Bewertung

Review: #8.17 Jeder glaubt, spielen zu können

Es gab ja mal eine Zeit, in der "Chicago Med" das Sorgenkind von OneChicago für mich war, doch das gehört der Vergangenheit an, was mich wirklich freut, da die Serie konstant stark geworden ist. Vielleicht liegt das auch einfach am verkleinerten Cast, dass man sich jetzt noch besser fokussieren kann. Die Patientenfälle und das Privatleben werden dadurch mehr ausbalanciert, so dass nichts von beiden zu kurz kommt und auch wenn ich kein großer Fan davon bin, wenn man Fälle und Privatleben miteinander verbindet, war es doch diesmal wichtig. Auch sorge ich mich weiterhin um Dean Archer, weil ich mir nicht schlüssig bin, in welche genaue Richtung es tendieren wird.

Ich möchte gleich mal mit dem Fall von Crockett Marcel beginnen, der in meinen Augen gleich auf mehreren Ebenen interessant war und bei dem es mir wieder gefallen hat, dass gleich mehrere Charaktere eingebunden worden sind. Ich glaube, dass das auch ein ausschlaggebende Punkt ist, warum "Chicago Med" sich nicht nur gefangen hat, sondern auch stärker geworden ist. Zwischen der vierten und sechsten Staffel hatte ich immer mal wieder den Eindruck, dass jeder irgendwie sein eigenes Süppchen kocht. Zwar wurde immer wieder jemand für ein Konzil dazu gebeten, aber den eigentlichen Fall hatte oftmals nur einer oder eine alleine. Der Fall war auch deshalb so interessant für mich, weil man in gewisser Weise auch die Zukunft des Krankenhauses in eine Richtung gelenkt hat, die sicher noch für die ein oder andere interne Explosion sorgen wird. Jack Dayton ist in jedem Fall der Unruhestifter (ja, das ist noch relativ nett ausgedrückt), denn obwohl er diesmal gar nicht sichtbar anwesend gewesen ist, hat man die dunkle Wolke, die er verursacht, bemerkt. Die Zukunft des Krankenhauses bedeutet nicht nur, dass sich die Technik weiterentwickelt, sondern dass man die Fortschritte auch in die Welt und eben auch für andere herausträgt. Passend dazu gab's auch den Fall von Kuan-Yu, der seit 19 Jahren unter einem gebeugten Rücken leidet und nun von Marcel und seinem Team operiert werden soll und das Ganze soll auch gefilmt werden. Ich kann das durchaus nachvollziehen, weil eben durch solche Eingriffe auch Geschichte geschrieben wird. Gleichzeitig habe ich mich beim Schauen aber auch fast schon geschämt, wie aufdringlich dieses Kamerateam gewesen ist, auch wenn ich natürlich verstehen kann, dass man es nachvollziehen will, was da vor sich geht. Vermutlich hätte ich mich dann aber auch ähnlich wie Sam Abrams verhalten, den ich in dieser Episode großartig fand, eben auch, weil er die Dinge angesprochen hat, die manchen seiner Kolleg*innen sicher auch schon im Kopf umher gegangen sind.

Der Eingriff bei Kuan-Yu hätte auch nicht so erfolgsversprechend ausgehen können, doch offenbar wurde das von Jack und teilweise Marcel auch gar nicht beachtet. Ich denke aber auch, dass nach Sams letzter Aussage ziemlich deutlich wurde, in welche Richtung es nun gehen wird und ich bin mir nicht sicher, ob ich das sehen will. Jack hat schon mehrfach deutlich gemacht, dass er mehr Ahnung von der Technik als von Medizin hat. Dazu ist er ein Techmogul, dem seine Finanzen auch nicht egal sind. Das, was er in die Technik fürs Krankenhaus gesteckt hat, will er sich nun von zahlenden Kunden offenbar zurückholen und jeder, der das eigentlich hat kommen sehen, der möge doch jetzt bitte seine Hand heben. Allzu lange dürfte die interne Explosion nicht mehr dauern, weil man mit Sharon Goodwin nicht nur ein gutes Gegengewicht hat, sondern auch jemanden, die ihre Stimme erhebt und sich für ihre Überzeugung einsetzt und ich glaube auch, dass George Thomas das zu ahnen scheint und ich bin gespannt, auf welcher Seite er dann stehen wird. So oder so finde ich es aber schade, weil ich die leise Hoffnung hatte, dass aus ihm und Sharon vielleicht etwas werden könnte. Wahrscheinlich ist die aktuelle Situation schon so verfahren, dass sie sich in nächster Zeit noch verschlimmern wird und das wäre vermutlich kein guter Start für eine neue Beziehung oder überhaupt eine Beziehung egal welcher Art.

