Review: #8.16 Du bekommst nicht immer das, was du siehst
In der Bibel steht geschrieben, man solle Vater und Mutter ehren und obwohl ich alles andere als bibelfest bin, lässt sich der Fall von Will Halstead und Nellie Cuevas damit durchaus verbinden, was ziemlich emotional gewesen ist und es hat mich auch total zum Nachdenken gebracht.
Bereits vor der weltweiten Corona-Pandemie hatte ich immer mehr den Eindruck, dass Menschen im Allgemeinen alles für viel zu selbstverständlich nehmen wie beispielsweise auch Krankenversorgung oder eben Arbeitserlaubnis. Jetzt haben wir mit "Chicago Med" natürlich eine amerikanische Krankenhausserie, bei der manche Dinge noch einmal anders laufen. Dennoch gab es bei Nellies und Wills Fall trotzdem gewisse Parallelen, bei denen ich Wills altes Muster erkennen konnte, wenn es auch nur kurz war. Zudem wurde auch hier nochmal die ärztliche Versorgung angesprochen, die aus verschiedenen Faktoren nicht immer ideal bzw. nicht immer ausreichend ist, um den Patient*innen helfen zu können. So erging es Maria und ihren Eltern, die dadurch mit Hugo ein wichtiges Familienmitglied verloren haben. Eine solche Tragödie sorgt eben auch dafür, dass man besonders als Elternteil vorsichtig und ängstlich wird. Denn Marias Bruder Hugo starb aufgrund der gleichen Symptome wie seine Schwester. Alleine diese Tatsache hat den Fall für mich schon emotionaler gemacht, weil man dadurch nicht immer rational denken und handeln kann. Dazu kommt aber auch noch, dass Marias Eltern der englischen Sprache nicht mächtig genug sind, um sich ausreichend gut verständigen zu können. Dadurch steigert sich die Angst noch mehr, weil es manchmal nur noch um Leben und Tod geht. Ich fand es fast ein bisschen einfallslos, dass Nellie nach kurzer Zeit eingebracht hat, dass es auch was Psychosomatisches sein kann. Zum einen ist das für mich kein Muss und vor allem, weil auch noch gar nicht alle Tests abgeschlossen waren bzw. sich Nellie für meinen Geschmack noch nicht ausreichend mit Maria unterhalten hat, um wirklich alles Körperliche ausschließen zu können. Viel interessanter war aber auch für mich, dass es viel mehr um die Herkunft ging und es heißt ja immer so schön: Andere Länder, andere Sitten, was hier auch eine ausschlaggebende Rolle gespielt hat.
Maria ist sich nämlich durchaus bewusst, was ihre Eltern für sie alles geopfert haben, um nach Amerika zu kommen oder auch bleiben zu können und dass das schon mal keine Selbstverständlichkeit ist. Die andere Seite ist eben auch, dass sie für ihre Familie auch stark sein möchte, gerade, nachdem ihr Bruder auf tragische Weise gestorben ist und dazu zählt für sie, die 'schlechtere' ärztliche Versorgung in Kauf zu nehmen, auch wenn sie damit ihr Leben aufs Spiel setzt. Hier fand ich die unterschiedlichen Sichtweise von Will und Nellie interessant. Dass Will ein guter Arzt ist, will ich gar nicht abstreiten, denn das hat er ja in der Vergangenheit mehr als einmal bewiesen. Diesmal hatte ich aber auch vermehrt den Eindruck, dass er sich zum einen gar nicht in Maria hineinversetzen kann und zum anderen, dass ihm sein Ego ein bisschen im Weg stand. Denn natürlich setzt sie ihr Leben aufs Spiel, wenn sie für die medizinische Versorgung ins andere Krankenhaus geht, die eben nicht auf dem neuesten Stand sind. Will hat aber für mich aber auch aus den Augen gelassen, dass es kulturelle Hintergründe für Marias Entscheidung gibt, die er nicht sehen konnte oder wollte. Im Gegensatz zu Nellie. Sie heißt Marias Entscheidung zwar auch nicht gut, aber da sie aus ähnlichen kulturellen Verhältnissen kommt, kann sie das noch besser nachvollziehen und man kann von Glück sagen, dass man dann doch noch die Ursache für Marias Zustand gefunden hat, auch wenn ich es nicht schlecht gefunden hätte, wenn man diesen Fall noch eine weitere Episode gezogen hätte. Wie dem auch sei, ich glaube dennoch für Marias Eltern ist es ein schwacher Trost, dass auch Hugo noch hätte leben können.
