Bewertung

Review: #10.03 Trust Fall

Es war in Staffel 8, als Hannah Asher erstmals erzählt hat, dass ihre eigene Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist und schon zu diesem Zeitpunkt konnte man erkennen, wie nahe ihr das geht. Dann hat man es aber fallen lassen und nicht weiter verfolgt, bis zu dieser Episode. Könnte es also sein, dass diese Staffel sich mit Hannahs emotionaler Vergangenheit beschäftigt und wir dann vielleicht auch ein paar ihrer Geschwister kennenlernen? Aber auch so hatte die Episode tolle Fälle, die für tolle Entwicklungen bei den Charakteren sorgen könnte und möglicherweise erwartet uns auch ein knallhartes Midseason-Finale.

Ich war etwas überrascht, dass man beim Streit von Hannah und Mitch Ripley direkt am Cliffhanger fortsetzt. Hier könnte sich "Chicago Fire" mal eine Scheibe abschneiden. Ich fand den Streit zwischen den beiden deshalb so emotional, weil Mitch ihr in meinen Augen etwas vorgeworfen hat, was nicht stimmt. Ja, sie hat hinter seinem Rücken gehandelt, weil sie wahrscheinlich wusste, dass er dagegen wäre, Robert 'Sully' Sullivan anzuzeigen und seiner Reaktion nach zu urteilen, lag sie damit alles andere als falsch. Ich kann Mitch sogar verstehen, gerade vor dem Hintergrund, dass er seine verbliebene Zeit mit Lynne und seinem Sohn verbringen sollte und dennoch bin ich trotzdem noch der Meinung, es hätte anders werden können. Aber stattdessen wirft Mitch Hannah vor, nicht vertrauenswürdig zu sein. Wie gesagt, stimmt es für mich nicht. Wäre sie es, hätte sie ihn schon abgeschossen, als er ihr seine Vergangenheit offenbart hat und das hat sie nicht. Die Vergangenheit ist es aber, die Mitch wieder eingeholt hat. Ich hatte ja schon länger den Eindruck, Sully habe schlechten Einfluss auf ihn. Insofern stimmt das sogar, aber es kam dann doch nochmal anders, als ich es erwartet hatte. Sully mag zwar falsch gehandelt und damit auch die falsche Entscheidung getroffen haben, was ich auch gar nicht beschönigen oder gutheißen will, aber sein Gespräch mit Mitch hat für mich unterstrichen, dass er es einfach nicht anders kannte und – wie er selbst sagt – jemanden wie Hannah in seiner Ecke hätte gebrauchen können und dieser Jemand hätte eigentlich auch Mitch selbst sein können. Er kennt Sully seit Jahren, er hätte es schon bei den Gesprächen raushören können, dass er etwas plant. Und so gesehen, hat Hannah Mitch ja nicht alleine vor einer großen Dummheit bewahrt, sondern es war eigentlich Daniel Charles, dessen Gespräch sie mit angehört und einfach danach gehandelt hat. Dementsprechend fand ich auch, dass sich bei Daniel und Mitch ein Kreis geschlossen hat oder vielleicht auch nur ein Teil davon. Mich würde nämlich schon interessieren, was damals bei Mitch noch so los war. Bei ihm und dieser Story kann man ruhig sagen, dass Dinge nicht grundlos passieren, man den Grund oder auch die Botschaft dahinter erst viel später erkennt. Mitch hat erkannt, dass er ohne Daniel damals vielleicht genauso geendet wäre wie Sully, weswegen es einfach toll ist und war, wie er ihm nochmal seinen Dank dafür ausgesprochen hat und auch Daniel mit kurzen Worten ausgedrückt hat, genau zu wissen, was Mitch gemeint hat und ausdrücken wollte.

