Bewertung

Review: #10.04 Blurred Lines

In einem Interview mit dem neuen Showrunner Allen MacDonald habe ich kürzlich gelesen, dass er unbedingt ältere Charaktere zurückbringen will. Als ich den Teaser für diese Woche gelesen habe, war ich überrascht, dass uns ein altbekanntes Gesicht erwartet. Auch wenn es nicht das war, was ich erhofft hatte, zeigte man auch diesmal, dass "Chicago Med" in dieser Staffel durchaus in einem festen Sattel sitzt.

In meiner letzten Review hatte ich geschrieben, dass ich gespannt bin, wie und ob man Hannah Ashers Vergangenheit einbauen würde. Ich war mir tatsächlich nicht bewusst, wie nahe ich doch mit meiner Vermutung lag. Es lag nahe, dass man Hannahs Drogenvergangenheit thematisieren würde und es wäre sicherlich auch nicht falsch, sollte sie doch nochmals ins Straucheln kommen. Bisher helfen die Meetings und die Arbeit, aber schon jetzt hat man ja deutlich gesehen, wie fertig sie das macht. In meinen Augen haben wir bei ihrer Vergangenheit ohnehin noch ein Punkt offen, den wir nicht außer Acht lassen sollten. Zu Beginn der achten Staffel wurde bei ihr eine Krankheit diagnostiziert, die sie durch ihren Drogenkonsum eigentlich selbst verschuldet hat. Tja, das Thema wurde angesprochen, fallen gelassen und wahrscheinlich ordnungsgemäß unter den Teppich gekehrt. Wäre also mal an der Zeit, das wieder hervorzuholen. Ich fand es aber ohnehin sehr interessant, wie man damit umgegangen ist. Ich kann Hannah verstehen, dass sie zuerst die Schuld bei sich sucht und sich dazu auch noch fertig macht, weil sie eben keine konkreten Antworten hat und die ihr bisher auch niemand liefern konnte. Zum anderen ist es auch noch alles ziemlich frisch, dass sie gar nicht drüber reden will. Ein bisschen hat es mich tatsächlich gewundert, dass weder Mitch Ripley noch Dean Archer verbissener dran geblieben sind. Wenn man bedenkt, wie Hannah ihnen beigestanden hat und sie quasi regelrecht zu ihrem eigenen Glück gezwungen hat, könnte man fast sagen, beide sind etwas 'armselig' in der Sache. Anderseits geht auch jeder anders mit solch einer Situation um und in diesem Punkt ist es gut, dass sie ihr den Freiraum gelassen haben. Aber sie sind auch nicht die Naturgewalt Caitlin Lenox. War ich doch letzte Woche noch froh, dass eine ziemlich untergeordnete Rolle gespielt hat, war es diesmal genau richtig. Sie ist zwar alles andere als zimperlich, aber ich denke, genau das haben Hannah und das restliche Personal gebraucht. Ich kann mich noch an eine MM erinnern, bei der ein Fall von Natalie Manning behandelt und beleuchtet wurde und fand es dann ehrlich gesagt ziemlich merkwürdig, dass man da nicht am Ball geblieben ist. Die Art und Weise von Kai Tanaka-Reed bei der Besprechung war zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber es war irgendwo auch nötig, damit Hannah die alles entscheidende Frage an jemanden stellt, der ihr schonungslos sagt, wie es sich verhält. Der aber auch ihre Stärken dabei hervorhebt.

Caitlin mag noch nicht so lange in der Notaufnahme sein, aber in dieser Episode habe ich für mich mal wieder bemerkt, dass sie bei der Army gewesen ist, da sie die Dinge auf den Punkt gebracht hat und sie ist eben auch jemand, der genug Abstand zum Fall hatte, um einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Während Caitlin in der letzten Woche noch Anstalten gemacht hat, möglicherweise Hannahs Stelle zu streichen, kam mir diesmal der Gedanke, sie tat es mit Absicht, damit Hannah (noch) mehr aus sich herauskommt. Ich fand es daher auch schön, dass Elises Ehemann ihr auch nochmal versichert hat, eine wunderbare Ärztin zu sein, die sich seine Frau für die gesamte Schwangerschaft gewünscht hätte. Mich macht es noch immer wütend, dass man Elise nicht richtig zugehört hat und ich komme nicht umher, Maggie Lockwood zuzustimmen, dass Schwarze Frauen, oder allgemeiner gesagt Minderheiten, es immer schwerer haben werden, gehört zu werden. Auch wenn Hannah auf einem guten Weg zu sein scheint, könnte ich mir vorstellen, dass bei ihr noch nicht alles wieder im Lot ist, es würde mir ehrlich gesagt auch zu schnell gehen. Schön fand ich aber, dass Mitch ein anderes Thema aufgegriffen hat, als er bemerkt hat, nicht weiterzukommen und sich dabei entschuldigt hat, wie er sich verhalten hat. Ich finde es im Übrigen nur total logisch, dass Robert 'Sully' Sullivan es war, der ihm den Kopf gewaschen hat. Durch Hannah wurde ihm ja klar, was er nicht hatte und somit wollte er verhindern, dass Mitch sein Leben auch (wieder) in die falsche Richtung lenkt.