Der Fall hat aber auch dafür gesorgt, dass sich Nellie gegenüber Sharon Goodwin öffnet. Ich finde Nellie tatsächlich immer sympathischer, weil sie durch ihre offene Art auch zugänglicher wird. Durch einen gemeinsamen Fall mit Hannah Asher wissen wir, dass ihr Status nicht immer gesichert ist bzw. dass sie sich bei diesem Thema eher immer bedeckt halt und irgendwie haben wir jetzt auch einen Grund dafür bekommen, den ich – wie Sharon – herzzerreißend fand. Nellie hat damit aber auch offenbart, dass sie einfach sehr zu schätzen weiß, was ihre Eltern für sie auf sich genommen haben, um ihr einen Aufenthalt in Amerika zu ermöglichen, auch wenn sie selbst nicht dieses Privileg haben. Ich fand es sehr ergreifend, in welcher Art und Weise Nellie Sharon davon erzählt hat und Sharon konnte mal wieder untermauern, warum sie als Verwaltungschefin am besten geeignet ist (dabei fällt mir doch glatt ein, dass ich Jack Dayton gar nicht vermisse und ich hoffe, ihn damit nicht heraufbeschworen zu haben). Und weil sie gegenüber Nellie angesprochen hat, dass sie im Med eine Familie hat... Mir fehlt das Familiäre beim zweiten Spin-Off von OneChicago immer noch ein bisschen.
Um eine Familie ging es auch bei dem Fall von Hannah, in der einige involviert waren. Vor allem fand ich den Fall auch wirklich gut aufgebaut, denn werdende Väter wie Quentin sind gar nicht mal so selten, wenn die Geburt des Kindes ansteht, weshalb ich diesem Fall in den ersten Minuten gar nicht so viel Beachtung geschenkt habe. Interessant wurde es für mich tatsächlich erst, als Quentin durchgedreht ist, weil ich dachte, dass da deutlich mehr dahintersteckt, als es den Anschein hatte. Viel interessanter und großartiger fand ich aber auch die Zusammenarbeit, um Quentin zu befreien. Ich bin ja noch nicht richtig überzeugt vom Hightech-Labor und der KI, muss aber zugeben, dass sie diesmal sehr hilfreich war. Ich habe ja sowieso Respekt vor MRTs und allem, was magnetisch ist, weil man die Gefahr oftmals nicht abschätzen kann. Mir hat aber wie gesagt diesmal wirklich die Teamarbeit gut gefallen und ich fand es auch gut und richtig, dass Joe Cruz den Einsatz geleitet hat – eben weil er absolut Teamplayer ist und eben auch nicht die ganze Verantwortung zu tragen hatte und er ist eben auch ein Typ, der sich gerne auf andere Meinungen einlässt. Beeindruckt war ich auch von den 3D-Drucks, denn die zeigen zum einen wie weit die Technik ist, sie zeigt aber auch, wohin uns die neueste Technik noch führen wird und davor habe ich großen Respekt und mir ist auch ein Stein vom Herzen gefallen, als Quentin gerettet und seinen Sohn im Arm halten konnte. Erschreckend einfach fand ich dann auch den Auslöser, dass es letztlich wohl an einer Nahrungsumstellung lag und es mal wieder zeigt, dass man erstmal nicht so groß denken sollte.
Betrachte ich dann aber die gesundheitliche Situation von Dean Archer, denke ich dann doch groß, da sich sein Zustand verschlechtert hat, wir in den letzten Episoden der Staffel sind und Steven Weber seinen Vertrag offenbar nur für diese Staffel verlängert hat und ich befürchte, dass wir uns von ihm vielleicht verabschieden müssen. Das fände ich wirklich sehr schade, weil er noch viel Potenzial hat und auch seine Freundschaft zu Hannah für mich noch genügend Potenzial hat, die für mich in dieser Episode sowieso ein kleines Highlight waren. Mir hat gefallen, wie fürsorglich und locker Hannah mit ihm umgegangen ist und dennoch eine gewisse Besorgnis um ihn hat, die wohl auch ziemlich berechtigt ist und ich glaube, hier erwartet uns wirklich noch etwas Großes.
Randnotizen
- Dass Kai Tanaka-Reed operiert werden musste, sorgte vielleicht dafür, dass er nicht mehr so arrogant daherkommt, vor allem weil sein Problem dann doch etwas sehr Menschliches gewesen ist.
- Daniel Charles und Lilianna Wapniarski sind wirklich ein süßes Paar und wie einfühlsam Daniel ist mit den Gedanken, die er sich um sie macht. Die beiden sind durchaus Zucker.
Fazit
Themen mit kulturellem Hintergrund sind immer wieder interessant und emotional, weil da oftmals mehrere Ansichten aufeinanderknallen, die das Ganze spannender machen. Spannend ist es auch noch immer, wie es mit Archers Gesundheit werden wird, mit der man jetzt sicher in die heiße Phase gehen wird.
Daniela S. - myFanbase
Die Serie "Chicago Med" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: What You See Isn't Always What You GetErstausstrahlung (US): 22.03.2023
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 24.07.2023
Regie: Timothy Busfield
Drehbuch: Eli Talbert & Danny Weiss
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