei Archers Patient Kurt ist das zwar auch der Fall, aber nur in dessen Perspektive. Er leidet nämlich an Body Integrity Identity Disorder, also dass er sich erst als 'gesund' bzw. richtig empfindet, wenn er etwas hat. Bei dieser Krankheit gibt es – wie bei jeder anderen auch – verschiedene Formen und Auswirkungen. Dass Kurt lieber im Rollstuhl aufgrund einer Wirbelverletzung sitzen wollen würde, ist schon sehr extrem, weil es eben die Lebensgestaltung schon einschränkt und ich hoffe wirklich, dass man diesen Fall noch weiterverfolgen wird, was ich vor allem auf der psychischen Ebene meine. Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass das Krankheitsbild vergleichbar mit welchen ist, die sich im falschen Körper fühlen. Auch bei Kurt hat man schon Ansätze gemerkt, dass er wirklich schon vieles versucht hat, von diesen Gedanken wegzukommen, was ich nur zu gerne noch mehr ergründen würde. In Archers Perspektive, der gerade mit seiner Diagnose zu kämpfen hat, ist das natürlich der totale Kontrast und ich kann nur zu gut nachvollziehen, dass er da die Nerven verloren hat und sogar Daniels Fähigkeiten in Frage gestellt hat. Mir war sofort klar, dass er das nicht so meinte, wie er es sagte, sondern ich hatte vielmehr das Gefühl, Archer brauchte für sich selbst eine Erklärung, warum Kurt nicht für unzurechnungsfähig erklärt wird. Die zweite Meinung war in dieser Hinsicht wohl eher für Archer wichtig. Genauso wichtig fand ich aber auch, dass er sich bei Daniel entschuldigt hat und auch erklärt und offenbart hat, wie es um ihn steht. Dadurch hat er nicht nur Hannah Asher auf seiner Seite, sondern eben auch Daniel, die er in nächster Zeit sicher noch mehr denn je brauchen wird.

Ich habe ja des Öfteren verlauten lassen, dass ich es nicht mag, wenn Patientenfälle und Privatleben des Personals verwurschtelt werden. Ich muss meine Ansicht darüber aber etwas revidieren. Als "Chicago Med" an den Start ging, wurde schnell der Vergleich zu "Emergency Room - Die Notaufnahme" gezogen, den ich auch hier gerne wieder anbringen möchte, weil er durchaus positiv gemeint ist. Die damalige NBC-Serie hat Patientenfälle und Privatleben auch miteinander verbunden und das hat mir gut gefallen, weil es ineinanderfloss und ein Gesamtbild ergeben hat und genau dieses habe ich diesmal auch bei "Chicago Med" erkannt. Archers Gesundheit und dass er seinen wirklichen Zustand seinem Sohn Sean Archer verschweigt, deckt sich mit Hannahs Patientenfall und ihrer eigenen Vergangenheit. Ich kann Archer verstehen, dass er seinen Sohn einfach nur schützen will, gerade bei dessen Vergangenheit und dass er Hannah gegenüber betont hat, dass sie diese Denkweise erst verstehen wird, wenn sie selbst Elternteil sein wird. Dem will ich auch gar nicht widersprechen, aber eben wenn man Hannahs Vergangenheit hört und den Sohn ihrer Patientin, dann wird für mich deutlich, dass eigentlich immer nur die Elternseite beleuchtet wird, aber nie die der Kinder. Hannahs Fall war wirklich sehr emotional und dieses Ende habe ich nicht kommen sehen. Ich habe mich dabei auch gefragt, ob das Schicksal ihrer Mutter, das ihrer Geschwister und ihr eigenes der Auslöser für ihre Drogenvergangenheit war? In dem Fall fand ich es richtig, dass sie Sean eingeweiht hat, wie es tatsächlich um seinen Vater steht, denn so hat er die Chance, für ihn da zu sein, wenn er vielleicht auch keine Niere spenden will oder kann. Aber zumindest wird ihm das nicht verweigert und ich hoffe, dass Archer das dann auch so verstehen wird. Im Übrigen: geht es nur mir so oder wären Hannah und Crockett Marcel tatsächlich ein schönes Paar?

Wenn wir schon mal bei Paar sind, sind wir auch direkt bei Sharon und George Thomas. Ich hatte ja meine Zweifel, ob aus den beiden angesichts der angespannten Lage noch was werden könnte, weshalb mich sein Auftauchen unglaublich gefreut hat und es scheint ja auch so, als würde er mit Sharon an einem Strang ziehen. Ein schönes Paar wären auch Will und Grace (ich sollte die Serie wirklich mal schauen), auch wenn ich echt ein bisschen überrumpelt gewesen bin, als sie ihn geküsst hat, aber diesmal scheint man es langsam zu entwickeln, was durchaus ein Pluspunkt ist – im Gegensatz zu seinem Patientenfall. Der Fall an sich hat mich nicht mal geärgert, sondern dass man auch hier drauf hingesteuert hat, wie es in Zukunft laufen könnte oder gar würde und das bereitet mir doch ein ungutes Gefühl. Ein ungutes Gefühl hatte ich auch zeitweise bei Daniel und Liliana Wapniarski, weil ich auch kurz den Eindruck hatte, er wolle ihr den Hauskauf madig machen, weil er nicht umziehen will, dabei dachte er, er sei kein Teil ihrer Zukunft. Aber da Liliana ihm das gleich wieder ausgeredet und begründet hat, warum er das nicht zu befürchten hat, zeigt das nur mal wieder, wie gut sie ihm tut und es ist schön, Daniel mal so glücklich zu sehen.

Fazit

"Chicago Med" hat in dieser Staffel in meinen Augen ein unglaubliches Hoch, was ich vor einigen Staffeln vermisst habe und was man bitte auch nicht runterschrauben sollte. Die Fälle sind interessant, die neuen Seiten mancher Charakter emotional mitreißend und man erkennt durch und durch den roten Faden. Bitte weiter so und gerne auch weiterhin solch tollen Freundschaftsmomente, die mir echt mein Herz öffnen!

Daniela S. - myFanbase

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