Das Leben von Jackie wurde auch wieder in die richtige Richtung gerückt und ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, sie wiederzusehen. "Chicago Med" und auch "Chicago Fire" haben leider die dumme Angewohnheit, vor allem Nebencharaktere wieder in der Versenkung verschwinden zu lassen. Ich freue mich aber ehrlich, dass Jackie wieder da ist und sie mit ihren Erfahrungen einer Patientin helfen konnte. Zwar mag ich es eigentlich nicht so, wenn die Fälle und das Personal so involviert werden, allerdings leben wir in einer Zeit, in der es wichtig ist, sich gegenseitig zu helfen und dabei der 'gesellschaftliche' oder auch berufliche Stand die zweite Geige spielen sollte. Ich konnte Tessa in einem Punkt durchaus verstehen, wenn es auch nicht das gewesen sein mag, was sie zu diesen Schritt bewogen hat, aber manchmal die Augen vor der Realität zu schließen, ist in einem gewissen Maß sicherlich nicht falsch. Die Sache ist die, ob man dann wieder einen Weg herausfindet und sich nicht auf die dunkle Seite begibt. Mir hat es gut gefallen, dass Jackie ihre Worte nicht nur an Tessa selbst gerichtet hat, sondern auch an Maggie und Daniel Charles, die ihr vor kurzem selbst aus einer Lebenskrise geholfen haben und auch für Maggie war es wichtig, diese Worte zu hören und die von Daniel. Für mich ist es vollkommen verständlich, dass sie noch ein paar Vorbehalte hatte, denn für sie war es auch nicht leicht, ihre Kollegin so zu erleben und vielleicht selbst noch im Hinterkopf zu haben, ihr könne es vielleicht in ähnlicher Form ergehen. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn wir Jackie von nun an öfters sehen. Vielleicht baut sie ja eine Freundschaft mit Maggie auf. Das fände ich es schön, denn das fehlt mir ein bisschen bei ihr, da es auch kaum noch solche Momente mit Sharon Goodwin gibt.

Bei Sharon glaube ich ohnehin, dass hier noch nicht der absolute Knall gekommen ist. Irgendwie habe ich seit der Todesdrohung den Eindruck, man teasert es an und wartet tatsächlich bis zum Midseason-Finale, dass etwas Schreckliches passieren wird, mit dem wir nicht gerechnet haben und wahrscheinlich, dass wir auch jemanden dadurch kennenlernen, den wir nicht kennen wollen. Bei dem kaputten Bilderrahmen hatte ich erst den leisen Verdacht, Bert Goodwins Ende naht. Auch wenn es hieß, man wolle sich in dieser Staffel nicht darauf konzentrieren, könnte es gut sein, dass es im Off passiert. Ich fand es aber schön, dass der Heizungsmann sein Missgeschick bereinigt hat. Das war ein schöner Moment, der mal wieder gezeigt hat, dass es auf die kleinen Dinge im Leben ankommt. Bei den kleinen Dinge muss ich auch direkt an den Fall von Mitch und John Frost denken. Es ist erschreckend, zu welchen Mitteln und Methoden man greifen muss, um die Medikamente zu bekommen, die man benötigt. Für mich war Madeline Gastern diesmal ziemlich unnötig, weil ich durchaus von Anfang an den Eindruck hatte, Laura fühlt sich nicht bedroht. Es war aber eben auch eine gute Überleitung, John noch ein bisschen näher kennenzulernen. Nachdem letzte Woche herauskam, dass er ein ehemalige Kinderstar ist, dem man auch gleich mal wieder unterstellt, dass er somit keine Geldsorgen haben dürfte, fand ich es einen cleveren Schachzug, das Gegenteil davon zu präsentieren. Mal ehrlich? Wie viele ehemalige Kinderstars in der Medienbranche allgemein gibt es, die darunter gelitten haben, von ihren Eltern ausgenutzt worden zu sein? Mehr als genug. Es wäre durchaus interessant, wenn wir vielleicht auch Bekanntschaft mit Johns Eltern machen würden, sein Verhältnis zu ihnen dürfte wohl nicht das beste sein. Dagegen führen Dean und sein Sohn Sean Archer ja eine Bilderbuchbeziehung. Ich finde es ehrlich gesagt etwas schade, dass es wohl nicht mit Sean weitergeht. Aber angesichts der Ereignisse der letzten Staffel macht sein Neustart in Florida durchaus Sinn. Für mich erscheint es logisch, dass Sean nicht zum Parkdienst zurück will. Wahrscheinlich hat er dadurch den Eindruck, Almosen zu bekommen und das wäre sicherlich auch nicht gerade förderlich für seine Gesundheit. Mir hat der kurze Vater-Sohn-Moment aber wahnsinnig gut gefallen und für mich wurde unterstrichen und hervorgehoben, wie weit die Archers in ihrer Beziehung gekommen sind. Jetzt muss Dean das nur noch mit Margo Collins hinbiegen, denn noch eine gescheiterte Beziehung, die auch noch auf 'Missverständnissen' steht, die brauche ich nicht. Aber war es nicht niedlich, wie sich Dean Rat bei Daniel gesucht hat? Die beiden Männer haben zwar nicht so viele Momente zusammen, in denen ihre Freundschaft zum Tragen kommt, aber wenn, dann sitzen sie.

Fazit

Ich habe bei "Chicago Med" tatsächlich den Eindruck, irgendwas hat sich verändert und das durchaus positiv. Ich kann mich nicht erinnern, diese Serie jemals noch stärker als jetzt empfunden zu haben. Ich freue mich wirklich auf jede neue Episode und dieses freudige Gefühl darf ruhig durch diese inhaltliche Stärke noch lange anhalten.

Daniela S. - myFanbase

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