Das Thema Beziehung wurde auch bei Marcels Fall angesprochen. Da sich Kuan-Yus Mutter Da-Xia seit Jahren um ihren Sohn kümmert, haben sie natürlich eine sehr viel intensivere Beziehung, die sich aber jetzt verändern wird und zwar nicht nur ein bisschen, sondern ziemlich massiv, da ist es ganz natürlich und menschlich, dass es Angst macht und ich fand es in diesem Hinblick toll, wie Daniel Charles darin eingebunden worden ist und dass er eigentlich auch für sich selbst gesprochen hat, denn er muss ja in nächster Zeit auch seine Tochter Anna Charles loslassen, die sich auf sein Zureden auch in Stanford bewirbt und damit das elterliche Nest verlassen wird und man hat Daniel durchaus angesehen, dass es in ihm arbeitet und dass Anna erst aus Sorge um ihn bleiben wollte, weil sie vielleicht auch weiß, wie es ihm damit geht.

Um Beziehungen ging es auch bei Will Halstead und ich kann es selbst kaum glauben, dass ich das jetzt sage: Ich bin stolz auf Will und ein kleines bisschen auf das Autorenteam. Er hat endlich erkannt, dass er das mit Natalie Manning nie wirklich verarbeitet hat, weshalb auch seine Beziehungen innerhalb des Krankenhauses eigentlich immer für die Mülltonne waren und dass er das erst verarbeiten muss. Vielleicht hat man sich in dem einen Punkt dann doch ein bisschen mit "The Flash" abgesprochen. Ich bin außerdem stolz auf ihn, dass er wohl eine erneute Beziehung mit Hannah Asher nicht in Betracht zieht. Das hat mir bei ihrer Rückkehr tatsächlich etwas Sorge gemacht, denn dieses Gespräch jetzt hat bewiesen, wie toll sie eigentlich als platonische Freunde agieren, was wirklich toll ist, da ich Grace Song viel lieber als feste Freundin an Wills Seite sehen würde. Will und Grace. Ich weiß gar nicht, wieso ich dabei an die Serie denken muss, finde ich vielleicht noch heraus.

Wie ich schon in der Einleitung geschrieben habe, sorge ich mich etwas um Archer. Nach dem Angriff ist es ja um seine Niere nicht allzu gut bestellt und jetzt muss er sogar zur Dialyse, was ihn natürlich in seiner Lebensqualität einschränkt. Dazu kommt natürlich noch, dass er diese Erkrankung noch nicht akzeptiert hat und sich somit auch nicht damit abfinden kann, dass ihm ständig Hilfe und Weiteres angeboten wird. Zudem ist Archer eben auch ein Typ, der sich nicht gerne helfen lässt und man wohl eher Geduld braucht, bevor er jemanden an ihn heranlässt. Sehr interessant fand ich die Konstellation zwischen ihm, Hannah und Maggie Lockwood, weil sie wohl in nächster Zeit beide für ihn wichtig werden. Mit Hannah hat er ohnehin schon eine tolle Freundschaft aufgebaut, die besonders deutlich in der letzten Szene wurde und die ich eigentlich auch noch länger hätte genießen können. Ich denke aber, dass Maggie ebenso wichtig ist, eben weil sie schon eine sehr ähnliche Krankheit durchgemacht und ähnlich behandelt worden ist. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie wirklich zu hundert Prozent recht hat, dass man sich nur selbst als die kranke Person sieht und nicht als solche angesehen wird. Ich denke, das ist abhängig von den Menschen und wie sie sich kennen und in dem Fall miteinander arbeiten. Ich freue mich aber auch sehr, dass Archer sich die Worte von Hannah bezüglich Sean Archer und von Maggie bezüglich Zach Hudgins zu Herzen genommen hat. Trotz dessen befürchte ich noch immer Schlimmes.

Fazit

"Chicago Med" hat wieder mal eine Episode abgeliefert, über die ich mir viele Gedanken gemacht habe und das lag nicht nur daran, weil Brian Tee im Regiestuhl Platz genommen hat. Es lag viel eher daran, weil sie thematisch und auch emotional einiges zu bieten hatte und sich stark hervorgetan hat, was in den letzten Zügen dieser Staffel auch noch ruhig so bleiben darf.

Daniela S. - myFanbase

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