Hannah hatte es diesmal nicht leicht und der Weinkrampf im Fahrstuhl hat mehr als deutlich gemacht, wie fertig sie alles macht. Im Übrigen wunderbar gespielt von Jessy Schram. Ich könnte mir vorstellen, ihr Patientenfall mit Elise ist noch nicht abgeschlossen. Bezüglich Elise wurden für mich gleich mehrere wichtige Themen angesprochen, wovon einer sicherlich im weiteren Staffelverlauf weitere Bewandtnis hat. Nämlich: Dass Ärzt*innen einen anderen (unnötigen) Eingriff vornehmen, für den sie mehr kassieren können. Das ist schon seit Jahren ein unterschwelliges Thema, von dem man zwar weiß, aber eben totschweigt. Interessant war, dass es von einer Frau angesprochen wurde, die aufgrund ihrer Hautfarbe leider noch immer zur Minderheit gehört und ich konnte durchaus nachvollziehen, weswegen sie Hannah so angegangen ist, obwohl diese in diesem Moment gar nicht so weit gedacht hat wie ihre Patientin. Aber es ist für Elise auch in vielerlei Hinsicht ein Trigger gewesen. Erst einmal, weil sie aufgrund ihrer Symptome schon mehrfach abgelehnt worden ist, dann ihre Hautfarbe und eben, weil es ein langer Weg war, überhaupt schwanger zu werden. Mich hat aber ehrlich gesagt schockiert, dass Hannah bei Elise nur eine Präeklampsie feststellen konnte. Es ist doch nicht etwas, was selten vorkommt. Wieso konnte das denn kein anderer feststellen? Ach ja... sie wurde ja nicht ernst genommen und das ist wirklich traurig, zumal man in diesem Beruf einen Eid geschworen hat, der in diesem Fall nicht eingehalten worden ist. Daher war es echt clever, Maggie Lockwood in den Fall einzubinden, die als Schwarze Frau und Krankenschwester noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel drauf hat. Umso tragischer war dann der Ausgang des Falls, der mich auch einige Male schlucken ließ. Besonders, weil die beiden Frauen im Reinen miteinander waren und Hannah sogar nochmal über die Frage nachgedacht hat, ob sie Kinder will. Mich würde es also doch sehr wundern und letztlich auch enttäuschen, wenn man hier nicht nochmal tiefer geht. Aber neben dem Streit mit Mitch und Elsie war es dann auch noch Caitlin Lenox, die ihr Unwesen getrieben hat. Ich bin ja froh, dass sie diesmal eher eine untergeordnete Rolle gespielt hat, auch wenn die auch schon gereicht hat, um Hannah die Balance zu nehmen. Ich denke nämlich, Caitlins Aussage hat Hannah noch zusätzlich belastet. Ich hoffe mal nicht, dass sie sich jetzt Vorwürfe macht, Elise sei gestorben, weil sie nicht ganz bei der Sache war. Sollte es doch so sein, dürfte Maggie auf ihrer Seite sein. Ich fände es aber auch interessant, wenn man Hannahs Vergangenheit durch diesen (erneuten) Fall nochmal aufrollen würde.

Mitgenommen hat mich auch der Fall von Art. War übrigens mal nett, Dakin Matthews wiederzusehen. Bei ihm wurde auch ein wichtiges Thema angesprochen: Einsamkeit im Alter. Ich bin ja in diesem Punkt der Meinung, dass ein möglicher Grund für die Demenz auch die Einsamkeit im Alter ist, weil man vielleicht kaum noch soziale Kontakte hat und die Hirnleistung 'vermindert' wird, weswegen ich es auch süß fand, wie stolz Art Daniel letztlich von seiner Internetbekanntschaft erzählt hat und ich dachte, wir lernen eine süße kleine Dame namens Joan kennen und wurde dann doch Knall auf Fall von "Chicago Med" auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bei Joan handelt es sich nämlich um eine KI. Und hier haben wir irgendwie ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es gut, dass sich Senioren dadurch noch geistig fördern können, aber die KI ist eben auch eine neuerliche Technologie, bei der ich denke, dass sie ältere Menschen überfordert oder gar in die Irre führen kann. Mir tat Art dann doch leid, da ich den Gedanken schön fand, dass er nach dem Tod seiner Frau, welchen er wohl nicht verwunden wird, doch nochmal jemanden gefunden hat. Irgendwie ist das traurig, auch wenn der Ausgang natürlich positiv war. Wie positiv der Ausgang für Sharon Goodwin werden wird, zeigt sich hoffentlich demnächst. Morddrohungen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, schon gar nicht, wenn sie wahrscheinlich durch einem ehemaligen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin gekommen sind, die genug Wissen haben dürften, um die Drohung in die Tat umzusetzen. Mich würde nicht wundern, wenn uns etwas im Midseason-Finale erwartet. Und wie süß war bitte Loren Johnson? Ich mag es ja sonst nicht so, wenn jemand eifersüchtig ist, doch seine Reaktion, als er den Umgang von John Frost (ich muss im Übrigen immer aufpassen, dass ich nicht Jack Frost schreibe) mit Maggie beobachtet hat. John ist also ein Kinderstar. Das erklärt auch, warum er so 'familiär' wirkte. Ich finde es schön, dass er so bezeichnet würde. Je länger eine Serie läuft, desto verbundener fühlt man sich mit dieser einfach. Aber ich denke, Maggie hat eine Vorahnung: Uns erwartet sicher einiges Lustiges.

Fazit

"Chicago Med" hat einen wahnsinnig tollen Job gemacht, mit Themen, bei den ich mich wirklich emotional berührt fühlte. Man hat somit auch Dinge abgeschlossen und die Charaktere weiterentwickelt. Der neue Showrunner macht einen großartigen Job. Dieses Niveau darf gerne gehalten werden.

Daniela S. - myFanbase

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